Barbara Frischmuth wurde in Altaussee als Tochter des Hoteliers Anton Frischmuth, der im Zweiten Weltkrieg 1943 in Russland fiel, und seiner Gattin Maria (geb. Schmidt) geboren. Sie blieb das einzige Kind aus dieser Ehe. Nach dem Tode des Vaters führte seine Witwe den Hotelbetrieb des „Parkhotels“ am Altausseer See[1] bis 1956 weiter.
Barbara verbrachte ihre Kindheit in Altaussee. Ab Herbst 1951 besuchte sie das Gymnasium und Pensionat der Kreuzschwestern in Gmunden, ihre Sommerferien verbrachte sie in Altaussee. Die Gymnasialoberstufe besuchte Barbara Frischmuth zunächst im Privat-Realgymnasium Bad Aussee. Nachdem ihre Mutter 1956 das Parkhotel aufgeben musste, übersiedelte sie mit ihr nach Graz. Maria Frischmuth führte in Graz bis 1976 das Brauhaus Reininghaus in Eggenberg[2]. 1959 bestand Barbara Frischmuth die Matura am 2. Bundesrealgymnasium für Mädchen in der Grazer Pestalozzigasse.[1] An der Karl-Franzens-Universität studierte Frischmuth ab Herbst 1959 am Dolmetsch-Institut Türkisch und Englisch. Da sie 1960 als erste Europäerin ein Stipendium an die anatolische Universität Erzurum erhalten hatte, verbrachte sie neun Monate in der Türkei. Nach ihrer Rückkehr nach Graz im Februar 1961 gab sie ihr Englisch-Studium auf und wendete sich dem Ungarischen zu. 1962 legte sie erfolgreich die Fachprüfung für Übersetzer aus dem Türkischen ab, 1964 die Fachprüfung aus Ungarisch.[1] 1964 übersiedelte Frischmuth nach Wien, wo sie ein Doktoratsstudium der Turkologie, Iranistik und Islamkunde begann. Im Herbst 1966 brach sie ihr Studium ab und wurde hauptberuflich als Schriftstellerin und Übersetzerin aktiv. Für ihre Arbeit inspiriert wurde sie u. a. von H.C. Artmann, E.T.A. Hoffmann, Arno Schmidt, Lewis Carroll und James Joyce.
Schon während ihrer Studienzeit veröffentlichte sie Gedichte und wurde 1962 Mitglied der später so genannten „Grazer Gruppe“. Sie nahm an Lesungen teil und kam mit dem Forum Stadtpark in Kontakt, zu dessen Gründungsmitglied sie während ihrer Zeit in Erzurum ernannt wurde. Mehrere Auslandsaufenthalte führten sie in die Türkei, nach Ungarn, Ägypten, England, China, Japan und die USA, wo sie am Oberlin College in Ohio und an der Washington University in St. Louis Vorlesungen hielt.
Am 22. März 1971 heiratete Barbara Frischmuth den Sulky-Fahrer Günther Grün (* 2. Mai 1942).[1] Zwei Jahre später, am 1. Dezember 1973, kam ihr Sohn Florian Anastasius Grün in Wien zur Welt. 1974 kehrt Barbara Frischmuth mit ihrem Kind für einen Sommer nach Altaussee zurück. Das Ehepaar Grün lebte in einem Gestüt mit vierzig Pferden in dem niederösterreichischen Ort Oberweiden, entfernte sich jedoch Mitte der 1970er Jahre immer weiter voneinander. Nach der Scheidung am 18. August 1977 nahm Barbara Frischmuth wieder offiziell ihren Mädchennamen an. Sie verbrachte immer mehr Zeit in Altaussee, wo sie am 25. März 1988 den Psychiater und Neurologen Dirk Penner heiratete.[1]
Seit 1999 lebt die Autorin wieder dauerhaft in Altaussee. Dort befindet sich auch ihr Garten, der den Stoff für ihre bisher drei Gartengeschichten-Bücher liefert. Sie ist als Schriftstellerin, Übersetzerin und Kolumnistin tätig. Barbara Frischmuth ist weiters die Nichte von Edith Hauer-Frischmuth, deren Lebensgeschichte sie in ihr Werk Einander Kind einfließen ließ, zu der sie allerdings ein familiär gespaltenes Verhältnis hatte.
