George P. Lakoff (* 24. Mai 1941 in Bayonne, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Linguist. Er war bis 2016 Professor für Linguistik an der University of California, Berkeley.
Lakoff schloss sein Studium der englischen Literatur und Mathematik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) 1962 ab. Zu seinen linguistischen Lehrern am MIT zählten Roman Jakobson, Morris Halle und Noam Chomsky. Im Jahr 1966 wurde er an der Indiana University promoviert. Von 1965 bis 1969 lehrte er Linguistik an der Harvard University. Von 1972 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2016 unterrichtete Lakoff an der University of California, Berkeley.
Als Schüler von Chomsky arbeitete er zunächst auf dem Gebiet der Generativen Transformationsgrammatik und entwickelte in den 1960er Jahren mit seiner Generativen Semantik[1] eine Alternative zu der von Jerrold Katz und Jerry Fodor[2] konzipierten und von Chomsky[3] übernommenen Interpretativen Semantik. In diesem Zusammenhang entzündete sich in den 1960er und 1970er Jahren die als „the linguistics wars“ bezeichnete – nicht allein auf die Linguistik begrenzte – wissenschaftliche Debatte zwischen Chomsky, Lakoff und ihren Anhängern. In der Folge wandte sich Lakoff seinem – in Spannung zu Chomskys Forschungen stehenden – neuen Spezialgebiet zu: der Kognitiven Linguistik. Am bekanntesten sind seine Theorien über die Sprache als Metaphernsystem im menschlichen Denken und politischen Verhalten und in der Gesellschaft. In den letzten Jahren hat er sich mehr und mehr in der US-amerikanischen Politik engagiert. Im Juni 2003 gründete er das Rockridge Institute, eine progressive Denkfabrik, die Politiker der Demokratischen Partei beriet und progressive Öffentlichkeitsarbeit betrieb. Ende April 2008 musste das Institut wegen Finanzierungsproblemen geschlossen werden.
George Lakoff vertritt die These, dass Menschen in Metaphern denken; dies geschehe zumeist unbewusst, da die Metaphern nicht oder nicht mehr wahrgenommen werden würden. Trotzdem sei es relevant, in welchen Metaphern man denke und welche rhetorisch genutzt werden, da Metaphern immer einem Denkmodell unterliegen, das man durch die Verwendung seiner Schlüsselbegriffe stützt. Benutzt man beispielsweise militärische Metaphern („Gewehr bei Fuß stehen“, „Zweifrontenkrieg“ usw.), so wird etwas implizit als Krieg angesehen. Als wichtigste Vorbilder seines Denkens bezeichnet er John Dewey und Maurice Merleau-Ponty.
Lakoff wendet seine Analyse der Metaphern, die er wie oben beschrieben als konzeptionelle Konstruktionen begreift, u. a. auf den Bereich der (amerikanischen) Politik an: der Rhetorik der Konservativen unterliegt die Vorstellung, Staat und Gesellschaft seien eine Familie mit einem strengen Vater (Staat), dessen Kinder (Bürger) diszipliniert werden müssen, damit sie verantwortliche Erwachsene werden. Die Liberalen/Demokraten teilen eher die Metapher einer schützenden, geborgenen Familienumgebung, in der die Kinder (die ja in der Metapher tatsächlich schon Bürger sind) von den Eltern vor negativen Einflüssen geschützt werden, damit sie sich frei entfalten können (für die Politik würde das z. B. bedeuten: strenge Umweltstandards und allgemeine Gesundheitsversorgung). Weiterhin sieht Lakoff das Problem der Demokraten seit den 80er Jahren darin, dass sie zu sehr und unbewusst die Diskursmetaphern der Konservativen übernommen haben. Das bedeutet, sie benutzen die gleichen Metaphern, die aber der konservativen Vorstellung der Gesellschaft entsprechen, also unbewusst konservative politische Ziele stützen. Der deutsche Begriff Steuererleichterung und der englische tax relief implizieren beispielsweise deutlich, dass Steuern eine Bürde oder Plage oder ein Leiden seien, von dem man eine Erleichterung brauche.
Personendaten | |
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NAME | Lakoff, George |
ALTERNATIVNAMEN | Lakoff, George P. |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Linguist, Professor für Linguistik an der University of California, Berkeley |
GEBURTSDATUM | 24. Mai 1941 |
GEBURTSORT | Bayonne (New Jersey) |