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Baseldeutsch (auch Baaseldytsch, Baseldytsch, Baseldütsch) ist der Dialekt der Schweizer Stadt Basel und Umgebung. Es ist der einzige deutschschweizerische Dialekt, der dem Niederalemannischen zugeordnet werden kann oder doch zumindest in seiner klassischen Form eine Reihe von Besonderheiten hat, die auch das Niederalemannische hat und die vom Hochalemannischen abweichen.

Baseldeutsch

Gesprochen in

Schweiz (Basel)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

gsw (Schweizerdeutsch)

ISO 639-3

gsw (Schweizerdeutsch)


Typische Merkmale des traditionellen Stadt-Baseldeutsch



Sprachgebrauch des traditionellen Stadt-Baseldeutsch


Das alte Stadt-Baseldeutsch (Baaseldytsch) mit all seinen charakteristischen Merkmalen und Unterschieden zum heutigen Alltags-Baseldeutsch wird heute nur noch von einem kleinen, meist älteren Teil der Basler Bevölkerung gesprochen; jedoch sind praktisch alle Baslerinnen und Basler sehr wohl in der Lage, das alte Baseldeutsch zu verstehen oder gar nachzuahmen.

Allerdings war der Sprachgebrauch schon immer auch abhängig von der sozialen Schicht. Das, was heute als «altes, korrektes» Baseldeutsch gehandelt wird, entspricht dem Dialekt, wie er um das Ende des 19. Jahrhunderts in den gehobeneren Kreisen (dem Daig) gesprochen wurde. In den sozial niedrigeren Kreisen (z. B. «Rheingasse») wurde es nie in dieser Form gesprochen.


Das heutige Baseldeutsch


Heute dominiert das Alltags-Baseldeutsch, welches nicht nur die Stadt, sondern auch die nähere Umgebung umfasst. Das Alltags-Baseldeutsch ist das Produkt einer anhaltenden Annäherung zwischen dem traditionellen Stadt-Baseldeutsch und den baseldeutschen Dialekten im Baselbiet, Fricktal, Laufental und Schwarzbubenland, was auf die massive Zuwanderung Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgeht. Die Anpassung ist gegenseitig: Während in der Stadt die Entrundung (ee [eː] für öö [øː], è [ɛ] für ö̀ [œ], yy [iː] für üü [yː], ì [ɪ] für ü [ʏ], ei [ei] für öi [øi]) in den meisten Fällen aus der Alltagssprache verschwunden ist, breiten sich typische Stadt-Baseldeutsche Merkmale wie das dominante «Zäpfchen-r» über die Stadtgrenzen in die Agglomeration aus. Das heutige Baseldeutsch (Baaseldütsch) steht dem Hochalemannischen näher als das ältere Baseldeutsch (Baaseldytsch). Dennoch haben sich einzelne typische Merkmale der Stadtsprache wie entrundetes ie [iə] für üe [yə] und anlautendes [k] bzw. [g] für hochalemannisches ch [χ] bis heute im baselstädtischen Dialekt erhalten. Die Dialekte im Baselbiet, Fricktal, Laufental und Schwarzbubenland gehören hingegen seit jeher zum Hochalemannischen.


Unterschiede Alltags- / älteres Baseldeutsch


Das heutige Alltags-Baseldeutsch unterscheidet sich im Wesentlichen wie folgt vom traditionellen Stadt-Baseldeutsch:


Wird das traditionelle Stadt-Baseldeutsch verdrängt?


Von einem Verschwinden des traditionellen Stadt-Baseldeutschen kann trotz der Entwicklungen nicht die Rede sein. Baslerinnen und Basler gehen selbstbewusst mit ihrer Sprache um. So ist die schriftliche Form des traditionellen Stadt-Baseldeutsch praktisch an jedem Ort der Stadt anzutreffen: Auf Speisekarten, Werbetafeln oder in Zeitungen. Es existieren auch ein Baseldeutsch-Wörterbuch und eine Grammatik. Eine besondere Bedeutung hat das traditionelle Stadt-Baseldeutsch in der Basler Fasnacht, wo darauf geachtet wird, möglichst nicht vom «reinen» Baseldeutsch abzuweichen.

Das Alltagsbaseldeutsch bildet die mündliche Umgangssprache und wird beinahe ausschliesslich auch im lokalen Fernsehen und den Radiostationen verwendet.


