Peter Lotar; eigentlich Lothar Chitz[1] (* 12. Februar 1910 in Prag, Königreich Böhmen, Österreich-Ungarn; † 12. Juli 1986 in Ennetbaden, Aargau, Schweiz) war Schriftsteller, Übersetzer, Schauspieler und Regisseur sowie Entdecker und Förderer von Fritz Hochwälder, Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch.
Peter Lotar
Leben
Peter Lotar wuchs zweisprachig in Prag auf. Nach Absolvierung der Maturitätsprüfung 1928 studierte er Kulturgeschichte und außerdem Schauspiel an Max Reinhardts „Schauspielschule des Deutschen Theaters“ in Berlin (1928–30). Engagements in Berlin (bei Max Reinhardt, Erwin Piscator) und Breslau folgten, ehe er 1933 nach Prag zurückkehrte. Bis 1939 arbeitete er dort als Schauspieler und Regisseur, spielte am Prager Nationaltheater und an den Tschechischen Städtischen Bühnen. Zugleich engagierte er sich in antifaschistischen Aktivitäten. Nach der deutschen Besetzung 1939 gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Von 1939 bis 1946 war er als Schauspieler und Regisseur u.a. am Theater Biel Solothurn tätig, das damals noch Städtebundtheater Biel Solothurn hiess.
Von 1946 bis 1949 wirkte er als Cheflektor und Dramaturg beim Reiss-Bühnenverlag Basel, wo er die frühen Stücke von Fritz Hochwälder, Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch entdeckte und betreute. 1947 wurde sein Künstlernamen Peter Lotar behördlich anerkannt, 1949 erwarb er das Schweizer Bürgerrecht in Solothurn. Ab 1950 war er ausschließlich freier Schriftsteller. Er schrieb zahlreiche Hörspiele, Theaterstücke und Romane sowie einige kulturgeschichtliche und philosophische Werke. Er erhielt mehrere literarische Auszeichnungen.
Seine Romane Eine Krähe war mit mir und Das Land, das ich dir zeige sind stark autobiographisch. Eine Krähe war mit mir beleuchtet den Untergang der deutsch-tschechisch-jüdischen Kulturwelt durch den Einzug der Nationalsozialisten in Prag. In Das Land, das ich dir zeige beschreibt der Autor detailreich und mit spitzer Feder seine Arbeit als Schauspieler und Regisseur, die Städte Biel und Solothurn, in denen er lebte, sowie die vom Theater-Ensemble bespielten Theater im umliegenden Schweizer Mittelland. Zum intimen Einblick in das älteste Stadttheater der Schweiz (das Stadttheater Solothurn) kommt die politisch-soziale Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit: Die Kriegsjahre sind für den Exilanten geprägt von der nationalsozialistischen Ideologie, die auch in der Schweiz Freunde hat. Immer wieder droht ihm die Ausweisung und somit der sichere Tod. „Das Land, das ich dir zeige“ beschreibt auf eindrückliche und berührende Weise ein brisantes Stück Schweizergeschichte.
Außerdem verfasste er die deutsche Bühnenfassung für drei Stücke von James Matthew Barrie, dem Schöpfer des legendären Peter Pan: Johannisnacht (Dear Brutus)[2], Mary Rose[3] und Zurück zur Natur (The Admirable Crichton).[4]
Peter Lotar starb am 12. Juli 1986 in Ennetbaden (Kanton Aargau, Schweiz) an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Dort hatte er mit seiner Frau Eva und seinen beiden Kindern seit 1967 im eigenen Haus gelebt.[5]
Werke
Theaterstücke
Die Wahrheit siegt, Uraufführung London 1943, dann Städtebundtheater Biel Solothurn 1945
Das Bild des Menschen, Uraufführung an den Berliner Festwochen 1954[6]
Der Tod des Präsidenten, Uraufführung Göttingen und Karlsruhe 1966[7]
Zudem mehr als 30 Hör- und Fernsehspiele
Kulturgeschichtliche Publikationen
Geschichte des Tschechischen Theaters. Oxford 1946, Zürich 1970
Vom Sinn des Lebens. Gespräche mit Albert Schweitzer. München 1950
Friedrich Schiller. Leben und Werk. Bern 1955
Caesar, Lincoln, Kennedy. Analyse des politischen Mordes. Karlsruhe 1966
Geist Macht Geschichte. Zürich 1968
Prager Frühling und Herbst im Zeugnis der Dichter. Tschechische Dichtung aus „Literární Listy“ 1968, übersetzt von Peter Lotar. Kandelaber, Bern 1970 (DNB 574909230).
Romane
Eine Krähe war mit mir. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1978, ISBN 3-421-01835-9, tschechisch unter dem Titel: … domov můj (Meine Heimat) im Exilverlag Index, Köln 1981 (DNB 830040218).
Das Land, das ich dir zeige. Pendo, Zürich 1985, ISBN 3-85842-105-7, tschechisch unter dem Titel: Země, kterou ukáži tobě, übersetzt von Zdenka Neumannová, illustriert von Lucie Radová, Index, Köln 1989; Kanzelsberg, Praha 1991, ISBN 80-900095-9-X.
Hörspiele
Friedrich Schillers Leben und Werk (Teil 1–6) (1955) für den NWDR[8] Regie: Wilhelm Semmelroth
Pegasus im Joch
Freude schöner Götterfunke
Der Menschheit Würde
Zum Werke das wir ernst bereiten
Es liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen
Dich schuf das Herz, du wirst unsterblich leben
Auszeichnungen
Gerhart Hauptmann-Preis, Berlin, 1954
Welti-Preis für Der Tod des Präsidenten, 1967
Dramenpreis der Schweizerischen Schillerstiftung, 1967
Erzählerpreis des Kulturrats Bonn und des Landes Nordrhein-Westfalen, 1974
Kulturpreis des Kantons Solothurn
Ehrengabe des Kantons Zürich
Jubiläumspreis der Schweiz. Bankgesellschaft, 1978[9]
Ehrengabe der Kulturstiftung Baden, 1984
Eichendorff-Literaturpreis, Wangen i.A., 1986
Werkpreis des Kantons Solothurn, 1986
Literatur
Peter Lotar und Albert Schweitzer. Dokumente aus einem Nachlass. In: Badener Neujahrsblätter 1989, S.61–74.
Reto Caluori:Peter Lotar. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1132f.
Urs Heftrich, Michael Špirit (Hrsg.): Höhlen tief im Wörterbuch. Tschechische Lyrik der letzten Jahrzehnte. Nachwort von Urs Heftrich. Tschechische Bibliothek. DVA, München 2006.[10]
Michaela Kuklová: Peter Lotar (1910–1986) Kulturelle Praxis und autobiographisches Schreiben, Köln: Böhlau 2019 (Intellektuelles Prag im 19. und 20. Jahrhundert; 14), ISBN 978-3-412-51547-8.
Peter Lotar: Ein Fenster für den Frühlingstag: Literaturnobelpreis; am 12. Dezember wird Jaroslav Seifert…. In: Bayernkurier, 8. Dezember 1984, S. 16.[11]
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