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Kistane (Eigenbezeichnung: Kəstane, auch als Soddo bekannt) ist eine Sprache der Gurage und wird von 250.000 bis 300.000 Menschen im südöstlichen Äthiopien gesprochen. Sie gehört zur Unterfamilie der nördlichen Gurage-Sprachen und ist damit eine südäthiopische semitische Sprache. Kistane wurde ehemals in verschiedenen Quellen nach einem seiner Dialekte auch als Aymälläl bezeichnet.

Kistane (Kəstane, andere Bezeichnungen: Soddo, Soddo Gurage, North Gurage, Kestane)

Gesprochen in

Äthiopien
Sprecher ca. 250.000
Linguistische
Klassifikation
  • Afroasiatische Sprachen
    Semitische Sprachen
    Südwestsemistische Sprachen
    Äthiosemitische Sprachen
    Südäthiosemitische Sprachen
    Kistane (Sprache)
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

sem (sonstige semitische Sprachen)

ISO 639-3

gru


Grammatik



Nomen


Wie in den meisten äthiopischen Sprachen werden Attribute den Substantiven vorangestellt.

Der bestimmte Artikel -i wird als Suffix an das Nomen angehängt. Z. B. goš „Junge“ > goš-i: „der Junge“; ätit: „Schwester“ > ätiti: „die Schwester“; bayyočč: „Kinder“ > bayyočč-i: „die Kinder“. Endet das Nomen auf -a oder , entfällt in der Regel dieser Vokal, wenn das Suffix -i angefügt wird. Z. B. angačča: „Katze“ > angačč-i: „die Katze“. Ein auf -i endendes Nomen bleibt in der Regel unverändert. Z. B. abi: „(der) Vater, Eigentümer“. Bei einem auf -e, -o, -u endenden Nomen wird vor dem Suffix ein y eingefügt. Z. B. ge: „Haus“ > geʸi: „das Haus“; wälläho: „Nachbar“ > wällähoʸi: „der Nachbar“. Ist das Nomen durch ein Attribut erweitert, wird der Artikel nur bei dem ersten Element verwendet. Z. B. maläk’ ge: „großes Haus“ > maläk'-i ge: „das große Haus“; yä-šum-i ge: „das große Haus des Beamten“ (wörtl. „vom-Beamten-das Haus“); yä-mät’t'-i məss: „der Man, der kam“ (wörtl. „welcher-kam-der Mann“.)

Es existiert kein echter unbestimmter Artikel, obwohl Unbestimmtheit durch Voranstellen der Wörter attə oder k’una („eins/irgendein“) ausgedrückt werden kann.

Ein Nomen hat eins der beiden grammatischen Genera Maskulin und Feminin, nach dem sich auch das Verb, das sich auf dieses bezieht, richtet.

Nomen werden als bestimmtes direktes oder indirektes Objekt mit dem Präfix yä- bzw. nä- gekennzeichnet. Z. B. yä-geʸi ažžo: „er sah das Haus“; yä-zämmihʷan abännət: „er gab es seinem Bruder“ (wörtl. „zu-seinem-Bruder er-gab-ihn“). Direkte Objekte können zusätzlich durch an das Verb angehängte Suffixe gekennzeichnet sein. Z. B. yabiddi täšakkunnət: „ich fragte meinen Vater“ (wörtl. „mein-Vater-obj. ich-fragte-ihn“.)

Ein Besitzverhältnis wird durch das Präfix yä- vor dem Nomen angezeigt, wobei der Besitzer dem in Besitz befindlichen Nomen vorausgeht: yä-šum-i ge: „das Haus des Beamten“ (wörtl. „von-Beamten-das Haus“). Steht vor dem in Besitz befindlichen Nomen eine Präposition entfällt das Präfix yä-: babiddi färäz anstatt *bä-yä-abiddi färäz für „auf meines Vaters Pferd“.


Pronomen



Personalpronomen

Deutsch allein Possessivpronomen Suffix
(Nomen, die auf einen Konsonanten enden)
Possessivpronomen Suffix
(Nomen, die auf einen Vokal enden)
ich ädi -əddi -ddi
du (m. sg.) dähä -dä -dä
du (f. sg.) däš -däš -däš
er kʷa -äw, -kʷan -w, -hʷan
sie kʸa -ki -hi
wir əñña -əñña -ñña
ihr (m. pl.) dähəm -dähəm -dähəm
ihr (f. pl.) dähma -dähma -dähma
sie (m. pl.) kənnäm -kənnäm -hənnäm
sie (f. pl.) kənnäma -kənnäm -hənnäm

Ein Besitzverhältnis kann auch durch Voranstellung von yä- vor einem allein stehenden Pronomen angezeigt werden, z. B.: yädähəm t'əb: „deine Sippe“.

Reflexivpronomen werden durch äras-, gubba-, k’um- vor den Possessivsuffixen gebildet, z. B. ädi äras-əddi mät’afi t’afkunnət: „ich selbst schrieb das Buch“.


