Mit Schweinfurter Dialekt[1] oder Schweinfurterisch[2] wird die Mundart in Schweinfurt und der näheren Umgebung bezeichnet. Sie gehört zum ostfränkischen Dialekt und hier wiederum zum unterostfränkischen Unterdialekt. Die Schweinfurter Staffellinie begrenzt den Bereich des Schweinfurter Dialektes im Westen.
Schweinfurter Dialekt | ||
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Gesprochen in |
Bayern | |
Linguistische Klassifikation |
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Heute ist der Schweinfurter Dialekt innerhalb der Kernstadt fast bedeutungslos, mit einer Bevölkerung mit fast 50 % Migrationshintergrund und 125 Nationalitäten.[3] Aber auch früher wurde der Dialekt in der Stadt weniger ausgeprägt als im näheren Umland gesprochen. In der Geschichte war der Schweinfurter Dialekt die Sprache der einfacheren Leute, der Arbeiter in der Stadt und Bauern der Umgebung. Ferner auch die Sprache alteingessener Originale, an die Figuren aus Kolumnen des Schweinfurter Tagblatts anknüpften, wie s' Schorschle meent oder die Rosl von der Keßlergass. Die Bildungsschicht sprach und spricht Hochdeutsch mit unterschiedlich ausgeprägter oder kaum mehr vorhandener fränkischer Klangfärbung, da der mitunter sehr deftig klingende Schweinfurter Dialekt als unfein gilt.
Das Gebiet des Schweinfurter Dialekts liegt relativ zentral im ostfränkischen Dialektgebiet, das auf rechter Karte in roter Flächenfärbung und auf ganz rechter Karte mit der Schrift Frängisch gekennzeichnet ist und hier wiederum Schweinfurt mit Schwainfodd (schweinfurterisch: Schweifert). Der westliche Unterdialekt Unterostfränkisch im weiteren Sinne ist hier in gelblichen bis hellbraunen Flächenfärbungen dargestellt. Er erstreckt sich zwischen der nordöstlichen Grenze Baden-Württembergs bei Würzburg (Wäzburch) und dem Rennsteig, den Kamm des Thüringer Waldes. Schweinfurt liegt in der Mitte des Unterostfränkischen und bildet zusammen mit dem am südwestlichen Rand gelegenen Raum Würzburg eine weitere Unterdialektzone, das Unterostfränkische im engeren Sinne. Diese ist ganz rechts in der Flächenfarbe Ocker dargestellt und wird in der Öffentlichkeit in neuerer Zeit als „Meefränggisch“ (wörtl. Mainfränkisch) bezeichnet.[4]
Der Schweinfurter Dialekt wird wie folgt begrenzt:
Fettschrift: Schweinfurter Dialekt
Die Schweinfurt Staffellinie verläuft nahe an der Stadt und folgt der westlichen Territorialgrenze der einstigen Reichsstadt Schweinfurt.[6] (siehe auch untere Karte)
Unweit hinter der Grabfeldlinie, nur 23 km östlich Schweinfurts, liegt die Bamberger Schranke. Diese Grenze zum Bambergischen wird auch Steigerwaldschranke, Schweinfurter Staffel oder Mee/Ma-Linie (hochdeutsch: Main) genannt. Sie quert das Maintal östlich von Augsfeld, am Landwehrgraben[7][8] und verläuft südlich des Mains zwischen Knetzgau und Sand am Main. Vor allem bildet sie die Grenze zwischen den beiden großen ostfränkischen Subdialakten, dem Unterostfränkischen (Unterfranken) und Oberostfränkischen (Ober- und Mittelfranken).[9] Zudem verläuft hier die Spengler/Flaschner-Linie, die Grenze zweier süddeutscher Bezeichnungen für denselben Beruf. Außerdem verläuft etwa hier die Westgrenze Bierfrankens. Diese bedeutende Dialekt- und Kulturgrenze läuft mitten durch das östliche Unterfranken hindurch und ist historisch begründet, da sie die Grenze zwischen dem westlich gelegenen Hochstift Würzburg und dem östlichen Hochstift Bamberg war.[7][6]
Der Landwehrgraben als Realsymbol einer „Sprach“- und Kulturgrenze quer durch einen politischen Bezirk ist im Kleinen vergleichbar mit dem Schweizer Röstigraben.
Fettschrift: Schweinfurter Dialekt bzw. Berufsbezeichnung in Schweinfurt
Die Dialektdifferenzierungen sind, wie vieles andere in Franken, sehr unübersichtlich. Weshalb in Schweinfurt, im Gegensatz zum Würzburger und Bamberger Raum, fränkische Dialektbezeichnungen negiert werden: man spricht nicht fränkisch irgendeiner Art, sondern Schweinfurterisch. Ein auffälliger Unterschied zum restlichen Unterostfränkischen ist die Pluralbildung mit der Endung lich, statt li; z. B. für hochdeutsch Häuschen nicht Häuslich sondern Häusli. Ein weiteres, typisches Kennzeichen ist das n in der Endung: z. B. Stollen (Brot) – statt Stolle, wie zumindest in Teilen des Würzburger Raums, mit bereits leichten rheinfränkischen Einflüssen.
Der Schweinfurter und Würzburger Dialekt geben als einzige deutsche Dialekte feststehende Infinitivendungen auf und ähneln hier dem Englischen (vgl. Ostfränkische Dialekte#Morphosyntax).
Die kürzeste Form von „Hast du ein Ei übrig?“ kommt im Schweinfurter Dialekt vor: Hast du e Ä ü?
Typisch für Schweinfurterisch ist die Abfolge vieler Konsonanten direkt hintereinander, z. B. sechs bei Sennfldd (Sennfeld).
Der Sprachatlas von Unterfranken erfasst die Sprachgeographie der Dialekte von Unterfranken. Er ist Teil des gesamtbayerischen Sprachatlasunternehmens Bayerischer Sprachatlas. Das Forschungsprojekt existiert seit 1989 an der Universität Würzburg.
Die ...lich /...li -Linie[5] (z. B. Häuslich / Häusli; siehe oben) ist im Sprachatlas falsch, nördlich von Schweinfurt eingezeichnet, mit der Zuordnung der Stadt zur Endung ...li, während jedoch die Endung ...lich charakteristisch für den Schweinfurter Dialekt ist. In der Karte des Sprachatlasses befindet sich Schweinfurt im Südlichen Würzburger Raum und die Grenze zwischen ihm und dem Nördlichen Würzburger Raum verläuft in west-östlicher Richtung durch den nördlichen Schweinfurter Vorortbereich[5] und mitten durch das einstige reichsstädtische Gebiet, wo selbstverständlich überall Schweinfurter Dialekt gesprochen wird. Zudem läuft diese Linie quer zur nord-südlichen Schweinfurter Staffellinie, die jedoch den Schweinfurter Dialekt im Westen begrenzt und zudem den Grenzen des reichstädtischem Territorium folgt (siehe rechts).
Bei der Zuordnung Schweinfurts in den Südlichen Würzburger Raum könnte das Fehlen einer wissenschaftlichen Lobby bzw. Universität in Schweinfurt eine Rolle gespielt haben oder gar die Rivalität zwischen beiden Städten.[10][11]
Roland Weger erstellte ein Wörterbuch Schweinfurterisch–Deutsch.[2] Aus ihm wurde ein größerer Teil für die nachfolgende Liste übernommen.
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1 Analog zu basst scho im Nürnberger Dialekt