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Yoshikichi Furui (japanisch 古井 由吉; Furui Yoshikichi; * 19. November 1937 in Tokio; † 18. Februar 2020 ebenda)[1] war ein japanischer Schriftsteller und Germanist.


Leben


Furui wurde 1937 in der japanischen Hauptstadt geboren. Er studierte Germanistik an der Universität Tokio mit einer BA Abschlussarbeit zu Franz Kafka und einer MA Arbeit zu Hermann Broch. Er übertrug als Kenner der deutschen Literatur u. a. Hermann Broch und Robert Musil ins Japanische. Als Hochschuldozent für deutsche Sprache lehrte er an der Kanazawa-Universität (1962–1964) und der Rikkyô Universität in Tokio (1965–1970), bevor er mit Anfang Dreißig die schriftstellerische Laufbahn einschlug.[2]


Auszeichnungen


Nach seiner letzten Auszeichnung lehnte Furui weitere ab.


Literarisches Konzept


Zusammen mit den Autoren Kuroi Senji (* 1932) und Ogawa Kunio (1927–2008) zählte er zur sogenannten Generation der Innerlichkeit (naikô no sedai). Die Gruppe wandte sich den seelischen Welten des Individuums zu, was eine Abwehr gegen die Ideologie des Wirtschaftswachstums darstellte, die die offizielle Denkrichtung der Dekaden nach dem Krieg prägte; auch die gesellschaftlich engagierte oder politisch bewusste Literatur entsprach nicht den Vorstellungen der naikô no sedai. Furui widmete sich der Psychoarchäologie; er wollte eine japanische Identität ergründen, die sich aus den Quellen des Vergangenen speiste. Dazu begab er sich auf eine ethno-romantische Reise zu den Tiefenschichten der landeseigenen Kultur. Seine Protagonisten führte der Weg in die Region. Dort verschmolzen für sie Realität und Traum, Jetztzeit und frühere Jahrhunderte.

Der Soziologe Matsuura Yûsuke kommentierte:

„In Furui's works, relationships between contradictory values-such as life / death, health / illness, reason / madness, autonomy / dependency, etc-are quite ambiguous. They never constitute clear-cut dichotomy. These values interpenetrate and their boundaries are blurred. Values coexist, clashing with and melting in each other. The subject who folds these contradictory values within oneself, gets fragile. But Furui dares to tarry with the fragility, because the attempt to overcome it paradoxically brings more serious crisis. The subject chooses to linger on the fragility.“

"In Furuis Werken sind die Beziehungen zwischen widersprüchlichen Werten - wie Leben/Tod, Gesundheit/Krankheit, Vernunft/Wahnsinn, Autonomie/Abhängigkeit usw. - ziemlich zweideutig. Sie stellen niemals eine klare Dichotomie dar. Diese Werte durchdringen sich gegenseitig und ihre Grenzen sind verschwommen. Werte koexistieren nebeneinander, kollidieren miteinander und verschmelzen ineinander. Das Subjekt, das diese widersprüchlichen Werte in sich selbst trägt, wird brüchig. Aber Furui wagt es, bei der Fragilität zu verweilen, denn der Versuch, sie zu überwinden, bringt paradoxerweise eine ernstere Krise mit sich. Das Subjekt entscheidet sich dafür, bei der Zerbrechlichkeit zu verweilen".

(Matsuura 2004)

In seinem Spätwerk, zu dem die Arbeiten Hakuhatsu no uta (1996; Weißhaar-Lieder), Funnô (2002; Zorniger Greis) und Kono michi (2019; Dieser mein Weg) zählen, befasste er sich mit der für ihn prägenden Erfahrung der Kriegs- und Nachkriegsjahre, mit den Lebenswelten seiner Generation, mit dem Thema des Alterns sowie mit Krankheit und Tod. Der Kotoba no kizashi (2012) betitelte Band, der einen Briefaustausch mit dem Schriftsteller Saeki Kazumi (* 1959) enthält, beschäftigte sich mit der Lage des Landes nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011.

Furui war ein poeta doctus der alten Schule und galt als anspruchsvoller Autor mit außergewöhnlicher Sprachsensibilität und elaboriertem Stil, dem seine Kollegen großen Respekt entgegenbrachten. Er war lange Zeit, von 1986 bis 2005, Juror im Auswahl-Komitee des renommierten Akutagawa Preises.


Werke



Romane und Erzählungen



Literatur




Deutschsprachige Sekundärliteratur zu Furui Yoshikichi

Artikel in Deutsch

Furui Yoshikichi (2001): „Übersetzen und übersetzt werden.“ In: Eine gewisse Farbe der Fremdheit: Aspekte des Übersetzens Japanisch-Deutsch. Hijiya-Kirschnereit, Irmela (Hg.). München: Iudicium Verlag, S. 271–277.

Deutsche Übersetzungen

Lesungen


Einzelnachweise


  1. Lisette Gebhardt: Nachruf auf Furui Yoshikichi. 2. März 2020, abgerufen am 4. Juni 2020.
  2. J. Thomas Rimer: The Columbia Anthology of Modern Japanese Literature. Columbia University Press, 2007, ISBN 978-0-231-51817-8 (google.de [abgerufen am 14. April 2020]).
  3. Yoshikichi Furui. Abgerufen am 14. April 2020.
Personendaten
NAME Furui, Yoshikichi
ALTERNATIVNAMEN 古井由吉 (japanisch)
KURZBESCHREIBUNG japanischer Schriftsteller und Germanist
GEBURTSDATUM 19. November 1937
GEBURTSORT Tokio
STERBEDATUM 18. Februar 2020
STERBEORT Tokio

На других языках


- [de] Yoshikichi Furui

[ru] Фуруи, Ёсикити

Ёсикити Фуруи (яп. 古井 由吉 Фуруи Ёсикити, 19 ноября 1937 — 18 февраля 2020[2]) — японский писатель и переводчик произведений Броха и Музиля, работа над которыми оказала ощутимое влияние и на его собственный стиль. Психологизм и интеллектуальная глубина этих австрийских писателей, нестандартно переосмысленные на почве японских традиций танка и рэнга, фольклора, эпистемологических теорий и обращённые к темам старости, отношений между мужчиной и женщиной и др., сформировали Фуруи-писателя, занимающего в современной японской литературе особое место. Основные сочинения: «Ёко» (杳子, 1970, премия Акутагавы), трилогия «Святость» (聖), «Гнездо» (栖), «Родители» (親); «Китайская роза» (槿, 1973, премия Танидзаки), рассказ «Холм Накаяма» (中山坂, 1987, премия Кавабаты) и др.



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