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Die chaladschische Sprache, auch als Chaladsch oder Khalaj bezeichnet (pers. زبان خلجی; Eigenbezeichnungen Xələc dili oder Qalayce), ist eine im Iran von etwa 40.000 Menschen gesprochene Turksprache, welche den Arghu-Zweig dieser Sprachfamilie bildet.[2]

Chaladschische Sprache

Gesprochen in

Iran
Sprecher 42.100 (2000)[1]
Linguistische
Klassifikation
  • Altaische Sprachen (Existenz als genetische Sprachfamilie umstritten)
    Turksprachen
    Arghu
    Chaladsch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

tut (sonstige Altaische Sprachen)

ISO 639-3

klj

Der ehemals vergebene weitere ISO-639-3-Sprachcode (kjf) für ein indoiranisches Khalaj (deutsch „Chaladsch“) wurde 2019 als „retired“ erklärt.[3]


Einordnung und Verbreitung


Viele der rund 40.000 Sprecher benutzen das Persische als Zweitsprache. Das Chaladschische wird in der arabisch-persischen Schrift geschrieben.

Von den restlichen „gemeintürkischen“ Sprachen weicht das Chaladsch am stärksten ab. Es ist – nach der heute weitgehend akzeptierten Auffassung Gerhard Doerfers – der einzige noch existente Vertreter des Arghu-Zweiges der Turksprachen, der ebenfalls früh isoliert wurde und dann im Laufe des 13. Jahrhunderts in der zentraliranischen Provinz auftritt – umgeben von Sprechern des Persischen. (Es ist also nicht näher mit dem Aserbaidschanischen verwandt, wie es in Ethnologue von 2005 klassifiziert wurde. Heute ist dieser Fehler dort berichtigt[1].)

Heute wird Chaladsch von etwa 42.000 Menschen in den iranischen Provinzen Ghom und Markazi gesprochen und ist nach linguistischen Gesichtspunkten eine der interessantesten Turksprachen im Iran. Die frühe Isolation von anderen Turksprachen und die starke Beeinflussung durch das Persische haben einerseits archaische Merkmale erhalten (z. B. ein Vokalsystem mit drei Quantitäten kurz-mittellang-lang, nicht vollzogene Verschiebung von /d/ zu /j/ sowie Beibehaltung des anlautenden /h-/ und des altturkischen Dativsuffixes /-ka/: chalad. häv.kä – türk. ev.e – „für das Haus“), andererseits zu verbreiteten Iranismen in Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon (sogar bei einigen Zahlwörtern) geführt.


Lautsystem



Konsonanten


Konsonanten
  Labial Alveolar Palatal oder
Postalveolar
Velar Uvular Glottal
Plosive und
Affrikata
pb td ʧʤ kɡ qɢ   
Frikative fv sz ʃʒ xɣ    h 
Nasale m n    ŋ      
Flaps/Taps    ɾ            
Laterale    l            
Approximanten      j         

Vokale


Durch seine frühe Isolation (s. o.) hat das Chaladschische den Archaismus der drei Vokalquantitäten bewahren können. Vokale können in langer ((/qn/ „Blut“)), halblanger (/bʃ/ „Kopf“) und in kurzer (/hat/ „Pferd“) Länge auftreten. Des Weiteren werden einige Vokale als fallende Diphthonge realisiert, wie in /quo̯l/ „Arm, Ärmel“.

Vokale
  vorne hinten
ungerundet gerundet ungerundet gerundet
geschlossen i y   u
fast geschlossen        
halbgeschlossen       o
mittel      
halboffen   œ    
fast offen æ    
offen a      

Grammatik



Morphologie



Substantive

Das Chaladschische kennt sieben Fälle und, ähnlich anderen Turksprachen, zusätzliche Affixe, die Plural oder Besitz anzeigen. Um dies zu veranschaulichen, sind im Folgenden die grundlegenden Fallendungen aufgeführt:

FallSuffixWirkung
Nominativ-„NOMEN“
Dativ-A, -KA„dem NOMEN“
Akkusativ-I, -NI„das NOMEN“ (direktes Objekt)
Lokativ-čA„im NOMEN“
Ablativ-dA„vom NOMEN“
Instrumentalis-lAn, -lA, -nA„durch das NOMEN“
Äquativ-vāra„wie das NOMEN“

Die unterschiedliche Erscheinung der Suffixe hängt mit der chaladschischen Vokalharmonie und dem vorhergehenden Konsonanten in Zusammenhang.


Verben

Chaladschische Verben werden, wie die Substantive, mittels Suffixen flektiert, um Diathese, Negation, Tempus und Aspekt (Linguistik) anzuzeigen, wobei die Morpheme der folgenden Ordnung nachgehen:

Stamm + Diathese + Negation + Tempus/Aspekt + Zustimmung

Syntax


Die chaladschische Sprache bedient sich der sogenannten Subjekt-Objekt-Verb-Stellung.


Wortschatz


Das Kernlexikon des Chaladschischen ist turkischer Herkunft, aber aufgrund der Abgeschiedenheit von den anderen Turksprachen und sicher nicht zuletzt auch deswegen, weil viele der Sprecher Persisch als Zweitsprache beherrschen, lassen sich viele persische Lehnwörter in dieser Sprache finden. Ein Beispiel wären die Zahlwörter für 80 und 90, die in turkischstämmiger und als persische Lehnwörter im Wortschatz enthalten sind:

80: /saʲ.san/ (turkisch) vs. /haʃ.taˑd/ (persisch)
90: /toqx.san/ (turkisch) vs. /na.vad/ (persisch)

Auch das Aserbaidschanische hat seine Spuren im Wortschatz hinterlassen.


Literatur



Einzelnachweise


  1. Chaladschisch bei Ethnologue
  2. Frawley, William J. (2003). International Encyclopedia of Linguistics. Volume 3. Oxford University Press. ISBN 0195139771.
  3. Change Request Number: 2019-026.

На других языках


- [de] Chaladschische Sprache

[en] Khalaj language

Khalaj is a Turkic language spoken in Iran. Although it contains many old Turkic elements, it has become widely Persianized.[6][7] In 1978, it was spoken by around 20,000 people in 50 villages southwest of Tehran,[3] but the number of speakers has since dropped to about 19,000.[1] Khalaj has about 150 words of uncertain origin.[8]

[fr] Khalaj

Le khalaj, khaladj ou arghu, est une langue turque parlée en Iran, à 200 kilomètres au Sud-Ouest de Téhéran, dans 48 villages[1].

[ru] Халаджский язык

Халаджский язык — тюркский язык, язык халаджей. Распространён преимущественно в Иране и Афганистане. Число носителей по состоянию на 2000 год составляет около 42000. В ISO 639-3 отмечань как халаджский язык»[1].



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