Demonstrativpronomen


Proximal: zi: „dieser, diese, dieses“; zini: „dies“. Z. B.: zi məss: „dieser Mann“, zi məšt: „diese Frau“, zi säbočč: „diese Männer“.

Distal: za: „jener, jene, jenes“; zani: „das dort, jenes“. Z. B. tä-za məss goy mät’t’ahi: „ich kam mit jenem Mann“.


Interrogativpronomen


Indefinites Pronomen

kulləm = „alle“ (kann vor oder nach dem Nomen stehen); kulləm-u, bä-mollaw = „ganzer, ganze, ganzes“. yät’oma = „einziger, einzige, einziges“. „Jeder, jede, jedes“ wird durch Verdoppelung des Nomens angezeigt.


Kopula und existentielle Verben


Die Kopula (positiv und negativ) ist im Präsens unregelmäßig:

Deutsch sein nicht sein
ich bin näw(h) ädäbukk
du (m. sg.) bist nähä ädäbəkkä
du (f. sg.) bist näš ädäbəčč
er ist -n, -ən (nach einem Konsonanten) ädäbəll
sie ist na ädäbəlla
wir sind nänä ädäbəllänä
ihr (m. pl.) seid nähəm ädäbəkkəm
ihr (f. pl.) seid nähma ädäbəkkəma
sie (m. pl.) sind näm ädäbəlläm
sie (f. pl.) sind näma ädäbəäma

Beispiel: zämmidi nähä: „du bist mein Bruder“.

Die Vergangenheit („er war“ usw.) wird durch das in der Perfektform regelmäßig konjugierte Verb näbbär ausgedrückt; die verneinte Vergangenheit („er war nicht“ usw.) mit annäbär. Die Zukunft wird mit der Imperfektform von hono gebildet: yəhonu: „er wird sein“ usw. Die verneinte Zukunft wird dementsprechend mit tihon ausgedrückt. Die Kopula im Präsens wird in Nebensätzen mit dem untergeordneten Perfekt von honä gebildet, z. B.: däffär yähonä tädi-goy yalfu: „er, der mutig ist, wird mit mir gehen“.

„Es ist er“ usw. kann durch Anfügen des Elements -tt zwischen Pronomen und Kopula gebildet werden, z. B. kʷa-ttə-n: „es ist er“.

Das Verb „sich befinden“, „existieren“ lautet im Präsens:

Deutsch sich befinden/da sein sich nicht befinden/nicht da sein
ich bin yinähi yellähu
du (m. sg.) bist yinəho yellähä
du (f. sg.) bist yinäšin yelläš
er ist yino yellä
sie ist yinätti yellät
wir sind yinäno yellänä
ihr (m. pl.) seid yinähmun yellähəm
ihr (f. pl.) seid yinähman yellähma
sie (m. pl.) sind yinämun yelləm
sie (f. pl.) sind yinäman yelləma

Wie bei der Kopula, wird hier Vergangenheit und Zukunft mit näbbärä bzw. honä gebildet. In Nebensätzen wird das Präsens mit der Perfektform -allä konjugiert (verneint mit -lellä), z. B.: bämeda yalləmi säbočč araš näm: „die Leute, die sich auf dem Feld befinden, sind Bauern“.

Das ein Besitzverhältnis ausdrückende Verb („er hat“ usw.) wird mit dem Verb yino „es ist“ (in der mit dem sich him Besitzverhältnis befindlichen Objekt korrespondierenden Form) und den entsprechenden Possessivsuffixen am Objekt kombiniert (z. B. „es ist zu ihm“ usw.)


Verben


Ein Verb kann ein bis vier Konsonanten enthalten oder mit balo: „sagen“ verwendet werden (z. B. bək’k’ balo: „erscheinen“.) Im vorgenannten Fall unterteilt man die Verben in drei „Konjugationen“, je nach den sich unterscheidenden Vokalen und der Bildung des Imperfekt, z. B. bei einem Verb mit drei Konsonanten:

Die abgeleiteten Verbstämme können verschiedene Formen bilden:

Die Zeiten Perfekt (Vergangenheit) und Imperfekt (Nicht-Vergangenheit) haben verschiedene Formen für Haupt- und Nebensätze sowie positiv und negative Aussagen. Weitere Formen sind Jussiv (Wunschform), Imperativ (Befehlsform) sowie Impersonal.


Konjugation


Perfekt

Deutsch Hauptsatz Nebensatz Relativsatz untergeordnet mit -m
ich maß säffär-ki säffär-kʷ yä-säffär-k-i säffär-kum
du (m. sg.) maß(e)st säffär-ko säffär-kä yä-säffär-k-i säffär-käm
du (f. sg.) maß(e)st säffär-šin säffär-š yä-säffär-š-i säffär-šəm
er maß säffär-o säffär-ä yä-säffär-i säffär-äm
sie maß säffär-ätti säffär-ät yä-säffär-ätt-i säffär-ättəm
wir maßen säffär-no säffär-nä yä-säffär-n-i säffär-näm
ihr (m. pl.) maßt säffär-əmun säffär-kəmu yä-säffär-kəm-i säffär-kəmum
ihr (f. pl.) maßt säffär-kəman säffär-kəma yä-säffär-kəma-yi säffär-kəmam
sie (m. pl.) maßen säffär-mun säffär-m yä-säffär-m-i säffär-mum
sie (f. pl.) maßen säffär-man säffär-ma yä-säffär-ma-yi säffär-mam

Die Form auf -m wird in Nebensätzen verwendet, um Verben in übergeordnete Satzteile einzubinden (vgl. die Endung -te im Japanischen). Sie kann mit „und“ übersetzt werden, als Gerundium oder Resultativ. Die Perfektform auf -m gefolgt von näbbär bilden das Plusquamperfekt.

