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Moselfränkische Dialekte sind ein westmitteldeutscher Dialektverband. Sie gehören zu den mittelfränkischen Dialekten innerhalb der hochdeutschen Dialekte.

Moselfränkisch
(Muselfränkesch)

Gesprochen in

Deutschland (Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Hessen), Luxemburg, Belgien (Areler Land, Sankt Vith), Frankreich (Lothringen)
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Germanisch
    Westgermanisch
    Hochdeutsch
    Mitteldeutsch
    Westmitteldeutsch
    Mittelfränkisch
    Moselfränkisch
Die Verbreitung des Moselfränkischen mit den Gebieten, in denen op und of „auf“ gilt
Die Verbreitung des Moselfränkischen mit den Gebieten, in denen op und of „auf“ gilt

Der Wortschatz des Moselfränkischen wird im Rheinischen Wörterbuch, die Sprachgeographie im Mittelrheinischen Sprachatlas beschrieben.


Definition


Moselfränkisch unterscheidet sich deutlich von den übrigen deutschen Mundarten. Constantin Schreiber bezeichnete in einem Beitrag für die Deutsche Welle aus dem Jahr 2009 den moselfränkischen Dialekt einen „Exoten“ unter den deutschen Dialekten,[1] die Sprache an der Mosel klinge bunt, wild und ganz anders. Im Gegensatz dazu beschreibt ein Buch aus dem Jahre 1837 das Moselfränkische in der Stadt Trier so: „Die Sprache hat in ihrer volltönenden Breite etwas ungemein treuherziges und gemüthliches.“[2]

In der Tat wird Moselfränkisch von anderen Deutschsprechenden nur schwer oder überhaupt nicht verstanden. Die Moselfranken selbst bezeichnen ihren Dialekt als „Platt“: „Mir schwaätzen Platt“ – wir sprechen Platt. Die Trierer und Koblenzer sprechen Trierer Platt bzw. Kowelenzer Platt. In der Hunsrückregion wird Hunsrücker Platt und in der Eifel Eifeler oder Eifler Platt gesprochen. Das Luxemburger Platt, das 1984 per Gesetz zur Amtssprache des Großherzogtums Luxemburg erklärt wurde, heißt offiziell Lëtzebuergesch und weist mittlerweile eine durch Sprachreformen festgelegte Rechtschreibung und Grammatik auf.


Regionale Dialektvarietäten


Verbreitung der fränkischen Mundarten des Dialektkontinuums im nieder- (gelb), mittel- (grün) und oberdeutschen (blau) Sprachraum
Verbreitung der fränkischen Mundarten des Dialektkontinuums im nieder- (gelb), mittel- (grün) und oberdeutschen (blau) Sprachraum

Das Linguasphere Register (Ausgabe 1999/2000, S. 430) führt unter dem Moselfränkischen (Code 52-ACB-dc) fünf Dialekte auf (Codes -dca bis -dce):

Zum Moselfränkischen gehören auch die Sprachvarietäten Lothringisch (teilweise), Luxemburgisch[3] sowie Siebenbürgisch-Sächsisch.


Geografische Verbreitung


Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der siebenbürgisch-sächsischen Mundart
Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der siebenbürgisch-sächsischen Mundart

Moselfränkisch wird im gesamten deutschsprachigen Moselraum sowie in der südlichen Eifel, im nördlichen Hunsrück, jenseits des Rheins bis ins Siegerland hinein, im nördlichen und westlichen Saarland, im südlichen Ostbelgien, entlang der deutschen Grenze auch im ostfranzösischen Lothringen und nicht zuletzt im Großherzogtum Luxemburg gesprochen.

Auch die Siebenbürger Sachsen sprechen einen dem Moselfränkischen eng verwandten Dialekt, Siebenbürgisch-Sächsisch. Ihre Vorfahren stammen überwiegend aus dem Rhein-Moselgebiet und benachbarten Regionen, in denen das Moselfränkische in der Zeit ihrer Auswanderung um 1150 verbreitet war. Der Dialekt ist als Reliktmundart in Siebenbürgen über die Jahrhunderte erhalten geblieben und wird immer noch von ca. 200.000 Personen innerhalb und mittlerweile mehrheitlich außerhalb Siebenbürgens gesprochen.

