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Adolf Hepner (* 24. November 1846 in Schmiegel (Posen); † 26. April 1923 in München) war ein deutscher Sozialdemokrat (SPD), Verleger, Journalist und Mitangeklagter im Leipziger Hochverratsprozess. Er verwendete auch das Pseudonym A. Ephren.

Adolf Hepner (Fotografie etwa Mitte der 1870er Jahre)
Adolf Hepner (Fotografie etwa Mitte der 1870er Jahre)

Jugend


Hepner stammte aus einer gutbürgerlichen jüdischen Familie: Sein Vater war Bäckermeister. Er besuchte die Elementarschule in Schmiegel, ab 1859 das Gymnasium in Lissa (Posen). 1863 bis 1866 studierte Hepner am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau, einem Rabbinerseminar. Nachdem er sich von der Theologie abgewandt hatte, machte er 1867 Abitur am Gymnasium in Gnesen. Danach studierte er Philosophie und Nationalökonomie an der Universität Breslau und in Berlin. In Breslau war er als Buchhändler und Verleger tätig.


Politik und Journalismus


Er beschäftigte sich zu dieser Zeit mit den Schriften von Ferdinand Lassalle. Im Sommer 1869 wurde er Mitglied im Demokratischen Arbeiterverein Berlin. Er lernte August Bebel und Wilhelm Liebknecht kennen und wurde bald ihr engster Mitarbeiter. Am Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) 1869 in Eisenach nahm er teil. Er arbeitete journalistisch für das sozialdemokratische Zentralorgan Der Volksstaat und wurde Ende Dezember 1869 in Leipzig zweiter Redakteur dieses Blattes.

Adolf Hepner (2. v. r.), Wilhelm Liebknecht (in der Mitte im Zeugenstand stehend), und August Bebel (1. v. r.) als Angeklagte beim Leipziger Hochverratsprozess[1]
Adolf Hepner (2. v. r.), Wilhelm Liebknecht (in der Mitte im Zeugenstand stehend), und August Bebel (1. v. r.) als Angeklagte beim Leipziger Hochverratsprozess[1]

Mit Bebel und Liebknecht wurde er in seiner Funktion als Redaktionsmitglied von Der Volksstaat verhaftet. Er war so unschuldig wie ein neugeborenes Kind, wie Bebel vermerkte.[2] Im Leipziger Hochverratsprozess vom 11. bis 26. März 1872 wurde er mit Bebel und Liebknecht angeklagt, er in seiner Funktion als Redakteur von Der Volksstaat. Er wurde als einziger freigesprochen.

Trotz Verbots des Leipziger Polizeidirektors Rüder,[3] den Internationalen Arbeiterkongress der Internationalen Arbeiterassoziation im September 1872 im Haag zu besuchen (mit der Androhung von vier Wochen Gefängnis bei Zuwiderhandlung[4]), nahm Hepner als Delegierter mit einem Mandat der Sektion Regensburg an diesem Kongress teil.[5] Hier lernte er Karl Marx, Friedrich Engels und auch Josef Dietzgen persönlich kennen. In seiner Rede im Haag am 6. September 1872 führte er u. a. aus: „nicht allein ‚Nieder mit Napoleon!‘, sondern auch ‚Nieder mit Bismarck!‘ Wir deutschen Arbeiter wenigstens sind davon überzeugt, daß die Kommune größtenteils durch den Mangel an Autorität gefallen ist!“[6] Später musste er ins Gefängnis. Der Polizeipräsident hatte es auf Hepner besonders abgesehen, weil dieser ihn persönlich angegriffen hatte.[7] Hepner wurde im Frühjahr 1873 aus Leipzig ausgewiesen. Er wollte sich in der Umgebung von Leipzig aufhalten, wurde aber aus den einzelnen Bezirken nacheinander von Rüder in Leipzig vertrieben, bis er Sachsen verlassen musste. Da Hepner wegen Preßvergehens bestraft war, konnte er für ein Jahr, wie jeder andere Verurteilte in Sachsen, aus seinem Wohnort ausgewiesen werden.

Dazu kamen Konflikte mit dem Parteiausschuss und hier insbesondere mit Theodor Yorck. Bebel bezeichnete Hepner und Yorck als verbissene Gegner.[8] So schied Hepner 1873 aus der Redaktion von Der Volksstaat aus.

Hepner zog wieder nach Breslau und gründete den Verlag ‚A. Hepner's Breslau.‘ Dieser Verlag brachte überwiegend religiöse jüdische Literatur heraus.

