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Muhammad Asad (arabisch محمد أسد) (* als Leopold Weiss am 2. Juli 1900 in Lemberg, Österreich-Ungarn; † 20. Februar 1992 in Mijas, Spanien) war ein österreichischer islamischer Gelehrter, Diplomat und Journalist.

Leopold Weiss (1921)
Leopold Weiss (1921)

Leben


Leopold Weiss war ein Sohn des Rechtsanwalts Kiwa Weiss und der Amalia Mendel[1], beide jüdischer Abstammung. Er hatte zwei Geschwister und wuchs in Lemberg und in Wien auf und hatte eine sehr religiöse Erziehung. Als 14-Jähriger bewarb er sich als Kadett beim k.u.k. Heer, wurde aber nicht genommen.[1]

Weiss studierte nach Kriegsende an der Wiener Universität, ging 1922 nach Berlin. Mit einem Interview mit Maxim Gorkis Gattin Marija Fjodorowna Andrejewa gelang ihm der Einstieg in den Journalismus.[1]

Er entfremdete sich zunehmend von seiner Religion und war mit den politischen und gesellschaftlichen Zuständen in den frühen 1920er Jahren sehr unzufrieden. Zusammen mit seiner späteren Frau, der fünfzehn Jahre älteren Künstlerin Elsa Schiemann, und deren Sohn Heinrich Schiemann reiste er 1922 nach Palästina, um seinen Onkel Dorian Feigenbaum zu besuchen. Laut seinem Buch Der Weg nach Mekka stand er dem Zionismus sehr kritisch gegenüber und führte Streitgespräche mit Chaim Weizmann, dem Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation. Gleichzeitig war er fasziniert von seinen ersten Kontakten mit Arabern, Muslimen und dem Islam. Die von ihm so empfundene Einfachheit und Spiritualität dieser Religion war für ihn ein Gegenpol zu dem von ihm verabscheuten Materialismus der westlichen Welt. Reisen als Korrespondent der Frankfurter Zeitung in den Orient folgten, wobei insbesondere der Kontakt mit Beduinen für Weiss sehr bedeutsam war.

1926 konvertierte er in der Berliner muslimischen Gemeinde, welche die Wilmersdorfer Moschee baute, vom Judentum zum sunnitischen Islam, änderte seinen Namen in Muhammad Asad und begann – wieder zusammen mit Elsa und Heinrich Schiemann – den Haddsch, die Pilgerreise nach Mekka. Zwischen 1927 und 1929 erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung, in der Kölnischen Zeitung und im Telegraaf elf Berichte.[1] Elsa starb auf der Reise an Malaria.[1] Danach kam Heinrich zur Ausbildung nach Hamburg, und Asad vertiefte sich in Koranstudien. Als persönlicher Freund von König Ibn Saud, dem Gründer Saudi-Arabiens, lebte er jahrelang in dessen Land.

1932 ging er nach Britisch-Indien, wo er 1939 für die Dauer des Zweiten Weltkriegs in einem britischen Internierungslager untergebracht wurde. Seinem älteren Bruder gelang noch die Flucht aus dem Deutschen Reich nach Palästina, seine anderen Verwandten wurden Opfer des Holocaust.[1] In Indien wurde er ein enger Freund des Poeten und Philosophen Muhammad Iqbal, der Asad bat, an der Gründung eines islamischen Staates Pakistan mitzuarbeiten. Sein Verfassungsvorschlag, veröffentlicht im März 1948 unter dem Titel Islamic Constitution-Making, wurde nicht implementiert. Nur in der Präambel der später verbotenen Verfassung konnte er einige seiner Vorschläge wiedererkennen. Asad erhielt den ersten pakistanischen Pass. 1949 trat Asad in den diplomatischen Dienst von Pakistan ein und wurde in der Folge stellvertretender pakistanischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York.[2] Asad ließ sich nach 22-jähriger Ehe 1952 von seiner saudi-arabischen Frau Munira scheiden, heiratete die katholische Konvertitin Pola „Hamida“ aus den USA und trat von seinem Posten zurück. Von 1959 bis 1964 lebte Asad in der Schweiz, danach in Marokko, Portugal und ab 1987 in Südspanien.

Er schrieb Bücher und zahlreiche Essays über Weltbild, Recht und Philosophie des Islam sowie seine Autobiographie Der Weg nach Mekka, welche zum Bestseller avancierte. Sein Hauptwerk ist eine kommentierte englische Koranübersetzung, für die er ursprünglich vier Jahre Arbeit veranschlagt hatte, dann aber 17 Jahre brauchte.

Berliner Gedenktafel am Haus Hannoversche Straße 1 in Berlin-Mitte
Berliner Gedenktafel am Haus Hannoversche Straße 1 in Berlin-Mitte

Asad war ein Grenzgänger zwischen der islamischen und der westlichen Welt. Er versuchte, einen rationalen Zugang zum Koran zu finden. In der Tradition der rationalistischen Denkrichtung der Muʿtazila publizierte er 1980 seine Koranexegese, die in Saudi-Arabien verboten wurde. Anstoß fand man vor allem an seinen metaphorischen Auslegungen des Korans.[3]

Asad strebte nach einem gegenseitigen Verständnis zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Seine intellektuelle Herangehensweise an den Islam, vor allem in Bezug auf Recht und Philosophie, stand allerdings im Gegensatz zu den Werten des späteren Wahabismus.[4] In manchen islamischen Ländern, wie Saudi-Arabien, wurden seine Schriften sogar verboten. Gegen Ende seines Lebens resümierte er: „Ich habe mich in den Islam verliebt, aber ich habe die Muslime überschätzt.“[5] Sein Sohn aus zweiter Ehe in Saudi-Arabien, Talal Asad, ist Professor für Anthropologie in New York.

Am 14. April 2008 wurde der Platz vor dem Haupteingang der UNO-City in Wien zu seinen Ehren Muhammad-Asad-Platz benannt.[6] Am 22. November 2013 wurde in Berlin-Mitte, Hannoversche Straße 1, eine Berliner Gedenktafel angebracht.


Schriften (Auswahl)



Autor


The Road to Mecca (1954)
The Road to Mecca (1954)

Übersetzer und Kommentator



Literatur


Bücher
Artikel


Commons: Muhammad Asad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Martin Woker Zurück zur wahren Lehre des Propheten, in: NZZ, 3. Januar 2015, S. 6 f. (Online)
  2. Muhammad Asad: The Story of a Story of a Story
  3. Rauf Ceylan, Michael Kiefer: Neo-Salafisten in Deutschland – der Zelotismus erreicht die Diaspora. In: Salafismus: Fundamentalistische Strömungen und Radikalisierungsprävention. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00091-2, S. 71–97, doi:10.1007/978-3-658-00091-2_4.
  4. https://www.juedisches-europa.net/archiv-seite-3/1-2010/muhammes-asad/
  5. „Vermittler zwischen den Welten. Ein Film folgt den den Spuren des islamischen Vordenkers Muhammad Asad“, 16. November 2008.
  6. wien.gv.at
Personendaten
NAME Asad, Muhammad
ALTERNATIVNAMEN Weiss, Leopold; Weiß, Leopold
KURZBESCHREIBUNG islamischer Gelehrter
GEBURTSDATUM 2. Juli 1900
GEBURTSORT Lemberg
STERBEDATUM 20. Februar 1992
STERBEORT Mijas, Spanien

На других языках


- [de] Muhammad Asad

[en] Muhammad Asad

Muhammad Asad, (Arabic: محمد أسد [/mʊħʌmmʌd ʌsʌd/], Urdu: محمد أسد, born Leopold Weiss; 2 July 1900[17] – 20 February 1992[18][19]) was an Austro-Hungarian-born Jew and convert to Islam who worked as a journalist, traveler, writer, linguist[citation needed], political theorist, diplomat.[6]

[ru] Асад, Мухаммад

Мухаммад Ассад (при рождении Леопольд Вайс, нем. Leopold Weiss; 2 июля 1900 (1900-07-02), Лемберг (Львов), Австро-Венгрия — 23 февраля 1992, Гранада, Испания) — австрийско-немецкий журналист, исламский писатель и мыслитель, дипломат, представитель Пакистана в ООН. Сын львовского адвоката еврейского происхождения, внук черновицкого раввина, после принятия в Германии ислама принял имя Мухаммад Асад.



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