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Andrea Zanzotto (* 10. Oktober 1921 in Pieve di Soligo; † 18. Oktober 2011 in Conegliano[1][2]) war ein italienischer Dichter.


Leben


Zanzottos Kindheit war geprägt von der häufigen Abwesenheit seines Vaters, eines Miniaturen- und Landschaftsmalers, der den Sozialistenführer Giacomo Matteotti unterstützt hatte. Nach dessen Ermordung angeklagt und bei der Arbeitssuche behindert, verbrachte er mehrere Jahre in Frankreich. Zanzotto, Ältester von fünf Geschwistern, wobei er eine Schwester mit 8, eine mit 16 Jahren verlor, wuchs im engen Kontakt mit seiner Großmutter auf, die ihm die alte Sprache seiner Heimat, eines Dorfes im Veneto beibrachte. Der Vater betätigte sich nach seiner Rückkehr weiter politisch gegen den Faschismus, so dass die Lage der Familie prekär blieb.

Während seines Literaturstudiums in Padua befasste sich Zanzotto mit französischer und deutscher Dichtung, lernte Griechisch und Hebräisch, gleichzeitig unterrichtete er als Aushilfslehrer in Orten der heimischen Umgebung. 1942 promovierte er mit einer Arbeit über Grazia Deledda und veröffentlichte erste Gedichte und Erzählungen. Zunächst wegen seines Asthmas vom Militärdienst befreit, wurde er 1943 doch noch zum nichtaktiven Dienst einberufen. Nach dem Waffenstillstand im Herbst schlug er sich in sein Dorf durch, das sich hinter der von den Faschisten gehaltenen Linie befand, und schloss sich einer Widerstandsgruppe an, in der er mit der Abfassung von Flugblättern und Propagandaschriften betraut wurde. Sein Dorf wurde von den Faschisten besetzt, er versteckte sich mit seiner Gruppe im Hinterland, wurde schließlich gefasst und leistete Arbeitsdienst bis zur Befreiung.

Da er nach dem Krieg in seiner Heimat zunächst als Lehrer abgelehnt wurde, emigrierte er in die Schweiz, wo er sich im Kanton Waadt mit Schulunterricht, aber auch als Kellner und Barkeeper durchschlug. Er knüpfte Kontakte zu Dichtern wie Eugenio Montale und Giuseppe Ungaretti. Währenddessen wurde sein Vater Bürgermeister von Pieve de Soligo, Zanzotto kehrte zurück und nahm in Vittorio Veneto eine Lehrerstelle für Italienisch, Geschichte und Alte Sprachen an. Er blieb Lehrer bis 1975, 1959 heiratete er und wurde Vater von zwei Söhnen. Wiederkehrende Angstzustände veranlassten ihn zu mehreren psychoanalytischen Behandlungen und weckten sein Interesse an psychoanalytischer Theorie, vor allem derjenigen Jacques Lacans.

Neben seiner lyrischen Produktion übersetzte er zahlreiche Autoren aus dem Französischen, für Fellini arbeitete er als Drehbuchautor. 1987 wurde er mit einem Antonio-Feltrinelli-Preis und 1993 mit dem Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie ausgezeichnet.


Dichtung


Zanzotto war sein Leben lang ein streitbarer Autor, der sich z. B. gegen ideologische Vereinnahmungen der Dichtung wandte. Dichtung sollte für ihn die Totalität des menschlichen Daseins – in der Gesellschaft und in der Natur – ausdrücken und sich dabei zugleich ihrer Methoden bewusst sein.

In seinem ersten Gedichtband, Dietro il paesaggio („Hinter der Landschaft“) von 1951, beschwor er die Landschaft seiner Kindheit, die grüner Schoß und blutiges Grab zugleich ist. Die Glückszustände des Ichs verweisen doch auf den mit „Schnee“ und „Schweigen“ assoziierten Tod als Fluchtpunkt.

In den folgenden Bänden thematisierte er zunehmend das Problem der Sprache, die „absolut“ und „verderblich“ ist, die den Zugang zum Sein versperrt, aber eine autonome Schöpfung ermöglicht. Zanzotto begegnet dem mit vielfältigen, teils paradoxen und widersprüchlichen Gestaltungen, elegische Erhebungen wechseln mit Blicken auf das Nichts, die Liebe zur Natur mit Gedanken an Selbstzerstörung. In den 1960er Jahren baute er zunehmend ironische und parodistische Elemente ein, griff zur Wissenschafts- und zur Umgangssprache.

Schließlich folgte in dem aufsehenerregenden La Beltà („Pracht“) von 1968 die spielerische, stammelnde Zertrümmerung der Sprache, mit Kindersprache und Nonsenseffekten, ohne dass jedoch der Bezug zu einer außersprachlichen Realität ganz aufgegeben wird.

Seine späteren Werke behalten den spielerischen, experimentellen Gestus bei, sind aber durch ihre Orientierung an konkreten Themen und Motiven oft wieder leichter zugänglich. Sie artikulieren komplexe literarische Zusammenhänge, wobei Zanzotto die ihm vorliegenden Traditionen infrage stellt, dabei aber auch immer wieder erneuert.


Werke



Literatur





Einzelnachweise


  1. Börsenblatt: Andrea Zanzotto ist tot, 18. Oktober 2011
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Verskampf um die Welt. Zum Tod des italienischen Dichters Andrea Zanzotto, 20. Oktober 2011, S. 30
Personendaten
NAME Zanzotto, Andrea
KURZBESCHREIBUNG italienischer Dichter
GEBURTSDATUM 10. Oktober 1921
GEBURTSORT Pieve di Soligo
STERBEDATUM 18. Oktober 2011
STERBEORT Conegliano

На других языках


- [de] Andrea Zanzotto

[en] Andrea Zanzotto

Andrea Zanzotto (10 October 1921 – 18 October 2011)[1] was an Italian poet.

[fr] Andrea Zanzotto

Andrea Zanzotto (né le 10 octobre 1921 à Pieve di Soligo, dans la province de Trévise, en Vénétie et mort à Conegliano le 18 octobre 2011) est un poète italien très prolifique, et l'un des plus importants du XXe siècle. Il a écrit en italien et en dialecte vénitien.

[ru] Дзандзотто, Андреа

Андреа Дзандзотто (итал. Andrea Zanzotto; 10 октября 1921 (1921-10-10), Пьеве-ди-Солиго, Тревизо — 18 октября 2011, Конельяно[1]) — итальянский поэт, писал на итальянском языке и венецианском диалекте (венето).



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