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Peter Eisenberg (* 18. Mai 1940 in Strausberg) ist ein deutscher Sprachwissenschaftler. Er war bis 2005 Professor für Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam. Sein Spezialgebiet ist die deutsche Grammatik.

Peter Eisenberg (2019)
Peter Eisenberg (2019)

Leben


Peter Eisenberg entstammt einer Familie, die seit Generationen von Juristen und evangelischen Pfarrern geprägt ist.[1]:18:51min f. Den weitaus größten Teil der Kindheit verbrachte er im Kinderheim der Kommunität Imshausen (Hessen). Nach Abitur am altsprachlichen Kasseler Friedrichsgymnasium und Wehrdienst Studienbeginn an der TU Berlin und parallel der Hochschule für Musik Berlin. Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. 1968 Tonmeister, 1969 Dipl.-Ing. für Nachrichtentechnik/Informatik. Arbeit als Tonmeister am Hessischen Rundfunk und an der Freien Volksbühne Berlin.

Parallel Studium der Sprachwissenschaft bei Helmut Schnelle, der ihn mit einem VW-Stipendium als visiting scholar für das akademische Jahr 1970/71 ans Massachusetts Institute of Technology (MIT) schickte. Dort Linguistik bei Noam Chomsky[1]:32min und Morris Halle, Künstliche Intelligenz bei Marvin Minsky und Joseph Weizenbaum.[1]:33min

Nach der Rückkehr war er Wissenschaftlicher Assistent bei Hans-Heinrich Lieb am Germanischen Seminar der FU Berlin, promovierte 1975 zum Dr. phil., wurde Akademischer Rat an der Uni Hannover und habilitierte sich für das Lehrgebiet Linguistik. 1980 wurde er auf die Professur für Syntax und Semantik am Institut für Allgemeine und Deutsche Sprachwissenschaft der FU Berlin berufen. 1990 wechselte er an die Uni Hannover, 1992 wurde er auf die Professur für Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam berufen. 2005 wurde er emeritiert.

Eisenberg war viele Jahre lang gewählter Fachgutachter und Sprecher des Fachkollegiums Sprachwissenschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er ist Mitbegründer und war 1990–1992 Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. 1998 wurde er als Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hinzugewählt.

Eisenberg war Gastprofessor unter anderem

und nach der Emeritierung im Jahr 2005

Er ist verheiratet mit der Germanistin Gabriele Eisenberg und Vater von zwei Töchtern.[2]


Wirken


Als Sprachwissenschaftler arbeitete Eisenberg zunächst über Computerlinguistik, Künstliche Intelligenz und Grammatiktheorie, beschäftigte sich dann aber verstärkt mit der Grammatik der deutschen Sprache mit den Schwerpunkten Syntax und Semantik.

Eisenbergs 1986 veröffentlichter Grundriß der deutschen Grammatik entwickelte sich schnell zu einem universitären Standardwerk. Noch größere Breitenwirkung erreichte die unter seiner Federführung 1998 entstandene 6. Auflage der Duden-Grammatik. Bereits 1995 hatte er an der noch von Günther Drosdowski (1926–2000) herausgegebenen 5. Auflage mitgearbeitet.

Eisenberg war zwischen 1984 und 1999 Mitglied der „Studiengruppe Geschriebene Sprache“ der Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg vor der Höhe, die der Rechtschreibreform von 1996 kritisch gegenüberstand; bei der Anhörung der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Rechtschreibreform am 4. Mai 1993 in Bonn vertrat er die „Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft“. Er warf den Reformern unter anderem vor, kein hinreichend großes Wörterverzeichnis erstellt zu haben. Im März 1995 kritisierte er erneut die Rechtschreibreform, insbesondere die ss-Regelung als die „schlechteste überhaupt denkbare Lösung“.[3] Für diese Kritik des Reformvorschlages wurde Eisenberg 1996 von der Henning-Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache mit dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet.

