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Walter Scherf (* 11. Juni 1920 in Mainz; † 25. Oktober 2010 in München; Pseudonym: tejo) war ein deutscher Schriftsteller, Komponist, Kinder- und Jugendliteratur- sowie Märchenforscher.


Leben


Scherf wuchs in Mainz und Wuppertal als Sohn eines Schlossers auf. In Wuppertal wurde er Mitglied einer DPSG-Gruppe. Zwischen 1946 und 1949 studierte Scherf Physik, Mineralogie und Musikwissenschaft an der Universität Göttingen. Zur selben Zeit gründete und leitete er Jungenschaftsgruppen und gab jugendbewegte Zeitschriften heraus. Während dieser Zeit lebte er in der Türmerwohnung des Göttinger Johanniskirchturms.[1] 1949 wurde er Bundesführer der Deutschen Jungenschaft. Sein Fahrtenname war tejo. In dieser Zeit schrieb er auch Das große Lagerbuch, das in bündischen Gruppen ein Klassiker ist.

Ohne Studienabschluss verließ er 1949 Göttingen und arbeitete fortan in Opladen als Setzer, Zeitschriften-Redakteur, Lektor sowie als Verlagsleiter. Von 1957 bis 1982 war er Direktor der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) in München und vernetzte diese Institution international. Dabei legte er – in Zeiten des „Kalten Krieges“ – besonderen Wert auf die Einbeziehung der Ostblockstaaten in den Austausch über Kinderliteratur und Kinderbuchillustrationen. Noch kurz vor seiner Pensionierung leitete er die Übersiedlung der IJB in das Obermenzinger Schloss Blutenburg ein.[2]

Neben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und herausgeberischen Tätigkeiten war er als Übersetzer aktiv. Seine bekannteste Übersetzung ist Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien, die 1957 erschien. Diese wurde ihm kurz nach dem Zweiten Weltkrieg vom deutschen Maler Horus Engels auf einer Jungenschaftsfahrt nahegelegt.[3] 1965 legte Scherf eine eigene Übersetzung der Märchen von Charles Perrault vor; im selben Jahr erschien eine von ihm kommentierte vollständige Ausgabe der Märchen von Ludwig Bechstein.[4]

Von 1957 bis 1963 verantwortete Scherf die Zeitschrift Jugendliteratur und von 1967 bis 1968 die Zeitschrift für Jugendliteratur.[4] Weiterhin schrieb er viele bekannte Fahrtenlieder der heutigen Bündischen Jugend, zum Beispiel Die Regenfrau, Hier wächst kein Ahorn, Summt der Regen und Kiefern im Wind; einige davon gelten als moderne Volkslieder.[2] Sein Buch Schwedenfahrt wirkte prägend für die Großfahrten der bündischen Gruppen der Nachkriegsjugendbewegung.

Signatur Walter Scherf
Signatur Walter Scherf

Nach seiner Pensionierung im Jahre 1982 widmete er sich überwiegend der Märchenforschung; schon im selben Jahr legte er das Lexikon der Zaubermärchen vor. Er setzte sein in den 1960er Jahren begonnenes Studium der Pädagogik, Psychologie und Volkskunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München fort. Er promovierte 1986 – im Alter von 66 Jahren – mit der Dissertation Die Herausforderung des Dämons: Form und Funktion grausiger Märchen. Danach war er bis 2001 Lehrbeauftragter für Volks-Erzählforschung in Innsbruck und München. Sein Hauptwerk als Märchenforscher ist das zweibändige Märchenlexikon aus dem Jahre 1995.


Preise und Auszeichnungen



Schriften



Kinder- und Jugendbücher; Jugendbewegung



Übersetzungen



Sachbücher zur Märchenforschung und Jugendliteratur



Literatur





Einzelnachweise


  1. Klaus Wettig: Spurensuche und Fundstücke: Göttinger Geschichten. Wallstein-Verlag, Göttingen 2007, S. 83–85.
  2. Hans Gärtner: Summt der Regen. Nachruf auf Walter Scherf. In: Bibliotheksforum Bayern. Heft 1/2011, S. 59. ISSN 0340-000X.
  3. In Erinnerung an Walter Scherf: Ein Treffen in München. Abgerufen am 29. November 2010.
  4. Helge Gerndt: Scherf, Walter. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 11. Sp. 1367–1372. de Gruyter. Berlin 2004, ISBN 3-11-017565-7.
  5. Concorsi pinocchio.it (Memento vom 14. Februar 2005 im Internet Archive), abgerufen am 19. September 2012.
Personendaten
NAME Scherf, Walter
ALTERNATIVNAMEN tejo (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kinderliteratur-, Jugendliteratur- und Märchenforscher
GEBURTSDATUM 11. Juni 1920
GEBURTSORT Mainz
STERBEDATUM 25. Oktober 2010
STERBEORT München



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