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Ostfränkisch[A 1] ist die südöstliche Dialektgruppe im fränkischen Sprachgebiet und gehört zum Übergangsbereich zwischen dem mitteldeutschen und oberdeutschen Sprachraum, wobei es in der Regel letzterer Gruppe zugerechnet wird. Das ostfränkische Sprachgebiet erstreckt sich von den Regionen Heilbronn-Franken und Tauberfranken in Baden-Württemberg über die bayerischen Regierungsbezirke Mittel-, Unter- und Oberfranken nach Südthüringen bis in den Übergangsbereich des sächsischen Vogtlands. In Hessen geht das in der Rhön gesprochene Osthessische ins Ostfränkische über. Vor der Vertreibung der Deutschböhmen nach dem Zweiten Weltkrieg reichte das ostfränkische Dialektgebiet bis in die heutige Tschechische Republik. Im Alltag werden die ostfränkischen Dialekte schlicht Fränkisch genannt.

Ostfränkisch

Gesprochen in

Bayern Bayern (Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken)
Baden-Württemberg Baden-Württemberg (Tauberfranken, Hohenlohe)
Thüringen Thüringen (südlich des Rennsteigs)
Sachsen Sachsen (Vogtland)
Hessen Hessen (Osthessen)
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Germanisch
    Westgermanisch
    Hochdeutsch
    Oberdeutsch (in althochdeutscher Zeit auch: Mitteldeutsch)[1][2][3]
    Westoberdeutsch[4][5] oder Nordoberdeutsch[6] oder Ostoberdeutsch[7]
    Ostfränkisch
Sprachcodes
ISO 639-3

vmf[8]


Abgrenzung


Das Ostfränkische hat einen Übergangscharakter zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch und wird durch verschiedene Isoglossen von den benachbarten Sprachen abgegrenzt:


Phonologie



Konsonanten


Das Konsonantensystem des Ostfränkischen ähnelt dem des Standarddeutschen z. B. wurde die Zweite Lautverschiebung (fast) komplett durchgeführt, so dass man in allen ostfränkischen Dialekten den Laut pf verwendet. Dabei gibt es jedoch einige markante Besonderheiten:


Vokale


Der Vokalstand ist im Ostfränkischen überwiegend mitteldeutsch, es gibt jedoch kaum ein Merkmal, wo ostfränkische Dialekte so stark divergieren, wie in ihrem Vokalsystem. Je nach Region weisen Ostfränkische Dialekte eine Vielzahl unterschiedlicher Phänomene auf, die man oft auch in benachbarten Dialekten findet:

Folgende Tabelle zeigt die unterschiedliche Entwicklung der Vokale und Diphthonge am Beispiel von sechs ostfränkischen Dialekten:

Mittelhochdeutsch Standarddeutsch Schweinfurt Würzburg Rothenburg o. T. Bayreuth Coburg Nürnberg
köpf [œ]Köpfe [œ]Köpf [œ]Köpf [œ]Kepf [ɛ]aKepf [ɛ]aKöpf [œ]Kepf [e]a
hiuser []Häuser [ɔɪ]Hoiser [ɔɪ]Hoiser [ɔɪ]Haiser []aHaiser []aHoiser [ɔɪ]Haiser []a
kuo []Kuh []bKuu []bKua []Kua []Kuu []bKuu []bKou [ou]c
lieb []lieb []bliib []bliib [i:]bliab []liib []bliib [i:]bläib [ɛi]c
müede []müde []bmüüd []bmüad []miad []amiid []a,bmüüd []bmäid [ɛi]a,c
stein [ɛi]Stein []Stee(n) []dStee(n) []dStaa(n) []dStaa(n) []dStää []dStaa(n) []d
boum [ɔu]Baum []Bääm [ɛː]dBääm [ɛː]dBaam []dBaam []dBaam []dBaam []d
strō []Stroh []Stroo []Stroa [oa]eStroa [oa]eStruu []fStrue []e,fStrou [ɔu]g
snē []Schnee []Schnee []Schnea [ɛa]eSchnea [ɛa]eSchnii []fSchnia []e,fSchnäi [ɛɪ]g
schœn [øː]schön [øː]schüan []eschö(n) [øː]schean []a,escheen []aschö(n) [øː]schäi(n) [ɛɪ]a,g
schāf []Schaf []Schòf [ɔː]Schòf [ɔː]Schòf [ɔː]Schof []Schouf [ɔu]gSchouf [ɔu]g
Vokalismus-Phänomene: a Entlabialisierung, b Monophthongierung der steigenden Diphthonge, c gestürzte Diphthonge, d Monophthongierung der fallenden Diphthonge, e Diphthongierung zu steigendem Diphthong, f Hebung von [] und [], g Diphthongierung zu fallendem Diphthong

Morphosyntax


Das Ostfränkische unterscheidet sich vom Standarddeutschen nicht nur in Phonologie und Wortschatz, sondern auch durch diverse morphosyntaktische Besonderheiten. Zahlreiche Merkmale teilt es mit den anderen oberdeutschen Sprachen:

Einige morphosyntaktische Merkmale können als Besonderheiten des Ostfränkischen betrachtet werden:

