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Isabelle de Charrière (Belle van Zuylen) (* 20. Oktober 1740 bei Utrecht; † 27. Dezember 1805 in Colombier, Fürstentum Neuenburg (damals zu Preußen)) war eine niederländisch-neuenburgische Schriftstellerin französischer Sprache, Übersetzerin und Komponistin.

Isabelle de Charrière, von Maurice Quentin de La Tour, 1766, Musée d’art et d’histoire (Genf).
Isabelle de Charrière, von Maurice Quentin de La Tour, 1766, Musée d’art et d’histoire (Genf).
Isabelle de Charrière, von Guillaume de Spinny 1759.
Isabelle de Charrière, von Guillaume de Spinny 1759.
Schloss Zuylen, Niederlande.
Schloss Zuylen, Niederlande.
Isabelle de Charrière, von Maurice Quentin de La Tour 1771 Musée Antoine-Lécuyer, Saint-Quentin.
Isabelle de Charrière, von Maurice Quentin de La Tour 1771 Musée Antoine-Lécuyer, Saint-Quentin.
Isabelle de Charrière, von Jens Juel 1777
Isabelle de Charrière, von Jens Juel 1777
Le Pontet, Colombier, Milvignes, Schweiz.
Le Pontet, Colombier, Milvignes, Schweiz.

Leben und Werk


Isabelle de Charrière wurde am 20. Oktober 1740 als Isabella Agneta Elisabeth van Tuyll van Serooskerken auf Schloss Zuylen bei Utrecht in eine hochadlige holländische Familie geboren. Sie wurde von 1746 bis 1753 von Gouvernanten aus der französischsprachigen Schweiz erzogen, weshalb sie die französische Sprache bald fließend beherrschte. Sie erhielt eine umfassende Bildung, sprach mehrere weitere Sprachen, unter anderem Englisch und Latein, und erwarb sich Kenntnisse in Physik und Mathematik.

1760 begann eine lange und vertrauliche Korrespondenz mit David-Louis Constant d’Hermenches, die bis 1776 andauerte. Im Jahr 1763 erschien ihre erste Erzählung Le Noble, ein satirisches Werk in französischer Sprache.[1] Ein Jahr später lernte sie James Boswell kennen, der später um ihre Hand anhielt (1766). In London lernte Isabelle 1767 David Hume kennen. Sie heiratete, nachdem sie eine Vielzahl von Bewerbern abgelehnt hatte, am 17. Februar 1771 den aus der Schweiz stammenden Erzieher ihres Bruders Willem-René, Charles-Emmanuel de Charrière de Penthaz. Im Jahr 1771 zog das Paar nach Colombier bei Neuenburg, wo es im herrschaftlichen Anwesen Le Pontet wohnte. Während der Vorbereitungszeit auf die Reise in die Schweiz erhielt sie in Paris bei Maurice Quentin de La Tour Zeichenunterricht.

In der Zeit am Neuenburgersee entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen Isabelle und dem örtlichen Pfarrer David de Chaillet sowie mit Pierre-Alexandre DuPeyrou. Mit letzterem, der große Teile des Nachlasses von Jean-Jacques Rousseau verwaltete, besorgte de Charrière, selbst eine begeisterte Anhängerin Rousseaus, 1789 die Veröffentlichung von dessen „Bekenntnissen“.

Bereits im Jahr 1784 erschienen ihre Romane Lettres Neuchâteloises und Mistress Henley und bald darauf eine reiche Anzahl weiterer Publikationen, die teilweise von Ludwig Ferdinand Huber, der zusammen mit seiner späteren Frau Therese Huber mehrere Jahre im nahe gelegenen Bôle lebte, in die deutsche Sprache übersetzt wurden. 1787 lernte die Schriftstellerin Benjamin Constant kennen. Diese Beziehung verlor an Bedeutung, als Constant sich seit 1794 Germaine de Staël zuwandte, doch blieben beide weiter in einem persönlichen und brieflichen Kontakt. Während der Französischen Revolution gewährte sie einigen Adeligen aus Frankreich Zuflucht.

Die Tochter Therese Hubers aus erster Ehe, Therese Forster, lebte von 1801 bis zu ihrem Tod als Hausdame bei der Schriftstellerin. Isabelle de Charrière starb in der Nacht vom 26. zum 27. Dezember 1805 im Alter von 65 Jahren in Le Pontet.


Bedeutung und Wirken


Isabelle de Charrière kommt eine große Bedeutung für die Rezeption der deutschen Klassik im französischen Sprachraum zu. Ihre Stellung als Schriftstellerin und Briefschreiberin in der Zeit der Spätaufklärung und der französischen Revolution wird heute besonders in der englischen, amerikanischen, niederländischen und französischen feministischen Forschung untersucht. De Charrière stand in brieflichem Kontakt mit bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit wie dem Schotten James Boswell und verstand sich über ihre eigene schriftstellerische Tätigkeit hinaus als Mittlerin zwischen dem deutschen und dem französischen Kulturkreis. Trotz aller persönlichen Differenzen wurde sie deshalb etwa von Germaine de Staël bewundert (Besucherin 1792 und 1793 in Colombier), auch wenn Isabelle de Charrière der neu entstehenden romantischen Schule in der deutschen Literatur nichts abgewinnen konnte und gegen Anne-Louise-Germaine Baronin von Staël-Holstein eine Verteidigungsschrift für Rousseaus Witwe Thérèse Levasseur (1721–1801) und 1789 eine Satire Courte replique a l’auteur d’une longue réponse par Mme la baronne de… über die Freifrau anonym veröffentlichte.

