Otto Pick (* 22. Mai 1887 in Prag; † 25. Oktober 1940 in London) war ein deutsch-böhmischer Schriftsteller und Übersetzer, der auch das Pseudonym Oldřich Novotný benutzte.
Leben
Otto Pick war der Sohn eines jüdischen Händlers und wuchs zweisprachig mit Deutsch als erster und Tschechisch als zweiter Muttersprache auf. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums war er als Bankbeamter tätig. Von 1911 bis 1912 erschien in Prag im Verlag der Johann-Gottfried-Herder-Vereinigung ein Jahrgang lang die Herder-Blätter, deren Herausgeber Willy Haas und Norbert Eisler waren. An den letzten beiden Heften (Nr. 4 u. 5) hat Otto Pick mitgearbeitet.[1] In dieser Zeit gehörte er zum Kreis um Franz Kafka, Max Brod und Franz Werfel. Der Autor Norbert Abels nennt Pick, Werfel und Haas eine Freundesphalanx, weil sie auch bereit waren, im Prager Konzerthaus Rudolfinum Schönbergs Komposition Pierrot Lunaire zu verteidigen.[2] Seit 1912 war Otto Pick auch mit Else Lasker-Schüler befreundet.
Pick wurde Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach der Gründung der Tschechoslowakei arbeitete er von 1921 bis 1939 als Feuilleton-Redakteur in der Prager Presse. Als staatlich geförderte Zeitung musste die Prager Presse – in gewissem Maße – auf staatliche Interessen Rücksicht nehmen und diplomatische Abwägungen im Blick behalten. Deshalb war Otto Pick zurückhaltend, wenn ihm nach 1933 aus Deutschland geflüchtete Schriftsteller und Journalisten Beiträge für seine Zeitung anboten.[3] 1933/1934 war er Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Welt im Wort. 1939 emigrierte er nach Großbritannien und lebte bis zu seinem Tod in London.
Otto Pick verfasste Erzählungen und Gedichte und gab Anthologien heraus. Seine literarischen Arbeiten veröffentlichte er in Zeitschriften des Expressionismus. Bedeutend ist Picks Wirken als Übersetzer: Er übertrug nicht nur eine Reihe moderner tschechischer Autoren ins Deutsche, sondern auch deutsche Autoren ins Tschechische.
L. Mikoletzky:Pick Otto. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S.62.
Pick, Otto. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 18: Phil–Samu. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. De Gruyter, Berlin u.a. 2010, ISBN 978-3-598-22698-4, S. 55–62.
Hartmut Binder (Hrsg.): Prager Profile: vergessene Autoren im Schatten Kafkas. Gebrüder Mann, Berlin 1991, ISBN 3-7861-1617-2 (herausgegeben von der Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen).
Rudolf M. Wlaschek: Juden in Böhmen: Beiträge zur Geschichte des europäischen Judentums im 19. und 20. Jahrhundert. (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Band 66), 2. Auflage, Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56283-5.
Norbert Abels; Wolfgang Müller (Hrsg.): Franz Werfel mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (= Rowohlts Monographien, Band 472), Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990, ISBN 3-499-50472-3.
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