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Osvaldo Bayer (* 18. Februar 1927 in Santa Fe, Argentinien; † 24. Dezember 2018 in Buenos Aires, Argentinien) war ein argentinischer Schriftsteller, Historiker, Journalist, Publizist und Menschenrechtsaktivist.

Osvaldo Bayer, 1999
Osvaldo Bayer, 1999

Leben


Osvaldo Bayer entstammte einer aus Altenburg in Tirol nach Argentinien ausgewanderten Familie. Die Tiroler Namensschreibung „Payr“ änderte sein Vater in Argentinien in „Bayer“.[1]

Bayer studierte Philosophie und Geschichte in Buenos Aires und ab 1952 in Hamburg.[1] Nebenher schrieb er für argentinische Zeitschriften.

1956 kehrte Bayer nach Buenos Aires zurück; er arbeitete für die Zeitung Noticias Gráficas. Auf einer Reportagereise nach Patagonien erlebte er die Ausbeutung der Mapuche und der chilenischen Landarbeiter.[1] So stieß er auf eines seiner Lebensthemen. In seiner Zeitung machte er die patagonischen Verhältnisse öffentlich. Daraufhin wurde er aus der Provinz Chubut ausgewiesen.[1]

Von 1958 bis 1973 arbeitete Bayer für die Zeitung Clarín. Er war Redaktionssekretär, dann Leiter des Ressorts „Politik und Militärwesen“, schließlich des Feuilletons.[2] Zudem war er drei Jahre lang Generalsekretär der argentinischen Journalistengewerkschaft.[2] Später gab er die Zeitschrift Imagen heraus.

Neben seiner journalistischen Arbeit widmete sich Bayer „der Erforschung der am meisten Vergessenen und Bestraften in der Geschichte der Menschheit“.[3] In seinem Buch La Patagonia rebelde schilderte er die Unterdrückung, den Streik und den Aufstand der Landarbeiter in Patagonien während der Jahre 1920 bis 1922, den das Militär blutig unterdrückte und dabei etwa 1500 Arbeiter exekutierte. Als er 1972 und 1974 die ersten Bände von La Patagonia rebelde veröffentlichte, wurde er von der Alianza Anticomunista Argentina mit dem Tode bedroht.[2] Viele seiner Freunde, darunter der Schriftsteller Rodolfo Walsh, wurden verschleppt und ermordet. Bayer gelang mit Hilfe der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland die Flucht; der Kulturattaché und dessen Frau schleusten ihn unter Einsatz des eigenen Lebens außer Landes.[4]

Von 1976 bis 1983, während der Militärdiktatur in Argentinien, lebte er im Exil in der Bundesrepublik Deutschland. Bayer übersetzte Werke von Goethe, Franz Kafka, Bertolt Brecht, Karl Jaspers und anderen. Währenddessen wurden in seinem Heimatland mehrere seiner Bücher, unter anderem La Patagonia rebelde, von der Militärdiktatur verboten und auf deren Geheiß verbrannt. Auch der Film La Patagonia rebelde war viele Jahre verboten.

Als das Ende der Militärdiktatur abzusehen war, eine Woche vor deren Fall, kehrte Bayer nach Argentinien zurück.[5] Er schrieb seither für Página/12. Zudem war er bis 2006 Professor für Menschenrechte an der Philosophischen Fakultät der Universität von Buenos Aires. Er besuchte regelmäßig Deutschland und war u. a. Dozent der Deutschen Stiftung für Entwicklungspolitik in Bad Honnef.

Viele Jahre lang engagierte sich Bayer für die indigene Bevölkerung Patagoniens. Zu diesem Thema produzierte er zusammen mit Mariano Aiello und Kristina Hille den Film Awka Liwen (in der Sprache der Mapuche: „Rebellisches Erwachen“), der 2010 in Buenos Aires vorgestellt wurde. Das argentinische Parlament erklärte ihn auf Initiative des Senators Eduardo Menem für „unpatriotisch“ und zur „Persona non grata“, weil er ein gemeinsames Wirtschaftsgebiet aus beiden Teile Patagoniens (des argentinischen und des chilenischen Patagoniens) vorgeschlagen hatte.[6]


Ehrungen



Familie


Seit 1952 war Osvaldo Bayer mit Marlies Joos (1929–2015) verheiratet, sie haben vier Kinder.[3]


Schriften


Deutsch
Spanisch

Drehbücher



Literatur


in der Reihenfolge des Erscheinens


Filme über Osvaldo Bayer




Commons: Osvaldo Bayer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Osvaldo Bayer: Chronist mit eigener Meinung. In: Gert Eisenbürger (Hrsg.): Lebenswege. 15 Biographien zwischen Europa und Lateinamerika. Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg 1995, S. 55.
  2. Osvaldo Bayer: Chronist mit eigener Meinung. In: Gert Eisenbürger (Hrsg.): Lebenswege. 15 Biographien zwischen Europa und Lateinamerika. Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg 1995, S. 56.
  3. Sven Schaller: Interview mit Osvaldo Bayer, Argentinischer Historiker und Schriftsteller, September 2011, Website von „Quetzal. Leipziger Lateinamerika-Verein (e.V.)“, abgerufen am 8. März 2015.
  4. Osvaldo Bayer: Chronist mit eigener Meinung. In: Gert Eisenbürger (Hrsg.): Lebenswege. 15 Biographien zwischen Europa und Lateinamerika. Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg 1995, S. 57.
  5. Osvaldo Bayer: Chronist mit eigener Meinung. In: Gert Eisenbürger (Hrsg.): Lebenswege. 15 Biographien zwischen Europa und Lateinamerika. Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg 1995, S. 58.
  6. Osvaldo Bayer: Después de anoche, sólo me queda Marlene. In: Página/12, 4. Juni 2007.
  7. Asyl. Dokumentarfilm; Kurzfilm BRD 1984, Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
  8. Kurt Gustav Wilckens
  9. Gustavo Gzain: Osvaldo Bayer: La livertá. 1. November 2014, abgerufen am 20. April 2017.
  10. BABYLON in Berlin - Mi viejo rebelde [My old rebel dad]. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
Personendaten
NAME Bayer, Osvaldo
KURZBESCHREIBUNG argentinischer Journalist, Schriftsteller, Historiker
GEBURTSDATUM 18. Februar 1927
GEBURTSORT Santa Fe
STERBEDATUM 24. Dezember 2018
STERBEORT Buenos Aires, Argentinien

На других языках


- [de] Osvaldo Bayer

[en] Osvaldo Bayer

Osvaldo Bayer (18 February 1927 – 24 December 2018)[1] was an Argentine writer and journalist. He lived in Buenos Aires. In 1974, during the presidency of Isabel Perón, he went into exile, residing in Linz am Rhein, Germany, throughout the National Reorganization Process dictatorship (1976–1983).[2][3]



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