Die Basler Interessengemeinschaft Dialekt (IG Dialekt)


Zu Empörung bei Teilen der Öffentlichkeit hat 2008 die Ankündigung des Erziehungsdepartementes geführt, dass im Vorschulbereich Kindergärtnerinnen bis auf sogenannte «Dialektfenster» nur noch Standarddeutsch verwenden dürfen. Die Umsetzung der Anordnung wurde zurückgenommen. In der Folge bildete sich eine «Basler Interessengemeinschaft Dialekt» (IG Dialekt), der u. a. Dialektdichter Carl Miville und Rudolf Suter, Autor der Baseldeutsch-Standardwerke, angehören. Im Vorstand der IG Dialekt sind Personen aus sämtlichen Parteien vertreten. Ziele der Interessengemeinschaft sind: Dialekt als Umgangssprache im Kindergarten (mit 20 Prozent Hochdeutschfenster); Standarddeutsch als Unterrichtssprache an der Schule und Dialekt als Umgangssprache ausserhalb des Unterrichts.

Die IG Dialekt lancierte eine stadtbaslerische Volksinitiative, die verlangt: «Die Unterrichtssprache in den ersten beiden Jahren nach der Einschulung (Kindergartenstufe) ist Dialekt. Hochdeutsch wird in definierten Sequenzen gefördert.» Innert weniger Wochen wurden über 5000 Unterschriften gesammelt. Nötig wären 3000 in einer Sammelfrist von anderthalb Jahren.

Trotz der hängigen Initiative wurde auf das Schuljahr 2009/2010 für den Kindergarten die Regelung erlassen, dass von der Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern mindestens 50 Prozent Standarddeutsch verwendet werden muss. Zuvor wurde – mit Ausnahme der sogenannten Versuchskindergärten – Mundart als Unterrichtssprache verwendet.

Über die Initiative wurde am 15. Mai 2011 abgestimmt, wobei die Regierung einen Gegenvorschlag zur Initiative vorlegte. Die Initiative wurde mit 55,11 % Ja-Stimmen angenommen, der Gegenvorschlag mit 51,86 % Ja-Stimmen. Da in der Stichfrage 222 Stimmen mehr auf den Gegenvorschlag als auf die Initiative entfielen, wurde somit der Gegenvorschlag angenommen.[1]

Ähnliche Volksinitiativen gab es etwa in den Kantonen Zürich und Luzern.


Baseldeutsch im Schweizer Film


Im vor allem in Zürich produzierten Schweizer Dialektfilm diente Baseldeutsch lange zur Markierung des Bösewichts. Dieser Stereotyp ist schon im ältesten erhaltenen Dialektfilm Jä-soo! aus dem Jahr 1935 ersichtlich und kommt darauf in den Missbrauchten Liebesbriefen (1940), dem im Zuge der Geistigen Landesverteidigung entstandenen Landammann Stauffacher (1941), der Gotthelf-Verfilmung Uli der Pächter (1955) und dem in der Stadt Zürich spielenden Bäckerei Zürrer (1957) zum Tragen. Über Dokumentarfilme und Dani Levys «Peperoni» in der Fernsehserie Motel aus den 1980ern konnte sich der Basler Dialekt filmisch rehabilitieren.[2]


Literatur


Wörterbücher

Grammatiken

Geschichte und Entwicklung

Baseldeutsch im alemannischen Zusammenhang

Belletristik (Anthologie)


Einzelnachweise


  1. Dialekt-Initiative knapp abgelehnt - Ja zu Gegenvorschlag. 15. Mai 2011, abgerufen am 5. Mai 2019.
  2. aeppli.ch (PDF; 24 kB): Felix Aeppli: Vorsicht Baseldeutsch! Zur Funktion des Dialekts im Schweizer Film. Aus Zürcher Filmrollen (hrsg. von der Zürcher Kantonalbank), Zürich 2005.

На других языках


- [de] Baseldeutsch

[ru] Базельский диалект

Ба́зельский диале́кт (самоназв. Baaseldytsch, Baseldytsch, Baseldütsch, нем. Baseldeutsch) — диалект немецкого языка, один из швейцарских диалектов алеманнского ареала. Распространён в городе Базель. Является единственным швейцарским диалектом с характерными чертами нижнеалеманнского.



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