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Hans-Otto Dill (* 4. Juli 1935 in Berlin) ist ein deutscher Professor der Romanistik, Schriftsteller und Übersetzer.

Hans-Otto Dill (2013)
Hans-Otto Dill (2013)

Leben


Dill besuchte ein Gymnasium in Anklam. Nach dem Abitur 1954[1] absolvierte er ein Studium der Romanistik am Romanischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) in den philologischen Fächern Französisch, Italienisch, Rumänisch. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten die Professoren[2] Rita Schober, Victor Klemperer, Horst Heintze, Johannes Klare, Kurt Baldinger und Auguste Cornu. Im Jahr 1959 schloss er sein Studium ab mit dem Staatsexamen zur französischen, italienischen und rumänischen Literatur und dem Diplom zu Wechselbeziehungen zwischen deutscher und französischer klassischer Literatur.

Von 1959 bis 1961 arbeitete Dill als Redakteur und Übersetzer bei der Nachrichtenagentur Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst (ADN).

Er erlernte außer den zum Studium gehörenden Sprachen Französisch, Italienisch und Rumänisch autodidaktisch noch Spanisch und Portugiesisch.

In den Jahren 1961–1962 war er wissenschaftlicher Assistent für Literaturwissenschaft am Romanischen Institut der HUB. Im Jahr 1963 absolvierte er ein postgraduales Studium an der Universität von Havanna (10 Monate).[3]

Es schloss sich im Zeitraum 1964–1968 eine Aspirantur am Romanischen Institut der HUB an, und 1969 promovierte Dill zum Dr. phil. Die Dissertation wurde von Rita Schober betreut und behandelte die moderne kubanische Lyrik.[4] Im Jahr 1971 erhielt er die Lehrbefähigung (facultas docendi) an der HUB.

Von 1970 bis 1974 war er als Oberassistent im Fach lateinamerikanische Literaturen und wissenschaftlicher Sekretär der Sektion Germanistik/fremdsprachliche Philologien der HUB tätig.

In den siebziger bis Mitte der achtziger Jahre hat Dill neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn intensiv lateinamerikanische und besonders die spanischsprachige Literatur herausgegeben und viele dieser Werke (Roman und Lyrik) ins Deutsche übersetzt und mit literaturwissenschaftlichen Kommentaren ediert.[5]

Im Jahre 1975 wurde er zum Hochschuldozenten für kubanische Literatur an der HUB berufen, und im gleichen Jahr erfolgte seine Habilitation zum Dr. sc. phil. Diese Arbeit galt der lateinamerikanischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Seine Berufung zum Professor mit Lehrstuhl für lateinamerikanische Literaturen an der HUB erhielt er im Jahre 1981.

In den Jahren 1988–1990 hatte Dill eine ordentliche Professur an der Georg-August-Universität Göttingen inne. Während dieser Zeit war er von der HUB beurlaubt.

Im Zeitraum 1991–1992 war er erster gewählter Geschäftsführender Direktor des Instituts für Romanistik der HUB. Ab 1992 ging er in den Vorruhestand und war bis 1994 als Lehrbeauftragter für lateinamerikanische Literaturen weiterhin am Institut für Romanistik der HUB tätig.


Gastprofessuren


Dill hatte im Jahr 1990 an der Universität von São Paulo (Brasilien) und 1994 an der Universidad Nacional de La Plata (Argentinien) Gastprofessuren inne.

1995 war er Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen und bis 2006 Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg.

In den Jahren 1985–2019 hat er diverse Gastdozenturen und Kongressbesuche an Universitäten und Akademien, u. a. in Spanien (Madrid, Sevilla, Barcelona), in Mexiko (Verazcruz, Mexiko-Stadt, Guadalajara), in Argentinien (Buenos Aires, La Plata), in Chile (Santiago de Chile, Valparaìso), in Peru (Lima, Arequipa, Trujillo, Tumbes), in Bulgarien (Sofia), in Tschechien (Prag), auf Kuba (Havanna, Santiago de Cuba), in Italien (Rom, Catania, Siracusa) sowie in Mazedonien (Skopje) übernommen.


Forschungsschwerpunkte


Ursprünglich widmete sich Dill den Forschungsgegenständen französische und italienische Literatur, danach der iberoamerikanischen/lateinamerikanischen Literatur.[6]

Im Zusammenhang mit der Lehrtätigkeit orientierte er sich auch auf kulturgeschichtliche Aspekte der Literaturentwicklung in den von ihm studierten Sprachen und Ländern. Für Nachwuchswissenschaftler und ausgewählte Studenten hielt er Spezialveranstaltungen zu kulturtheoretischen Themen. Unter den Teilnehmern waren u. a. Dorothee Röseberg, Irene Skotnicki, Hans-Joachim Gießmann, Roberto Ampuero[7] und Carlos Cerda (chilenische Exilschriftsteller und Aspiranten am Lehrstuhl für lateinamerikanische Literatur).

Diese Erweiterung des Forschungsgegenstandes dehnte Dill auf große Projekte aus. Im Juni 1988 initiierte er gemeinsam mit seinem Professorenkollegen Klaus Meyer-Minnemann (Universität Hamburg) auf einem literaturwissenschaftlichen Romanistik-Kongress zum Realismusproblem in der HUB ein gemeinsames Forschungsprojekt von Romanisten beider deutscher Staaten zur lateinamerikanischen Literatur.

Dieses Projekt wurde vom Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR und dem Kulturministerium des Bundeslandes Niedersachsen 1989 als gesamtdeutsches Projekt zum Thema „Wirklichkeitsaneignung im hispanoamerikanischen Roman im 19. und 20. Jahrhundert“ gefördert. Es war das einzige gesamtdeutsche Forschungsprojekt auf diesem Fachgebiet.

Zu diesem Projekt gehörten von DDR-Seite die Humboldt-Universität zu Berlin (Hans-Otto Dill und seine Promovenden Sabine Harmuth, Carola Gründler, Olaf Niepolt) und die Universität Rostock (Ano Ring). Von westdeutscher Seite waren es die Georg-August-Universität Göttingen mit dem romanistischen Fachkollegen Manfred Engelbert, die Katholische Universität Eichstätt (Ottmar Ette, später Professor der Universität Potsdam), die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Karsten Garscha), die Universität Hamburg (Klaus Meyer-Minnemann), die Universität Bremen (Martin Franzbach) sowie die westdeutschen Promovenden: Katharina Niemeyer (später Professorin der Universität zu Köln), Inke Gunia (später Professorin der Universität Hamburg) und Sabine Schlickers (später Professorin der Universität Bremen), ferner Hans Paschen (Universität Stuttgart) und Karin Hopfe (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).

Das 1993 beendete Projekt wurde finanziert von der Volkswagen-Stiftung Hannover. Alle Arbeitssitzungen in den beteiligten Hochschulstädten, die Feldforschungsreisen nach Lateinamerika und Spanien, und die Publikationskosten des Sammelbandes im Vervuert Verlag (Frankfurt am Main) schloss diese Finanzierung ein.[8]

In den Jahren 2000 bis 2006 widmete sich Dill vorzüglich philosophischen Bereichen, die literarische und sprachliche Problemfelder berühren. Und ab 2006 gilt sein wissenschaftliches Interesse vorwiegend der deutschen und französischen Aufklärung sowie Problemen der Globalisierung auf kulturellen und philosophischen Gebieten, darunter speziell dem Werk von Alexander von Humboldt.[9]


Ämter und Mitgliedschaften


Seit 1995 ist Dill Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Von 2009 bis 2017 war er Sekretar der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften und Mitglied des Präsidiums. Zu seiner Nachfolgerin in diesem Amt wurde Kerstin Störl gewählt.

1998 wurde er Mitglied des Lateinamerika-Forums Berlin und war dort von 2000 bis 2005 Mitglied des Präsidiums sowie Vizepräsident, und er gehört dem Verein weiterhin an.

Im Jahr 2000 war Dill Gründungsmitglied des Vereins Freunde des Ibero-Amerikanischen-Instituts Preußischer Kulturbesitz Berlin und gehört dem Verein bis heute an.


Auszeichnungen



Publikationen



Monografien



Herausgabe wissenschaftlicher Sammelbände



Artikel, Referate, Rezensionen, Nachworte


Hunderte Arbeiten zur Literaturwissenschaft und zu Sprache, Literatur und Kultur Lateinamerikas.


Herausgabe literarischer Werke


Dutzende Übersetzungen von Monografien, Anthologien, Belletristik und Lyrik aus dem Spanischen, Französischen, Portugiesischen, Italienischen u. a.


Quellen





Einzelnachweise


  1. 2003 Wer ist wer? Anklamer Persönlichkeiten. Berlin/Friedland, Verlag Steffen. Hrsg. Peter Kielmann. Darin: Dill, Professor der Romanistik, Schriftsteller, Übersetzer, S. 37
  2. 2007 Romanistik als Passion – Sternstunden der neueren Fachgeschichte. Graz (A), LIT-Verlag Wien. Hrsg. Klaus-Dieter Ertler. Darin: Von der Ostsee an die Karibik oder die Vita eines ostwestlichen Philologen, S. 52 und 53
  3. 2003 El pasado siglo XX - Una retrospectiva da la literatura latinoamericana. Homenaje a Hans-Otto Dill. Berlin, edition tranvía-Verlag Walter Frey. Hrsg. Dieter Ingenschay, Gabriele Knauer, Klaus Meyer-Minnemann. Darin: Rita Schober Zum Geleit, S. 8
  4. 1970 Die Weltbühne, Wochenschrift für Kultur, Politik und Gesellschaft. Darin: Anne Dessau Rita Schober, 2. Juni 1970, S. 693–695
  5. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender (alle Jahrgänge ab 2004/2005, 64. Jahrgang), Verlag K.G. Saur, München; Leipzig, S. 208
  6. 2010 Lecturas criollas. Ensayos sobre literatura cubana, La Habana, argos / arte y literatura. Darin: Virgilio López Lemus Hans-Otto Dill: Maestro alemán del saber cubano, S. 5
  7. 2005 El círculo antidogmático de Berlin Oriental. Chile, Tageszeitung LA TERCERA, 28. August 2005, S. 28–29
  8. 1994 Apropiaciones de realidad en la novela hispanoamericana de los siglos XIX y XX (Mitherausgeber und Mitautor, zusammen mit Carola Gründler, Inke Gunia und Klaus Meyer-Minnemann). Frankfurt am Main/Madrid, Vervuert Verlag, S. 9–11
  9. 2013 Alexander von Humboldts Metaphysik der Erde. Frankfurt am Main, PETER LANG Verlag
Personendaten
NAME Dill, Hans-Otto
KURZBESCHREIBUNG deutscher Hochschullehrer für Romanistik sowie Schriftsteller und Übersetzer
GEBURTSDATUM 4. Juli 1935
GEBURTSORT Berlin



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