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Max Kommerell (* 25. Februar 1902 in Münsingen (Württemberg); † 25. Juli 1944 in Marburg[1]) war ein deutscher Literaturhistoriker, Schriftsteller und Übersetzer.


Leben


Max Kommerell – geboren als siebentes Kind des Oberamtsarztes Eugen Kommerell und dessen Ehefrau Julie, geb. Kleinmann, – studierte nach dem Ersten Weltkrieg das Fach Germanistik bei Friedrich Gundolf an der Universität Heidelberg und bei Friedrich Wolters an der Universität Marburg. Während des Studiums schloss er sich dem George-Kreis an; von 1924 bis 1928 war er Sekretär Stefan Georges. Veranlasst durch Wolters’ Hagiographie des Kreises verließ Kommerell 1930 den George-Kreis, der aber trotzdem sein literarisches Werk beeinflusst hat.[2] Nach seiner Habilitation wurde Kommerell 1930 Privatdozent an der Universität Frankfurt. Seine öffentliche Antrittsvorlesung hielt Kommerell am 1. November 1930 über Hugo von Hofmannsthal, der sich ebenfalls von Stefan George abgewandt hatte. Kommerell lehrte auch an den Universitäten in Bonn und Köln.

Kommerell stand zunächst dem Nationalsozialismus zurückhaltend gegenüber und bezeichnete 1930 in einem Brief an seine Schwester Hitlers Mein Kampf als „borniert, bäurisch ungeschlacht, aber in den Instinkten vielfach gesund und richtig“.[3] Nach der Machtübernahme erhielt Kommerell 1933 das Amt eines Dozentenführers, verlor es aber im selben Jahr wieder, als er sich für seinen Kollegen Kurt Riezler einsetzte.[4]

1938 wurde Kommerell in Frankfurt außerordentlicher Professor für Germanische Philologie. 1939 trat er in die NSDAP ein. Von 1941 bis zu seinem Tod 1944 war Kommerell Ordinarius der deutschen Philologie an der Philipps-Universität Marburg.[5]

Kommerell war in erster Ehe von 1931 bis 1936 mit Eva Otto, der Tochter des Altphilologen Walter F. Otto verheiratet; in zweiter Ehe mit seiner langjährigen Freundin Erika Franck verbunden. Er starb nach zweijähriger Krankheit an den Folgen einer Hepatitisinfektion.

Das Schauspiel Die Gefangenen, das Kommerell 1942 geschrieben hatte, wurde 1943 von der Reichskulturkammer mit der Begründung abgelehnt und verboten, dass es keine „Anklage gegen den Bolschewismus“ sei, sondern sich „gegen jede Art von Macht“ richte.[3] Diese Einschätzung traf durchaus zu: So ließ Kommerell den Gefangenen in der Grenzsituation der Todeszelle folgende Worte sprechen: „Ja ich fühle wir sind frei, / und all die andern draußen sind gefangen.“[6] Sein Gedichtband Mit gleichsam chinesischem Pinsel wurde 1944 ausgedruckt, die gesamte Auflage jedoch durch einen Bombentreffer vernichtet. Der Band kam schließlich 1946 bei V. Klostermann heraus.

Kommerell stand in engerem wissenschaftlichem Kontakt zu dem Theologen Rudolf Bultmann, den Philosophen Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer und dem Indologen Heinrich Zimmer. Seinen Verleger Vittorio J. Klostermann hatte Kommerell im Jahr 1930 kennengelernt, und im selben Jahr erschien in dessen Verlag die Antrittsvorlesung über Hofmannsthal.[4]

Kommerell gilt als Begründer der Komparatistik. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte lagen im Barock, der Klassik und Romantik. Seine Publikationen bezogen sich auf Calderon, Hölderlin, Jean Paul, Goethe, Schiller und Hofmannsthal.

Kommerells Arbeitsbibliothek (1400 Titel) befindet sich seit 2006 in der Marburger Universitätsbibliothek und kann dort eingesehen werden.


Rezeption


Von besonderer wirkungsgeschichtlicher Tragweite war Kommerells Studie Lessing und Aristoteles (Frankfurt am Main 1940), mit der er der Erforschung des Antikebezuges moderner Intellektueller vielfältige Impulse gegeben hat.

Um die Rezeption Kommerells haben sich besonders Hans Egon Holthusen und Arthur Henkel verdient gemacht. 2001 veranstaltete der Literaturwissenschaftler Gerhart Pickerodt zusammen mit Fachkollegen in Marburg einen Kongress zu Leben, Werk und Aktualität Max Kommerells. 2011 erschien die erste Kommerell-Biographie.


Werke



Übersetzungen



Literatur




Wikisource: Max Kommerell – Quellen und Volltexte

Anmerkungen


  1. siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 915 Nr. 5767, S. 195 (Digitalisat).
  2. Theaterprogramm: Die Gefangenen, Würzburg 1967.
  3. Vollständiges Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 328.
  4. Verlagsgeschichte Klostermann
  5. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 328.
  6. Dr. B. in: Theaterprogramm: Die Gefangenen, Stadttheater Würzburg, Studio Forum der Zeit, 1967.
Personendaten
NAME Kommerell, Max
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturhistoriker, Schriftsteller und Übersetzer
GEBURTSDATUM 25. Februar 1902
GEBURTSORT Münsingen (Württemberg)
STERBEDATUM 25. Juli 1944
STERBEORT Marburg

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- [de] Max Kommerell

[en] Max Kommerell

Max Kommerell (25 February 1902 – 25 July 1944) was a German literary historian, writer, and poet. A member of the Stefan George circle from 1921 to 1930, Kommerell was a prominent literary critic associated with the Conservative Revolutionary movement in the Weimar Republic and subsequently a leading intellectual in Nazi Germany and a member of the Nazi Party from 1941, though one of his works was banned by the Nazi government in 1943.



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