lingvo.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Alfredo Augusto Torero Fernández de Córdova (* 10. September 1930 in Huacho, Departement Lima; † 19. Juni 2004 in Valencia, Spanien) war ein peruanischer Anthropologe und Linguist.


Schulische und akademische Laufbahn


Alfredo Torero wuchs in Huacho an der peruanischen Pazifikküste bei Lima auf, wo er die Schule Colegio San José de los Hermanos Maristas und sodann die Sekundarschule Colegio Nacional de Nuestra Señora de Guadalupe besuchte und abschloss. Hier lernte er Mitschüler aus ganz Peru mit unterschiedlichen Sprachen kennen, was sein Interesse an den indigenen Sprachen Perus weckte.

Torero studierte Anthropologie und Linguistik an der Universidad Nacional Mayor de San Marcos (UNMSM), um dann für sein Doktorat nach Paris zu gehen. Dort wurde er 1967 bei André Martinet an der Universität von Paris mit seiner Doktorarbeit Le puquina, la troisième langue générale du Pérou promoviert.

Nach seiner Rückkehr nach Peru war Torero zunächst vier Jahre an der Universidad Nacional Agraria La Molina (UNALM) in La Molina (Lima) und wechselte dann zur UNMSM, wo er von 1982 bis 1999 Direktor des Instituts für linguistische Forschung war.


Linguistische Arbeiten


Alfredo Torero wurde berühmt durch die Veröffentlichung seines Artikels Die Dialekte des Quechua im Jahre 1964, auf Grund dessen er als der Begründer der andinen Linguistik gilt. In seine linguistischen Untersuchungen bezog er die kulturellen Aspekte der Ethnien der Anden mit ein. Neben dem Quechua und Aymara forschte er auch über ausgestorbene Sprache wie z. B. das Mochica und Puquina.

Auf Torero und seinen Kollegen Gary Parker, der unabhängig von ihm zu ähnlichen Ergebnissen kam, geht die noch heute gültige Klassifikation der Quechua-Sprachfamilie zurück. Eine wichtige Erkenntnis aus seinen Untersuchungen ist unter anderem auch, dass der Ursprung des Quechua nicht in der Inka-Hauptstadt Cusco, sondern im Raum Lima zu suchen ist.


Politische Verfolgung unter Alberto Fujimori und Exil in Europa


Da Torero das brutale Vorgehen der peruanischen Streitkräfte und der Todesschwadronen gegen indigene Bauern – bei denen er ja selbst oft Feldforschung betrieben hatte – und gegen als politisch verdächtig erscheinende Personen während des Bewaffneten Konflikts in Peru offen kritisierte, geriet er selbst ins Fadenkreuz des Regimes von Alberto Fujimori. Am 19. September 1990 wurde er im Haus seiner damaligen Lebensgefährtin Ruth Shady von DIRCOTE-Einheiten (Dirección contra el terrorismo) festgenommen und ihm Mitgliedschaft in der terroristischen Organisation Sendero Luminoso vorgeworfen. 15 Tage lang wurde er in den Verhörzellen des DIRCOTE gefoltert, wobei ihm die Augen dauerhaft geschädigt wurden,[1] und kam anschließend in ein Krankenhaus. Der gerade zuständige Haftrichter sah keinen Haftgrund, warnte jedoch, dass dies viele Kollegen anders sähen. Torero kam erst einmal frei, doch versuchten Sicherheitsbeamte dreimal, ihn zu töten. Bald nach seiner Freilassung entschloss er sich zur Flucht nach Europa, und bereits am 5. Juli 1991 wurde erneuter Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die an jenem Tag Inhaftierten starben am 6. und 9. Mai 1992 im Gefängnis Castro Castro bei einer unprovozierten Attacke der Peruanischen Nationalpolizei. Nach Überzeugung seiner Freunde rette sich Torero durch seine Flucht vor der Ermordung durch die Fujimori-Diktatur.[2] Eine Rückkehr nach Peru war nicht mehr möglich, denn bis zu seinem Tod waren mehrere Verfahren wegen Terrorismus anhängig, verbunden mit drohender Inhaftierung. Alfredo Torero erhielt in den Niederlanden politisches Asyl, zog aber dann nach Spanien, wo er sich in Valencia niederließ und 2004 verstarb, ohne Peru noch einmal gesehen zu haben. Er arbeitete unter anderem mit den Universitäten von Valencia, Salamanca und Valladolid zusammen.[3]


Werke (auf Spanisch)



Literatur über Alfredo Torero



Filme über Alfredo Torero





Einzelnachweise


  1. Yolanda Sala Báez: Alfredo Torero y los avatares de una traducción. La obra de un gran lingüista universal. Cámara de Traductores, Intérpretes y Filólogos de Bélgica, Investigaciones sociales 531, año X N° 16, pp. 531–537 [UNMSM / IIHS, Lima, 2006].
  2. Antonio Rengifo Balarezo: Solvencia académica y solvencia moral: Alfredo Torero. Viejo Topo, 22. April 2018.
  3. Sabine Dedenbach-Salazar Saenz: Alfredo Torero Fernández de Córdova (10 septiembre 1930-19 junio 2004), necrólogo. INDIANA 21 (2004), S. 236–240. IAI Berlin.
Personendaten
NAME Torero, Alfredo
ALTERNATIVNAMEN Torero Fernández de Córdova, Alfredo Augusto
KURZBESCHREIBUNG peruanischer Anthropologe und Linguist
GEBURTSDATUM 10. September 1930
GEBURTSORT Huacho, Departement Lima, Peru
STERBEDATUM 19. Juni 2004
STERBEORT Valencia, Spanien

На других языках


- [de] Alfredo Torero

[en] Alfredo Torero

Alfredo Augusto Torero Fernández de Córdova (September 10, 1930 in Huacho, Lima Region, Peru – June 19, 2004 in Valencia, Spain) was a Peruvian anthropologist and linguist.

[ru] Тореро, Альфредо Аугусто

Альфредо Аугусто Тореро Фернандес де Кордова (исп. Alfredo Augusto Torero Fernández de Córdova) (родился в Уачо (Перу), 10 сентября 1930 — умер в Валенсии (Испания), 19 июня 2004) — перуанский антрополог и лингвист. Слава пришла к нему в 1964 после появления его статьи «Los dialectos quechuas» («Диалекты Кечуа»), благодаря которой его часто считают основателем лингвистики стран Андского региона. Среди прочего в этом лингвистическом труде он исследовал ряд важных вопросов этнологии и культуры региона. Помимо кечуа он изучал языки аймара и вымершие языки мочика и пукина.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии