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Als althochdeutsche Sprache oder Althochdeutsch (abgekürzt Ahd.) bezeichnet man die älteste schriftlich überlieferte Sprachform des Deutschen, die etwa zwischen 750 und 1050 gesprochen wurde. Ihr unmittelbarer Vorläufer war das Voralthochdeutsche, das sich vom Althochdeutschen vor allem durch die noch nicht durchgeführte Zweite Lautverschiebung unterscheidet und im 5. bis 7. Jahrhundert gesprochen wurde. Das Voralthochdeutsche wiederum ist die südliche Teilgruppe des Westgermanischen, zu dem auch die Vorläufer des Altsächsischen, Altfriesischen, Altniederfränkischen und Altenglischen gehören. Wie das Westgermanische insgesamt ist auch das Voralthochdeutsche nur durch wenige Runeninschriften und Eigennamen in lateinischen Texten belegt.

Althochdeutsch

Gesprochen in

südlich der sogenannten „Benrather Linie“
Sprecher seit ca. 1050 keine mehr
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Germanisch
    Westgermanisch
    Althochdeutsch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

goh

ISO 639-3

goh

Das Wort „deutsch“ erscheint zum ersten Mal in einem Dokument aus dem Jahre 786 in der mittellateinischen Form theodiscus. In einer Kirchenversammlung in England seien die Beschlüsse „tam latine quam theodisce“ verlesen worden, also „sowohl lateinisch als auch in der Volkssprache“. (Mit dieser Volkssprache war freilich das Altenglische gemeint.)[1] Die althochdeutsche Form des Worts ist erst deutlich später belegt: In der Abschrift eines antiken Sprachlehrbuches in lateinischer Sprache, vermutlich im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts angefertigt, fand sich der Eintrag eines Mönches, der offenbar das lateinische Wort galeola (Geschirr in Helmform) nicht verstanden hatte. Er muss sich bei einem Mitbruder nach der Bedeutung dieses Wortes erkundigt und die Bedeutung in der Sprache des Volkes hinzugefügt haben. Für seine Notiz verwendete er die althochdeutsche Frühform „diutisce gellit“ („auf Deutsch ‚Schale‘“).


Territoriale Eingrenzung und Gliederung


Der westgermanische Sprachraum (ohne Altenglisch) im Frühmittelalter.[2]Legende:Altniederländische VarietätenAlthochdeutsche VarietätenAltfriesische VarietätenAltsächsische VarietätenMarkierung des kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums
Der westgermanische Sprachraum (ohne Altenglisch) im Frühmittelalter.[2]
Legende:
  • Altniederländische Varietäten
  • Althochdeutsche Varietäten
  • Altfriesische Varietäten
  • Altsächsische Varietäten

  • Markierung des kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums
  • Das Althochdeutsche war keine einheitliche Sprache, sondern eine Gruppe eng verwandter und wechselseitig gut verstehbarer westgermanischer Dialekte, die südlich der sogenannten „Benrather Linie“ (die heute von Düsseldorf-Benrath ungefähr in west-östlicher Richtung verläuft) gesprochen wurden. Diese Dialekte unterscheiden sich von den anderen westgermanischen Sprachen vor allem durch die Durchführung der Zweiten (oder Hochdeutschen) Lautverschiebung. Die Dialekte nördlich der „Benrather Linie“, das heißt im Bereich der norddeutschen Tiefebene und im Gebiet der heutigen Niederlande, haben diese Lautverschiebung nicht durchgeführt. Diese Dialekte werden zur Unterscheidung vom Althochdeutschen unter der Bezeichnung Altsächsisch (auch: Altniederdeutsch) zusammengefasst. Aus dem Altsächsischen hat sich das Mittel- und Neuniederdeutsche entwickelt. Auch das Altniederfränkische, aus dem später das heutige Niederländisch entstanden ist, hat die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht, so dass dieser Teil des Fränkischen ebenfalls nicht zum Althochdeutschen gehört.

    Dagegen hat mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Langobardische im Norditalien des 7. bis 8. Jahrhunderts zu den althochdeutschen Dialekten gehört; die wenigen überlieferten oder aus italienischen Lehnwörtern erschließbaren langobardischen Worte und Eigennamen lassen jedenfalls erkennen, dass auch im Langobardischen die Zweite Lautverschiebung durchgeführt worden ist.

    Da das Althochdeutsche eine Gruppe naheverwandter Mundarten war und es im frühen Mittelalter keine einheitliche Schriftsprache gab, lassen sich die überlieferten Textzeugnisse den einzelnen althochdeutschen Sprachen zuweisen, so dass man oft treffender von (Alt-)Südrheinfränkisch, Altbairisch, Altalemannisch usw. spricht. Diese westgermanischen Varietäten mit der Zweiten Lautverschiebung weisen allerdings eine unterschiedliche Nähe zueinander auf, in der die späteren Unterschiede zwischen Ober-, Mittel- und Niederdeutsch begründet sind. So schreibt etwa Stefan Sonderegger, in Bezug auf die räumlich-sprachgeographische Gliederung sei unter Althochdeutsch zu verstehen:

    „Die ältesten Stufen der mittel- und hochfränkischen, d. h. westmitteldeutschen Mundarten einerseits und der alemannisch und bairischen, also oberdeutschen Mundarten andererseits, sowie die in ahd. Zeit erstmals faßbare, aber gleichzeitig schon absterbende Sprachstufe des Langobardischen in Oberitalien. Deutlich geschieden bleibt das Ahd. vom Altsächsischen im anschließenden Norden, während zum Altniederländisch-Altniederfränkischen und Westfränkischen im Nordwesten und Westen ein gestaffelter Übergang festzustellen ist.“

    Sonderegger[3]

    Althochdeutsche Überlieferungen und Schriftlichkeit


    Teil des Hildebrandsliedes, verfasst in althochdeutscher Sprache
    Teil des Hildebrandsliedes, verfasst in althochdeutscher Sprache

    Das lateinische Alphabet wurde im Althochdeutschen für die deutsche Sprache übernommen. Hierbei kam es einerseits zu Überschüssen an Graphemen wie <v> und <f> und andererseits zu „ungedeckten“ deutschen Phonemen wie Diphthongen, Affrikaten (wie /pf/, /ts/, /tʃ/), und Konsonanten wie /ç/ <ch> und /ʃ/ <sch>, die es im Lateinischen nicht gab. Im Althochdeutschen wurde für das Phonem /f/ auch hauptsächlich das Graphem <f> verwendet, sodass es hier fihu (Vieh), filu (viel), fior (vier), firwizan (verweisen) und folch (Volk) heißt, während im Mittelhochdeutschen überwiegend für dasselbe Phonem das Graphem <v> verwendet wurde, hier heißt es dagegen vinsternis (Finsternis), vrouwe (Frau), vriunt (Freund) und vinden (finden). Diese Unsicherheiten, die sich bis heute in Schreibungen wie „Vogel“ oder „Vogt“ auswirken, sind auf die beschriebenen Graphemüberschüsse des Lateinischen zurückzuführen.

    Der älteste erhaltene althochdeutsche Text ist der Abrogans, ein lateinisch-althochdeutsches Glossar. Generell besteht die althochdeutsche Überlieferung zu einem großen Teil aus geistlichen Texten (Gebeten, Taufgelöbnissen, Bibelübersetzung); nur vereinzelt finden sich weltliche Dichtungen (Hildebrandslied, Ludwigslied) oder sonstige Sprachzeugnisse (Inschriften, Zaubersprüche). Zum öffentlichen Recht gehören die Würzburger Markbeschreibung oder die Straßburger Eide von 842, die jedoch nur in der Abschrift eines romanischsprachigen Kopisten aus dem 10. und 11. Jahrhundert überliefert sind.

    Der sogenannte „Althochdeutsche Tatian“ ist eine Übersetzung der Evangelienharmonie des syrisch-christlichen Apologeten Tatianus (2. Jahrhundert) in das Althochdeutsche. Er ist zweisprachig (lateinisch-deutsch); die einzige erhaltene Handschrift befindet sich heute in St. Gallen. Der Althochdeutsche Tatian ist neben dem Althochdeutschen Isidor die zweite große Übersetzungsleistung aus der Zeit Karls des Großen.

    Im Zusammenhang mit der politischen Situation ging im 10. Jahrhundert die Schriftlichkeit im Allgemeinen und die Produktion deutschsprachiger Texte im Besonderen zurück; ein erneutes Einsetzen einer deutschsprachigen Schriftlichkeit und Literatur ist ab etwa 1050 zu beobachten. Da sich die schriftliche Überlieferung des 11. Jahrhunderts in lautlicher Hinsicht deutlich von der älteren Überlieferung unterscheidet, bezeichnet man die Sprache ab etwa 1050 als Mittelhochdeutsch. Als Endpunkt der althochdeutschen Textproduktion wird oft auch der Tod Notkers in St. Gallen 1022 definiert.


    Charakteristika der Sprache und Grammatik


    Das Althochdeutsche ist eine synthetische Sprache.


    Umlaut


    Typisch für das Althochdeutsche und wichtig für das Verständnis bestimmter Formen in späteren Sprachstufen des Deutschen (wie die rückumlautenden schwachen Verben) ist der althochdeutsche Primärumlaut. Hierbei bewirken die Laute /i/ und /j/ in der Folgesilbe, dass /a/ zu /e/ umgelautet wird.


    Endsilben


    Charakteristisch für die althochdeutsche Sprache sind die noch vokalisch volltönenden Endungen (siehe Latein).

    Beispiel vokalisch volltönender Endungen
    althochdeutschneuhochdeutsch
    mahhônmachen
    tagaTage
    demodem
    pergaBerge

    Die Abschwächung der Endsilben im Mittelhochdeutschen ab 1050 gilt als Hauptkriterium zur Abgrenzung der beiden Sprachstufen.


    Substantive


    Das Substantiv hat vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und Reste eines fünften (Instrumental) sind noch vorhanden. Man unterscheidet zwischen einer starken (vokalischen) und einer schwachen (konsonantischen) Deklination.

    Deklination der schwachen Substantive
    NumerusKasusmaskulinfemininneutral
    Singular Nom. hanozungahërza
    Akk. hanon, -unzungūnhërza
    Dat. hanen, -inzungūnhërzen, -in
    Gen.
    Plural Nom. hanon, -unzungūnhërzun, -on
    Akk.
    Dat. hanōm, -ōnzungōm, -ōnhërzōm, -ōn
    Gen. hanōnozungōnohërzōno
    Bedeutung HahnZungeHerz

    Weitere Beispiele für maskuline Substantive sind stërno (Stern), namo (Name), forasago (Prophet), für feminine Substantive quëna (Frau), sunna (Sonne) und für neutrale ouga (Auge), ōra (Ohr).


    Personalpronomen


    Deklination der Personalpronomina im Althochdeutschen
    Numerus Person Genus NominativAkkusativDativGenitiv
    Singular 1. ihmihmirmīn
    2. dihdirdīn
    3. Maskulinum (h)erinan, inimu, imo(sīn)
    Femininum siu; sī, sisiairoira, iru
    Neutrum izimu, imoes, is
    Plural 1. wirunsihunsunsēr
    2. iriuwihiuiuwēr
    3. Maskulinum sieim, iniro
    Femininum sio
    Neutrum siu

    Demonstrativpronomen


    In der althochdeutschen Periode spricht man allerdings eher noch von dem Demonstrativpronomen, weil sich der bestimmte Artikel als ein grammatisches Phänomen erst im späten Althochdeutsch aus dem Demonstrativpronomen entwickelt hat.[8]

    Bestimmte Artikel im Althochdeutschen
    Kasus SingularPlural
    männlichsächlichweiblich männlichsächlichweiblich
    Nominativ dërdaȥdiu dē, dea, dia, diediu, (dei?)deo, dio
    Akkusativ dëndea, dia (die)
    Dativ dëmu, -odëru, -o dēm, dēn
    Genitiv dësdëra, (dëru, -o) dërudëra

    Nominativ und Akkusativ sind im Plural recht willkürlich und von Dialekt zu Dialekt unterschiedlich, sodass eine explizite Trennung, welche dieser Formen ausdrücklich den Akkusativ und welche den Nominativ beschreibt, nicht möglich ist. Zudem kann man anhand dieser Aufstellung bereits einen langsamen Zusammenfall der verschiedenen Formen feststellen. Während es im Nominativ und Akkusativ Plural noch viele recht unregelmäßige Formen gibt, sind Dativ und Genitiv, sowohl im Singular als auch im Plural, relativ regelmäßig.


    Verben


    Auch bei den Verben wird zwischen einer starken (vokalischen) und einer schwachen Konjugation unterschieden. Die Zahl der schwachen Verben war zu jeder Zeit höher als die der starken Verben, aber die zweite Gruppe war im Althochdeutschen deutlich umfangreicher als heute. Neben diesen beiden Gruppen gibt es die Präteritopräsentien, Verben, welche mit ihrer ursprünglichen Präteritums­form eine Präsensbedeutung aufweisen.


    Starke Verben

    Bei den starken Verben kommt es im Althochdeutschen zur Veränderung des Vokals im Grundmorphem, welches die lexikalische Bedeutung des Wortes trägt. Die Flexion (Beugung) der Wörter wird durch Flexionsmorpheme (Endungen) gekennzeichnet. Man unterscheidet im Althochdeutschen sieben verschiedene Ablautreihen, wobei die siebte nicht auf einen Ablaut, sondern auf Reduplikation zurückgeht.

    Ablautreihen starker Verben
    AblautreiheInfinitiv Präsens Präteritum Plural Partizip
    I.a ī + Konsonant (weder h noch w)īeiii
    I.b ī + h oder wē
    II.a io + Konsonant (weder h noch Dental)iuouuo
    II.b io + h oder Dentalō
    III.a i + Nasal oder Konsonantiauu
    III.b e + Liquid oder Konsonanto
    IV. e + Nasal oder Liquidiaāo
    V. e + Konsonantiaāe
    VI. a + Konsonantauouoa
    VII. ā, a, ei, ou, uo oder ōieiewie Inf.

    Beispiele in rekonstruiertem und vereinheitlichtem Althochdeutsch:

    Ablautreihe I.a
    rītan – rītu – reit – ritun – giritan (nhd. reiten, fahren)
    Ablautreihe I.b
    zīhan – zīhu – zēh – zigun – gizigan (nhd. bezichtigen, zeihen)
    Ablautreihe II.a
    biogan – biugu – boug – bugun – gibogan (nhd. biegen)
    Ablautreihe II.b
    biotan – biutu – bōt – butun – gibotan (nhd. bieten)
    Ablautreihe III.a.
    bintan – bintu – bant – buntun – gibuntan (nhd. binden)
    Ablautreihe III.b.
    werfan – wirfu – warf – wurfun – giworfan (nhd. werfen)
    Ablautreihe IV.
    neman – nimu – nam – nāmun – ginoman (nhd. nehmen)
    Ablautreihe V.
    geban – gibu – gab – gābun – gigeban (nhd. geben)
    Ablautreihe VI.
    faran – faru – fuor – fuorun – gifaran (nhd. fahren)
    Ablautreihe VII.
    rātan – rātu – riet – rietun – girātan (nhd. raten)
    Flexionsformen starker Verben am Beispiel werfan (Infinitiv)
    ModusNumerusPersonPronomenPräsensPräteritum
    Indikativ Singular 1.ih wirfuwarf
    2. wirfis/wirfistwurfi
    3.er, siu, iz wirfitwarf
    Plural 1.wir werfemēs (werfēn)wurfum (wurfumēs)
    2.ir werfetwurfut
    3.sie, siu werfentwurfun
    Konjunktiv Singular 1.ih werfewurfi
    2. werfēs/werfēstwurfīs/wurfīst
    3.er, siu, iz werfewurfi
    Plural 1.wir werfēm (werfemēs)wurfīm (wurfīmēs)
    2.ir werfētwurfīt
    3.sie, siu werfēnwurfīn
    Imperativ Singular2. wirf
    Plural werfet
    Partizip werfanti / werfentigiworfan

    Beispiel: werfan – wirfu – warf – wurfun – giworfan (nhd. werfen) nach der Ablautreihe III. b


    Schwache Verben

    Die schwachen Verben des Althochdeutschen lassen sich morphologisch und semantisch über ihre Endungen in drei Gruppen einteilen:

    Verben mit der Endung -jan- mit kausativer Bedeutung (etwas machen, bewirken) sind für das Verständnis der im Mittelhochdeutschen sehr häufig und auch heute noch teilweise vorhandenen schwachen Verben mit Rückumlaut elementar, da hier das /j/ in der Endung den oben beschriebenen Primärumlaut im Präsens bewirkt.

