lingvo.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Joseph Gottfarstein (geboren 1903 in Prenen; gestorben 1980 in Paris; englisch-jiddische Schreibweise Yosef Gotfarshtein) war ein Historiker und Philologe der jiddischen Kultur, Sprache und Literatur und Autor feuilletonistischer Artikel für jiddische Journale in Kaunas, Berlin, Paris und Genf. Er war judaistischer Schrift-Gelehrter (Talmud-Kenner, Kabbala-Forscher), Poet und Übersetzer (vom Russischen ins Deutsche, vom Jiddischen ins Französische) und wurde gelegentlich „Rabbi“ genannt.

Der Name Gottfarstein (jiddisch farschtéjn = verstehen) könnte als Auftrag, Aufruf gelesen werden. Denkbar wäre sogar, weil der Name sonst nirgends auftaucht (siehe auch: Hapax legomenon), dass Gottfarstein sich diesen Namen als Programm selbst gegeben hat: „[Versuche,] Gott [zu] verstehen!“ Diese Maxime entspräche der im litauischen Judentum eigentümlichen Verbindung aufklärerisch-rationalistischer Haskala-Motive mit solchen der asketisch-pietistischen („existentialistischen“), von Israel Salanter gegründeten Mussar-Bewegung (beide Motive im Kontrast zum eher „ekstatischen“ polnisch-galizischen Judentum, das den Chassidismus hervorbrachte): Gottfarstein erscheint als Repräsentant der letzten Generation einer litauisch-jiddischen Kultur, die aus Spannungen zwischen orthodoxer Tradition, säkularisierender Intellektualität und pietistischer Mystik lebte.


Leben


1903 geboren in Prenen (Prienai), südlich von Kowno (Kaunas), Litauen; aufgewachsen in Mariampol (Marijampolė) und Kaunas, hebräisches Gymnasium, 1916 an der berühmten Jeschiwa in Słobódka (dort befand sich das spätere Ghetto v. Kaunas), 1918 Talmud-Schüler strengerer Observanz (im Geist der asketisch-pietistisch-spiritualistischen Mussar-Bewegung), Studium am jiddischen Lehrer-Seminar Kaunas; anarchistischer Sympathisant, bricht mit dem jüdischen Ritual, bleibt aber den hebräischen und jiddischen Text-Traditionen treu; 1923 Berlin, studiert Philosophie und Violine, anarchistisch-literarischer Zirkel, Herausgeber der (jiddischen) Zeitschrift Di Tswelfe, übersetzt den russischen Lyriker Sergej Jessenin, mit Jacob Gordin und Olga Katunal in der „Philosophischen Gruppe“ um Oskar Goldberg und Erich Unger; seit Ende der 20er Jahre Paris, 1934–1939 Freundschaft mit Joseph Roth, Bekanntschaft mit Soma Morgenstern, Kontakt mit Gerhard / Gershom Scholem, heiratet Sophie Abrahamer (genannt Zoschka), 1940 Geburt Sohn Sam(uel), genannt Boudjou (später Mathematiklehrer in Straßburg, der einen großen Teil seiner Zeit talmudischen Studien widmet); nach Okkupation in Genf, dort Begegnung mit Ludwig Hohl, dann wieder in Paris, Vorträge im Rahmen des von Richard Marienstras gegründeten französisch-jiddischen Cercle Gaston Crémieux; stirbt in einem Pariser Vorort 1980.[1][2]

Gottfarstein hat zwei große und (nicht nur als Trinker) abgründige deutschsprachige Schriftsteller jahrelang begleitet und in ihrem schwankenden Selbstvertrauen gestützt: Joseph Roth und Ludwig Hohl.


Bibliographie



Gesichert



Monografien und Aufsätze


Übersetzungen


Interviews und Briefe


Nachlass

Die ursprünglich geplante Schenkung des Nachlasses an das Yidisher visnshaftlekher institut-Archiv in New York[3] kam nicht zustande. Deshalb schenkte Samuel Gottfarstein 2005 den Nachlass seines Vaters dem Mémorial de la Shoah in Paris.[2]


Zweifelhaft



Quellen


  1. Einige dieser biographischen Details sind dem Bericht der Ethnologin Judith Friedlander (nach Interviews mit Joseph Gottfarstein 1979, kurz vor dessen Tode) entnommen: The Gottfarstein Family, in: Vilna on the Seine. Jewish Intellectuals in France Since 1968, Yale University Press, New Haven & London 1990, XV + 249 p., p. 157 - 161.
  2. Angaben von Samuel Gottfarstein.
  3. YIVO News 199, Winter 2005, p. 25 PDF-Datei (1,1 MB)


Personendaten
NAME Gottfarstein, Joseph
KURZBESCHREIBUNG Historiker u. Philologe
GEBURTSDATUM 1903
GEBURTSORT Prenen
STERBEDATUM 1980
STERBEORT Paris



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии