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Kurpfälzisch ist eine Untergruppe der vorderpfälzischen Dialektgruppe.[1] Es ist der einzige rechtsrheinische pfälzische Dialekt. Lexikographisch erfasst und bearbeitet werden die kurpfälzischen Dialekte im Badischen Wörterbuch.

Kurpfälzisch

Gesprochen in

Regierungsbezirk Nordbaden, Südhessen (Kreis Bergstraße, Odenwaldkreis)
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Germanisch
    Westgermanisch
    Hochdeutsch
    Mitteldeutsch
    Westmitteldeutsch
    Rheinfränkisch
    Pfälzisch
    Vorderpfälzisch
    Kurpfälzisch

Verbreitung und Abgrenzung


Das Kurpfälzische wird in der rechtsrheinischen Kurpfalz gesprochen, der Unterschied zum linksrheinischen Vorderpfälzischen ist minimal. Eigentlich sind die Vorderpfalz und die Kurpfalz als ein Sprachraum zu sehen, umrahmt von den eher singenden Versionen in Odenwald und Pfälzerwald. Das kurpfälzische Sprachgebiet erstreckt sich im Raum um Mannheim und Heidelberg entlang des Rheins von Lampertheim im Norden bis südlich von Hockenheim und entlang des vorderen Odenwalds und Kraichgaus von Weinheim und Viernheim im Norden bis südlich von Wiesloch; im Osten reicht es in den badischen Odenwald hinein über Neckargemünd bis nach Eberbach, Mosbach und Sinsheim. Etwa 1.500.000 Personen wohnen im Gebiet des kurpfälzischen Sprachraums.

In den östlichen Teilen des badischen Odenwaldes spricht man einen südrheinfränkischen Dialekt, das so genannte Odenwäldische. Der auffälligste Unterschied zwischen dem kurpfälzischen Dialekt und dem ähnlich aufgebauten, aber trockener klingenden Dialekt des hessischen Odenwaldes (Odenwälderisch) im Norden ist das typische kurpfälzische „Singen“, das oft die Betonung am Ende eines Satzes oder gemeinhin unbetonter Satzteile ansteigen lässt.

Im Südosten grenzt das Kurpfälzische an das Ostfränkische im nördlichen Württemberg, im Süden an das Südfränkische (Nordbadische). Allerdings ist die Abgrenzung des Kurpfälzischen nach Süden und Osten nicht ganz eindeutig festgelegt. Linguistisch korrekt ist es die Speyerer oder „Appel/Apfel-Linie“, die das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen trennt (siehe auch unten), allerdings klassifizieren die meisten Bewohner der Gebiete um Mosbach und Sinsheim, die zur historischen Kurpfalz gehörten, und auch viele Sprecher um Bruchsal ihren Dialekt selbst als Kurpfälzisch.

Aufgrund der historischen Entwicklung der Region hatte die französische Sprache einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung der kurpfälzischen Dialekte („Droddwaa“ = Trottoir, „Schässlong“ = Chaiselongue, „alla“ = à la prochaine, „allé“ = Allez, „mallad“ = malade). Ebenso hinterließen das Rotwelsche und Jiddische deutliche Spuren. Auch mit den Amischen (USA), die teilweise heute noch das vom Pfälzischen abstammende Pennsilfaanisch Deitsch sprechen, ist eine Verständigung relativ einfach möglich.


Eigenheiten



Lautliche Eigenheiten


Dabei ist das Kurpfälzische von seinen Nachbardialekten stark beeinflusst und weicht so teilweise vom restlichen Pfälzisch ab; für „ich“ wird großenteils „isch“ verwendet, wie westlich des Rheins ausschließlich, aber je nach Region auch wie im Badisch-Schwäbischen „i“.

Der für das Westmitteldeutsche und Pfälzische so typische Erhalt des „p“ in Wörtern wie „Palz“, „Parrer“, „Appl“, „Peif“, „Pund“, „Plaum“ im Gegensatz zum hochdeutschen „pf“ infolge der Zweiten Lautverschiebung ist im Kurpfälzischen als Übergangsdialekt von Ort zu Ort verschieden: In Schwetzingen und Heidelberg heißt es „Appl“, „Plaum“ und „Pund“, in Leimen, Nußloch, Wiesloch und Hockenheim schon „Apfl“, in St. Leon-Rot, Oberhausen-Rheinhausen und Bammental auch „Pflaum“, in Dielheim, Tairnbach, Mühlhausen, Bad Schönborn und Sinsheim dann auch „Pfund“. Diese und andere kleinräumige Unterschiede sind für Fremde oft sehr verwirrend, allerdings gibt es auch hier Tendenzen zur regionalen Vereinheitlichung des gesprochenen Dialekts.

In einigen Dialekten gibt es ein langes offenes o, das hochdeutschem au bzw. ei entspricht, wenn diese beiden Diphthonge sich aus Mittelhochdeutsch ou bzw. ei entwickelt haben (Wiedergabe gelegentlich mit å, Bsp. Da Borris Begga kummt vun Låme – Der Boris Becker kommt von/aus Leimen). Auch ein nasaliertes offenes o kommt vor (Wiedergabe mit ã, Bsp. Gebb net so ã – Gib nicht so an). Wenn das lange offene o einem hochdeutsch ei und mittelhochdeutschen ei entspricht, ist es heute vielfach durch ein langes e ersetzt.

