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Lars Gustafsson (* 17. Mai 1936 in Västerås; † 3. April 2016[1] in Stockholm) war ein schwedischer Schriftsteller und Philosoph.

Lars Gustafsson (2015)
Lars Gustafsson (2015)

Leben


Gustafsson stellt sich vor (Video, auf Deutsch, 2012)

Lars Gustafsson studierte Literatur, Philosophie und Soziologie an den Universitäten von Uppsala/Schweden und Oxford. Seit den 1960er Jahren trat er als Lyriker, Philosoph und Romancier in Erscheinung. Neben seinem literarischen Schaffen war er von 1962 bis 1972 Chefredakteur der renommierten Literaturzeitschrift Bonniers Litterära Magasin. Schon bald knüpfte er internationale Kontakte, auch in der Welt der Literatur, z. B. zur deutschen Autorengemeinschaft Gruppe 47.

Durch ein DAAD-Stipendium für einen einjährigen Arbeitsaufenthalt in West-Berlin gelangte er 1972 nach Deutschland,[2] wo er für zwei Jahre lebte. In diese Zeit fielen ausgedehnte Reisen, u. a. nach Australien, Singapur, Tokio, Israel und in die USA. 1961 wurde er im Fach Theoretische Philosophie promoviert. Nach Veröffentlichung seines akademischen Werkes Sprache und Lüge, einer Auseinandersetzung mit den Sprachphilosophien von Friedrich Nietzsche, Alexander Bryan Johnson und Fritz Mauthner, schloss er 1979 seine Habilitation ab. 1981 konvertierte Gustafsson, der 1982 die Jüdin Alexandra Chasnoff heiratete, zum Judentum. Diesen Schritt begründete er mit privaten Motiven und seinem Respekt vor jüdischen Philosophen wie Martin Buber und Emmanuel Levinas. 1983 bis 2006 war er Professor für Germanistische Studien und Philosophie an der University of Texas in Austin/Texas. Seit Mai 2006 lebte er in Södermalm, Stockholm; die Sommermonate verbrachte er regelmäßig in Västmanland.

Im Jahre 2009 machte er anlässlich der Europawahl 2009 Schlagzeilen, als er mit einem Wahlaufruf offiziell die schwedische Piratenpartei unterstützte. Zur Begründung sagte der Autor:

„Letztlich geht es um das Bürgerrecht auf Information. Das ist wichtiger als das Urheberrecht.“

Lars Gustafsson[3]

Am 25. August 2010 verließ Gustafsson die schwedische Piratenpartei aus Protest gegen die Zusammenarbeit mit dem Portal WikiLeaks, welchem er vorwarf, Todeslisten für die Taliban zu liefern.[4]

Einer seiner zahlreichen Aufenthalte in Deutschland stand in Zusammenhang mit der Tübinger Poetik-Dozentur, an der sich Gustafsson 2005 als Dozent beteiligte. Seine Vorlesungen sind unter dem Titel Augenblick und Gedicht veröffentlicht.

Mit der Verleihung der Goethe-Medaille 2009 wurde Gustafsson für sein umfangreiches literarisches Werk und den darin enthaltenen starken Deutschlandbezug geehrt. Das Goethe-Institut hob in seiner Begründung hervor, der Autor habe „seit den 70er Jahren das deutsche Schwedenbild jenseits der großen Kinderbuchtradition und der populären schwedischen Kriminalliteratur geprägt.“[5] Besonders in seiner Pentalogie Risse in der Mauer schicke er den Leser auf eine Zeitreise durch die 1960er und 1970er Jahre Schwedens, die präzise und kritisch den Wandel im gesellschaftlichen Wertesystem verfolge.

Lars Gustafsson war unter anderem Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Akademie der Künste in Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München.

Er war von 1962 bis 1982 mit der Lyrikerin Madeleine Gustafsson verheiratet; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Mit seiner zweiten Frau Alexandra Chasnoff hatte er ebenfalls zwei Kinder. Im September 2005 heiratete er die Lehrerin Agneta Blomqvist, die Co-Autorin einiger Bücher von Lars Gustafsson ist.


