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Simon Leys (mit richtigem Namen Pierre Ryckmans; * 28. September 1935 in Brüssel; † 11. August 2014 in Canberra[1]) war ein belgischer Sinologe und ein politischer Schriftsteller, Essayist und Übersetzer. Er schrieb Französisch und Englisch. Ryckmans hat über die alte chinesische Theorie der Malerei, über Lu Xuns Prosagedichte, Die Unkräuter und die Analekten des Konfuzius publiziert. Seine Themen als Simon Leys waren die Volksrepublik China und die Literatur und das Meer. Er schrieb gelehrt und hellsichtig, ein literarischer Stil zeichnete all seine Arbeiten aus.


Leben


Der Enkel eines Antwerpener Bürgermeisters studierte Recht und Kunstgeschichte an der Katholischen Universität Löwen. 1955 nahm er an einer Reise junger Belgier in die Volksrepublik China teil, die etwa einen Monat dauerte. Die Gruppe wurde von Zhou Enlai empfangen. Er studierte ab 1959 chinesische Sprache, Literatur und Kunst in Taiwan, Singapur und Hongkong.

1964 heiratete er die Chinesin Hanfang; sie bekamen vier Kinder. Die Leys ließen sich 1970 in Australien nieder, behielten aber ihre belgische Staatsangehörigkeit.[2] Pierre Ryckmans lehrte Sinologie, vor allem die Literatur, an der Australian National University in Canberra und war von 1987 bis 1993 Professor of Chinese Studies an der Universität Sydney.


Publikationen


Als er 1971 seine Darstellung der Kulturrevolution les Habits neufs du président Mao veröffentlichte, tat er dies auf Anraten seines Verlegers unter einem Pseudonym Simon Leys; der Nachname spielt auf den exotistischen Roman René Leys (1922) des verehrten Victor Segalen an, der Vorname auf den Apostel Petrus.

Leys hatte sich von Anfang an keine Illusionen über Maos Kulturrevolution gemacht. Sein Buch Die neuen Kleider des Präsidenten Mao, 1971 wenig beachtet, wurde durch seinen Auftritt in Bernard Pivots Fernsehsendung Apostrophes 1983 zu einem Erfolg. Die französische Literatur-Talkshow hatte Leys und die kommunistische Journalistin Maria-Antonietta Macciocchi für eine China-Sendung eingeladen[3][4]. Macciocchi war als Redakteurin der Parteizeitung Unità im Herbst 1970 nach China eingeladen worden und sprach bewegt vom Neuen Menschen, der in China entstanden sei. Leys, der die Kulturrevolution in Hongkong und in China beobachtet hatte, wies auf ihre Irrtümer, Fehler und ihre Naivität hin. Er sagte, es sei normal, dass Dummköpfe Dummheiten produzierten, so wie Apfelbäume Äpfel hervorbrächten; er aber habe jeden Tag von seinem Fenster aus die Leichen im Gelben Fluss treiben sehen und müsse der von Madame Kulturrevolution geschilderten Idylle widersprechen.[5]

In den roten 1970ern provozierten Leys' Bücher die französische Intelligenz. Lieblingsfeinde waren vor allem die maoistischen Poststrukturalisten von Tel Quel und Roland Barthes. Die Maoistin Michelle Loi, nach Ansicht Ryckmans eine mäßig begabte Sinologin, veröffentlichte 1975 ihre Streitschrift Pour Luxun; Réponse à Pierre Ryckmans (Simon Leys) (bei Alfred Eibel in Lausanne), in der sie den Maoismus Lu Xuns postulierte und nebenbei Ryckmans Pseudonym enthüllte, vielleicht schon in der Absicht, künftige Reisen Leys in die Volksrepublik zu verhindern. Der Angegriffene antwortete in seinem Buch Images brisées mit dem Text L’oie et sa farce, also entsprechend deutsch: Die Gans und ihre Farce. (Der Titel ist ein Wortspiel mit der doppelten Bedeutung des Wortes Farce, im Deutschen exakt wie im Französischen.) Er warf Michelle Loi die Aufdeckung seiner Identität und Denunziantentum vor. Tatsächlich wolle man seine andauernden Besuche dort verhindern, allein die Vorstellung, einer wie er wolle ihr Paradies besuchen, sei wohl für die Linke ein echtes Sakrileg.[6]

Simon Leys war seit 1990 Mitglied der Académie royale de langue et de littérature françaises de Belgique; er nahm dort Georges Simenons Platz ein. Außerdem war der passionierte Meeresfan Mitglied des französischen Schriftstellervereins Écrivain de Marine seit dessen Gründung im Jahre 2003.[7]


Auszeichnungen



Veröffentlichungen



Als Autor



Übersetzungen





Einzelnachweise


  1. Rowan Callick: "Chairman’s New Clothes author Pierre Ryckmans dies aged 78", The Australian, 11. August 2014.
  2. Im August 2007 entzog der belgische Konsul in Australien Ryckmans 1967 in Hongkong geborenen Kindern Marc et Louis Ryckmans die belgische Staatsangehörigkeit, weil gewisse Anträge nicht gestellt worden waren (Lalibre.be 31/08/2007). Die Affäre zog sich hin und war auch im nächsten Jahr noch nicht geklärt (Lalibre.be 14/09/2008).
  3. A2 - 27/05/1983
  4. Documents archivés sur Simon Leys sur le site de l'INA consulté le 21 mars 2010.
  5. Il est normal que les imbéciles profèrent des imbécilités comme les pommiers produisent des pommes, mais moi qui ai vu chaque jour depuis ma fenêtre le fleuve Jaune charrier des cadavres, je ne peux accepter cette présentation idyllique par madame de la Révolution culturelle.“
  6. „La seule idée qu'un individu comme Simon Leys puisse constamment souhaiter revoir la Chine, qu'il ait noué dans ce monde-là les liens les plus chers, ne leur paraît pas seulement incompréhensible, elle leur est proprement sacrilège“.
  7. L'écrivain et sinologue Pierre Ryckmans est mort, Nachruf auf Le Monde.fr vom 11. August 2014 (französisch)
  8. Biographie Simon Leys Ecrivain. Abgerufen am 6. November 2021.
Personendaten
NAME Leys, Simon
ALTERNATIVNAMEN Ryckmans, Pierre (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG belgischer Sinologe, politischer Schriftsteller, Essayist und Übersetzer
GEBURTSDATUM 28. September 1935
GEBURTSORT Brüssel
STERBEDATUM 11. August 2014
STERBEORT Canberra

На других языках


- [de] Simon Leys

[en] Simon Leys

Pierre Ryckmans (28 September 1935 – 11 August 2014), better known by his pen name Simon Leys, was a Belgian-Australian writer, essayist and literary critic, translator, art historian, sinologist, and university professor, who lived in Australia from 1970. His work particularly focused on the politics and traditional culture of China, calligraphy, French and English literature, the commercialization of universities, and nautical fiction. Through the publication of his trilogy Les Habits neufs du président Mao (1971), Ombres chinoises (1974) and Images brisées (1976), he was one of the first intellectuals to denounce the Cultural Revolution in China and the idolizing of Mao in the West.[1]

[ru] Симон Лейс

Симон Лейс (настоящее имя Пьер Рикманс, фр. Simon Leys, Pierre Ryckmans; 28 сентября 1935, Брюссель — 11 августа 2014, Канберра) — бельгийский писатель, переводчик, исследователь-синолог, писал на французском и английском языках.



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