Im Norden grenzt die moselfränkische Sprachregion an das ripuarische, im Osten an das hessische (nördliche rheinfränkische) und im Süden an das pfälzische (bzw. insgesamt südliche rheinfränkische) Sprachgebiet. Eine Linie, die aus Lothringen kommend quer durch das Saarland, dann über den Hunsrückkamm und bei Sankt Goar über den Rhein hinweg ins Hessische hinein verläuft, trennt den moselfränkischen vom rheinfränkischen Dialekt. Sie wird nach einem charakteristischen Unterschied beider Dialekte die dat-das-Linie genannt. Nördlich dieser Isoglosse, im Moselfränkischen, werden die hochdeutschen Wörter „das“, „was“, „es“ usw. als „dat“, „wat“, „et“ usw. gesprochen.

Die Dialektgrenzen sind nicht überall so eindeutig wie an dieser Linie auszumachen, denn in den Übergangsregionen haben sich Mischformen ausgebildet. So sind immer wieder die Einflüsse ripuarischer Dialekte erkennbar. An der Elz wird beispielsweise das „goot“ wieder zum „joot“ und der „Gesell“ zum „Jesell“. Auch innerhalb des moselfränkischen Sprachraumes gibt es örtlich Abgrenzungen mit sprachlichen Unterschieden, die mitunter sogar zwischen unmittelbar benachbarten Orten bestehen. In Kalenborn bei Kaisersesch ist dies bei der Aussprache der Fragewörter „warum“ und „was“ zu erkennen, die zu „borömm“ und „batt“ werden. Die Zahl der Mundartsprechenden nimmt etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts mit jeder Generation rasant ab.


Sprachbeispiele


Liebeserklärung in verschiedenen moselfränkischen Dialekten

Der Satz „Wenn man im Sommer morgens die Vögelchen pfeifen hört, geht es einem schon viel besser und man wird munter wie Nachbars Katze“ in verschiedenen moselfränkischen Varietäten:


Lehnwörter


Im Moselfränkischen gibt es, wie auch in anderen Dialekten, Lehnwörter aus anderen Sprachen; sie belegen den sehr weit in die Geschichte zurückreichenden Ursprung. So lassen sich noch Relikte aus der keltisch-gallischen Sprachvarietät, die vor der Zeitenwende von den Treverern gesprochen wurde, nachweisen, wie z. B. Laä für Fels oder Koa für (Schub)Karre. Ebenso lassen sich einige Ortsnamen der Sprachregion auf keltischen Ursprung zurückführen, wie etwa die Namen der Trierer Stadtteile Zewen und Feyen sowie die Namen der Gemeinden Korlingen und Pluwig.

Weitere Lehnwörter kommen als Latinismen aus dem Lateinischen, das die Römer in die Region mitbrachten. Beispiele für Latinismen sind moselfränkische Wörter wie „Kellergroat“, von lat. crypta, für den außerhalb des Hauses angelegten Kellerzugang; Kartoffeln, Erbsen und Bohnen werden im moselfränkischen Raum „möll“ – weich gekocht, von lat. mollis; ein Tor verschließt man ggf. mit einem „Klo’uster“, einem Vorhängeschloss, von lat. claustrum. Auch das moselfränkische Wort Viez für Apfelwein kommt aus dem Lateinischen – umstritten ist allerdings, ob es von vice vinum – Ersatzwein oder vitis – Weinstock herkommt. Viele Orte der moselfränkischen Region erhielten ihren Namen zur Römerzeit. Noch heute kann man ihre Herkunft erkennen, darunter die Ortsnamen Kattenes – Catena, Tawern – Tabernae, KonzContionacum, Quint – Quintus, Detzem – Decem, Föhren – Furne, KoblenzConfluentes, Neumagen – Noviomagus, BernkastelCastellum oder Fell – Vallis.

