Franz Woken,auch: Franz Wokenius, Franciscus Wokenius (* 1685 in Rarfin; † 18. Februar 1734 in Wittenberg) war deutscher Pädagoge, Historiker, Sprachwissenschaftler und lutherischer Theologe.
Franz Woken
Leben
Woken stammte aus einer alten pommerschen Predigerfamilie. Sein Urgroßvater Bartholomäus hatte bei Martin Luther an der Universität Wittenberg studiert und war Pfarrer geworden. Sein Großvater Daniel war ebenfalls wie sein Vater Franz Pfarrer. Der Vater erhielt ein Jahr vor Geburt von Franz die Pfarrerstelle in Rarfin.[1] Er hatte die Tochter seines Amtsvorgängers Georg Pistori, Maria Hedwig, geb. Pistori, geheiratet.
Sein Geburtsdatum lässt sich nicht ermitteln; aus den Überlieferungen geht hervor, dass er mit einem Zwillingsbruder geboren wurde, der bald nach der Geburt starb. Während der ersten Lebensjahre befand er sich in der Obhut seines Vaters, der ihm unter anderem auch Wissen in den Sprachen vermittelte. Er besuchte dann die Schule in Kolberg und eignete sich umfangreiches philosophisches Wissen an.
Woken bezog danach die Universität Rostock,[2] wurde aber alsbald zu seinem Vater zurückgerufen. Nach dem Aufenthalt in seiner pommerischen Heimat immatrikulierte er sich an der Universität Halle. Nach einiger Zeit wechselte er an die Universität Leipzig, wo Gottfried Olearius und Johann Georg Abicht seine Lehrer waren; sie vermittelten ihm Einblicke in die Theologie und in orientalische Sprachen.
Danach unterrichtete er als Hauslehrer. Mit der Dissertation De disserentia erhielt er am 8. Februar 1714 die philosophische Magisterwürde. Ursprünglich hatte er sich an der Universität habilitieren wollen; er ging jedoch zurück in seine Heimat, wo er Lehrer am Gymnasium in Neustettin wurde. Am 30. Juli 1714 wurde er zum Konrektor berufen; in dieser Position versuchte er, die Missstände am Gymnasium zu beheben. Dabei stieß er auf Widerstand, so dass er sich bald darauf nach einer neuen Tätigkeit umsah.
Am 15. April 1725 habilitierte er sich an der Universität Leipzig und trat am 26. April mit der Dissertation De arbore philosophiae die Stelle als außerordentlicher Professor der Philosophie an. In Leipzig hielt er verschiedene Vorlesungen, graduierte zum Baccalaureus der Theologie und verfasste mehrere Bücher. Daraufhin wurde die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften auf ihn aufmerksam und nahm ihn als Mitglied auf.
1727 wurde er nach dem Tod von Johann Christoph Wichmannshausen an die Universität Wittenberg zum ordentlichen Professor der Hebräischen und orientalischen Sprachen berufen. 1728 erwarb er den akademischen Grad eines Lizentiaten der Theologie, mit der Dissertation De Incornatione filii. Am 10. Juli 1729 hielt er beim öffentlichen Leichenbegängnis die Lobrede auf Gottlieb Wernsdorf den Älteren.
Nachdem er seit Ostern 1732 das Amt des Rektors der Universität Wittenberg bekleidet hatte, wurde er am 2. September 1732 zum Doktor der Theologie promoviert.
Anfang 1734 erkrankte er an einem Fieber und verstarb sechs Wochen später daran.
In Wittenberg hatte er Magdalene Elisabeth, die Tochter Wichmannshausens und Witwe von Johann Wilhelm Jahn, geheiratet. Mit ihr hatte er vier Söhne: Franz, Franz Christoph, Franz Christlieb und Augustin Gottfried, von denen aber drei Kinder schon früh verstarben.
