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Eberhard Fleischmann (* 1939 in Zittau) ist ein deutscher Übersetzungswissenschaftler.


Leben


Fleischmann promovierte 1967 an der Universität Leipzig mit einer Schrift über die Übersetzung russischer Substandardismen ins Deutsche.[1] Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 war er als Professor für Russische Übersetzungswissenschaft am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig tätig.


Wirken


Fleischmann zählt neben Gerd Wotjak zu den wichtigsten Vertretern der zweiten Generation der „Leipziger Schule“ der Übersetzungswissenschaft, die vor allem in den 1980er und 1990er Jahren entscheidend zur Weiterentwicklung der theoretischen Ansätze von Otto Kade, Gert Jäger und Albrecht Neubert beitrug.[2] In seiner Forschung beschäftigte sich Fleischmann hauptsächlich mit der Kulturspezifik von (Fach-)Texten, mit Übersetzungsverfahren und -problemen und mit der Entwicklung des modernen Russisch. Außerdem setzte er sich als Erster mit der Parteilichkeit von Sprachmittlern in der DDR und deren Rolle im Kontext der damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse auseinander.[3]


Übersetzungsverfahren


Fleischmann entwickelte eine Klassifikation der Übersetzungsverfahren, wobei er auch die entsprechende Literatur russischsprachiger Autoren in seine Überlegungen mit einbezog und dadurch für neue Denkanstöße in der deutschen Translatologie sorgte. Unter anderem beschrieb er das bis dahin wenig beachtete konversivische Übersetzungsverfahren[4] und grenzte es gegenüber anderen Verfahren ab. Bei diesem Verfahren ändern sich durch die Wahl eines anderen Prädikats in der Zielsprache die semantischen und syntaktischen Rollen der damit verbundenen lexikalischen Einheiten, während der Sachverhalt gleich bleibt. Vereinfacht ausgedrückt, ändert sich bei diesem Übersetzungsverfahren die Perspektive, aus der der Sachverhalt betrachtet wird.


Kulturspezifik


Vor allem Fleischmanns Arbeiten zu Kulturspezifik und kulturellen Kompetenzen des Translators sind sehr umfangreich. So entwickelte er beispielsweise eine auf dem „Wirklichkeitsbezug“[5] beruhende, translationsrelevante Texttypologie, wobei Texte nach den zum Verständnis benötigten kognitiven Ressourcen differenziert werden. In diesem Zusammenhang beschreibt Fleischmann am Beispiel von Solschenizyns Werk „Russland im Absturz“ den „kulturgemeinschaftsspezifischen Text“, der durch eine „kulturgemeinschaftsspezifische Wirklichkeit“ geprägt ist und für dessen Verständnis und Übersetzung besondere kulturelle Kompetenzen notwendig sind.[5] Davon abgesehen setzt er sich in verschiedenen Beiträgen intensiv mit der Kulturspezifik von Fachtexten auseinander. Insbesondere ruft er auch zur Vermittlung kulturellen und landeskundlichen Wissens in der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung auf.[6][7]


Publikationen (Auswahl)



Herausgeberschaften



Einzelnachweise


  1. Katalog der Universität Leipzig Abgerufen am 23. September 2013.
  2. Holger Siever: Übersetzen und Interpretation: Die Herausbildung der Übersetzungswissenschaft als eigenständige wissenschaftliche Disziplin im deutschen Sprachraum von 1960 bis 2000. Frankfurt am Main, Peter Lang 2010.
  3. Eberhard Fleischmann: Ein Rückblick: Durch Parteilichkeit zu den Höhen der Übersetzungskunst. In: Lebende Sprachen. Vol. 52 (3), de Gruyter 2007, S. 98–101.
  4. Eberhard Fleischmann: Zu einem wenig beachteten Übersetzungsverfahren. In: Lebende Sprachen. Vol. 57 (2), de Gruyter 2012, S. 225–237.
  5. Eberhard Fleischmann: Solshenizyns Publizistik – Beispiel für den kulturgemeinschaftsspezifischen Text. In: Gisela Thome u. a. (Hrsg.): Kultur und Übersetzung. Methodologische Probleme des Kulturtransfers. Narr, Tübingen 2001, S. 33–55.
  6. Eberhard Fleischmann: Überlegungen zur Gestaltung einer kulturwissenschaftlichen Komponente und zu ihrer Integration in das Übersetzer-/Dolmetscherstudium. In: Eberhard Fleischmann, Wladimir Kutz, Peter A. Schmitt (Hrsg.): Translationsdidaktik: Grundfragen der Übersetzungswissenschaft. Narr, Tübingen 1997, S. 399–409.
  7. Eberhard Fleischmann: Kulturfaktor Schukosteckdose. In: Gisela Thome u. a. (Hrsg.): Kultur und Übersetzung. Methodologische Probleme des Kulturtransfers. Narr, Tübingen 2001, S. 57–73.


Personendaten
NAME Fleischmann, Eberhard
KURZBESCHREIBUNG deutscher Translatologe
GEBURTSDATUM 1939
GEBURTSORT Zittau



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