Die verneinte Form des Perfekt wird mit der Vorsilbe al- und einer Änderung des Vokals gebildet. Für vorstehende Konjugationstabelle lauten die entsprechenden Formen al-säfärä, al-täkkälä und al-č'afärä.

Beispiele: ge aräššo: „er baute ein Haus“; banätäw k'ən awänna-m bämida tonnaw: „Butter auf seinen Kopf gelegt habend saß er draußen“.


Imperfekt

Deutsch Hauptsatz Nebensatz
ich schreite voran äbädru äbädər
du (m. sg.) schreitest voran təbädru təbädər
du (f. sg.) schreitest voran təbädri təbʸedər
her schreitet voran yəbädru yəbädər
sie schreitet voran təbädri təbädər
wir schreiten voran (ən)nəbädru (ən)nəbädər
ihr (m. pl.) schreitet voran təbädrəmun təbädrəm
ihr (f. pl.) schreitet voran təbädrəman təbädrəma
sie (m. pl.) schreiten voran yəbädrəmun yəbädrəm
sie (f. pl.) schreiten voran yəbädrəman yəbädrəma

Wie im Perfekt werden die untergeordneten Formen das Suffix -m erhalten, um eine Reihe von Handlungen anzuzeigen. Dieses kann mit näbbär kombiniert werden, um eine gewohnheitsmäßige Handlung in der Vergangenheit auszudrücken.

Beispiele: ahoññ gäbäya nalfu: „heute warden wir zum Markt gehen“; yəgädəl məss: „der Mann, der tötet“; mas tənäsa-m yibara wawt’a tək’ärsi: „sie nimmt die Matten und beginnt den Mist zu entfernen“.

Ein hinzugefügtes -ən ändert die Bedeutung nicht wesentlich.

Deutsch verneinter Hauptsatz verneiter Nebensatz
ich beginne nicht täk’ärs annək’ärs
du (m. sg.) beginnst nicht təttək’ärs attək’ärs
du (f. sg.) beginnst nicht təttək’erš attək’erš
er beginnt nicht tik’ärs ayk’ärs
sie beginnt nicht təttək’ärs attək’ärs
wir beginnen nicht tənnək’ärs annək’ärs
ihr (m. pl.) beginnt nicht təttək’ärsəm attək’ärsəm
ihr (f. pl.) beginnt nicht təttək’ärsəma attək’ärsəma
sie (m. pl.) beginnen nicht tik’ärsəm ayk’ärsəm
sie (f. pl.) beginnen nicht tik’ärsəma ayk’ärsəma

Beispiele: ahoññ yəmät’a timäsəl: „es scheint nicht so, dass er heute kommen wird“; ädahʷan t-aykäfəl alläfo: „er ging ohne seine Schulden zu bezahlen“.


Jussiv und Imperativ

Person Konjugation A Konjugation B Konjugation C
1. sg. näsfər näšäkkət nägalb
2. m. sg. səfär šäkkət galb
2. f. sg. səfer šäkkič galʸib
3. m. sg. yesfər, yäsfər yešäkkət yegalb
3. f. sg. tesfər tešäkkət tegalb
1. pl. (ən)nəsfär nəšäkkət nəgalb
2. m. pl. səfärəm šäkkətəm galbəm
2. f. pl. səfärma šäkkətma galbəma
3. m. pl. yesfərəm yešäkkətəm yegalbəm
3. f. pl. yesfərma yešäkkətma yegalbəma

Diese Formen warden mit dem Präfix ay- verneint: ayəsfär, ayšäkkət, aygalb. Die Formen in der 2. Person warden entsprechend angepasst: attəsfär, attəsfer, attəsfärəm, attəsfärma.

Beispiel: yä-wäzälawan-hom yewsəd: „lass ihn nehmen entsprechend seiner Arbeit“; yäsäb waga attəlgäd: „fasse jemandes Eigentum nicht an“; ärəf-əm tona: „sei ruhig und setze dich“.


Literatur





На других языках


- [de] Kistane (Sprache)

[en] Soddo language

Soddo (autonym kəstane "Christian"; formerly called Aymälläl in Western sources, after a particular dialect of it) is a Gurage language spoken by a quarter million people in southeastern Ethiopia. It is an Ethiopian Semitic language of the Northern Gurage subfamily. Its native speakers, the Soddo Gurage people (Kistane), live predominantly in the Soddo district of the Gurage Zone.[citation needed]



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