lingvo.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Jörg Christian Fauser (* 16. Juli 1944 in Bad Schwalbach, Taunus; † 17. Juli 1987 in München) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

Jörg Fauser (1986)
Jörg Fauser (1986)

Leben


Seine Eltern waren der Bildende Künstler Arthur Fauser und die Schauspielerin Maria Razum. Noch in seiner Schulzeit veröffentlichte Fauser zwischen 1959 und 1960 erste journalistische Beiträge in der Frankfurter Neuen Presse. 1963 begann seine Mitarbeit als Rezensent für die Frankfurter Hefte. Am 23. Juni 1964 wurde er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt.

Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main 1965 begann Fauser an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ein Studium der Fächer Ethnologie und Anglistik. Das Studium brach er 1966 jedoch ab.

Während des Ersatzdienstes im Bethanien-Krankenhaus Heidelberg wurde Fauser abhängig von Heroin. Er unterbrach den Ersatzdienst und hielt sich Anfang 1967 für sechs Wochen in Istanbul auf. Im Herbst 1967 setzte er sich vom Ersatzdienst ins Istanbuler Drogenviertel Tophane ab. Im Herbst 1968 kehrte Fauser nach Frankfurt zurück und ging dann nach West-Berlin.

Um 1971 hatte er Kontakt zur Hausbesetzerszene im Frankfurter Westend, u. a. zur Gruppe von Joschka Fischer. Zur 68er-Bewegung, deren Akteure meist aus Fausers Generation stammten, hielt er eine kritische Distanz, was sich auch in seinen Werken zeigt.[1]

In Frankfurt schaffte er 1971/72 den Entzug vom Heroin.[2]

Von 1968 bis 1974 lebte Fauser abwechselnd in West-Berlin, Frankfurt und Göttingen; schließlich zog er dauerhaft nach München. Fauser arbeitete für verschiedene literarische Publikationen, unter anderem bei den Alternativzeitschriften Gasolin 23, Ufo und Ulcus Molle Info. Über seine Reisen, die ihn u. a. 1975 nach Marokko und 1976 in die USA führten, berichtete er in Reportagen für die Basler Nationalzeitung. In den 1970er Jahren veröffentlichte er mehrere Gedichtbände und begann die Zusammenarbeit als Texter mit dem Rockmusiker Achim Reichel. Großen Erfolg hatten Fauser und Reichel mit der Single Der Spieler aus dem Konzeptalbum Blues in Blond, durch die ein Fauser-Text sogar in die ZDF-Hitparade gelangte.

In den 1980er-Jahren zog Fauser erneut nach West-Berlin, verfasste drei erfolgreiche Romane und war als Journalist für das Berliner Stadtmagazin tip und die Zeitschriften Lui sowie TransAtlantik tätig. Am 9. Juli 1985 heirateten er und Gabriele Oßwald. Das Ehepaar zog erneut nach München.


Tod


Grab von Jörg Fauser im Ostfriedhof
Grab von Jörg Fauser im Ostfriedhof

Fauser starb am 17. Juli 1987, als er gegen 4:10 Uhr auf der A 94 zwischen den Münchner Stadtteilen Zamdorf und Riem in Fahrtrichtung Anschlussstelle Feldkirchen von einem Lkw erfasst wurde. Er hatte zuvor seine eigene Feier zu seinem 43. Geburtstag verlassen und offenbar alkoholisiert versucht, die Fahrbahn zu überqueren. Weitere Umstände blieben ungeklärt. Anlässlich seiner Rede zum Ingeborg-Bachmann-Preis am 3. Juli 2013 äußerte Michael Köhlmeier die Vermutung, dass Fausers Tod kein Unfall gewesen sei, sondern mit dessen Recherchen über Verbindungen zwischen dem Drogenmilieu und der deutschen Politik zu tun gehabt habe.


Position und Rezeption


Fauser war in seinen frühen Jahren ein Underground-Autor, der stark von der amerikanischen Beat-Literatur beeinflusst war und in seinen Texten eigene Drogenerfahrungen verarbeitete. Unter dem Einfluss der amerikanischen Hard-boiled-Autoren Dashiell Hammett und Raymond Chandler wandelten sich in den 1980er Jahren zwar seine Sujets, die in der zeitgenössischen Literaturkritik oft vorgenommene Etikettierung Fausers als Autor von Kriminalromanen aus der bundesrepublikanischen Wirklichkeit wird seinem literarischen Gewicht jedoch keineswegs gerecht.

Exemplarisch für das Fauser von der etablierten Literaturkritik oft entgegengebrachte Unverständnis war die vernichtende Beurteilung durch Marcel Reich-Ranicki beim Lesewettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis von 1984. Michael Köhlmeier griff in seiner Rede zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2013 die damaligen Juroren, namentlich Reich-Ranicki, Walter Jens, Gertrud Fussenegger und Peter Härtling scharf an. Ihre Kritik habe nicht Fausers Werk, sondern seiner Person gegolten. Fauser sei damals der deutschen Literaturkritik in ihrer „hinterhältigsten und erbärmlichsten Gestalt“ begegnet: Fauser sei, egal was er geschrieben habe, stets verrissen worden und daher tief verletzt gewesen.[3]

Heute gilt Fauser im Kreis der Underground-Literatur als der große Wegbereiter des Genres in Deutschland.[1] Benjamin von Stuckrad-Barre, der als Oberstufenschüler alle Bücher von Fauser las,[4] hat seinen Büchern Soloalbum, Panikherz und Remix 3 jeweils ein Zitat von Fauser vorangestellt.


Auszeichnungen



Veröffentlichungen



Einzelausgaben



Werkausgabe 1990–1994


Jörg-Fauser-Edition in acht Bänden, einem Beiheft und Ergänzungsband bei Rogner & Bernhard, Hamburg:


Werkausgabe 2004–2009


Neue Edition der Werke Jörg Fausers beim Alexander Verlag Berlin, herausgegeben von Alexander Wewerka:


Werkausgabe 2019–2022


Edition der Werke Jörg Fausers in Einzelausgaben ohne Bandnumerierung beim Diogenes Verlag Zürich, herausgegeben von Matthias Penzel:


Übersetzungen



Filmografie



Hörspiele



Diskografie



Literatur



Quellen




Commons: Jörg Fauser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Jörg Fauser – Zitate

Einzelnachweise


  1. Johannes Ullmaier: Von ACID nach ADLON. Eine Reise durch die deutschsprachige Popliteratur. Ventil-Verlag, Mainz 2001, S. 77–78.
  2. Matthias Penzel & Ambros Waibel, Rebell im Cola-Hinterland, Edition Tiamat, Berlin 2004, S. 72
  3. http://archiv.bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis.eu/presse/tddl2013/koehlmeier_rede.pdf
  4. Panikherz. Köln 2016. S. 94.
Personendaten
NAME Fauser, Jörg
ALTERNATIVNAMEN Fauser, Jörg Christian (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Journalist
GEBURTSDATUM 16. Juli 1944
GEBURTSORT Bad Schwalbach, Taunus
STERBEDATUM 17. Juli 1987
STERBEORT München

На других языках


- [de] Jörg Fauser

[en] Jörg Fauser

Jörg Fauser (16 July 1944 in Bad Schwalbach – 17 July 1987 in Munich) was a German writer, poet and journalist.

[fr] Jörg Fauser

Jörg Fauser, né le 16 juillet 1944 à Bad Schwalbach, dans le land de Hesse, et mort accidentellement le 17 juillet 1987 entre Feldkirchen et Trudering-Riem, est un écrivain, poète et journaliste allemand, auteur de roman policier.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2024
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии