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Sathmarschwäbisch (Eigenbezeichnung: Schwǫbisch,[1] rumänisch: Șvaba sătmăreană, ungarisch: szatmári sváb) ist die Mundart der zu den Donauschwaben zählenden Sathmarer Schwaben. Sie wird im Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben im Sathmarer Gebiet (um Großkarol/Carei und Sathmar/Satu Mare)[2] sowie in den Kreisen Bihor, Sălaj und Maramureș im Nordwesten Rumäniens und in den drei Gemeinden Wallei (Vállaj), Merken (Mérk) und Saiten (Zajta) im Nordosten Ungarns gesprochen. Sie gehört zu den Schwäbisch-Alemannischen Dialekten und ähnelt dem Oberschwäbischen Dialekt aus der Region um Biberach und Ravensburg.[3] Die größte Ähnlichkeit mit dem Sathmarschwäbischen hat die Schwäbische Mundart aus Bad Schussenried bzw. dessen südöstlicher Ortschaft Otterswang.[4]

Sathmarschwäbisch

Gesprochen in

Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben:
Rumänien (Kreise Satu Mare, Bihor, Sălaj und Maramureș)
Ungarn (Gemeinden Vállaj, Mérk und Zajta)
Sprecher ca. 200[1]
Linguistische
Klassifikation

Sathmarschwäbisch wird heute nur noch von der älteren Generation gesprochen und im Alltag zunehmend von der ungarischen und der rumänischen Sprache verdrängt. Die Mundart gilt daher als unmittelbar gefährdet und könnte in Kürze aussterben.[1][5]

Verteilungskarte mit Bevölkerungsanteil der Rumäniendeutschen (Volkszählung 2011). Die orange und gelb eingefärbten Felder im Nordwesten Rumäniens gehören zum Sathmarschwäbischen Sprachgebiet.
Verteilungskarte mit Bevölkerungsanteil der Rumäniendeutschen (Volkszählung 2011). Die orange und gelb eingefärbten Felder im Nordwesten Rumäniens gehören zum Sathmarschwäbischen Sprachgebiet.

Entstehung


Die Sathmarer Schwaben sind Nachfahren der im 18. Jahrhundert hauptsächlich aus Oberschwaben eingewanderten Bauern. In den Jahren 1712 bis 1815 warben Graf Alexander Károlyi und seine Nachfahren Kolonisten aus dem Königreich Württemberg an. Viele Auswanderer stammten aus den heutigen Landkreisen Ravensburg und Biberach.[6]


Regionale Unterschiede


Das Gebiet um Sathmar und Großkarol ist fast einheitlich oberschwäbisch geprägt. Dennoch gibt es in Kriegsdorf (Hodod) einen alemannischen Dialekt, der dem in Saderlach (Zădăreni) im Banat ähnelt, wohingegen in Neupalota ein pfälzisch-moselfränkischer Dialekt gesprochen wird, der dem Banaterschwäbischen[Anm. 1] ähnelt. In Großtarna (Tarna Mare) und Batartsch (Bătarci) wird ein bairisch-österreichischer Dialekt gesprochen, der mit dem der Zipser in Oberwischau (Vișeu de Sus) verwandt ist.[7]

Des Weiteren gibt es von Ortschaft zu Ortschaft Unterschiede in der Aussprache einiger Wörter:[4]

Auge Krähe Taschentuch
Schandern Aage Graa Schnupftiachle
Sukunden Auge Grej Halstiachle

Charakteristika


Das Sathmarschwäbische weist primär die Merkmale des Schwäbischen auf, ergänzt durch einige Besonderheiten: Auffallende primäre Laut- und Formenerscheinungen des Schwäbischen wurden häufig durch Mundartmerkmale der fränkischen oder bairischen Siedler ersetzt.[2]

Kennzeichnend für alle Dialekte des Sathmarschwäbischen sind folgende Merkmale:


Vergleiche mit Schwäbisch und Hochdeutsch


Sathmarschwäbisch Schwäbisch Hochdeutsch
i i ich
du du du
mir mir wir
it ned nicht
vie vil viel
Wei Woi Wein
Wurscht Wurschd Wurst
kenne könna können
sage saga sagen

Einflüsse aus anderen Sprachen


Der Einfluss des Ungarischen auf die Sathmarschwäbische Mundart um Großkarol und der rumänischen Sprache vor allem in Erdeed, Sukunden, Unterhamroth und Burlescht beschränkt sich vorwiegend auf einige wenige Lehnwörter der Amts-, Handels- und der technischen Sprache sowie auf das Namengut. Ansonsten blieb die Mundart der Sathmarer Schwaben im Vergleich zum Oberschwäbischen, das vor allem unter dem Einfluss der Schule vom Hochdeutschen verdrängt wurde, fast unberührt.[4]

Wörter, die aus anderen Sprachen entlehnt wurden:


Rumänisch


Sathmarschwäbisch Rumänisch Deutsch
Temitz temniță Kerker

Ungarisch


Sathmarschwäbisch Ungarisch Deutsch
Batsche bácsi Onkel
Garille kerülő Umweg
Kontsche kancsó Krug
Pokroz pokróc Decke
Weder vödör Eimer

Sprachbeispiel


Sathmarschwäbisch Hochdeutsch

Mr winschet eich en goldene Tisch,
A alle vier Ecke en brotene Fisch,
Z’mitlede nei en rotkiahle Wei,
Daß dr Vetter und Bäs kann luschtieg sei.

Wir wünschen euch einen goldenen Tisch,
An allen vier Ecken einen gebratenen Fisch,
In der Mitte einen gekühlten roten Wein,
Damit der Vetter und die Base[Anm. 2] lustig sind.


Siehe auch





Anmerkungen


  1. Banatschwäbisch ist im Gegensatz zu Sathmarschwäbisch keine schwäbische, sondern eine dem Pfälzischen und Saarländischen nahe Mundart.
  2. Im Hochdeutschen auch der Cousin und die Cousine

Einzelnachweise


  1. Sathmar Swabian. In: Austrian Academy of Sciences. Abgerufen am 31. Juli 2021 (englisch).
  2. Hans Gehl: Die sathmarschwäbischen Dialekte und ihre Sprachträger. In: Diakronia.ro. Institutul de Filologie Română „A. Philippide“, abgerufen am 31. Juli 2021.
  3. Klarisza Koroknai, Anetta-Stefania Szakaszti Nationalkolleg Kölcsey Ferenc Sathmar: Sathmarer Schwaben: An allen vier Ecken einen gebratenen Fisch. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 31. Juli 2021]).
  4. Helmut Berner: Die Mundart der Sathmarer Schwaben nebst einigen ihrer Besonderheiten. 24. September 2015, abgerufen am 31. Juli 2021.
  5. Csilla-Anna Szabó: Sprachkontaktphänomene im sathmarschwäbischen Dorf Petrifeld. In: Diacronia.ro. Mirton Verlag, abgerufen am 1. August 2021.
  6. Landratsamt Ravensburg: Die Sathmarer Schwaben – Wechselvolles Schicksal deutscher Siedler im Nordwesten Rumäniens (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive) vom 17. Oktober 2010, abgerufen am 20. Mai 2010
  7. Sathmarer Schwaben – Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher. Abgerufen am 31. Juli 2021 (deutsch).



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