Das westfälische Sprachgebiet (in Dunkeltürkis) und seine UmgebungDas Westfälische wird in der Regel unterteilt in 1. Ostwestfälisch, 2. Südwestfälisch, 3. Münsterländisch, 4. Westmünsterländisch,
Je nach Definition werden noch hinzugerechnet: 5. Achterhoeks, 10. Twents. 11. Grafschafter Platt, 12. Emsländer Platt, 13. Westerwolds.
Niedersächsische Dialekte in den Niederlanden, die aus deutscher Sicht nicht zum Westfälischen gezählt werden, sind: 6. Veluws 7. Sallands 8. Stellingwerfs 9. Drents.
Innerhalb dieser Dialektgruppe unterscheidet man grob in der Regel vier Mundartgruppen. Dies sind
das Münsterländische[1], das sich vom Südwestfälischen durch eine andere Entwicklung des aus germanisch 'au' entwickelten offenen langen, zur Unterscheidung ō² geschriebenen, 'o' unterscheidet, so dass es münsterländisch 'Brod', südwestfälisch 'Broud' oder 'Braud' und hochdeutsch 'Brot' heißt,[2]
das Ostwestfälische, das vom Münsterländischen und Südwestfälischen durch die Linie getrennt wird, östlich derer das ē² sich in verschiedene Laute aufgespalten hat (in der Regel 'ai' und 'äi')[3],
das Südwestfälische, das sich vom Münsterländischen durch eine andere Entwicklung des aus germanisch 'au' entwickelten offenen langen, zur Unterscheidung ō² geschriebenen, 'o' unterscheidet, so dass es südwestfälisch 'Broud' oder 'Braud', münsterländisch 'Brod' und hochdeutsch 'Brot' heißt,[4] und
das Westmünsterländische[5], das sich gegenüber dem Münsterländischen und Südwestfälischen durch das Fehlen der Westfälischen Brechung (s.u.) auszeichnet.[6] Dafür stimmt dieser westfälische Dialekt bezüglich seiner Lautentwicklung der mittelniederdeutschen ē- und ō-Laute vielfach mit den angrenzenden niederfränkischen (und niederländischen) Dialekten überein.[7]
Auch einige niedersächsische Dialekte der Niederlande, genauer die Dialekte Twents (dt. Twentisch), Achterhoeks (dt. Achterhoekisch) und Westerwolds, außerdem die südliche Variante des Emsländer Platt und das Grafschafter Platt der Grafschaft Bentheim werden mitunter dem Westfälischen zugeordnet. Im Einzelnen gibt es je nach verwendeten Definitionen Abweichungen.[8]
Eine feinere Gliederung unterscheidet folgende westfälische Mundarten:[9]
Westmünsterländisch
Münsterländisch
Zentralwestfälisch
Märkisch
Sauerländisch („etwa von Menden bis Olpe“)
Paderbörnisch
Ravensbergisch
Tecklenburgisch-Osnabrückisch
Lippisch
Mindisch
Abgrenzung des Westfälischen von benachbarten Sprachgebieten
Die Abgrenzung des Westfälischen wird unterschiedlich vorgenommen. Traditionell werden die Gebiete
der „Westfälischen Brechung“, der Diphthongierung der alten Kurzvokale in offener Silbe wie in iäten (essen), wieten (wissen), iems (Ems), uapen (offen), Fuegel (Vogel) genannt. In einigen Gegenden werden auch die Langvokale – wie auch im Ostfälischen – diphthongiert. Triphthonge kommen vor.
Die Verwendung der Wörter küern (reden, sprechen) und Rüe (Hund) wird oft zusätzlich herangezogen.[6]
Doch beschreibt dies eher ein Kerngebiet, da z.B. im Lippischen die Westfälische Brechung fehlt. Daher gibt es auch Abgrenzungen, die einer Linie folgen wollen. So werden die
Unterscheidung des alten langen a wie in Rot (Rat) vom später gedehnten a wie in Sake (Sache) im Nordosten,
die Weser im Osten,
das Isoglossenbündel der Zweiten Lautverschiebung, das niederdeutschen und mitteldeutschen Sprachraum trennt, im Süden,
im Südwesten die Grenze der Westfälischen Brechung und
im Westen die niederländische Staatsgrenze genannt, da die deutsche Forschung im Gegensatz zur Niederländischen oft die Betrachtung der dortigen Dialekte ausschließt.[10][6]
Eine andere Variante ist die Abgrenzung nach folgenden Grenzen:
Im Norden wird nördlich der Isoglosse gebruaken / gebroken ein allmählicher Übergang angenommen.
Im Osten wird die Grenze anhand der Verwendung von di und dik festgelegt.
Im Süden wird wieder das Isoglossenbündel der Zweiten Lautverschiebung als Grenze genannt, während
im Westen der Gegensatz von mähe(n) und mähet, also die Verbreitung des Niedersächsischen Einheitsplurals, das Westfälische vom Niederfränkischen trennen soll.[11]
Solche Unterschiede erklären auch die unterschiedlichen Abgrenzungen der nebenstehenden Karten.
