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Daisetsu Teitaro Suzuki (japanisch 鈴木 大拙, Suzuki Daisetsu; * 18. Oktober 1870 in Kanazawa als 鈴木 貞太郎, Suzuki Teitarō; † 12. Juli 1966 in Tokio) war ein japanischer Autor von Büchern über den Zen-Buddhismus.

Daisetsu Teitaro Suzuki
Daisetsu Teitaro Suzuki

Leben


Teitaro Suzuki wurde als fünftes und jüngstes Kind des Arztes Ryojun Suzuki geboren. Als Suzuki sechs Jahre alt war, starb sein Vater und wenig später auch ein älterer Bruder.

Die wirtschaftlich schwierige Situation zwang Suzuki, im Alter von 17 Jahren seine Schulausbildung ohne formalen Abschluss abzubrechen und sich seinen Lebensunterhalt mit Englischunterricht zu verdienen.

Zwei Jahre später starb auch seine Mutter. Wenig später zog Suzuki nach Tokio, um an der Waseda-Universität westliche Sprachen und Literatur zu studieren. In dieser Zeit wurde er durch einen seiner Brüder finanziell unterstützt. Auf Anregung seines Freundes Kitarō Nishida studierte Suzuki an der Kaiserlichen Universität zusätzlich Philosophie.

Suzuki wurde in eine Samurai-Familie hineingeboren. Der gesellschaftliche Wandel im damaligen Japan enthob die angesehenen Adels-Familien jedoch ihrer Privilegien. Die philosophischen und auch religiösen Studien Suzukis entsprachen auch seiner Suche nach Orientierung. Sein religiöses Interesse wurde zu einer Zeit erweckt, in der sich Japan aufgrund der Meiji-Restauration im sozialen Umbruch befand. Vom Abt des Familientempels des Rinzai-Zen zunächst abgewiesen, geriet der 21-jährige Suzuki an Imakita Kōsen im Tempel Engaku-ji in Kamakura und erhielt sein erstes Kōan. Wenige Monate später starb Imagita Kosen. Neuer Abt und damit Suzukis Lehrmeister wurde Shaku Soen, der nach seiner Ordination immens am innerbuddhistischen Austausch mit anderen asiatischen Traditionen beteiligt war. Zudem vertrat Soen, wie sein Vorgänger Imagita Kosen, eine Anpassung des Zen-Buddhismus an die Gegebenheiten der Moderne. Diese progressive Einstellung ermöglichte Suzuki einen Zugang zu religiösem Wissen, der noch wenige Jahre zuvor nicht möglich gewesen wäre. Zuvor stellten die Institutionen den Zen als „eine verschlossene Welt von Mönchen und Priestern“ dar, die sich erst durch den Verlust von staatlicher Unterstützung im Zuge der Meiji-Restauration und der daraus resultierenden Notwendigkeit der Behauptung gegenüber dem neu errichteten Staats-Shintō und dem Christentum für interessierte Laien öffnete.[1]

Suzukis universitäre Bildung ermöglichten ihm eine Tätigkeit als Übersetzer von Shaku Soen für dessen rege Vortragstätigkeit, unter anderem beim Weltparlament der Religionen 1893. Nach der dortigen Begegnung mit Paul Carus schlug Soen seinen Schüler Suzuki vor, um Carus bei der Übersetzung und Herausgabe einiger buddhistischer Werke behilflich zu sein.

Suzuki blieb jedoch Novize des Klosters und bei seinem Meister Soen und erlebte Satori, indem er sein Kōan löste (Klatschen einer Hand). Er erhielt von seinem Zen-Meister den buddhistischen Zunamen Daisetsu. Nach Abschluss seiner Zen-Studien 1897 folgte Suzuki dem Ruf Carus' nach Amerika und wurde dessen persönlicher Assistent.

Nach mehr als zehn Jahren Übersetzer- und später auch Vortrags- und Lehrtätigkeit kehrte Suzuki 1908 über Europa nach Japan zurück. In Paris und London hielt ihn seine Übersetzertätigkeit einige Zeit fest.

Zurück in Japan nahm Suzuki Lehrtätigkeiten als Englischlehrer an und lebte in der Nähe des Klosters seines Zen-Meisters Soen. 1911 heiratete Suzuki die Amerikanerin Beatrice Erskine Lane (1878–1939). Nach dem Tod seines Zen-Meisters gab er dem Drängen seines Jugendfreundes Kitarō Nishida nach und wurde 1921 in Kyoto an der Ōtani-Universität Professor für Buddhistische Philosophie.

Sowohl Suzuki selbst als auch seine Frau Beatrice waren Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) und riefen 1920 mit neun weiteren Theosophen die Tokyo International Lodge in Tokio mit Suzuki als Präsidenten ins Leben. Beatrice fungierte als Sekretärin der Loge. 1921 übersiedelten die beiden nach Kyōto, wo sie die theosophische Mahayana Lodge der Adyar-TG ins Leben riefen, wiederum mit Suzuki als Präsidenten und Beatrice als Sekretärin. Suzuki übersetzte 1937 bei einem Japanbesuch die Vorträge des späteren Präsidenten der Adyar-TG, Curuppumullage Jinarajadasa, vom Englischen ins Japanische.[2][3][4]

1921 gründete er mit seiner Frau Beatrice Erskine Lane die Eastern Buddhist Society, eine Gesellschaft, die auf den Mahayana-Buddhismus fokussiert ist. Seinem Sendungsbewusstsein, den Buddhismus und den Zen-Buddhismus im Besonderen der westlichen Welt näher zu bringen, entsprach die Herausgabe der englischsprachigen Vierteljahresschrift The Eastern Buddhist.

Nach der Teilnahme an einem großen, von Francis Younghusband ins Leben gerufenen interreligiösen Kongress, dem World Congress of Faiths, der 1936 am University College London abgehalten wurde[5], startete Suzuki zu einer Vortragsreise durch amerikanische und britische Universitätsstädte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Suzuki seine Vorträge im Westen fort, speziell in den USA. Er entschloss sich auch, wieder in Amerika zu leben, und verbrachte dort abermals zehn Jahre mit Lehr- und Vortragstätigkeiten an Universitäten (von 1952 bis 1957 an der Columbia University in NY). 1949 wurde er in Japan vom Kaiser mit dem Kulturorden, 1954 mit dem Asahi-Preis ausgezeichnet.

Am 12. Juli 1966 starb Daisetsu Teitaro Suzuki in Tokyo.


Werk


Suzuki war der Autor von mehreren Werken über den Zen-Buddhismus und übersetzte das Lankavatara-Sutra aus dem Sanskrit ins Englische. Der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung schrieb das Geleitwort zu seinem Buch Die große Befreiung. Einführung in den Zen-Buddhismus (1958). Die meisten seiner Werke sind auch in deutscher Sprache erschienen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass Suzukis spezifische Darstellung des Zen Produkt eines orientalistischen Netzwerkes ist und eine Reaktion auf postkolonial-modernes Verlangen nach religiöser Identität darstellt. Durch seinen regen Austausch mit buddhistisch-asiatischen Reformern, amerikanischen und europäischen Intellektuellen sowie mit westlichen Akteuren aus Theosophie, Wissenschaft, Kunst und Literatur kann Suzuki als globaler Begründer eines modernisierten Zen-Buddhismus verstanden werden, der durch die Aushandlungsprozesse dieses Netzwerkes entstanden war:

"D.T. Suzuki transmitted Zen to the West – and to some extent back to Japan. As a product of both East and West he acted as a translator of cultures, as a spiritual bridge-builder and 'midwife,' and he had been a mythological figure, he could have been called a culture hero. [...] He was part of a fine-meshed interrelated network, a human sign among a web of signifiers, and infinite frame of reference where ideas, ideals and metaphors were part of a communicative living tradition."[6]

Ebenfalls lässt sich Suzukis Wirken, wie auch das anderer Reformer, beispielsweise von Vivekananda oder Dharmapala, in breitere Diskurse des 19. Jahrhunderts einordnen. Christlich-theologische Akteure waren bemüht, das Christentum gegen die neu entdeckte asiatische Religionsgeschichte, die aufgrund ihres Alters mit besonderen Zuschreibungen der Ursprünglichkeit versehen wurde, zu verteidigen und gleichzeitig seine Vereinbarkeit mit der Wissenschaft zu proklamieren. Asiatische Akteure, wie Suzuki, verfügten aufgrund ihrer ausgezeichneten globalen Vernetzung über Kenntnisse dieser europäischen Debatten und nahmen in ihren eigenen Werken explizit Bezug auf diese. So betont Suzuki beispielsweise die besondere Bedeutung der Erfahrung in Opposition zum Glauben, sowie die Vereinbarkeit mit der westlichen Psychoanalyse.[7]


Einflüsse



Kritik


Der Religionskritiker Victor Trimondi postulierte in seinem Buch Hitler – Buddha – Krishna, Suzuki habe während des Zweiten Weltkriegs mit den japanischen Militärs kooperiert und in mehreren Veröffentlichungen zur „Ausformulierung eines faschistisch-buddhistischen Kriegerethos“ beigetragen. Trimondi beruft sich dabei auf das Buch Zen at War von Brian Daizen Victoria.[8] Nach 1945 sei Suzuki allerdings der „erste bekannte japanische Buddhist [gewesen], der sich in mehreren Artikeln kritisch mit der Kriegspolitik seines Landes und der opportunistischen Haltung der japanischen Buddhisten auseinandersetze.“[9]

Eine Kritik von Kemmyō Taira Satō, der die kritischen Aussagen über Suzuki in Zen at War analysierte und in Frage stellte,[10] initiierte eine ausführliche Diskussion über das Thema.[11][12][13]