Auszeichnungen und Ehrungen
1970 Staatsstipendium für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1972 Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Kinderbücher
1973 Anton-Wildgans-Preis
1973 Literaturpreis des Landes Steiermark
1975 Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur
1976 „Writer in residence“ des Oberlin College in Ohio
1978 Dramatikerstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1979 Literaturpreis der Stadt Wien
1980 Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1983 Ida-Dehmel-Literaturpreis
1986 Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1987 Österreichischer Würdigungspreis für Literatur
1988 Manuskripte-Preis für das Forum Stadtpark des Landes Steiermark
1990 Szlabbezs-Preis des Internationalen Hörspielzentrums Unterrabnitz
1995 Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur für Gutenachtgeschichte für Maria Carolina
1999 Franz-Nabl-Preis
2003 Josef-Krainer-Preis
2005 Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln
2013 Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
Tage und Jahre. Sätze zur Situation. Salzburg, Wien 1971
Das Verschwinden des Schattens in der Sonne. Frankfurt/Main 1973; als dtv-Taschenbuch, neue reihe, München 1980, ISBN 3-423-06302-5.
Rückkehr zum vorläufigen Ausgangspunkt. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1973, ISBN 3-7017-0044-3.
Haschen nach Wind. Erzählungen. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1974, ISBN 3-7017-0111-3.
beide als dtv-Taschenbuch, neue reihe, München 1978, ISBN 3-423-06339-4.
Die Mystifikationen der Sophie Silber. Roman. Salzburg/Wien 1976, ISBN 3-7017-0152-0.
Amy oder Die Metamorphose. Roman. Salzburg, Wien 1978
Entzug – ein Menetekel der zärtlichsten Art. Pfaffenweil 1979
Kai und die Liebe zu den Modellen. Roman. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1979, ISBN 3-7017-0224-1; als dtv Taschenbuch, neue reihe, München 1980, ISBN 3-423-06313-0.
Bindungen. Erzählungen. Salzburg, Wien 1980.
Die Ferienfamilie, Roman. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1981, ISBN 3-7017-0286-1; als dtv-Taschenbuch: München 1984, ISBN 3-423-10273-X.
Landschaft für Engel. Wien u. a. 1981.
Die Frau im Mond. Roman. Salzburg, Wien 1982
Vom Leben des Pierrot. Erzählungen. Mit Holzschnitten von Alfred Pohl, Pfaffenweil 1982
Traumgrenze. Erzählungen. Salzburg, Wien 1983
Kopftänzer. Roman. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1984, ISBN 3-7017-0380-9.
Herrin der Tiere. Erzählung. Salzburg, Wien 1986
Über die Verhältnisse. Roman. Salzburg/Wien 1987, ISBN 3-7017-0506-2.
