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Johann Strutz (* 1949 in Ruden/Ruda, Österreich) ist ein österreichischer Komparatist, Literaturtheoretiker und Übersetzer. Er ist Kärntner Slowene.


Leben und Werk


Strutz studierte Literatur- und Sprachwissenschaft an der Universität Graz. Er dissertierte 1976 mit einer Arbeit über die Lyrik Christine Lavants, die später unter dem Titel Poetik und Existenzproblematik. Zur Lyrik Christine Lavants in Buchform erschien (Salzburg: Otto Müller Verlag 1979). Ab den frühen 1980er Jahren trat er mit Rezensionen und Essays in österreichischen Literaturzeitschriften in Erscheinung. 1984 wurde Strutz Assistent am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Klagenfurt, wo er den komparatistischen Regionalschwerpunkt mit Ausrichtung auf die Kulturen und Literaturen der Alpen-Adria-Region betreute[1] und regionale Komparatistik als selbständigen Forschungsbereich etablierte. 2003 habilitierte er sich mit dem Werk Regionalität und Interkulturalität. Prolegomena zu einer literarischen Komparatistik der Alpen-Adria-Region, das die Ergebnisse aus zwanzig Jahren Forschung zusammenfasste und ihre methodologischen Ausgangspunkte erklärte. Er arbeitete bis zu seiner Pensionierung als außerordentlicher Professor am nunmehrigen Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft. Strutz lebt in seinem Herkunftsort Ruden.

Die von ihm entwickelten wissenschaftlichen Konzepte waren zum Zeitpunkt ihres Entstehens einerseits gegen eine im Textvergleich erstarrte Komparatistik, andererseits gegen nationalphilologisch verengte Betrachtungsweisen in der Literaturwissenschaft gerichtet, die in methodischer Hinsicht keine Werkzeuge für die Beschreibung wesentlicher Phänomene wie literarischer Mehrsprachigkeit oder des Nomadisierens von Texten über Sprach- und Nationengrenzen hinweg boten. Strutz vertritt demgegenüber seit den 1980er Jahren ein Konzept, das von der „komparatistischen Situation“ mehrsprachiger regionaler Literaturen ausgeht und die vergleichende Literaturwissenschaft als Grundlagendisziplin postuliert, der gegenüber sich einzelsprachliche Philologien lediglich als Anwendungsgebiete der universalen vergleichenden Methode verhalten.[2][3] Strutz brachte durch diese regionalkomparatistische Ausrichtung die Literaturen bislang vernachlässigter Peripherien und speziell die Literatur der Kärntner Slowenen als Modellfall in den internationalen Methodendiskurs ein. Er verwirklichte diesen Ansatz auch in seinen Profilen der neueren slowenischen Literatur in Kärnten, die in der zweiten Auflage (21998) bereits auf Tendenzen der „Entregionalisierung“ in der Literatur der Kärntner Slowenen aufmerksam machten.[4] Sie waren bahnbrechend für weitere, nicht einzelsprachlich verengte Forschungen zur Literatur der Kärntner Slowenen, reagierten aber nicht zuletzt auch auf das Informationsbedürfnis einer von der österreichischen Nationalphilologie mehr oder weniger in Unkenntnis gelassenen deutschsprachigen Öffentlichkeit.

Johann Strutz ist Herausgeber bzw. Mitherausgeber von Grundlagenwerken zur Komparatistik sowie zahlreicher Sammel- und Symposiumsbände u. a. zu komparatistischen Fragestellungen, zu einzelnen Kärntner slowenischen Autoren (u. a. Florjan Lipuš und Janko Messner) und zur Thematik von Krieg und Widerstand in den Literaturen des Alpen-Adria-Raumes. Die 1978 von ihm und Armin Wigotschnig veranstaltete Ausgabe von nachgelassenen und verstreut erschienen Texten Christine Lavants ist als früher Beitrag zur Lavant-Forschung hervorzuheben. Er ist ferner Herausgeber des Istrien- und des Dalmatienbandes der bei Wieser erscheinenden Reihe Europa erlesen.

Als literarischer Übersetzer trat Johann Strutz in den 1990er-Jahren in Erscheinung, er übersetzt vorwiegend aus dem Slowenischen (Florjan Lipuš, Marjan Tomšič, Ivan Pregelj) sowie aus dem Englischen (Emyr Humphreys), im Rahmen seiner wissenschaftlichen Publikationen auch aus dem Kroatischen und Italienischen. Als Übersetzer der Werke von Florjan Lipuš wurde er 2011 mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung sowie 2018 mit dem Fabjan-Hafner-Preis ausgezeichnet.[5][6] Im Rahmen des Petrarca-Preises 2003 erhielt Strutz den Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik.[7]


Publikationen



Wissenschaftliche Publikationen (Auswahl)



Herausgeberschaft



Übersetzungen (Auswahl)



Wissenschaftliche Übersetzungen (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Bastian Fiedler: Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. 14. Mai 2016, abgerufen am 10. November 2020.
  2. Johann Strutz: Komparatistik als Theorie und Methodologie des Kulturvergleichs. Zur Interkulturalität im Alpen-Adria-Raum. In: Peter V. Zima; unter Mitarbeit von Reinhard Kacianka und Johann Strutz (Hrsg.): Vergleichende Wissenschaften. Interdisziplinarität und Interkulturalität in den Komparatistiken. Narr, Tübingen 2000, S. 201221.
  3. Johann Strutz: Regionalität und Interkulturalität. Prolegomena zu einer literarischen Komparatistik der Alpen-Adria-Region. Klagenfurt 2003, S. 35.
  4. Johann Strutz: Profile der neueren slowenischen Literatur in Kärnten. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/Celovec u. a. 1998, S. 2728.
  5. TRANSLATIO für Strutz und Kovacsics. In: ORF Kärnten. Abgerufen am 10. November 2020.
  6. Fabjan-Hafner-Preis - Übersetzerpreis - Goethe-Institut Slowenien. Abgerufen am 4. Juli 2022.
  7. Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik. In: Petrarca-Preis. Abgerufen am 10. November 2020.
Personendaten
NAME Strutz, Johann
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Komparatist, Literaturtheoretiker und Übersetzer
GEBURTSDATUM 1949
GEBURTSORT Ruden/Ruda, Österreich



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