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Die venetische Sprache war in der Antike bei den Venetern hauptsächlich im Hinterland der nördlichen Adria-Region in Gebrauch.

Venetisch (†)
Zeitraum bis 1. Jahrhundert v. Chr.

Ehemals gesprochen in

Venetien, Friaul-Julisch Venetien
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanische Sprachen
    Italische Sprachen
    Venetisch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ine (sonstige Indogermanische Sprachen)

ISO 639-3

xve

Sprachgebiete im Italien des 6. Jahrhunderts v. Chr.
Sprachgebiete im Italien des 6. Jahrhunderts v. Chr.

Überliefert ist das Venetische durch ca. 400 Inschriften, meist auf Stein- und Bronzegegenständen sowie auf Ton- und Bronzegefäßen (Situlen) aus der Zeit vom Ende des 7. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr.[1] Geschrieben wurde es in mehreren eigenständigen Varianten des etruskischen Alphabets – am wichtigsten sind die venetischen Alphabete von Este und Padua – und schließlich im Zuge der Romanisierung auch im lateinischen Alphabet. Das Verbreitungsgebiet der Inschriften reicht vom östlichen Norditalien zwischen den Flüssen Po und Etsch (bedeutendste Fundorte Este = latein. Ateste mit über 120 Inschriften, oberes Tal des Piave (Cadore) mit 66 Inschriften und Padova = latein. Padua mit 23 Inschriften) bis nach Slowenien (Istrien,[2] hauptsächlich Flussgebiete des [italien.] Isonzo und [slowen.] der Soca, aber wohl auch auf Helm B von Ženjak-Negau) und in das Gailtal in Kärnten / Österreich. Es handelt sich überwiegend um kurze Inschriften auf Votivgegenständen oder im funerären Kontext. Nur eine erst seit 1992 zugängliche Inschrift auf einer zu einer Beinschiene umgearbeiteten Bronzetafel umfasst etwa 40 Wörter, die aber größtenteils bislang noch nicht gedeutet sind. Hans Kuhn brachte das Venetische als die Sprache eines Nordwestblockes ins Gespräch.

Linguisten, die venetische Inschriften bearbeitet oder ausgewertet haben, sind u. a. Giovan Battista Pellegrini, Aldo Luigi Prosdocimi, Michel Lejeune, Anna Marinetti, Franco Crevatin, Jürgen Untermann und Helmut Rix.

Ob das Venetische einen eigenständigen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie darstellt oder besser mit dem Sabellischen und Latino-Faliskischen zu einer „italischen“ Unterfamilie des Indogermanischen zusammenzufassen ist (so Pierre Grimal), wird kontrovers diskutiert.

Einige interessante Parallelen zeigt das Venetische auch mit den germanischen Sprachen, z. B. in Pronominalformen:

venetisch: ego, Akkusativ mego
gotisch: ik, mik
deutsch: ich, mich
(lateinisch: ego, me)
venetisch: sselboi sselboi
althochdeutsch: selb selbo
deutsch: sich selber
(lateinisch: sibi ipsi)
(Pokorny 1959: 708–709, 882–884)

In der Vergangenheit wurde auch versucht, das Venetische mit dem Illyrischen zu verbinden. Diese Hypothese ist mittlerweile jedoch aufgegeben.

In neuerer Zeit wird das Venetische herangezogen, um Ortsnamen unbekannter Herkunft zu analysieren. Dabei geht es weniger um die ganzheitliche Erklärung von Ortsnamen (dazu ist der bekannte Wortschatz zu gering), als vielmehr um das Vergleichen von Morphemen und Lautfolgen. In Nordtirol gibt es einige Ortsnamen, die das indogermanische O beibehalten haben, welches im Rätischen zu einem U gehoben worden wäre. Hier könnte in der venetischen Sprache eine Antwort zu finden sein.[3][4]


Schrift


Nur die jüngsten venetischen Texte sind in lateinischer Schrift verfasst. Für die anderen Texte wurde das venetische Alphabet benutzt. Dieses wurde im 6. Jahrhundert von einem nordetruskischen Alphabet abgeleitet. Die Lesung einiger Buchstaben ist nicht gesichert und wird unterschiedlich gehandhabt, z. B. donasto oder zonasto.


Punktierung


Bei der venetischen Schrift wurde die etruskische Silbentrennung durch Punkte in eigenartiger Weise umgestaltet. Anlautende Vokale vor Konsonanten, die zweiten Vokale von Diphthongen sowie Konsonanten im Silbenauslaut wurden zwischen zwei Punkte gesetzt. Beispiele: .A.RIINU.S, ŚA.I.NATE.I., DONA.S.TO. Dadurch wurde die Lesbarkeit der ansonsten ohne Worttrenner oder Wortzwischenraum geschriebenen Texte wesentlich erleichtert. Ein Beispiel für einen punktierten Text: MEGODONA.S.TOVO.L.TIIOMNO.S.IIUVA.N.T.S.A.RIIUN.S.ŚA.I.NATE.I.RE.I.TIIA.I lateinisch; me donavit Voltiomnus Iuvantius Ariunios Sainatae Reitiae, deutsch: mich schenkte Voltiomnos Iuvantios der (Göttin) Sainatis Reitia (Ernst Kausen, Seite 430)


Textbeispiele


Inschrift an einem Bronzenagel aus Este (Es 45):

(Prosdocimi und Pellegrini 1967: 149–150)

Inschrift an einer Situla aus Cadore (Ca 4 Valle):

(Prosdocimi in Pellegrini 1967: 464–468)

Literatur





Anmerkungen


  1. Kathryn Lomas: The Veneti, in: Gary D. Farney, Guy Bradley (Hrsg.): The Peoples of Ancient Italy, Walter de Gruyter, 2017, S. 701–717, hier: S. 711.
  2. Untermann 1978
  3. Diether Schürr: Zur Deutung Nordtiroler Ortsnamen: Tradition und Revision (= Zeitschrift für romanische Philologie. Band 124). 2008, S. 531547.
  4. Diether Schürr: Tiroler Toponyme und das Zeugnis venetischer Inschriften (= Beiträge zur Namenforschung. Band 40). 2005, S. 425451.

На других языках


- [de] Venetische Sprache

[en] Venetic language

Venetic is an extinct Indo-European language, usually classified into the Italic subgroup, that was spoken by the Veneti people in ancient times in northeast Italy (Veneto and Friuli) and part of modern Slovenia, between the Po River delta and the southern fringe of the Alps.[3][1][4]

[es] Idioma venético

El venético es una lengua itálica extinta, usualmente clasificada como una lengua indoeuropea independiente,[1] hablada en la antigüedad en la región italiana del Véneto, entre el delta del río Po y las estribaciones meridionales de los Alpes, así como en partes de la actual Eslovenia.

[it] Lingua venetica

La lingua venetica, da non confondersi con l'attuale lingua veneta, era l'idioma parlato dagli antichi Veneti, popolazione indoeuropea stanziata nell'Italia Nordorientale. Della lingua ci sono pervenute iscrizioni che vanno dal VI secolo a.C. alle soglie dell'età romana, nel II secolo a.C. Esempi isolati sembrano prolungarne l'uso nel culto fino al II secolo d.C.

[ru] Древневенетский язык

Вене́тский язы́к — язык венетов, индоевропейского народа, обитавшего на территории современной северо-восточной Италии (область Венеция) в I тыс. до н. э.



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