Die Übernahme von Lehnwörtern aus dem Französischen ist auch auf die zahlreichen französischen Besatzungen des moselfränkischen Raumes in Kriegszeiten, darunter die Reunionskriege im 17. Jh., die Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Französischen Revolution und die Napoleonischen Kriege nach 1803, zurückzuführen. Sie blieben nicht zuletzt wegen der Nähe zu Frankreich über die Jahrhunderte hinweg bis heute im Moselfränkischen erhalten. Beispiele für Gallizismen sind die moselfränkischen Wörter „Bredullisch“ für Verlegenheit – aus dem französischen Wort bredouille, „Kanallisch“ für Verbrecher, Gesindel – aus canaille, „Gosch“ für Kehle, Gesicht, vulgär auch für Schnauze – aus gorge, „Filluzipé“ für Fahrrad – aus velocipède, „Pottmanee“ für Geldbörse – aus portemonnaie und „Trottoar“ für Gehweg oder Bürgersteig – aus trottoir.

Großen Einfluss auf das Moselfränkische bekam seit dem 12. Jahrhundert auch das Jiddische, eine Sprache, die sich im Hochmittelalter aus dem Mittelhochdeutschen entwickelte. Sie wurde vor allem von jüdischen Händlern und Kaufleuten gesprochen. Da insbesondere der Viehhandel über Jahrhunderte hinweg in jüdischen Händen lag und die ländliche Bevölkerung traditionell mit den Juden Geschäfte machte, war die Bevölkerung mit der Sprache vertraut. So gelangten viele jiddische Sprachelemente in das Moselfränkische. Jiddischen Ursprungs sind z. B. die moselfränkischen Wörter: schofel für link, hinterhältig, acheln für essen, mo’uscheln und beschummeln für mogeln, betrügen, Schlunze für Geliebte oder Buhei für Lärm oder Aufwand. Noch zu hörende Wörter sind zum Beispiel „Tacheles“ [reden] für Klartext [reden], „Reibach“ für Gewinn, „Zores“ für Krach oder Durcheinander, „Schlamassel“ für schlecht.

Diese Wörter sind im heutigen Platt jedoch so gut wie verschwunden.


Moselfränkische Autoren



Medien


Goethes Moselreise auf Moselfränkisch

Im Jahre 2010 drehten zwei Trierer in Trier und Umgebung eine Parodie auf den Film Stirb langsam. In dem Kurzfilm Freck langsam wird nur Trierer Platt gesprochen. Die Vorführung des Films in einem Trierer Kino erreichte beachtliche Zuschauerzahlen. Von 2012 bis 2013 brachte der Hörfunksender SR 3 Saarlandwelle wöchentlich einen Sketch mit „Graf Drakeli“. Der Graf führt in breitestem Hochwälder Dialekt Telefongespräche oder Selbstgespräche über die Tücken des Alltags eines saarländischen Vampirs, der immer wieder an seinen Gesprächspartnern verzweifelt.[12][13] Von Montag bis Freitag um 8:30 Uhr sendet SR3 Nachrischde uff platt.[14] Dabei werden Sprecherinnen und Sprecher herangezogen, die abwechselnd moselfränkisch und rheinfränkisch als Heimatdialekt sprechen.


Literatur



Siehe auch


Commons: Moselfraenkisch dialects – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