Mörderische Märchen. Erzählungen. Salzburg, Wien 1989
Die Prinzessin in der Zwirnspule und andere Puppenspiele für Kinder, mit Illustrationen v. Ulrike Enders, 1972
Ida – und Ob, 1972
Grizzly Dickbauch und Frau Nuffl, mit Linolschnitten v. Axel Hertenstein, 1975
Der liebe Augustin, mit Illustrationen v. Inge Morath, 1981
Die Ferienfamilie, 1981
Biberzahn und der Khan der Wind, mit Illustrationen v. Angelika Kaufmann, 1990
Sommersee, 1991
Machtnix oder Der Lauf, den die Welt nahm. Eine Bildergeschichte, 1993
Gutenachtgeschichte für Maria Carolina, mit Illustrationen v. Ducan Kállay, 1994
Vom Mädchen, das übers Wasser ging, mit Illustrationen v. Dusan Kállay, 1996
Donna & Dario, 1997
Die Geschichte vom Stainzer Kürbiskern, mit Illustrationen v. László Varvasovsky, 2000
Alice im Wunderland, mit Illustrationen v. Jassen Ghiuselev, 2000
Theaterstücke
Der grasgrüne Steinfresser, 1973
Die Prinzessin in der Zwirnspule, Regie: Georg Ourth, Salzburger Landestheater, 1976
Daphne und lo oder Am Rande der wirklichen Welt, Schauspielhaus Wien, 1982
Mister Rosa oder Die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein. Groteske. Regie: Udo Schoen. Aachen: Stadttheater, 1989
Anstandslos. Eine Art Posse. Regie: Michael Gampe. Wien: Volkstheater in den Außenbezirken, 1994
Eine kurze Geschichte der Menschheit. Dramatisierung für Optisches Konzert. Musik: Marco Schädler, Konzept, Bearb., Regie: Johannes Rausch. Choreografie: Guillermo Horta Betancourt. Feldkirch: Saal der Arbeiterkammer, 1994
Lilys Zustandekommen. Monolog, geschrieben für Anna Maria Gruber/Irmi Horn. Regie: Steffen Höld. Graz: forum stadtpark theater in den Gewächshäusern des Botanischen Garten 2002
Rabenmutter. Melodrama 1989. Regie: Michael A. Richter. Graz: Kunstgarten Graz 2004
Libretti
Mirabellenkompott oder Mostbirnenmus, 2007 für das sirene Operntheater
Hörspiele
Die Mauskoth und die Kuttlerin. SWF, 1970
Die unbekannte Hand. SWF, NDR, ORF, 1970
Löffelweise Mond. Regie: Klaus Mehrländer. WDR, 1971
Ich möchte, ich möchte die Welt. SWF, 1977
Die Mondfrau. SDR, ORF, 1979
Biberzahn und der Khan der Winde. Regie: Hartmut Kirste. SDR, NDR, 1986
Binnengespräche. Regie: Ernst Wendt. SDR, ORF Wien, 1986
Tingeltangel oder Bin ich noch am Leben? Regie: Manfred Marchfelder. SDR, ORF Wien, 1988
Mister Rosa oder Die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein. Regie: Götz Fritsch. ORF Wien, 1990
Die Mozart hörende Hanako und ihre fünf Kätzchen. Mit Kazuko Saegura. Regie: Georg Madeja. ORF Wien, 1991
Anstandslos. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1992
Der grasgrüne Steinfresser. Regie: Johannes Rausch. ORF Vorarlberg, 1993
Eine Liebe in Erzurum. Regie: Götz Fritsch. ORF, WDR, 1994
Miss Potter hat es sich anders überlegt. ORF, WDR, 1996
Genesis. Radio Bremen, 1997.
Vier Verse für einen Mantel oder die Verwandlung des Abu Seid von Serug, WDR 1997
Übersetzungen
Miklós Mészöly: Saul. Übersetzung aus dem Ungarischen, München 1970.
Filme
Der Mäuseschreck. TV-Bildergeschichte nach einem Puppenspiel von Barbara Frischmuth. Regie: Tony Munzlinger. SWF, 1972
Na und. Eine Hexengeschichte. Fernsehfilm, SWF 1972
Die Prinzessin in der Zwirnspule. TV-Zeichentrickfilm nach Barbara Frischmuth. Regie: Tony Munzlinger. SWF, 1973
Ida – und Ob. BR 1973
Baum des vergessenen Hundes. Fernsehfilm, ORF 1976
Abschiede. TV-Film in zwei Teilen. Drehbuch (nach einer Novelle von Arthur Schnitzler und einer Erzählung von Barbara Frischmuth) Regie: Gedeon Kovács. ORF, ZDF, 1986
Otter. Fernsehspiel. ORF 1985.
Ausseerland, ORF, 1991
Rabenmutter, Regie: Christian Berger, ORF, 1991
Sommersee. Fernsehserie in sechs Folgen, Regie: Erhard Riedlsperger, ORF, ZDF, 1992
Sonstiges
Laudatio anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Assia Djebar im Jahr 2000 während der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche: Laudatio, Rede und Übersetzung der Rede (PDF-Datei), S. 2–7
Literatur
Helene Kausl: Formen von Familie bei Frischmuth. Eine Analyse unterschiedlicher Familienkonstellationen und Beziehungen im Werk Barbara Frischmuths. Dipl.arb., Wien 2020.
’Ich schreibe, also bin ich‘. Schreibweisen bei Barbara Frischmuth, hrsg. v. Anna Babka, Silvana Cimenti u. Peter Clar. Sonderzahl, Wien 2019. ISBN 978-3-85449-529-1.
’Im Liegen ist der Horizont immer so weit weg‘. Grenzüberschreitungen bei Barbara Frischmuth, hrsg. v. Anna Babka u. Peter Clar. Sonderzahl, Wien 2016. ISBN 978-3-85449-465-2.
Andrea Horváth: Wir sind anders. Gender und Ethnizität in Barbara Frischmuths Romanen. Königshausen u. Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3632-3.
Barbara Frischmuth, hrsg. v. Silvana Cimenti u. Ingrid Spörk. Literaturverl. Droschl, Graz u.a. 2007. (= Dossier. Die Buchreihe über österreichische Autoren; Extra) ISBN 978-3-85420-719-1.
Edith B. Vandervoort: The emergence of female adolescent protagonists in selected twentieth-century novels from French Canada, Germany, and Austria. Univ. of Tennessee, Diss., Knoxville 2003.
Barbara Frischmuth. Fremdgänge. Ein illustrierter Streifzug durch einen literarischen Kosmos, hrsg. v. Daniela Bartens u. Ingrid Spörk. Residenz-Verl., Salzburg u.a. 2001, ISBN 3-7017-1255-7.
Matthias Luserke: Schule erzählt. Literarische Spiegelbilder im 19. und 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999 (= Kleine Reihe V&R; 4016), S. 109–116.
Barbara Frischmuth in contemporary context, hrsg. v. Renate S. Posthofen. Ariadne Press, Riverside, Calif. 1999, ISBN 1-57241-054-X.
Beate Müller: Das Phantastische in der Frauenliteratur. Vergleichende Betrachtungen zu ausgewählten Werken Irmtraud Morgners und Barbara Frischmuths. Leipzig, 1995. (= Deutsche Hochschulschriften; 2290) ISBN 3-8267-2290-6.
Barbara Frischmuth, hrsg. v. Kurt Bartsch. Literaturverl. Droschl, Graz u.a. 1992 (= Dossier. Die Buchreihe über österreichische Autoren; 4).
Silvia Maria Koger: Die Funktion der Schauplätze im erzählerischen Werk von Barbara Frischmuth. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1990.
Bärbel Kuehn: Kindergeschichte, Spiel und Parabel. Untersuchungen zu kurzen Prosatexten um 1970. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1988. (= Analysen und Dokumente; 23) ISBN 3-8204-1084-8.
Gerlinde Saupper: Barbara Frischmuth. Versuch einer Charakteristik des Gesamtwerks unter besonderer Berücksichtigung der Trilogie: „Die Mystifikation der Sophie Silber“ (1976), „Amy oder die Metamorphose“ (1978) und „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979). Hausarbeit Univ. Wien 1984.
Beatrix Rödl: Barbara Frischmuth: Eine Studie zur Rezeption ihrer Werke. Hausarbeit Univ. Wien 1983.
Hans Haider:Barbara Frischmuth, eine Biographie. In: Kurt Bartsch (Hrsg.): Dossier. Band4. Literaturverlag Droschl, Graz 1992, ISBN 3-85420-301-2, S.151ff.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии