Guðni Thorlacius Jóhannesson [ˈkvʏðnɪ ˈjouhanɛsˌsɔn] (deutsche Transkription Gudni Thorlacius Johannesson; * 26. Juni 1968 in Reykjavík), meist abgekürzt Guðni Th. Jóhannesson, ist ein isländischer Historiker und Politiker. Er gewann die Präsidentschaftswahl vom 25. Juni 2016 als unabhängiger Bewerber und ist seit dem 1. August 2016 amtierender Präsident Islands als Nachfolger von Ólafur Ragnar Grímsson.
Guðni wurde als Sohn der Lehrerin und Journalistin Margrét Thorlacius und des Sportlehrers Jóhannes Sæmundsson in Reykjavík geboren.[1] Er studierte an der University of Warwick, der Universität Bonn, der Universität Island sowie an der University of Oxford. 2003 wurde ihm von der Queen Mary, University of London ein Ph.D. in Geschichte verliehen.[2]
Guðni Th. Jóhannesson hat als Hochschullehrer an der Universität Island, an der Universität Bifröst und an der Universität London gearbeitet.[1] Er war vor seiner Wahl zum Präsidenten Dozent (Senior lecturer) an der Universität Island. Sein Forschungsgebiet ist die moderne Geschichte Islands, zu der er mehrere Untersuchungen veröffentlicht hat, unter anderem über die Kabeljaukriege, Islands Finanzkrise 2008–2011 und die Geschichte der isländischen Präsidentschaft. Er ist Verfasser einer Biographie des Politikers Gunnar Thoroddsen und eines Werks über die Präsidentschaft von Kristján Eldjárn, des dritten Präsidenten Islands.[1] Darüber hinaus hat er zwischen 1992 und 1997 vier Werke des amerikanischen Schriftstellers Stephen King ins Isländische übersetzt.[2]
Guðni wohnte zum Zeitpunkt seiner Präsidentschaftskandidatur in Seltjarnarnes.[3] Er hat zwei Brüder: Patrekur Jóhannesson ist als Handball-Trainer tätig, Jóhannes als Systemanalyst.[1] Guðni ist seit 2004 mit der Kanadierin Eliza Reid verheiratet, die er 1998 an der University of Oxford kennengelernt hatte.[4] Mit ihr hat er vier Kinder. Eine weitere Tochter stammt aus einer früheren Ehe Guðnis.[1] Er wurde katholisch erzogen, trat aber aus der römisch-katholischen Kirche aus. In einem Artikel auf mbl.is, dem Internetportal der Zeitung Morgunblaðið, werden als Grund für seinen Austritt „Berichte über Verbrechen verschiedener katholischer Priester“ angeführt.[1] In einem Interview erklärte er, dass sein Bekenntnis heute nicht mehr credo in unum deum sei, sondern die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.[1] Neben seiner isländischen Muttersprache spricht Guðni Th. Jóhannesson fließend Englisch, außerdem hat er gute Dänisch-, Norwegisch- und Deutschkenntnisse. Er spricht auch etwas Russisch.[2]
Im Mai 2016 erklärte Guðni seine Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl 2016. Der Präsident müsse sich, so Guðni, mit einer Revision der Verfassung der Republik Island befassen. Das Volk solle die Möglichkeit erhalten, bei umstrittenen Fragen das Referendum zu ergreifen.[5] Guðni galt dabei als konsensorientierter Kandidat, der nicht mit zugespitzten Aussagen auffalle.[6] Seine Wahlchancen wurden im Vorfeld als gut eingeschätzt; mit Stand von Anfang Juni 2016 führte er in allen Umfragen mit deutlichem Abstand.[6] Guðni gewann die Wahl mit deutlichem Vorsprung vor der Unternehmerin Halla Tómasdóttir.[7] Er trat sein Amt am 1. August 2016 an.[7] Bei der Wahl vom 27. Juni 2020 wurde er mit einer Stimmenmehrheit von 92 Prozent für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[8]
Sveinn Björnsson | Ásgeir Ásgeirsson | Kristján Eldjárn | Vigdís Finnbogadóttir | Ólafur Ragnar Grímsson | Guðni Th. Jóhannesson
Personendaten | |
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NAME | Guðni Th. Jóhannesson |
ALTERNATIVNAMEN | Guðni Thorlacius Jóhannesson (vollständiger Name); Gudni Thorlacius Johannesson |
KURZBESCHREIBUNG | isländischer Staatspräsident und Historiker |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1968 |
GEBURTSORT | Reykjavík |