Im Frühjahr 1997 wurde Eisenberg in die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung gewählt, die sich mit der Umsetzung der Rechtschreibreform befasste, trat aber am 19. März 1998 unter Protest aus, als die Kultusminister die Änderungsvorschläge der Kommission ablehnten. Eisenberg gehörte auch zu den 594 Unterzeichnern der „Gemeinsamen Erklärung von Sprach- und Literaturwissenschaftlern zur Rechtschreibreform“ vom 9. Mai 1998, die gegen die Rechtschreibreform protestierten.[4]

2003 war Eisenberg der Bearbeiter eines Kompromissvorschlages und eines Wörterverzeichnisses der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Als Vertreter der Akademie war Eisenberg von 2005 bis 2013 Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung.[5] Mit seinem Rücktritt dort nach einem Eklat verließ die dritte renommierte Fachpersönlichkeit den Rat.[6]

Am 2. Mai 2007 verlieh ihm die Universität Bamberg die Ehrendoktorwürde für sein wissenschaftliches Werk und seine Verdienste um die deutsche Sprache. 2008 erhielt er für seine Verdienste um die deutsche Grammatik den Konrad-Duden-Preis. Am 18. September 2009 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Roskilde (Dänemark) verliehen. 2015 erhielt Peter Eisenberg von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung für seine Fähigkeit, „souverän die Anforderungen wissenschaftlicher Genauigkeit mit allgemeiner Verständlichkeit“ zu verbinden, den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa.[7]

2019 wurde Eisenberg für seine „herausragenden Leistungen zur Erforschung der deutschen Grammatik“ der Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache zuerkannt.

Seit 2017 hat sich Eisenberg als Kritiker einer sogenannten geschlechtergerechten deutschen Sprache engagiert.[8][9][10][11][12][13]


Publikationen (Auswahl)


Mitherausgeber der Zeitschriften:

Mitherausgeber der Buchreihen:


Literatur





Quellen


  1. Interview von Joachim Scholl mit Peter Eisenberg in Deutschlandfunk: Musik und Fragen zur Person. Der Linguist Peter Eisenberg (Audiodatei (Memento vom 27. März 2016 im Internet Archive))
  2. Musik und Fragen zur Person, Peter Eisenberg im Gespräch mit Joachim Scholl, Deutschlandfunk, Zwischentöne, 27. März 2016
  3. Peter Eisenberg: Die deutsche Sprache und die Reform ihrer Orthographie. In: Praxis Deutsch, Heft 130, März 1995, S. 3–6.
  4. Gemeinsame Erklärung von rund 600 Sprachprofessoren zur Rechtschreibreform, Mai 1998 (Memento vom 29. Mai 2008 im Internet Archive) (PDF; 171 kB).
  5. Prof. Dr. Peter Eisenberg, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Mitglied des Rats für deutsche Rechtschreibung
  6. Die Welt, 13. November 2013.
  7. Bekanntgabe auf der Homepage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
  8. Peter Eisenberg: Das missbrauchte Geschlecht. In: Süddeutsche Zeitung. 2. März 2017.
  9. Peter Eisenberg: Finger weg vom generischen Maskulinum! Auf: www.tagesspiegel.de 8. August 2018.
  10. Peter Eisenberg: Die Vermeidung sprachlicher Diskriminierung im Deutschen. In: Der Sprachdienst, Nr. 1–2/2020, Seiten 15–30.
  11. Peter Eisenberg: Unter dem Muff von hundert Jahren. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2021.
  12. Peter Eisenberg: Die Genderfraktion verachtet die deutsche Sprache. In: Berliner Zeitung vom 12. Mai 2021.
  13. Peter Eisenberg: Weder geschlechtergerecht noch gendersensibel. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 5–7/2022 vom 28. Januar 2022 (Geschlechtergerechte Sprache). Abgerufen am 10. Februar 2022.
Personendaten
NAME Eisenberg, Peter
KURZBESCHREIBUNG deutscher Linguist
GEBURTSDATUM 18. Mai 1940
GEBURTSORT Strausberg

На других языках


- [de] Peter Eisenberg (Linguist)

[ru] Айзенберг, Петер

Пе́тер А́йзенберг (нем. Peter Eisenberg; род. 18 мая 1940, Штраусберг, провинция Бранденбург) — немецкий лингвист, специалист в области грамматики немецкого языка. До 2005 года профессор Потсдамского университета.



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