Künstlerisches Schaffen


Beim Signieren, 2009
Beim Signieren, 2009

1957 gab er sein literarisches Debüt mit dem Roman Vägvila (Wegesrast), der eine Mischung aus Prosa und Lyrik darstellt. Sein erster Gedichtband, Ballongfararna (Die Ballonfahrer), erschien 1962.

In der Romanreihe Risse in der Mauer geht es um die späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Der Band umfasst die Autobiographie Herr Gustafsson persönlich (1972), den Schulroman Wollsachen (1974) sowie Familientreffen (1976), Sigismund (1977) und Tod eines Bienenzüchters (1978). Im Jahr 2003 wurde in Schweden der Roman Wollsachen unter dem Titel Sprickorna i muren (Risse in der Mauer) verfilmt.

Bei dem kurzen Roman Nachmittag eines Fliesenlegers (En kakelsättares eftermiddag, 1991) handelt es sich eher um eine philosophische Parabel über Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens, dessen Geheimnisse vom Menschen nie wirklich entschlüsselt werden könnten.

Bezeichnenderweise sagt der Autor über sich selbst: „Ich neige dazu, mich als einen Philosophen zu betrachten, der die Literatur zu einem seiner Werkzeuge gemacht hat.“ Umgekehrt spiegelt aber auch sein philosophisches Werk seine literarischen Interessen, hat er sich doch besonders mit Sinn und Bedeutung, mit Mehrsprachigkeit und Kreativität auseinandergesetzt.

In dem 1993 veröffentlichten Roman Historien med hunden (deutsch 1994 Die Sache mit dem Hund) verarbeitet der Autor die posthum aufgedeckten Artikel des Wissenschaftlers Paul de Man.

In Geheimnisse zwischen Liebenden (Tjänarinnan. En kärleksroman, 1996) geht es um einen erfolgreichen Mann von Ende 50, der sich nicht recht traut, der Liebe, die er für seine kolumbianische Putzfrau empfindet, Ausdruck zu verleihen.


Auszeichnungen



Werk (Auswahl)



Film



Sekundärliteratur



Einzelnachweise


  1. Jens Liljestrand: Författaren Lars Gustafsson död. In: expressen.se. 3. April 2016, abgerufen am 21. März 2020 (schwedisch).
  2. Eintrag zu Gustafsson, Lars beim Berliner Künstlerprogramm des DAAD.
  3. Reine Hysterie! In: Der Spiegel. Nr. 27, 2009, S. 113 (online 29. Juni 2009).
  4. Wikileaks-Asyl in Schweden: Pirat protestiert. auf: Süddeutsche Zeitung Online. 25. August 2010.
  5. Goethe-Institut, Pressemitteilung vom 24. Juni 2009 (PDF; 221 kB)
  6. Literatur: Thomas-Mann-Preis für Lars Gustafsson - FOCUS Online. In: focus.de. 30. Juni 2015, abgerufen am 21. März 2020.


Commons: Lars Gustafsson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Gustafsson, Lars
KURZBESCHREIBUNG schwedischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 17. Mai 1936
GEBURTSORT Västerås, Schweden
STERBEDATUM 3. April 2016
STERBEORT Stockholm

На других языках


- [de] Lars Gustafsson

[en] Lars Gustafsson

Lars Erik Einar Gustafsson (17 May 1936 – 3 April 2016) was a Swedish poet, novelist, and scholar. Among his awards were the Gerard-Bonnier-Preis [de] in 2006, the Goethe Medal in 2009, the Thomas Mann Prize in 2015, and the International Nonino Prize in Italy in 2016.

[ru] Густафссон, Ларс

Ларс Густафссон (швед. Lars Gustafsson; 17 мая 1936, Вестерос — 3 апреля 2016) — шведский писатель и философ.



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