Grammatik
Deklination
Im Großteil des Niederdeutschen Sprachraums sind Akkusativ und Dativ zu einem Objektfall zusammengefallen. Im Westfälischen gilt das nach Grimme (1910, S. 58f) nur regional: Im Südwestfälischen (Assinghausen) ist der Dativ bewahrt, im Münsterländischen (Ostbevern) ist der Dativ mit dem Akkusativ zusammengefallen. Wie im Restniederdeutschen gibt es Genitivbildungen nur noch in Resten in formelhaften Wendungen.[12]
Substantive
Nach Grimme (1910, S. 61f.),[12] bezogen auf Südwestfälisch (Assinghausen -- A) und Münsterländisch (Ostbevern):
m.
n.
f.
pl.
nom
-∅, -e
-∅, -e
-e
(¨)-e, ¨-er, -es, -en, -ens
dat (nur A)
-e, -en
-e, -en
-e, -en
(¨)-en, ¨-ern, -es
akk
-∅, -e, -en
-∅, -e, -en
-en
(¨)-e, ¨-er, -es, -en, -ens
(¨ bezeichnet Umlaut)
Adjektive
Nach Grimme (1910, S. 68), bezogen auf Südwestfälisch (Assinghausen -- A) und Münsterländisch (Ostbevern -- O):
m.
n.
f.
pl.
bestimmt
nom
-e
-e
-e
-e
dat (nur A)
-e, -en
-e, -en
-e, -en
-en
akk
-en
-en
-en
-e
unbestimmt
nom
-en
-∅
(A: auch -te)
-e
-e
dat (nur A)
-em (-en)
-em (-en)
-er
-en
akk
-en
-∅
(A: auch -te)
-e
-e
Die Endung -te tritt nur an, wenn das Adjektiv nominalisiert wird: mei ok ente „mir auch eins“ (Assinghausen, Grimme 1910, S. 68f).[12]
Steigerung erfolgt mit -er (Komparativ) und -ste (Superlativ) (Grimme 1910, S. 68, für Assinghausen und Ostbevern).[12]
Personalpronomen
Nach Grimme (1910, S. 71–73), bezogen auf Südwestfälisch (Assinghausen -- A) und Münsterländisch (Ostbevern -- O):[12]
1.sg
2.sg
3.sg.m
3.sg.n.
3.sg.f
1.pl.
2.pl.
3.pl.
refl.
nom
ik, ikke
A: deä (-de, -te)
O: du (-de)
A: hai (-he)
O: häi (-he)
A: iet (-et, -t)
O: et (-t)
A: sai (-se)
O: säi (-se)
A: säi
O: wi
A: äi
O: ji (-ji, -e)
A: sai (-se)
O: säi (-se)
dat
A: mäi
(O: mi)
A: däi
(O: di)
A: iemme (-me)
(O: em)
A: iemme (-me)
(O: et, -t)
A: ier
(O: üör)
us
A: uch
(O: ju)
A: ienne (-ne)
O: üör
A: säi (m), ierk (f, pl)
(O: sik)
akk
A: mik
O: mi
A: dik
O: di
A: ienne (-ne)
O: em
A: iet
O: et (-t)
A: sai (-se)
O: üör
us
A: uch
O: ju
A: sai (-se)
O: säi (-se)
A: sik (sg), ierk (pl)
O: sik
Nach Grimme (1910, S. 73) flektieren Possessivpronomen wie unbestimmte (starke) Adjektive.[12]
Demonstrativpronomen
Nach Grimme (1910, S. 73f), bezogen auf Südwestfälisch (Assinghausen -- A) und Münsterländisch (Ostbevern -- O):[12]
einfaches
zusammengesetztes
nom.sg.
A: dai, dat
O: däi, dat
düsse, düt
dat.sg.
A: diem, dier, diem
(O: den, däi, dat)
A: düm, dür
(O: düssen, düsse, düt)
akk.sg.
A: dai
O: däi
düssen (A) / dün (O), düsse, düt
nom.pl
dat.pl
akk.pl
Beschreibung des Westfälischen
Das Westfälische hat zahlreiche altertümliche grammatische Formen und Aussprachegewohnheiten bewahrt.[13]
In der verschriftlichten Form gibt es keine normierten Rechtschreibregeln; geschrieben wird meist nach phonetischen Gesichtspunkten. Für das Münsterländische und für das Ostwestfälische im Ravensberger Land gibt es jedoch ausgearbeitete Schreibweisen.[14]
Der Wortschatz des Westfälischen wird im Westfälischen Wörterbuch (Westfälisch in Nordrhein-Westfalen) und im Niedersächsischen Wörterbuch (Westfälisch in Niedersachsen) beschrieben. Das Westfälische Wörterbuch wird von der Mundartkommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe von einem einzigen Mitarbeiter bearbeitet. Die letzte Lieferung des Westfälischen Wörterbuchs geht bis zum Buchstaben Sk (Stand 2020).[15][16]
Daniela Twilfer: Dialektgrenzen im Kopf. Der westfälische Sprachraum aus volkslinguistischer Perspektive. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-903-4.