Werke (Auswahl)



Als Autor


Titel der englischen Ausgaben:


Als Übersetzer



Literatur





Einzelnachweise


  1. Prohl, Inken: Zen für Dummies. Wiley, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-70501-6, S. 376.
  2. Adele S. Algeo: Beatrice Lane Suzuki and Theosophy in Japan. in Theosophical History. Volume XI, Fullerton, Juli 2005. (englisch)
  3. Thomas A. Tweed: American Occultism and Japanese Buddhism – Albert J. Edmunds, D. T. Suzuki, and Translocative History: Archivlink (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) In: Nanzan-u.ac.jp (pdf; 296 kB), abgerufen am 11. Mai 2022. (englisch)
  4. Adele S. Algeo, Beatrice Lane Suzuki: An American Theosophist in Japan. (Memento vom 13. Juni 2010 im Internet Archive) In: Theosophical.org, abgerufen am 11. Mai 2022. (englisch)
  5. Kongressbericht: Marcus Braybrooke, A Wider Vision: A History of the World Congress of Faiths, 1936 – 1996. World Fellowship Through Religion: The 1936 Congress (Memento vom 3. Juni 2012 im Internet Archive) In: Religion-online.org, abgerufen am 30. Oktober 2008. (englisch)
  6. Borup, Jørn: Zen and the Art of Inverting Orientalism. Buddhism, Religious Studies and Interrelated Networks. In: Antes, Peter, Geertz, Armin W., Warne, Randi R (Hrsg.): New Approaches to the Study of Religion. Volume 1: Regional, Critical, and Historical Approaches. de Gruyter, Berlin, New York 2004, ISBN 3-11-017698-X (englisch).
  7. Bergunder, Michael: "Religion" and "Science" within a Global Religious History. In: Aries. Nr. 16, 2016, S. 86141 (englisch).
  8. vgl. auch den englischsprachigen Wikipedia-Artikel (Zen at War).
  9. Auszug aus dem Buch Hitler-Buddha-Krishna. In: Trimondi.de (abgerufen am 11. Mai 2022).
  10. Kemmyō Taira Satō: D. T. Suzuki and the Question of War. (pdf; 630 kB) The Eastern Buddhist 39 (1). (Nicht mehr online verfügbar.) In: web.otani.ac.jp. The Eastern Buddhist Society, 2008, S. 61–120, archiviert vom Original am 13. Juli 2020; abgerufen am 11. Mai 2022 (englisch, Translated in Collaboration with Thomas Kirchner).
  11. Brian Daizen Victoria: The “Negative Side” of D. T. Suzuki’s Relationship to War. (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) In: web.otani.ac.jp, (pdf; 350 kB); The Eastern Buddhist 41 (2), 2010, S. 97–138, abgerufen am 11. Mai 2022. (englisch)
  12. Kemmyō Taira Satō: Brian Victoria and the Question of Scholarship. (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) In: web.otani.ac.jp, (pdf; 343 kB); The Eastern Buddhist 41 (2), 2010, S. 139–166, abgerufen am 11. Mai 2022. (englisch)
  13. Daniel A. Metraux: A Critical Analysis of Brian Victoria's Perspectives on Modern Japanese Buddhist History. (pdf; 185 kB) A Critical Analysis of Brian Victoria's Perspectives on Modern Japanese Buddhist History. (Nicht mehr online verfügbar.) In: globalbuddhism.org. Journal of Global Buddhism 5, 2004, S. 66–81, archiviert vom Original am 5. Oktober 2021; abgerufen am 11. Mai 2022 (englisch).
Personendaten
NAME Suzuki, Daisetz Teitaro
ALTERNATIVNAMEN Suzuki, Daisetz (Hepburn); 鈴木大拙 (japanisch); Suzuki, Teitarō (Geburtsname, Hepburn); 鈴木貞太郎 (Geburtsname, Kanji, japanisch)
KURZBESCHREIBUNG japanischer Autor
GEBURTSDATUM 18. Oktober 1870
GEBURTSORT Kanazawa, Japan
STERBEDATUM 12. Juli 1966
STERBEORT Tokio

На других языках


- [de] Daisetz Teitaro Suzuki

[en] D. T. Suzuki

Daisetsu Teitaro Suzuki (鈴木 大拙 貞太郎, Suzuki Daisetsu Teitarō, 18 October 1870 – 12 July 1966[1]), self-rendered in 1894 as "Daisetz",[2] was a Japanese-American Buddhist monk, essayist, philosopher, religious scholar, translator, and writer. He was a scholar and author of books and essays on Buddhism, Zen and Shin that were instrumental in spreading interest in both Zen and Shin (and Far Eastern philosophy in general) to the West. Suzuki was also a prolific translator of Chinese, Japanese, and Sanskrit literature. Suzuki spent several lengthy stretches teaching or lecturing at Western universities, and devoted many years to a professorship at Ōtani University, a Japanese Buddhist school.



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