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Alexis Bétemps (* 26. August 1944 in Saint-Christophe[1]) ist ein italienischer Historiker, Ethnologe, Dialektologe und Politiker.


Leben


Alexis Bétemps stammt aus der Gemeinde Saint-Christophe in der italienischen Region Aostatal. Er absolvierte die Ausbildung zum Lehrer im Istituto magistrale Maria Adelaide in Aosta und studierte anschließend bis 1970 Geschichte, Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik an der Università Commerciale Luigi Bocconi in Mailand und am Institut de Linguistique der Universität von Mons in Belgien. Während seiner Studienzeit arbeitete er regelmäßig als Aushilfslehrer in den Aostataler Gemeinden Verrès und Châtillon.

Seit 1964 trat er als Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften des Aostatals in Erscheinung, so für die Wochenzeitung Peuple Valdôtain, die von der politischen Partei Union Valdôtaine herausgegeben wird, und Le Flambeau, wo besonders die Sprachkultur und Volkskunde der Region Aostatal behandelt wird. Als Mittelschullehrer engagierte er sich früh in der Gewerkschaft Syndicat Autonome Valdôtain des travailleurs und als Sekretär von deren Lehrersektion. Und er unterrichtete am Berufsbildungszentrum in Aosta und an der Volkshochschule des Aostatals.

1979 wurde Alexis Bétemps zum Präsidenten des Centre d’études francoprovençales «René Willien»in der Gemeinde Saint-Nicolas gewählt. Dieses im Jahr 1967 von Fotografen, Schriftsteller und Sprachaktivisten René Willien (1916–1979) und dem Schweizer Linguisten Ernest Schüle (1912–1989) gegründete Institut setzt sich für die Pflege und Erhaltung des valdostanischen Dialekts der Frankoprovenzalischen Sprache und für die sprachwissenschaftliche Forschung zum gesamten frankoprovenzalischen Sprachraum ein, der auch weite Teile der Westschweiz und Südostfrankreichs umfasst. Zum Zentrum gehört das Museum Cerlogne, das zum Gedächtnis an den Dichter und Pionier der valdostanischen Sprachforschung Jean-Baptiste Cerlogne (1826–1910) eingerichtet worden ist. Und es organisiert den Dichterwettstreit Concours Cerlogne für Werke in Frankoprovenzalisch[2] Seit seiner dreißigjährigen Tätigkeit für das Forschungszentrum «René Willien» ist Bétemps ein international anerkannter und gut vernetzter Fachmann für romanische Dialektologie und alpine Volkskunde. 1980 wurde er zum Präsidenten des damals neu gegründeten Tonarchivs der Associazione Valdostana degli Archivi Sonori AVAS gewählt; dieses Projekt geht auf eine Anregung des französischen Dialektologen Gaston Tuaillon (1923–2011), der an der Universität Grenoble lehrte, zurück und wurde durch Bétemps Vermittlung von der Volkskundevereinigung des Aostatals ins Leben gerufen. Das Archiv sammelt audiovisuelle Quellen der im Aostatal traditionell gesprochenen Sprachen, die bei der Modernisierung aller Lebensbereiche in ihrer Existenz bedroht sind. Die aufgenommenen Gespräche, strukturiert als ethnotextes und Zeugnisse lebendiger Traditionen, vermitteln ein Bild der ehemaligen ländlichen Volkskultur der Bergtäler Nordwestitaliens. Das Archiv sammelte zudem frühere Tonaufnahmen, so die Quellen des Aostataler Französischen von Jean-Pierre Martin. Und es verknüpfte seine Dokumentation mit dem Radioarchiv der RAI.

Um die traditionelle regionale Kultur und Sprache, sowohl die valdostanische Variante des Frankoprovenzalischen als auch das Französische, eine der offiziellen Sprache der Autonomen Region Aostatal, zu erhalten und gegen die fortschreitende Italianisierung abzusichern, wurde 1986 das Institut Bureau régional pour l’ethnologie et la linguistique B.R.E.L. gegründet. Dessen erster Direktor war Alexis Bétemps bis 1997. Dem Institut ist auch das regionale Tonarchiv angeschlossen.

1997 wurde Alexis Béltemps Kulturkoordinator und 1998 Denkmalpflegedirektor der autonomen Region Aostatal. Er gehörte der wissenschaftlichen Begleitkommission während der Renovation der großen sardinisch-piemontesischen Festung Bard an.

Auf der politischen Ebene war Alexis Bétemps Mitglied der autonomistischen und föderalistischen Partei Union Valdôtaine. Diese war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden, um eine möglichst eigenständige politische und soziale Stellung des Aostatals in Italien herbeizuführen, und spielte im politischen Feld der Region eine dominierende Rolle. Von 1978 bis 1983 war Bétemps Redaktor der Zeitschrift Revue Valdôtaine, und im Jahr 1985 wurde er zum Parteipräsidenten der Union Valdôtaine gewählt. Er behielt dieses Amt bis 1997. Im Jahr 2006 verließ Bétemps zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten der Autonomen Region Aostatal und Senator Carlo Perrin die Union Valdôtaine; sie gründeten mit andern Politikern die neue Mitte-links-Gruppierung Renouveau Valdôtain, die sich 2010 mit der politischen Organisation Autonomie Liberté Démocratie zusammenschloss und die neue Partei Autonomie Liberté Participation Écologie ALPE bildete.[3][4]

Alexis Bétemps war mit der Lehrerin und valdostanischen Dichterin und Dialektsängerin Maria Rita Maquignaz (1947–2005) verheiratet.

Im Mai 2000 trat Alexis Bétemps in den Ruhestand. Er istweiterhin in Italien und den Nachbarländern als Autor kulturgeschichtlicher und sprachwissenschaftlicher Beiträge und als Mitglied verschiedener Organisationen tätig. Besonders zu erwähnen sind seine Aktivitäten für die Orts- und Flurnamenforschung des Aostatals und für die Kommission Agrotourismus sowie die Mitarbeit im Projekt Ethnologie Confédération Helvétique/Italie ECHI, das die Festkultur im Alpenraum grenzüberschreitend untersucht. Für das Historische Lexikon der Schweiz verfasste er den Artikel über das Aostatal.[5]


Ehrungen



Werke (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Als offizieller Geburtsort von Alexis Bétemps wird fälschlicherweise gelegentlich Aosta vermerkt.
  2. Alexis Bétemps: Le Concours Cerlogne a quarante ans. In: Bulletin du Centre d’Etudes francoprovençales, 47, Aosta 2003.
  3. Nasce ALPE: ad aprile le primarie sceglieranno sindaco e vice da candidare. AostaSera, 18. Februar 2010, abgerufen am 14. Juli 2020.
  4. 2019 lehnte Alexis Bétemps aufsehenerregend die politische Ehrung als Chevalier de l’Autonomie ab: Il gran rifiuto del Bocconiano Alexis Betemp. valledaostaglocal, abgerufen am 15. Juli 2020; Il gran rifiuto di Alexis Bétemps al Cavalierato della Valle d’Aosta. Per la seconda volta. La Stampa, abgerufen am 15. Juli 2020.
  5. Alexis Bétemps: Aostatal. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Personendaten
NAME Bétemps, Alexis
KURZBESCHREIBUNG italienischer Historiker, Dialektologe und Politiker aus dem Aostatal
GEBURTSDATUM 26. August 1944
GEBURTSORT Saint-Christophe (Aostatal)



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