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Das Sidetische war eine Sprache im antiken Südanatolien. Es wurde mindestens bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. in der Stadt und wohl auch im Umland von Side im östlichen Pamphylien gesprochen. Die sidetische Sprache ist dem anatolischen Zweig der indogermanischen Sprachen zuzurechnen und relativ eng mit dem Luwischen verwandt.

Sidetisch
Zeitraum bis ins 2. Jh. v. Chr.

Ehemals gesprochen in

vormals in Anatolien
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Anatolisch
    Sidetisch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ine (sonstige indogermanische Sprachen)

ISO 639-3

xsd

Über das Sidetische berichtet Arrian in seiner Anabasis (I 26,4), dass man früher in Side eine Sprache sprach, die weder mit dem Griechischen noch mit den Sprachen des Umlands etwas gemein habe. Von Münzen des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. ist außerdem bekannt, dass die Stadt eine eigene Schrift besaß, die vom griechischen Alphabet abgeleitet wurde. Wichtige Zeugnisse für die Sprache sind eine griechisch-sidetische Bilingue aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (eine Weihinschrift) sowie eine Bilingue aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.


Überlieferung



Inschriften und Münzen


Seit dem 19. Jahrhundert waren Münzen aus Side bekannt, die damals unbekannte Schriftzeichen zeigen. Auch als 1914 in Side ein Altar mit einer griechischen und einer sidetischen Inschrift zutage trat, konnte die sidetische Inschrift nicht gedeutet werden. Erst nachdem 1949 eine zweite griechisch-sidetische Bilingue ausgegraben worden war, gelang es 1950 Helmuth Theodor Bossert, 14 Zeichen der sidetischen Schrift anhand der beiden Bilinguen zu bestimmen.[1] Im Jahre 1964 wurde beim Osttor von Side ein großer Steinblock ausgegraben, der zwei längere sidetische Inschriften trägt, die die griechischen Lehnwörter istratag (altgriechisch στρατηγός Feldherr) und ἀνάθεμα anaθema- (‚Weihegabe‘) enthalten. Im Jahre 1972 wurde dann die erste sidetische Inschrift im benachbarten Lyrbe-Seleukia gefunden. Heute sind elf sidetische Inschriften und mehrere Münzen mit sidetischen Schriftzeichen bekannt.


Glossen


Außer den Inschriften sind zwei sidetische Glossen bekannt, nämlich ζειγάρη für das Steinhuhn beim antiken Lexikographen Hesychios und λαέρκινον für Baldrian (Valeriana dioscoridis) bei Galenos. Zudem wird vermutet, dass die nicht mehr erhaltenen rätselhaften Charaktere im dritten Epidemienbuch des Hippokrates Glossen des Arztes Mnemon von Side waren, die dieser in sidetischer Schrift angebracht haben könnte.[2]


Katalog der sidetischen Sprachzeugnisse


Angegeben werden die Sigle und das Fundjahr.


Sidetische Schrift


Das sidetische Alphabet besteht aus 26 Zeichen; die Münzen zeigen auch Ligaturen. Es gehört zu den epichorischen Alphabeten im westlichen Anatolien. Besonders die lykische und karische Schrift zeigen ähnliche Formen. Die Entstehung dieser Alphabete ist nicht geklärt; denkbar ist die Ableitung aus einer altgriechischen Kursivschrift.[4] Alle sidetischen Inschriften sind linksläufig.


Merkmale des Sidetischen


Die Inschriften machen deutlich, dass das Sidetische zur Zeit seiner Überlieferung bereits stark hellenisiert war. Es wird wie das Lykische und Karische zur luwischen Sprachfamilie gezählt. Allerdings sind nur wenige Wörter aus dem Luwischen erklärbar, so malwadas ‚Weihgeschenk‘ (luw. malwa-), das dem altgriechischen χαριστηρία ‚Dankesgabe‘ entspricht, und maśara ‚den Göttern‘ (luw. masan(i)- ‚Gott‘, ‚Gottheit‘), das θεοῖς ‚den Göttern‘ im griechischen Text entsprechen dürfte. Zudem werden anatolische Pronomen (ab ‚er‘, ‚sie‘, ‚es‘) und Adverbien (osod ‚dort‘) diskutiert.

Der Nominativ Singular ist endungslos, während der Genitiv auf -(a)s endete und der Dativ Singular auf -o, der Dativ Plural aber auf -a. Verben wurden bis jetzt nicht sicher identifiziert.

Das Sidetische zeigt, wie auch das benachbarte Pamphylische, häufig Apokope (Poloniw für Apollonios, Θandor für Athenodoros) und Synkope (Artmon für Artemon).


Literatur





Einzelnachweise


  1. H. T. Bossert: Scrittura e lingua di Side in Pamfilia. In: PdP. Band 13, 1950, S. 32–46.
  2. Johannes Nollé: Die „Charaktere“ im 3. Epidemienbuch des Hippokrates und Mnemon von Side. In: Epigraphica Anatolica. Band 2, 1983, S. 8.85–98.
  3. Alfredo Rizza: A new epigraphic Document with Sidetic(?) signs. In: Kadmos. Band 44, 2005, S. 60–74.
  4. Günther Neumann: Die Sidetische Schrift. In: ASNSP. Serie III, Vol. 8, Nr. 3, 1978, S. 869–886.

На других языках


- [de] Sidetische Sprache

[en] Sidetic language

The Sidetic language is a member of the extinct Anatolian branch of the Indo-European language family known from legends of coins dating to the period of approximately the 5th to 3rd centuries BCE found in Side at the Pamphylian coast, and two Greek–Sidetic bilingual inscriptions from the 3rd and 2nd centuries BCE respectively. The Greek historian Arrian in his Anabasis Alexandri (mid-2nd century CE) mentions the existence of a peculiar indigenous language in the city of Side. Sidetic was probably closely related to Lydian, Carian and Lycian.

[fr] Sidétique

Le sidétique est une langue de la famille indo-européenne, de la branche des langues anatoliennes, du IIIe siècle av. J.-C., très mal connue (par seulement six inscriptions), et parlée dans l'ancienne Pamphylie sur le golfe d'Antalya (actuellement en Turquie).

[it] Lingua sidetica

La lingua sidetica è una lingua di frammentaria attestazione che prende nome dalla città di Side (in greco Σίδη, sulla costa della Panfilia, nell'odierna Turchia sud-occidentale), la quale fu fondata nel VII secolo a.C. da profughi anatolici scappati al tempo del crollo dell'Impero Ittita. Lo storico greco Arriano menziona (Anabasi, I, 26,4) l'esistenza di una lingua indigena particolare della città di Side.

[ru] Сидетский язык

Сидетский язык — язык, входивший в вымершую лувическую подгруппу (подгруппу языков, близкородственных лувийскому) анатолийской ветви индоевропейской семьи языков.



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