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John Edwin Jackson (* 1945 in Kairo) ist ein britisch-schweizerischer Literaturwissenschaftler, Lyriker und Übersetzer.


Leben


John E. Jackson verbrachte seine früheste Kindheit in Kairo und wuchs danach in Lausanne auf, wo er sämtliche Schulen bis zur Matura besuchte. Mütterlicherseits stammt er aus einer jüdischen Familie.[1] Jackson wurde von Beginn an zweisprachig mit Französisch und Englisch erzogen.[2] Er studierte Romanistik und Germanistik, die ersten zwei Jahre an der Universität Lausanne, anschliessend an der Universität Genf. Seine wichtigsten Lehrer waren Jean Starobinski, Jean Rousset, Bernhard Böschenstein, Roger Dragonetti und der in Zürich lehrende, aber oft in Genf weilende Georges Poulet.[3] Jackson schloss das Studium 1969 mit dem Lizentiat ab[4] und unterrichtete anschliessend an Genfer Schulen.[5] 1976 promovierte er an der Universität Genf mit einer vergleichenden Studie über das Ich in den Gedichten von T. S. Eliot, Paul Celan und Yves Bonnefoy. Das Buch ist Bernhard Böschenstein, einem seiner Betreuer, gewidmet, über den er später sagte, er habe «von ihm mehr gelernt als von irgendwem sonst».[6] Jackson war von 1970 bis 1976 Assistent und von 1976 bis 1977 Oberassistent für Französische Literatur in Genf.[7] Ab 1977 war er ebendort Lehrbeauftragter für Vergleichende Literaturwissenschaft, lange Zeit als einziger Dozent neben dem hauptamtlichen Professor George Steiner. In den akademischen Jahren 1980/81 und 1984/85 nahm er zusätzlich Lehraufträge an der Universität Neuenburg wahr.[8] 1985 wurde er schliesslich als ordentlicher Professor auf einen Lehrstuhl für moderne französische Literatur an der Universität Bern berufen, den er bis zu seiner Emeritierung 2010 innehatte. Daneben behielt er den Lehrauftrag in Genf noch bis ins Jahr 2000 bei. 2010 hielt er eine Vorlesung über Paul Celan am Collège de France.[9]

Neben seiner akademischen Tätigkeit arbeitete Jackson als Literaturkritiker, vor allem für das Journal de Genève und später für Le Temps.[10] Er war mit Claude Pichois Mitherausgeber und schliesslich Alleinherausgeber der Zeitschrift L’année Baudelaire. Nach seiner Pensionierung entfaltete er eine umfangreiche Übersetzertätigkeit, die sich auf philosophische, theologische und historische Abhandlungen erstreckt.

2019 veröffentlichte er unter dem Titel «En dormant sur un cheval…» eine Art Autobiographie, die sich an den für sein Leben wichtigsten Gedichten orientiert.


Forschung


Jackson ist ein Spezialist für moderne Lyrik, vor allem aus dem französischen, deutschen und englischen Sprachraum. Besonders hat er sich mit Charles Baudelaire befasst, dem er vier monographische Studien und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. Daneben hat er sich intensiv mit der Lyrik Yves Bonnefoys, über den er eine der ersten Gesamtdarstellungen geschrieben hat und mit dem er auch persönlich befreundet war, und derjenigen Paul Celans auseinandergesetzt. Letzteren, den er persönlich kannte,[11][12] hat er auch ins Französische übersetzt. Ausgangspunkt von Jacksons Forschungen ist die bereits in der Dissertation geäusserte Überzeugung, dass eine semiologische Analyse der Lyrik nicht ausreicht und um eine phänomenologische Betrachtung erweitert werden muss, wenn man der modernen Subjektproblematik gerecht werden will.[13] Inspiriert von der Genfer Schule um Jean Starobinski, Jean Rousset, Georges Poulet, Bernhard Böschenstein und beeinflusst vom Werk Paul Ricoeurs[13], zielte Jacksons Untersuchung darauf, die Beziehung des Subjekts zur Aussenwelt, wie sie sich im Prozess des Schreibens vollzieht, zu erfassen. Literatur wird dabei nicht als ein selbstreferentielles Sprachspiel verstanden, sondern als Ausdruck existentieller Erfahrungen.[14] Später hat Jackson auch die psychoanalytische Sicht einbezogen und dem Verhältnis zwischen Literatur und Psychoanalyse zwei Monographien gewidmet. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er bei seinen Untersuchungen der Erinnerung als einer spezifischen Fähigkeit des Subjekts. Neben der Lyrik hat sich Jackson vor allem mit der Gattung der Tragödie beschäftigt (Shakespeare, Corneille, Racine, Kleist, Büchner).


Schriften (Auswahl)



Monographien



Gedichte



Edition



Übersetzungen


Literarische Texte

Wissenschaftliche und philosophische Texte (Auswahl)[16]


Literatur





Einzelnachweise


  1. Jackson: «En dormant sur un cheval…» 2019, S. 85.
  2. Jackson: «En dormant sur un cheval…» 2019, S. 45.
  3. Bonnefoy: La pensée critique de John E. Jackson. 1999, S. VII.
  4. Archiv der ausgehändigten Diplome der Universität Genf, abgerufen am 22. Juli 2022.
  5. Jackson: «En dormant sur un cheval…» 2019, S. 48.
  6. John E. Jackson: Bernhard Böschenstein, disparition d’un être inspiré. In: Le Temps. 23. Januar 2019, ISSN 1423-3967 (online [abgerufen am 22. Juli 2022]).
  7. Archiv der Vorlesungsverzeichnisse der Universität Genf, abgerufen am 18. Juli 2022.
  8. Universitäten. Neuchâtel. In: Vox Romanica. 40. Jg., 1981, S. 341, abgerufen am 18. Juli 2022.
  9. La Contre-parole. Website des Collège de France, abgerufen am 22. Juli 2022.
  10. Dossier John E. Jackson bei Le Temps, abgerufen am 18. Juli 2022.
  11. Lisbeth Koutchoumoff: Pour lire Paul Celan. In: Le Temps. 28. September 2013.
  12. Maurice Blanchot, L’ultimo a parlare. Orthotes Editrice, 20. März 2019, abgerufen am 22. Juli 2022 (italienisch).
  13. Peter Schnyder: John E. Jackson: Mémoire et Création poétique. In: Romanische Forschungen. Band 105, Nr. 1, 1993, S. 149 f., JSTOR 27940429, (Rezension).
  14. Bonnefoy: La pensée critique de John E. Jackson. 1999, S. X.
  15. Yves Bonnefoy – NE, laffont.ca, abgerufen am 17. August 2022.
  16. John Edwin Jackson – Œuvres textuelles de cet auteur. Website der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 18. Juli 2022.
Personendaten
NAME Jackson, John E.
ALTERNATIVNAMEN Jackson, John Edwin (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG britisch-schweizerischer Literaturwissenschaftler, Lyriker und Übersetzer
GEBURTSDATUM 1945
GEBURTSORT Kairo



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