In einigen Orten gibt es traditionell das Phänomen des Lambdazismus, bei dem ein d oder t durch l ersetzt wurde. Das Phänomen ist aber heute so weit zurückgedrängt, dass es kaum noch zu hören ist, lediglich in wenigen sehr häufigen Wörtern wie olla für oder oder holla für hat er ist es noch manchmal anzutreffen, sowie in Relikt-Wörtern, wie etwa „Do bin do wella gerennt“ („Da bin ich dort dagegen gestoßen“; wörtlich: „Da bin ich da wider gerannt“), also wella für wider.

Einige Begriffe, wie z. B. Karton, Balkon, Abort, Dessert, Büro, werden auf der ersten Silbe betont.

Schon kleinräumig unterscheiden sich lautliche Eigenheiten, etwa der kurze betonte Vokal im Namen, den die Mannemer [manəmɐ] bzw. Monnemer [mɔnəmɐ] ihrer Stadt geben.


Morphologische Eigenheiten


Typische Merkmale des Kurpfälzischen, die es vom linksrheinischen Vorderpfälzisch unterscheiden, sind die Flexionsformen ihr hedd „ihr habt“ und die Mehrzahlendung der Verkleinerungsform -lin, z. B. Schäflin, Blimmlin „Schäfchen, Blümchen“ (Mehrzahl).[1] Diese Verkleinerungsform findet sich angrenzend auch im Südfränkischen (Nordbadisch).


Verbreitung und Status des Dialekts


Altkleidercontainer in Heidelberg-Boxberg mit Aufschrift in kurpfälzischem Dialekt: „Do nei: Kleda un Schu“ (Hochdeutsch: „Hier hinein: Kleider und Schuhe“)
Altkleidercontainer in Heidelberg-Boxberg mit Aufschrift in kurpfälzischem Dialekt: „Do nei: Kleda un Schu“ (Hochdeutsch: „Hier hinein: Kleider und Schuhe“)

Kurpfälzisch in der Alltagssprache


Von der älteren Bevölkerung auf dem Land wird der angestammte Dialekt wie selbstverständlich gesprochen, Hochdeutsch wird zwar nicht als Fremdsprache empfunden, aber in der Aussprache nicht immer perfekt beherrscht und nur bei Bedarf halbwegs gesprochen. Jüngere Leute bevorzugen eine je nach Gesprächssituation mehr oder weniger abgeschwächte, vereinfachte Dialektform. In größeren Städten, allen voran Heidelberg, ist der Dialekt aufgrund der zahlreichen zugezogenen Einwohner („Neigschneide“, „Neigschneggde“ oder „Neigeplaggde“) auf dem Rückzug zugunsten eines Regiolekts oder eines dialektal gefärbten Hochdeutschs. Bei den meisten gebürtigen Kurpfälzern ist aber die Herkunft auch noch an der Klangfarbe des gesprochenen Hochdeutsch erkennbar, was auch für viele andere Regionen Deutschlands (zum Beispiel Schwaben) oder für Österreich gilt; ein prominentes Beispiel ist der aus Leimen stammende Boris Becker.


Kurpfälzisch in Kunst und Medien


Eine Förderin des Kurpfälzischen war die Mannheimerin und Heidelbergerin Elsbeth Janda, die unter anderem dem Schlabbinsche im SWR/ARD-Werbefernsehen, einer Hundedame an der Seite von Äffle und Pferdle, ihre Stimme lieh.

Überregional bekannt ist auch der Comedian Bülent Ceylan, der besonders mit der Mannheimer Ausprägung des Dialektes in seinen Programmen spielt. Ebenso bekannt und mit mehr oder weniger starkem typischem Dialekt sind der Schauspieler Uwe Ochsenknecht, die Moderatorin Christine Westermann, die Sängerin Joy Fleming, der Kabarettist Christian Habekost, der Kabarettist/Autor Arnim Töpel und der Soziologe, Autor und Kabarettist Hans-Peter Schwöbel.


Besonderheiten im Wortschatz


Typisch kurpfälzische Ausdrücke sind zum Beispiel:

Anmerkungen: Einige dieser Begriffe sind nur in einzelnen Ortschaften gebräuchlich. Viele von ihnen sind noch der älteren Generation geläufig, sonst aber im Verschwinden begriffen und werden durch dem Standarddeutschen nähere Wörter ersetzt. Weil eine Verbreitung auch in Nachbardialekten bzw. im ganzen süddeutschen Raum möglich ist, werden einige auch unter Odenwälderisch, Odenwäldisch, süd-rheinfränkische Dialektgruppe, Schwäbische Dialekte etc. aufgeführt.


Siehe auch



Literatur





Einzelnachweise


  1. Rudolf Post: Pfälzisch. Einführung in eine Sprachlandschaft. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau/Pfalz 1992, ISBN 3-87629-183-6, S. 20 f.
  2. Albert H. Keil: Französisches „Spracherbe“ in der Pfalz. Verlag PfalzMundArt, abgerufen am 6. Dezember 2016 (Erklärung unter Stichwort „Fissemad’ände“).
  3. https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB&lemma=grundbirne#1

На других языках


- [de] Kurpfälzische Dialekte

[ru] Баденско-пфальцский диалект

Баденско-пфальцский диалект (нем. Badisch-Pfälzisch), известный также как курпфальцский (нем. Kurpfälzisch; в диалекте — Kurpälzisch), — немецкий диалект, принадлежащий к переднепфальцским диалектам рейнско-франкской группы и праворейнским диалектам.



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