Karl-Heinz Becker (* 18. Oktober 1900 in Insterburg; † 30. Juni 1968 in Neustadt an der Aisch) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Mitglied der Bekennenden Kirche und Kritiker des Nationalsozialismus.
Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1910 zog die Mutter mit ihren drei Söhnen zum Großvater, Juraprofessor Karl von Gareis, nach München. Hier besuchte er zusammen mit seinen zwei Brüdern das Gymnasium und engagierte sich im Bayerischen Wehrkraftverein, einer Partnerorganisation der deutschen Pfadfinderbewegung. Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges wurde er zum Militär eingezogen und beteiligte sich in Ostpreußen (1919) und an der Ruhr (1920) an Kämpfen.
Anschließend begann er ein Studium Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in München und Kiel. Ab 1922 wechselte er zur Theologie in Erlangen, Berlin sowie Marburg. Während seiner Studienzeit war er zusammen mit weiteren Personen aus dem Wehrkraftverein Mitgründer des Bundes Deutscher Neupfadfinder.
Seine theologische Laufbahn begann für Becker 1925 als Hilfsgeistlicher an verschiedenen Orten Süddeutschlands. In Ezelheim (Kreis Scheinfeld) bei Neustadt an der Aisch wurde ihm 1930 seine erste Pfarrstelle zugeteilt. Insbesondere in Mittelfranken kam er in Kontakt mit dem Nationalsozialismus, mit dem er sich kritisch auseinandersetzte und dessen Rassepolitik er strikt ablehnte. Sein damaliger Appell an den bayerischen Pfarrerverein, sich vom Nationalsozialistischen Evangelischen Pfarrerbund (NSEP) zu distanzieren, blieb unberücksichtigt.
Ab 1940 nahm er als Kriegspfarrer im Rang eines Majors am Zweiten Weltkrieg teil, mit Einsätzen in Frankreich, Belgien, Ungarn, der Ukraine und in Südrussland.[1] Insbesondere seine Erlebnisse in Südosteuropa verarbeitete er in theologischen Studien, die ihm 1944 einen Hochverratsprozess einbrachten. Das Ende des Krieges beendete diesen Prozess vorzeitig.
Nach zwei Monaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft nahm er seine Stelle als Pfarrer in Ezelheim wieder auf. 1949 wechselte er ins mittelfränkische Solnhofen, 1956 ins oberbayrische Oberammergau und 1959 nach Stübach, unweit von Neustadt an der Aisch. Hier trat er 1965 in den Ruhestand. Einige Jahre später, am 30. Juni 1968, verstarb Becker in Neustadt an der Aisch, wo er auch auf dem Alten Friedhof beigesetzt wurde und ihm eine Gedenktafel[2] gewidmet ist.
In der Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte (ZBKG) wird Karl-Heinz Becker zusammen mit seinem Freund Walter Höchstädter posthum für seinen persönlichen Einsatz hervorgehoben und geehrt:
„Eine vierte, zahlenmäßig sehr kleine Gruppe einzelner engagierter Laien und Theologen wie Karl-Heinz Becker, Karl Steinbauer oder Walter Höchstädter vertrat mutig, auch gegen das Verbot ihrer Kirchenleitung, sich eigenmächtig zu äußern, eine Position des Protestes.“[3]
Personendaten | |
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NAME | Becker, Karl-Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 18. Oktober 1900 |
GEBURTSORT | Insterburg |
STERBEDATUM | 30. Juni 1968 |
STERBEORT | Neustadt an der Aisch |