Rudolf Meringer (* 9. März 1859 in Wien; † 11. Februar 1931 in Graz) war ein österreichischer Sprachwissenschaftler. Der damaligen Ausrichtung der Sprachwissenschaft entsprechend war er in erster Linie Indogermanist; er wurde in späterer Zeit aber besonders prominent durch eine Pionierarbeit zur Analyse von Versprechern: das Buch Versprechen und Verlesen: eine psychologisch-linguistische Studie (1895).
Rudolf Meringer studierte Germanistik und vergleichende Sprachwissenschaft an den Universitäten Wien und Berlin. Zunächst an der Universität Wien tätig, war er dann von 1899 bis 1930 ordentlicher Professor an der Universität Graz. Dort wirkte er auch als Dekan und als Rektor der Universität.[1]
In Versprechen und Verlesen: eine psychologisch-linguistische Studie (als Koautor wird der Arzt Karl Mayer genannt) wird eine umfangreiche Sammlung von Versprechern präsentiert, die Meringer weitgehend selbst zusammenstellte. Seine ursprüngliche Intention war, durch Analyse von Versprechern der Natur von Sprachwandelprozessen auf die Spur zu kommen – mit der Überlegung, dass die Summe der Versprecher zu Sprachveränderungen führen könnte. Tatsächlich ergab sich aber durch die Analyse der gesammelten Versprecher, dass sie Aufschluss über Prozesse der aktuellen Sprachproduktion geben. Meringer erkannte, dass Versprecher Einblick in die „Anlage des psychischen Sprechmechanismus“ (S. VII) geben und klassifizierte die Versprecher in fünf Typen (mit jeweils einem Beispiel aus seiner Sammlung):
Die unterschiedlichsten sprachlichen Einheiten (Laute, Silben, Wörter) können an Versprechern dieser Typen beteiligt sein.
Sigmund Freuds Studie Zur Psychopathologie des Alltagslebens (zuerst 1904) präsentierte eine psychoanalytische Interpretation von Versprechern und stützte sich dabei auf die Beispiele aus Meringers Werk. Die Interpretation von Freud war von der Meringers fundamental verschieden, was zu einer Kontroverse zwischen den beiden führte.[2]
Neben dem genannten Buch war Rudolf Meringer auch an volkskundlichen Studien und an der Herausbildung der Onomasiologie, insbesondere an der Wörter-und-Sachen-Version der Semantik beteiligt.
Rudolf Meringer (1899–1930) | Friedrich Lochner von Hüttenbach (1975–1994) | Bernhard Hurch (seit 1994)
Personendaten | |
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NAME | Meringer, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Sprachwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 9. März 1859 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 11. Februar 1931 |
STERBEORT | Graz |