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Franz Junius der Jüngere (* 29. Januar 1591[1] in Heidelberg; † 19. November 1677 in Windsor (Berkshire)),[1] auch bekannt als François du Jon, war ein Pionier der germanischen Philologie. Als ein Sammler antiker Handschriften publizierte er die Erstedition einiger wichtiger Texte. Außerdem schrieb er den ersten umfassenden Überblick über das antike Schrifttum zum Thema der bildenden Künste, der zu einem Meilenstein der europäischen Kunstgeschichte wurde.

François Junius (Michael Burghers, 1698, nach Anthony van Dyck)
François Junius (Michael Burghers, 1698, nach Anthony van Dyck)

Leben


Franz Junius wurde in Heidelberg geboren. Er wuchs in Leiden, Niederlande, auf, da sein Vater, der ebenfalls Franz Junius hieß, 1592 an der Universität Leiden zum Professor für Hebräisch ernannt wurde. Im Jahr 1602 starben seine Eltern und Junius zog zu seinem zukünftigen Schwager, dem humanistischen Gelehrten Gerhard Johann Vossius in Dordrecht. Er studierte Theologie in Leiden und Middelburg.

Im Jahr 1617 wurde er Pfarrer in Hillegersberg, in der Nähe von Rotterdam. Er trat aber schon im darauffolgenden Jahr von diesem Amt zurück, nachdem er sich geweigert hatte, in einem theologischen Streit innerhalb der niederländisch-reformierten Kirche Partei zu ergreifen. Beim Streit ging es um die Frage des Glaubens aus freiem Willen nach Jacobus Arminius oder des Glaubens durch Vorbestimmung, wie von Junius’ Onkel Franciscus Gomarus vertreten. Nach seinem Rücktritt, entschloss sich Junius zu reisen: Er besuchte zuerst Frankreich und zog dann nach England, wo er 1620 von Thomas Howard, dem Earl of Arundel, als Tutor seines Sohnes und später als Bibliothekar eingestellt wurde. Für Arundel, einen eifrigen Sammler griechischer und römischer Kunstobjekte, schrieb Junius sein De pictura veterum, eine theologische Abhandlung der klassischen Kunst und ein Meilenstein der neoklassizistischen Bewegung. Zuerst 1637 auf Lateinisch veröffentlicht, folgten später von ihm selber übersetzte Fassungen auf Englisch (1638) und Niederländisch (1641).

Junius blieb mehr als zwanzig Jahre in England, flüchtete aber 1642 aufgrund der Revolte gegen Karl I. zusammen mit dem Earl of Arundel und seiner Frau in die Niederlande. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande fing Junius an, sich für die Geschichte der niederländischen Sprache zu interessieren, und bald wendete er seine Aufmerksamkeit auch den übrigen altgermanischen Sprachen zu. Als ein Resultat dieser Beschäftigung publizierte er einen Kommentar zur althochdeutschen Paraphrase des Hoheliedes, die Erstedition einer Sammlung altenglischer Gedichte und die Erstedition der gotischen Bibel (Wulfilabibel) mit einem ausführlichen Wörterbuch. Bei seinem Tod hinterließ er eine Anzahl unpublizierter lexikografischer Werke, von denen ein englisches etymologisches Wörterbuch posthum veröffentlicht wurde.

Junius war der Besitzer eines wichtigen Werkes der altenglischen christlichen Dichtung, des Codex MS Junius 11, auch bekannt unter den Namen Cædmon manuscript oder Junius codex. Junius war ein enger Bekannter von John Milton.

Die erste Erwähnung des Heliand in der Neuzeit erfolgte durch Junius, als er im Jahr 1587 ein Fragment fand.

Junius war die erste Person, die den Codex Argenteus (Haupthandschrift der Wulfilabibel) eingehend studierte.[2] Der Codex wurde ihm von Isaac Vossius anvertraut, der ihn von Königin Christina als Teil einer Bezahlung von Schulden erhalten hatte.[2]

Im Jahr 1675 kehrte Junius nach Oxford zurück und starb im November 1677 im Haus seines Neffen Isaac Vossius in Windsor (Berkshire); er wurde in der St George’s Chapel begraben. In seinem Leben hatte er eine große Sammlung antiker Manuskripte zusammengetragen, die er in seinem Testament der Bodleian Library an der Universität Oxford vermachte. Unter den vermachten Werken waren das sogenannte Cædmon manuscript, das auch nach ihm Junius manuscript genannt wird, sowie das einzigartige Ormulum.