Sie versuchte, junge regionale Talente zu fördern und zum Schreiben anzuhalten. Dies betraf zunächst die von ihr entdeckte Henriette L’Hardy und später die in Colombier als Tochter des dortigen Pfarrers Jonas de Gélieu lebende Isabelle de Gélieu. Mit dieser veröffentlichte sie im Jahre 1797 eine französische Übersetzung des Romans „Art and Nature“ von Elizabeth Inchbald.


Werke



Ausgaben



Herausgaben



Zitat Le Noble 1763


„In einer des Provinzen Frankreichs lag ein sehr altes Schloss, welches von einem alten Abkömmling einer noch ältern Familie bewohnt wurde. Der Baron von Arnonville war für das Verdienst dieses Alter sehr empfindlich und das mit Recht, denn er hatte ausserdem nicht viel ander Verdienst. Aber sein Schloss würde sich besser dabey befunden haben wenn es etwas neuer gewesen wäre. Einer von den Türme desselben füllte schon einen Theil des Graben aus, in welchem man übrigens weiter nichts sah, als ein wenig schlammigtes Wasser worin die Frösche den Plass der Fische eingenommen hatten. Seine Tafel war mässig, aber rings um seinen Speisesal prangeten die Geweihe der Hirsche, welche seine Vorfahren erlegt hatten. Er erinnerte sich an den Fleischtagen dass er das Recht zu jagen, und an den Fasttagen, dass er das Recht zu Fischen hatte. Zufrieden mit diese Rechten, gönnte er ohne Neid den nicht edlen Finanzpächtern ihre Fasanen und Karpfen. Er verwandte seine mässigen Einkünfte zu eifriger Betreibung eines Processes, wegen des Rechts, auf seine Gütern hängen zu lassen; und nie wär' es ihm in die Sinn gekommen dass man einen besseren Gebrauch von dem Seinigen machen, oder dass man seinen Kindern etwas bessers hinterlassen könnte als die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit. Das Geld, welches zu seinen kleinen Ausgaben bestimmt war, gebrauchte er dazu, die Wappen mit welchem alle Zimmerdecken geziert waren, zu erneuern und die Bildnisse seiner Vorfahren wieder aufmalen zu lassen.“

Isabelle_de_Charrière: Le Noble, Anfang, auf Deutsch: Die Vorzüge des alten Adels, eine Erzählung aus dem Französischen, Lemgo, in der Meyerschen Buchhandlung [Meyer] 1772 - Übersetzung J. L. Benzler[3]

Literatur



Trivia




Commons: Isabelle de Charrière – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: fr:Auteur:Isabelle de Charrière – Quellen und Volltexte

Übersetzungen



Einzelbelege


  1. Titelblatt Le Noble 1763
  2. Table des martières Correspondances et textes inédits. 2006
  3. Benzler, Johann Lorenz: Die Vorzüge des alten Adels : eine Erzählung ; aus dem Französischen, Lemgo 1772, collections.thulb.uni-jena.de
Personendaten
NAME Charrière, Isabelle de
ALTERNATIVNAMEN Belle van Zuylen
KURZBESCHREIBUNG niederländisch-schweizerische Schriftstellerin
GEBURTSDATUM 20. Oktober 1740
GEBURTSORT bei Utrecht
STERBEDATUM 27. Dezember 1805
STERBEORT Colombier

На других языках


- [de] Isabelle de Charrière

[en] Isabelle de Charrière

Isabelle de Charrière (20 October 1740 – 27 December 1805), known as Belle van Zuylen in the Netherlands, née Isabella Agneta Elisabeth van Tuyll van Serooskerken, and [Madame] Isabelle de Charrière elsewhere, was a Dutch and Swiss writer of the Enlightenment who lived the latter half of her life in Colombier, Neuchâtel. She is now best known for her letters and novels, although she also wrote pamphlets, music and plays. She took a keen interest in the society and politics of her age, and her work around the time of the French Revolution is regarded as being of particular interest.

[fr] Isabelle de Charrière

Isabella Agneta Elisabeth van Tuyll van Serooskerken surnommée dans sa jeunesse Belle de Zuylen par mariage Isabelle de Charrière née le 20 octobre 1740 au château de Zuylen, à Oud-Zuilen près d'Utrecht (Pays-Bas) et morte au Pontet à Colombier, dans le canton de Neuchâtel appartenant alors à la Prusse, le 27 décembre 1805[1],[2],[3],[4] est une femme de lettres hollandaise et suisse d’expression française[5].

[ru] Шаррьер, Изабель де

Изабе́ль де Шаррье́р, также Шарьер (фр. Isabelle de Charrière), псевдоним Белль[5] ван Зёйлен (нидерл. Belle van Zuylen), урождённая Изабелла Агнета Елизабет ван Тёйль ван Сероскеркен (Isabella Agneta Elisabeth van Tuyll van Serooskerken); 20 октября 1740 (1740-10-20), Маарсен, голл. — 27 декабря 1805, Коломбье (Невшатель)) — голландско-швейцарская писательница эпистолярного жанра, писавшая по-немецки и по-французски, и известная больше под своим французским именем.



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