    Formen schwacher Verben mit der Endung -jan- mit kausativer Bedeutung und für denominative Bildungen am Beispiel *taljan → ahd. zellen ‚(auf-, er-, zu-)zählen, (aus-)sagen, sprechen‘.
    ModusNumerusPersonPronomenPräsensPräteritum
    Indikativ Singular 1.ih zelluzellita
    2. zelliszellitos
    3.er, siu, iz zellitzellita
    Plural 1.wir zellumēszellitum
    2.ir zelletzellitut
    3.sie, siu zellentzellitun
    Konjunktiv Singular 1.ih zelezeliti
    2. zellēstzelitīs
    3.er, siu, iz zelezeliti
    Plural 1.wir zelēmzelitīm
    2.ir zelētzelitīt
    3.sie, siu zelēnzelitīn
    Imperativ Singular2. zel
    Plural zellet
    Formen schwacher Verben mit der Endung -ōn mit instrumentaler Bedeutung (etwas benutzen) am Beispiel mahhōn ‚machen‘
    ModusNumerusPersonPronomenPräsensPräteritum
    Indikativ Singular 1.ih mahhо̄mmahhо̄ta
    2. mahhо̄smahhо̄tо̄s
    3.er, siu, iz mahhо̄tmahhо̄ta
    Plural 1.wir mahhо̄mēsmahhо̄tum
    2.ir mahhо̄tmahhо̄tut
    3.sie, siu mahhо̄ntmahhо̄tun
    Konjunktiv Singular 1.ih mahhomahhо̄ti
    2. mahhо̄smahhо̄tīs
    3.er, siu, iz mahhomahhо̄ti
    Plural 1.wir mahhо̄mmahhо̄tīm
    2.ir mahhо̄tmahhо̄tīt
    3.sie, siu mahhо̄nmahhо̄tīn
    Imperativ Singular 2. mahho
    Plural mahhot
    Formen schwacher Verben mit der Endung -ēn mit durativer Bedeutung (vollziehen, werden) am Beispiel sagēn ‚sagen‘
    ModusNumerusPersonPronomenPräsensPräteritum
    Indikativ Singular 1.ih sagēmsagēta
    2. sagēssagētо̄s
    3.er, siu, iz sagētsagēta
    Plural 1.wir sagēmēssagētum
    2.ir sagētsagētut
    3.sie, siu sagēntsagētun
    Konjunktiv Singular 1.ih sagesagēti
    2. sagēssagētīs
    3.er, siu, iz sagesagēti
    Plural 1.wir sagēmsagētīm
    2.ir sagētsagētīt
    3.sie, siu sagēnsagētīn
    Imperativ Singular 2. sage
    Plural sagēt

    Besondere Verben

    Das althochdeutsche Verb sīn ‚sein‘ wird als Verbum substantivum bezeichnet, weil es für sich allein stehen kann und ein Dasein von etwas beschreibt. Es zählt zu den Wurzelverben, welche zwischen Stamm- und Flexionsmorphem keinen Bindevokal aufweisen. Diese Verben werden auch als athematisch (ohne Binde- oder Themavokal) bezeichnet. Das Besondere an sīn ist, dass sein Paradigma suppletiv ist, also aus verschiedenen Verbstämmen gebildet wird (idg. *h₁es- ‚existieren‘, *bʰueh₂- ‚wachsen, gedeihen‘ und *h₂ues- ‚verweilen, wohnen, übernachten‘). Im Konjunktiv Präsens besteht weiterhin das auf *h₁es- zurückgehende sīn (die mit b-anlautenden Indikativformen gehen hingegen auf *bʰueh₂- zurück), im Präteritum jedoch wird es durch das starke Verb wesan (nhd. war, wäre; vgl. auch nhd. Wesen) ersetzt, welches nach der fünften Ablautreihe gebildet wird.

    Präsensformen des verbum substantivum: sīn ‚sein‘
    NumerusPersonPronomenIndikativKonjunktiv
    Singular 1.ih bim, bin
    2. bistsīs, sīst
    3.er, siu, ez ist
    Plural 1.wir birum, birunsīn
    2.ir birutsīt
    3.sie, sio, siu sintsīn

    Tempus


    Im Germanischen gab es lediglich zwei Tempora: Das Präteritum für die Vergangenheit und das Präsens für die Nicht-Vergangenheit (Gegenwart, Zukunft). Mit Einsetzen der Verschriftlichung und Übersetzungen aus dem Latein ins Deutsche begann man, deutsche Entsprechungen für die lateinischen Tempora wie Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I und Futur II im Althochdeutschen zu entwickeln. Zumindest Ansätze für das haben- und sein-Perfekt lassen sich schon im Althochdeutschen ausmachen. Die Entwicklung wurde im Mittelhochdeutschen fortgeführt.