Werk
Woken war umfangreich belesen und vor allem auf dem Gebiet der morgenländischen Sprachen bewandert. Als Eiferer der lutherischen Hochorthodoxie hat er auch selbst einiges in Abhandlungen geschrieben. So behandeln seine Bücher die biblische Kritik, Hermeneutik, orientalische Literatur, kirchliche Altertümer, Dogmatik, philosophische- und christliche Ethik, Logik, Ästhetik, Kirchengeschichte, Literaturgeschichte und die Geschichte Pommerns.
Mit seiner „Bibliotheca Theologico–Philologico – Philosophico Historica“ gab er das erste Wittenberger literarische Blatt heraus, das den rezensierenden Journalen ähnlich ist. In dem aus sechs Teilen bestehenden Band wurden neben der Anzeige der in Wittenberg herausgekommenen akademischen Schriften zugleich Rezensionen aufgenommen und Notizen mitgeteilt.
Schriften (Auswahl)
Disputationen
De usu Fl. Josephi in V. & N. Test.
De Christo, contra Thom. Bennezum.
De additionibus Librorum Canonicorum canonicis
De locis & temporibus precum in ecclesia patriarchali, Rostock 1720
Utrum vocabula Deus & Gott adeo impura sint, ut de vero Deo adhiberi nequeant?, Leipzig 1724
De ritibus precantium in ecclesia patriarchali, Leipzig 1726
De linguis Apostolorum igneis, ad Act. II. 3, Leipzig 1726
Observatiunculae miscellaneae Philologicae ad quaedam V. & N.T. dicta, Leipzig 1726
De conversionibus Pomeranorum ad religionem Christianam ante sic dictum apostolum Pomeranorum, Ottonem Bambergensem, Leipzig 1726
Diss. Qua Pf. CX.3. עמךtotius versus secundum accentus in tria mambra dividendi subjectum esse evincitur, Leipzig 1727
De Salitura oblationum Deo in V.T. factarum, Leipzig 1727
De excelsis Hebraeorum, Wittenberg 1727
De magistris collectionum, ad Koh. XII. II, Wittenberg 1727
De mercede divinatoria, ad Num. XXII. 7, Wittenberg 1727
Annotationes Philologicae in Cantici Canticorum priora capita Wittenberg 1728
Annotationes Philologicae in Cantici Cantorum posteriora capita, Wittenberg 1728
An Nicaule, Regina Arabiae, sit objectum Cantici Canticorum, Wittenberg 1728
De nuperrime excogitato Uchalis, Iddonis, Bathsebae, Synedrii & Salomodis colloquio, ad Koh. XII. II, Wittenberg 1728
In Prov. XXII. 20, Wittenberg 1728
De utilitate novae editionis Pentateuchi Hebrae – Samaritani, Wittenberg 1728
Commentatio in Estherae librum Leipzig und Wittenberg 1730
Moses Harmonicus, s. Harmoniae V. & N.T. quoad Dicta ex illo in hoc citata Pars I Leipzig 1730
Introductio in Theologiam Moralem Symbolicam Wittenberg 1730
Bibliotheca Theologico –Philologico – Philosophico Historica Wittenberg Pars I & II. 1730 P. III & IV. 1731, P. V. & VI. 1732
Liber de ellipsibus e textu biblico Hebraeo solicite eliminandis, Wittenberg 1732
Harmonia Vetris & Novi Testamenti. Wittenberg 1735
Deutsche Schriften
Anleitung zur deutschen Poesie, Leipzig 1716
Historischer Gedenk=Zettel
Pommerischer Ehren=Preiß
Vermehrter Historischer Gedenk=Zettel der politischen und kirchenhistorien, Leipzig 1718
Die wohlangewandte Zeit, oder vom Zeitgebrauche
Die Liebe zu Gott
Progr. Von den Mängeln der Pommerischen Historie
Historie des Bibelfleisses derer alten Christen Frankfurt und Leipzig 1726
Beytrag zur Pommerischen Historie, mehrenteils aus geschriebenen Urkunden und Jahrbüchern zusammengetragen Leipzig 1732 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
Kurtzgefasste Erklärung der Prophezeyungen Jesaiä, Wittenberg 1732
Einzelnachweise
Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns. 2. Teil. Léon Sauniers Buchhandlung, Stettin 1912, S. 22, Nr. 5.
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