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Étienne Dolet (* 3. August 1509 in Orléans; † 3. August 1546 in Paris) war ein französischer Drucker, Verleger, Autor, Übersetzer, Humanist, Latinist und Romanist.[1]

Étienne Dolet
Étienne Dolet

Leben und Werk


Von seiner Geburtsstadt Orléans ging er im Jahre 1521 nach Paris. Dort studierte er u. a. bei Nicolas Bérauld (ca. 1470–ca. 1555), dem Lehrer von Gaspard II. de Coligny. Von Paris führte ihn 1526 sein Weg nach Padua. Seine Lehrer in der nordöstlichen italienischen Stadt waren der Humanist und Altphilologe Marco Musuro und der docteur en théologie Simon de Villanova.[2][3]

Mit letzterem war er freundschaftlich verbunden. Nach dessen frühem Tod im Jahre 1530 wurde er Sekretär des Bischofs von Limoges Jean de Langeac († 1541), der sich als Botschafter in der Republik Venedig aufhielt. Sodann lebte Dolet für längere Zeit in Venedig. Hier hörte er Vorlesungen von Giovanni Battista Egnazio[4] (1478–1553).

Ab dem Jahre 1532 ging er nach Toulouse, wo er die Jurisprudenz studierte. In seiner Eigenschaft als Sprecher der französischsprachigen Studenten hielt er zwei Brandreden gegen die „barbarische“ Stadt Toulouse, musste fliehen und ließ sich ab dem 31. August 1534 in der für ihn toleranteren Stadt Lyon nieder.

Als Dolet am Samstag den 1. Januar 1536 den Maler Guillaume Compaing im Streit oder Notwehr tötete, wurde er zunächst in Haft genommen, aber auf Einwirken von Franz I. wieder auf freien Fuß gesetzt.

Im Jahre 1538 heiratete er die geborene Louise Giraud, mit der er einen Sohn Claude Dolet hatte.[5]

In Lyon publizierte er eigene Werke, zuerst bei Sebastian Gryphius, dann im eigenen Verlag. Von Gryphius lernte er auch das Druckerhandwerk.[6] Die anfängliche Unterstützung durch den König erwirkte ihm 1538 eine Druckerlaubnis für zehn Jahre, die er erfolgreich nutzte. Er druckte Werke von Clément Marot, von dem mit ihm befreundeten Rabelais und von anderen Autoren, sowie zahlreiche Werke aus dem griechischen und römischen Altertum und aus der Medizin. Ausgerechnet die von ihm verlegte religiöse Literatur führte im Juli 1542 zu seiner Verurteilung durch die Inquisition. Der Todesstrafe entging er nur durch königliche Begnadigung von Franz I.

Am 13. Oktober 1543 kam er in Paris wieder frei, änderte aber nichts an seinen für bestimmte gesellschaftliche Kreise provozierendem Eintreten für „Gedankenfreiheit“ und eine von den Lehren der Kirche unabhängige Weltanschauung.

Der neuerlichen Gefangensetzung am 6. Januar 1544 entzog er sich durch Flucht. Im Exil schrieb er zu seiner Verteidigung das Werk Le Second Enfer (Die zweite Hölle). Bei seiner unvorsichtigen Rückkehr nach Frankreich wurde er am 7. September 1544 aufs Neue eingekerkert und nach knapp zweijähriger Gefangenschaft – inzwischen verlor er die königliche Unterstützung – an seinem 37. Geburtstag auf dem Pariser Platz Maubert erdrosselt und verbrannt.[7]

De re navali, Lyon, 1537
De re navali, Lyon, 1537

Zeitgenössische Bewertungen


Die bedeutende Biographie des Engländers Richard Copley Christie, die 1886 auch auf Französisch erschien, führte im Klima der Dritten Französischen Republik zu einer Rehabilitation Dolets als Vorreiter des aufgeklärten Laientums und Freidenkertums. 1889 wurde ihm auf dem Platz Maubert, Place Maubert eine Bronzestatue errichtet, 1942 jedoch eingeschmolzen und nie wieder aufgestellt.

Die „Association laïque lyonnaise des Amis d’Étienne Dolet“ (um Marcel Picquier) nimmt sich in besonderer Weise seines Gedächtnisses an und gibt auch ein Bulletin heraus. Das „Institut Etienne Dolet“ ist in Lausanne ein Weiterbildungsinstitut für Übersetzer.

In zahlreichen französischen Städten tragen Straßen den Namen Dolets.


Werke



Moderne Ausgaben



Weitere Werke



Literatur


(in zeitlich absteigender Reihenfolge der Ausgaben bis 1900)



Commons: Étienne Dolet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Marcel Picquier: Étienne Dolet, 1509–1546, imprimeur humaniste mort sur le bûcher, nouvelle édition revue et augmentée. Association laïque lyonnaise des Amis d’Étienne Dolet, Lyon 2009.
  2. Alexander Chalmers (Hrsg.): The General Biographical Dictionary. London 1813, S. 205
  3. Patrik Mähling: Orientierung für das Leben: kirchliche Bildung und Politik in Spätmittelalter, Reformation und Neuzeit; Festschrift für Manfred Schulze zum 65. Geburtstag. LIT Verlag, Münster 2010, ISBN 3-6431-0092-2, S. 152 f.
  4. auch als Giovanni Battista Cipelli bekannt
  5. Kurze Biographie in französischer Sprache von Pierre Bertrand, extraits, in « Vie et œuvres d’Étienne Dolet » 2002, online
  6. Patrik Mähling: Orientierung für das Leben: kirchliche Bildung und Politik in Spätmittelalter, Reformation und Neuzeit ; Festschrift für Manfred Schulze zum 65. Geburtstag. LIT Verlag, Münster 2010, ISBN 3-6431-0092-2, S. 152 f.
  7. Etienne Dolet (1509–1546) : l’encre et le feu. EXPOSITION du 12 novembre 2009 au 02 janvier 2010, Ausstellung in der Bibliothèque municipale de Lyon
Personendaten
NAME Dolet, Étienne
ALTERNATIVNAMEN Doletus, Etienne; Dolet, Estienne; Doletus, Stephanus
KURZBESCHREIBUNG französischer Drucker, Verleger, Autor, Übersetzer, Humanist, Latinist und Romanist
GEBURTSDATUM 3. August 1509
GEBURTSORT Orléans
STERBEDATUM 3. August 1546
STERBEORT Paris

На других языках


- [de] Étienne Dolet

[en] Étienne Dolet

Étienne Dolet (French: [etjɛn dɔlɛ]; 3 August 1509 – 3 August 1546) was a French scholar, translator and printer. Dolet was a controversial figure throughout his lifetime. His early attacks upon the Inquisition, the city council and other authorities in Toulouse, together with his later publications in Lyon treating of theological subjects, roused the French Inquisition to monitor his activities closely. After being imprisoned several times, he was eventually convicted of heresy, strangled and burned with his books due to the combined efforts of the parlement of Paris, the Inquisition, and the theological faculty of the Sorbonne.

[fr] Étienne Dolet

Étienne Dolet, né le 3 août 1509 à Orléans et mort le 3 août 1546 à Paris, est un écrivain, poète, imprimeur, humaniste et philosophe français.

[ru] Доле, Этьен

Этьен Доле́ (фр. Etienne Dolet; 3 августа 1509, Орлеан — 3 августа 1546, Париж) — французский писатель, поэт, издатель, гуманист и филолог.



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