Niederdeutsche Mundarten. In: Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen. Themenbereich V. Kultur und Bildung. Münster 1996 (Karten und Begleittext).
Hermann Niebaum: Geschichte und Gliederung der sprachlichen Systeme in Westfalen. In: Der Raum Westfalen VI,1, Münster 1989, ISBN 3-402-05554-6, S. 5–31.
Jan Goossens: Sprache. In: Westfälische Geschichte Bd. 1 (Von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches). 1. Auflage. Düsseldorf 1983, ISBN 3-590-34211-0, S. 56–80.
Rudolf Ernst Keller: Westphalian: Mönsterlänsk Platt. In: German Dialects. Phonology & Morphology, with selected texts. Manchester University Press, Manchester 1961, S.299–338.
Markus Denkler: Das münsterländische Platt. (= Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens (Hrsg.): Westfälische Mundarten. Band 1). Münster 2017, ISBN 978-3-402-14344-5; William Foerste: Das Münsterländische. In: Niederdeutsches Wort. Band 3, 1963, S.29–36.
Robert Damme, Jan Goossens, Gunter Müller, Hans Taubken: Niederdeutsche Mundarten. In: Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen. Themenbereich V: Kultur und Bildung. Lieferung 8, Doppelblatt 1, Münster 1996. Digitalisat. Eingefärbt sind hier nur Gebiete, die zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe gehören; William Foerste: Das Münsterländische. In: Niederdeutsches Wort. Band 3, 1963, S.29–36.
Robert Damme, Jan Goossens, Gunter Müller, Hans Taubken: Niederdeutsche Mundarten. In: Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen. Themenbereich V: Kultur und Bildung. Lieferung 8, Doppelblatt 1, Münster 1996. Digitalisat. Eingefärbt sind hier nur Gebiete, die zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe gehören; Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch - Sprache und Literatur. Band 1: Sprache. Neumünster 1983, S. 145f., 147, Karte 5.
Robert Damme, Jan Goossens, Gunter Müller, Hans Taubken: Niederdeutsche Mundarten. In: Geographisch-landeskundlicher Atlas von Westfalen. Themenbereich V: Kultur und Bildung. Lieferung 8, Doppelblatt 1, Münster 1996. Digitalisat. Eingefärbt sind hier nur Gebiete, die zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe gehören; William Foerste: Das Münsterländische. In: Niederdeutsches Wort. Band 3, 1963, S.29–36.
Ludger Kremer: Das westmünsterländische Sandplatt. (= Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens (Hrsg.): Westfälische Mundarten. Band 2). Münster 2018, ISBN 978-3-402-14345-2.
Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen. 2., neubearbeitete Auflage, Max Niemeyer Verlag 2006, Reihe: Germanistische Arbeitshefte, Heft36, Kapitel „Wiege und Schwerpunkte der deutschen Dialektologie– Dialekteinteilung“, S.87
Horst Ludwigsen: Plattdüütsch Riägelbauk. Eine nicht nur trockene, sondern manchmal sogar vergnügliche Sprachlehre und Stilkunde zur westfälisch-märkischen Mundart. 1990, S. 44f.
Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch - Sprache und Literatur. Band 1: Sprache. Neumünster 1983, S. 14f., S. 19ff., S. 24.
Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch - Sprache und Literatur. Band 1: Sprache. Neumünster 1983, S. 20 zur Grenze von Nieder- und Mitteldeutsch, S. 142f. zum allmählichen Übergang der Westfälischen Brechung, S. 162 zum Personalpronomen uns, S. 168f. zum Einheitsplural. Zur Zusammenstellung vgl. die Karte Deutsche Dialekte 1910 rechts.
Hubert Grimme:Plattdeutsche Mundarten. Reprint 2016 Auflage. Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-136758-3.
Jan Goossens (Hrsg.): Niederdeutsch - Sprache und Literatur. Band 1: Sprache. Neumünster 1983, S.138–174.
Hermann Jellinghaus: Westfälische Grammatik. Die Laute und Flexionen der Ravensbergischen Mundart mit einem Wörterbuche. Bremen 1877; Klaus-Werner Kahl: Wörterbuch des Münsterländer Platt. Aschendorff Verlag, Münster 2000.
Robert Damme: Das Westfälische Wörterbuch. In: Niederdeutsches Wort. Band 37, 1997, ISSN0078-0545, S.13–20. G. Appenzeller: Das Niedersächsische Wörterbuch. Ein Kapitel aus der Geschichte der Großlandschaftslexikografie. Stuttgart 2011 (ZDL-Beiheft 142).
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