Einzelnachweise


  1. Constantin Schreiber: Moselfränkisch: „Wei de Schness gewöös as“. Deutsche Welle, 2009, abgerufen am 10. Mai 2018.
  2. Chr. v. Stramberg: Das Moselthal zwischen Zell und Konz, mit Städten, Ortschaften, Ritterburgen. Historisch, topographisch. Verlag von J. Hölscher, Koblenz 1837, S. 488f.; auch zitiert in: Fr. Menk: Des Moselthal’s Sagen, Legenden und Geschichten, gesammelt und herausgegeben. Nebst einem Handbuch für Reisende. Verlag von J. Hölscher, Coblenz 1840, S. 281, innerhalb von: Handbüchlein für Reisende an der Mosel von Coblenz bis Tier, S. 261ff.
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.luxembourg.public.lu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) „Im Alltag sprechen die Luxemburger ihren Dialekt, eine moselfränkische Mundart, die sie selbst noch bis Ende des 19. Jahrhunderts als „Lëtzebuerger Däitsch“ („Luxemburger Deutsch“) bezeichneten.“
  4. Archivierte Kopie (Memento vom 6. Januar 2014 im Internet Archive)
  5. Weilerer Geschichten. Abgerufen am 15. Dezember 2018.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bosenergruppe.saar.de abgerufen am 19. April 2011.
  7. http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/hochwald/aktuell/Heute-in-der-Hochwald-Zeitung-Hohwaeller-derrhaeem;art804,1131996 abgerufen am 16. Februar 2013.
  8. Michaela Heinze: Denkmal für heimischen Dialekt. In: Saarbrücker Zeitung. 30. Juli 2009, abgerufen am 12. April 2020.
  9. http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Der-Mundart-verpflichtet;art754,693811 abgerufen am 16. Februar 2013.
  10. Eintrag zu Maria Peters in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
  11. Archivierte Kopie (Memento vom 11. Mai 2012 im Internet Archive) abgerufen am 16. Februar 2013.
  12. http://pcast.sr-online.de/feeds/sr3grafdrakeli/feed.xml abgerufen am 16. Februar 2013.
  13. http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-berichte/themen/Das-Geheimnis-von-Graf-Drakeli;art2825,4582584#.UR7O1Wes1KQ abgerufen am 16. Februar 2013.
  14. https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=8&sen=SR3_NUP_P&tbl=pf

На других языках


- [de] Moselfränkische Dialekte

[en] Moselle Franconian language

Moselle Franconian (German: Moselfränkisch, Luxembourgish: Muselfränkesch) is a West Central German language, part of the Central Franconian language area, that includes Luxembourgish. It is spoken in the southern Rhineland and along the course of the Moselle, in the Siegerland of North Rhine-Westphalia, throughout western Rhineland-Palatinate and Saarland, Luxembourg, the south of the German-speaking Community of Belgium and in the neighboring French département of Moselle (in Arrondissement of Boulay-Moselle). The Transylvanian Saxon dialect spoken in the Transylvania region of Romania is derived from this dialect as a result of the emigration of numerous "Transylvanian Saxons" between 1100 and 1300, primarily from areas in which the Moselle Franconian dialect was then spoken. Another variety of Moselle Franconian, the Hunsrik, is spoken in some rural areas of southern Brazil, brought by 19th century immigrants from the Hunsrück region in modern Germany.[1][2]

[es] Fráncico moselano

El fráncico moselano (en alemán Moselfränkisch) es un habla germánica variedad del fráncico lorenés, dialecto germánico hablado en Lorena (como el luxemburgués y el fráncico renano de Lorena) en la frontera del país de Nied, hacia Boulay, Bouzonville y Faulquemont y también en Alemania a lo largo del río Mosela.

[fr] Francique mosellan

Le francique mosellan (Moselfränkisch en allemand) est un dialecte francique du moyen-allemand occidental qui tire son nom de la rivière Moselle. Il est parlé en Allemagne, principalement en Rhénanie-Palatinat et en Sarre ; dans une moindre mesure, ce dialecte est également usité en Rhénanie-du-Nord-Westphalie entre Siegen et Burbach, ainsi qu'en Hesse entre Limburg an der Lahn et Waldbrunn[n 1]. En France, le francique mosellan est traditionnellement parlé dans le pays de Nied, dans la partie ouest de l'arrondissement de Forbach-Boulay-Moselle.

[ru] Мозельско-франкские диалекты

Мозельско-франкские диалекты (нем. Moselfränkisch, также Muselfränkesch) — диалекты немецкого языка, входящие в средненемецкую группу диалектов. В рамках группы мозельско-франкские диалекты позиционируются как среднефранкские диалекты западно-средненемецкого пространства. Сами носители мозельско-франкских диалектов предпочитают относить себя к носителям нижненемецкого языка, хотя с точки зрения диалектологии эти диалекты имеют мало параллелей, поэтому не могут считаться родственными.



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