Werke


In seinem späteren Leben widmete sich Junius dem Studium der altgermanischen Sprachen. Seine Schriften vermochten das Interesse an einem Themengebiet zu wecken, das zu jener Zeit von Gelehrten wenig beachtet worden war.

Bedeutende Werke sind:

Eine zweite Auflage von De pictura, erweitert und verbessert durch den Autor und ergänzt um einen Index, wurde posthum publiziert von J. G. Graevius im Jahr 1694, mit einer Darstellung des Lebens von Junius als Vorwort.
„Beobachtungen zu Abt Willirams fränkischer Paraphrase des Hohelieds“ (siehe Williram von Ebersberg)
„Bemerkungen zur lateinisch-fränkischen Evangelienharmonie, mit dem lateinischen Text Tatians“ (Althochdeutscher Tatian)
„Die poetische Paraphrase der Genesis durch den Mönch Cædmon und andere heilige Seiten der Geschichte, verfasst auf Angelsächsisch vor 1070 Jahren, und nun erstmals ediert.“
Die Erstedition des bedeutenden poetischen Codex Bodleian Library MS Junius 11, auch bekannt als Cædmon manuscript.
„Ein Glossar der gotischen Wörter des Codex Argenteus“
„Die vier Evangelien unseres Herrn Jesus Christus in zwei antiken Fassungen, nämlich der gotischen und der angelsächsischen“
Die gotische Fassung ist Wulfilas Übersetzung, sie wurde von Junius auf Grundlage des Codex Argenteus ediert. Die altenglische Fassung wurde von Thomas Marshall ediert. Das Werk enthält das Wörterbuch von Junius sowie Anmerkungen von Marshall.
„Englische Etymologie“
Posthum publiziert in einer Fassung von Edward Lye, der dem Werk eine Darstellung des Lebens von Junius sowie George Hickes altenglische Grammatik beifügte.

Literatur



Einzelnachweise


  1. Das Geburtsdatum von Junius wird unterschiedlich als 1589, 1590 oder 1591 angegeben. Das exakte Datum, welches hier angegeben ist, wurde von Johan Kerling ermittelt, zitiert bei Rademaker (1998: 3). Für den ursprünglichen Artikel, siehe Johan Kerling: Franciscus Junius, ‘17th-century Lexicography and Middle English’, in: R. R. K. Hartmann (Hrsg.): Lexeter '83 Proceedings. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1984, S. 92–100.
  2. Dekker 1999: 175.
Personendaten
NAME Junius, Franz der Jüngere
ALTERNATIVNAMEN Jon, François du
KURZBESCHREIBUNG Pionier der germanischen Philologie
GEBURTSDATUM 29. Januar 1591
GEBURTSORT Heidelberg
STERBEDATUM 19. November 1677
STERBEORT Windsor (Berkshire)

На других языках


- [de] Franz Junius der Jüngere

[en] Franciscus Junius (the younger)

Franciscus Junius (29 January 1591 – 1677), also known as François du Jon, was a pioneer of Germanic philology. As a collector of ancient manuscripts, he published the first modern editions of a number of important texts. In addition, he wrote the first comprehensive overview of ancient writings on the visual arts, which became a cornerstone of classical art theories throughout Europe.

[ru] Франциск Юний (младший)

Франциск Юний (лат. Franciscus Junius), известный во Франции как Франсуа дю Жон (фр. François du Jon; 29 января 1591, Гейдельберг — 1677, Виндзор) — голландский учёный-филолог, гуманист, лингвист, историк искусства, коллекционер древнегреческих и римских рукописей, автор сочинений по изобразительному искусству Древней Греции и Римской империи, один из зачинателей германской филологии, протестантский пастор.



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