1882 wanderte er aufgrund der Repressionsmaßnahmen gegen die Sozialdemokratie durch das Sozialistengesetz wie viele seiner Genossen in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. 1886 zog er nach St. Louis. Dort redigierte er von 1888 bis 1898 das St. Louis Tageblatt,[9] eine Zeitung, die von verschiedenen deutschsprachigen Gewerkschaften unterstützt wurde. Nachdem das Tageblatt eingestellt wurde, schrieb er für die Westliche Post St. Louis.[10] Während seiner Zeit in den USA war er auch schriftstellerisch und als sozialistischer Journalist tätig. Hervorzuheben ist sein Buch „Die Ikarier in Nordamerika“, in dem er sich mit den Ideen von Charles Fourier auf der Grundlage von Friedrich Engels' Anti-Dühring beschäftigt.

1908 kehrte er nach Deutschland zurück. Hepner schrieb zahlreiche Artikel für Die Neue Zeit, die Sozialistischen Monatshefte, den österreichischen „Der Kampf“ u. a. Für „Die Neue Zeit“ schrieb er z. B. „Chicagoer Weltausstellungs-Brief“ oder „Schopenhauer über den Tod. Gemessen an der Lebensphilosophie des Sozialismus“. Für die „Sozialistischen Monatshefte“ : „Das italienische Frauen- und Kinderschutzgesetz“, „Vom Deutschtum in Amerika“ oder „Dynamit und Gewerkschaften in Amerika“. Was ihn bewog, Fishbergs „Die Rassenmerkmale der Juden“ aus dem Englischen zu übersetzen, bleibt mangels Quellen unklar. In dem Buch Josef Dietzgens philosophische Lehren schloss er sich den Interpretationen von dessen Sohn Eugen Dietzgen an.[11] In den folgenden Jahren nahm er einen „mehrheitssozialistischen Standpunkt“ an, wie er in seiner 1920 erschienenen Schrift über die Bayrische Räterepublik schreibt.[12]


Schriften (Auswahl)



„A. Hepner's Verlag Breslau“



Literatur



Anmerkungen / Einzelnachweise


  1. Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, Von den Anfängen der deutschen Arbeiterbewegung bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts. Autorenkollektiv: Walter Ulbricht u. A., Dietz Verlag, Berlin 1966, nach S. 352
  2. August Bebel: Aus meinem Leben. Zweiter Teil., Dietz Verlag, Berlin 1946, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1911, S. 172
  3. ‚Dr. R. Rüder‘ von 1867–1881 Polizeidirektor in Leipzig.
  4. August Bebel nennt in seinen Erinnerungen, Zweiter Teil, S. 242, vier Wochen, Jutta Seidel in Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung vier Monate.
  5. Die I. Internationale in Deutschland. Berlin 1964, S. 673.
  6. Die I. Internationale in Deutschland. Berlin 1964, S. 674–675.
  7. Wilhelm Blos: Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten. 1. Bd. München 1914, S. 146.
  8. August Bebel: Aus meinem Leben. Zweiter Teil. Dietz Verlag, Berlin 1946, S. 243.
  9. Hrsg. von der St. Louis Workingman's Publishing Association vom 30. April 1888 bis Juli 1898.
  10. Diese Zeitung bestand von 1857 bis 1938.
  11. Jasper Schaaf: Josef Dietzgen in der niederländischen Arbeiterbewegung. In: ‚Unser Philosoph‘ Josef Dietzgen. Frankfurt am Main 1980, S. 167.
  12. Nach Jutta Seidel: Hepner, Adolf. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 199.
  13. Anagramm aus Adolf Hepner
  14. List of works relating to the history and condition of the Jews in various countries. New York 1914.
  15. Übersetzung von Bebels Schrift „Unsere Ziele“.
  16. Rezensiert von Max Beer in Die Neue Zeit. 29.1910-1911, 2. Bd.(1911), Heft 35, S. 305–307. Online
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Personendaten
NAME Hepner, Adolf
ALTERNATIVNAMEN Hepner, Adolph; Ephren, A. (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Sozialdemokrat, Verleger und Journalist
GEBURTSDATUM 24. November 1846
GEBURTSORT Schmiegel, Kreis Kosten, Posen
STERBEDATUM 26. April 1923
STERBEORT München

На других языках


- [de] Adolf Hepner

[ru] Гепнер, Адольф

Адольф Гепнер (нем. Adolf Hepner; 24 ноября 1846 (1846-11-24), Смигель, округ Костен, Пруссия — 26 апреля 1923, Мюнхен, Германия) — немецкий журналист, социалист.



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