    Aussprache


    Die Rekonstruktion der Aussprache des Althochdeutschen basiert auf dem Vergleich der überlieferten Texte mit der Aussprache des heutigen Deutschen, deutscher Dialekte und verwandter Sprachen. Daraus ergeben sich folgende Ausspracheregeln:[9]


    Siehe auch



    Literatur


    1. Grammatik. Glossen. Texte. Winter, Heidelberg 1987, ISBN 3-533-03877-7.
    2. Wörter und Namen. Forschungsgeschichte. Winter, Heidelberg 1987, ISBN 3-533-03940-4.


    Wiktionary: Althochdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Wiktionary: althochdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Test-Wikipedia auf Althochdeutsch
    Wikisource: Althochdeutsche Texte – Quellen und Volltexte
    Wikisource: Althochdeutsche Wörterbücher – Quellen und Volltexte

    Einzelnachweise


    1. Jochen A. Bär: Eine kurze Geschichte der deutschen Sprache (Memento des Originals vom 10. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.baer-linguistik.de.
    2. Karte in Anlehnung an: Meineke, Eckhard und Schwerdt, Judith, Einführung in das Althochdeutsche, Paderborn/Zürich 2001, S. 209.
    3. Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur. S. 4 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
    4. Oscar Schade: Altdeutsches Wörterbuch. Halle 1866, S. 664.
    5. Adalbert Jeitteles: K.A. Hahns althochdeutsche Grammatik nebst einigen Lesestücken und einem Glossar 3. Auflage. Prag 1870, S. 36 f.
    6. Otfrid von Weißenburg, Evangelienbuch, Buch III, Kapitel 22, Vers 32
    7. Adalbert Jeitteles: K.A. Hahns althochdeutsche Grammatik nebst einigen Lesestücken und einem Glossar 3. Auflage. Prag 1870, S. 37.
    8. Ludwig M. Eichinger: Flexion in der Nominalphrase. In: Dependenz und Valenz. 2. Halbband, Hg.: Vilmos Ágel u. a. De Gruyter, Berlin/New York 2006, S. 1059.
    9. Rolf Bergmann, Claudine Moulin, Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8252-3534-5, S. 171ff.
    10. Rolf Bergmann, Claudine Moulin, Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 173.

    На других языках


    - [de] Althochdeutsche Sprache

    [en] Old High German

    Old High German (OHG, German: Althochdeutsch, German abbr. Ahd.) is the earliest stage of the German language, conventionally covering the period from around 750 to 1050. There is no standardised or supra-regional form of German at this period, and Old High German is an umbrella term for the group of continental West Germanic dialects which underwent the set of consonantal changes called the Second Sound Shift.

    [es] Alto alemán antiguo

    El término alto alemán antiguo (AAA, en alemán: Althochdeutsch) se refiere a la fase más temprana del idioma alemán y convencionalmente cubre el periodo desde cerca del 500 hasta el 1050. Textos escritos no aparecen hasta la segunda mitad del siglo VIII, aunque algunas palabras y nombres se han encontrado en textos en latín antes de dicha fecha. Por esta razón, algunos tratan el periodo anterior a 750 como 'prehistórico', y datan el principio del antiguo alto alemán propiamente desde el 750.

    [fr] Vieux haut allemand

    Le vieux haut allemand (et non pas « vieil » haut allemand[1],[2] ; en allemand : Althochdeutsch) est la plus ancienne forme écrite de la langue allemande dans la période de 750 à 1050 environ, à laquelle succède le moyen haut allemand. On rencontre aussi l'expression équivalente « ancien haut allemand » qui est aussi une traduction du mot allemand Althochdeutsch.

    [it] Lingua alto-tedesca antica

    L'alto-tedesco antico (in antico tedesco diutisk) indica la forma scritta più antica di tedesco a noi nota, il cui arco temporale si estende all'incirca dal 750 al 1050 e si riferisce alle parlate della Germania centro-meridionale.

    [ru] Древневерхненемецкий язык

    Древневерхненемецкий язык (нем. Althochdeutsch) — самая древняя засвидетельствованная в письменном виде форма немецкого языка. Охватывает временной период с 750 по 1050 год. Однако следует учитывать, что временные рамки условны, так как изменения в языке по ведущим параметрам хронологически не всегда совпадают. Кроме того, разные исследователи предлагают различные периодизации древневерхненемецкого языка.



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