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Christian Heinrich Wolke oder Christian Hinrich Wolke (* 21. August 1741 in Jever; † 8. Januar 1825 in Berlin) war ein deutscher Reformpädagoge.

Porträt Christian Heinrich Wolke
Porträt Christian Heinrich Wolke

Leben


Wolke war der Sohn eines Landwirts und Viehhändlers und der Tochter eines Landgutbesitzers und stammte aus Jever. Erst im Alter von 20 Jahren besuchte er ab 1761 die dortige Provinzialschule. Auf Weisung des Vaters studierte er ab 1763 zunächst Jura an der Universität Göttingen. Nach dem Tod seines Vaters 1765 wechselte er allerdings zu Mathematik und Physik. Nach einem gescheiterten Versuch als Mathematiklehrer im Stift Gernrode setzte er ab Winter 1766/67 sein Studium an der Universität Leipzig in den Fächern Jura, Sprachwissenschaften, Mathematik und Physik fort. Daneben nahm er Unterricht im Zeichnen und Malen. 1769 kehrte er nach Jever zurück und war kurze Zeit Hauslehrer in Ovelgönne.

1770 wurde Wolke dann Mitarbeiter von Johann Bernhard Basedow, zunächst an dessen Elementarwerk und als Erzieher seiner Kinder. Ab 1773 wurde er dann Lehrer an dem von Basedow gegründeten Philanthropin in Dessau, einer renommierten Bildungsanstalt. 1776 wurde er zum Professor ernannt. Im gleichen Jahr heiratete er eine nahe Verwandte Basedows, eine geborene Dänin († 1813). Von 1778 bis 1784 war er Leiter des Philanthropins, nachdem Basedow die Leitung bereits 1776 abgegeben hatte.

Im Jahre 1784 erhielt er einen Ruf nach Russland, wo er – in Sankt Petersburg – eine Erziehungsanstalt nach philanthropischen Prinzipien seiner Dessauer Schule ausrichtete. 1801 kehrte er nach Jever zurück und lebte dort als kaiserlich-russischer Hofrat. Nach der Besetzung Jevers durch die Franzosen zog er 1809 zunächst nach Dresden und von dort 1814 nach Berlin.


Bedeutung und Werk


Wolke war einer der herausragenden Pädagogen der Aufklärung. Er verfasste zahlreiche Schriften zum Erziehungsalltag, bemühte sich um die Rechtschreibung, um das Lesenlernen, um die künftige Jugendliteratur und um die Methodik des Rechnens. Wichtig war ihm auch die geschlechtliche Aufklärung, für die er sich in Abhandlungen einsetzte. Überliefert sind auch seine unterrichtlichen Versuche zur Aufklärung der Kinder im Philanthropin. Durch seine Erfahrungen und Erkenntnisse über die Lernfähigkeit kleinerer Kinder schrieb er in seinen Schriften der Erziehungsarbeit der Mutter einen erheblichen Stellenwert für die kindliche Entwicklung zu und forderte auch für die noch nicht schulpflichtigen Kinder eine umfassende, auch öffentliche Erziehung. Wolke war Erziehungspraktiker. 1777 erfand er eine Lesemaschine. In Dresden war er Mitglied der Freimaurerloge Zum goldenen Apfel.

1805 machte er den Vorschlag, man solle für fünf- bis sechsjährige Kinder "Denklehrzimmer" einrichten, die mit verschiedenen Werkzeugen, mathematischen Meßinstrumenten, Anschauungstafeln, geometrischen Figuren und anderen didaktischen Materialien ausgestattet sein sollten. Der Vorschlag wurde nie realisiert; man kann aber heute ein solches Zimmer als Nachbau im Rochow-Museum Reckahn im Schloss Reckahn im brandenburgischen Reckahn sehen. In dem dortigen „Philanthropischen Denklehrzimmer“ (siehe Weblinks) gibt es unter anderem Schubladen und Gucklöcher, die zum Selbstentdecken verleiten sollen. Hier stehen auch Originalmodelle aus der Dessauer Lehrmittelsammlung, die Basedow zur Veranschaulichung von Naturgesetzen eingesetzt hatte.

Neben seiner praktischen Erzieher- und Lehrertätigkeit und seiner schriftstellerischen Arbeit betätigte sich Wolke auch als Sprachwissenschaftler, wobei er die plattdeutsche Sprache und eine vereinfachte Schreibweise (phonetische Orthographie) seine Themenschwerpunkte waren. Er war ein Gegner von Fremdwörtern und setzte sich dafür ein, Wörter mehr der Logik entsprechend zu benutzen, was zum Teil zu eigenwilligen Veränderungen gängiger Wörter und zu Neuschöpfungen führte. Nach Friedrich Kluge[1] war er aber auch der erste, der den Begriff Hochschule[2] als Ersatz für Universität vorschlug.[3]

In seinem Alters- und Ruhesitz Berlin war Wolke Mitglied der Vorgängerorganisation der Berliner Deutschen Gesellschaft, einer Vereinigung von Männern, die sich mit Fragen der deutschen Sprache und Sprachwissenschaften beschäftigte.


Veröffentlichungen


Beispiel einer Elementar-Kupfertafel, die Wolke als Hilfsmittel im Sprachunterricht nutzte
Beispiel einer Elementar-Kupfertafel, die Wolke als Hilfsmittel im Sprachunterricht nutzte

Literatur





Einzelnachweise


  1. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 18. Auflage. bearb. v. Walter Mitzka. de Gruyter, Berlin 1960.
  2. Kluge: „… bei Paracelsus, Luther und Fischart hoheschule mit innerer Flexion.“
  3. Veröffentlicht in: Jul. v. Voß: 1825 Moden der guten alten Zeit […]. Campe, 1813, Verd.-Wb. [=Wörterbuch der deutschen Sprache, Ergänzungsband] nimmt den Vorschlag auf. (Kluge).
Personendaten
NAME Wolke, Christian Heinrich
ALTERNATIVNAMEN Wolke, Christian Hinrich (alternative Schreibweise)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Pädagoge der Aufklärung
GEBURTSDATUM 21. August 1741
GEBURTSORT Jever
STERBEDATUM 8. Januar 1825
STERBEORT Berlin



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