Der ostfränkische Sprachraum
Der ostfränkische Sprachraum

Ostfränkische Dialekte


Die ostfränkische Dialektgruppe wird in die drei Hauptgruppen unterostfränkisches, oberostfränkisches und südostfränkisches Dialektgebiet geteilt. Das unterostfränkische Dialektgebiet schließt den Coburger Raum, die grabfeldische Mundart, das so genannte Unterfränkische im Würzburger Raum sowie alle fränkischen Dialekte nordwestlich davon ein. Die meisten Gebiete Oberfrankens und Mittelfrankens werden dabei zum oberostfränkischen Sprachraum gerechnet. Das südostfränkische Gebiet umfasst vor allem Teile des nordöstlichen Baden-Württemberg und angrenzende Gebiete Bayerns, vor allem im westlichen Mittelfranken.[13]

Auf der rechts stehenden Karte sieht man das Ostfränkische mit seinen Unterdialekten sowie angrenzende Dialekte:

„Fränkisch“ beschriftete Karte der einzelnen Unterdialekte
„Fränkisch“ beschriftete Karte der einzelnen Unterdialekte

Das Handwörterbuch von Bayerisch-Franken unterteilt einzelne dieser Dialektgebiete feiner. So werden im Oberfränkischen, im Bambergischen und im Ansbachischen jeweils verschiedene Dialekträume unterschieden.

Das Linguasphere Register (Ausgabe 1999/2000, Seite 431, Zone 52-ACB-dj) führt unter dem Ostfränkischen 14 Dialekte auf:


Wissenschaftliche Aufarbeitung



Wörterbücher, Sprachatlanten


Der Wortschatz der ostfränkischen Dialekte wird im Fränkischen Wörterbuch erfasst und beschrieben. Der Sprachatlas von Unterfranken, der Sprachatlas von Mittelfranken und der Sprachatlas von Nordostbayern erfassen die Sprachgeographie der ostfränkischen Dialekte in Bayern. Die ostfränkischen Dialekte auf dem Gebiet des Freistaats Thüringen wurden von der Arbeitsstelle Thüringisches Wörterbuch bzw. werden von deren Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsstelle Thüringische Dialektforschung in Jena wissenschaftlich erforscht.


Unterfränkische Dialektforschung und Kulturarbeit


Das Unterfränkische Dialektinstitut (UDI) erforscht, leistet Kulturarbeit und verbreitet seine Kenntnisse durch Jugend-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.[14]


Trivia


Info-Fenster in fränkischer Sprache
Info-Fenster in fränkischer Sprache

Fränkisch kann auch in einigen Programmen als Betriebssprache eingestellt werden. Ein Beispiel ist Greenshot.


Siehe auch



Literatur




Test-Wikipedia auf Ostfränkisch

Anmerkungen


  1. In älterer Literatur auch Mainfränkisch genannt, siehe z. B.:
    • L. Hertel (in Greiz): Die Greizer Mundart. S. 133. In: Mitteilungen der geographischen Gesellschaft (für Thüringen) zu Jena. Zugleich Organ des botanischen Vereins für Gesamtthüringen. Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben von G. Kurze und F. Fregel. 5. Band, Verlag von Gustav Fischer, Jena, 1887, S. 132ff.: „Westmitteldeutsch ist im wesentlichen gleichbedeutend mit Fränkisch und wird eingeteilt in Rhein- und in Mainfränkisch oder West- und Ostfränkisch.“
    • H. Nabert: Das deutsche Volk, sein Sprachgebiet in Europa und seine Sprache. 3. Aufl., Sis-Verlag, Zeitz, 1921: „[...] Fränkisch (Westmitteldeutsch). Das Fränkische spaltet sich in Mittelfränkisch und Oberfränkisch, letzteres in Rheinfränkisch (Südfränkisch) und Ostfränkisch (Mainfränkisch).“
    • Ludwig Sütterlin: Neuhochdeutsche Grammatik mit besonderer Berücksichtigung der neuhochdeutschen Mundarten. München, 1924, S. 37: „Das Oberfränkische, [...], zerlegt man in Südfränkisch (oder Südrheinfränkisch) und Ostfränkisch (Mainfränkisch, Hochfränkisch).“
    • Otto Behaghel: Geschichte der deutschen Sprache. 4. Aufl., als Band 3 von: Grundriß der germanischen Philologie, Verlag von Karl J. Trübner, Straßburg, 1916, S. 57; 5. Aufl., Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig, 1928, S. 170: „Von den fränkischen Bestandteilen des Oberdeutschen wird der westliche Teil herkömmlich als Südfränkisch (oder Südrheinfränkisch), der östliche als Ostfränkisch (Hochfränkisch, Mainfränkisch) bezeichnet.“
    • Karl Meisen: Altdeutsche Grammatik. I: Lautlehre. Stuttgart, 1961, S. 8: „Ostfränkisch (Ofr.), auch Oberfränkisch, Hochfränkisch oder Mainfränkisch genannt. Es umfaßt die Gebiete [...]“
    • Kurt Otto Seidel, Renate Schophaus: Einführung in das Mittelhochdeutsche. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Wiesbaden, 1979, S. 74: „c) das Ostfränkische (Ofr.), auch Oberfränkisch, Hochfränkisch oder Mainfränkisch genannt. Es umfaßt die Gebiete [...]“

Einzelnachweise


  1. Peter Ernst: Deutsche Sprachgeschichte. 3. Aufl., Wien, 2021, S. 76: „Das Ostfränkische wird im Ahd. zum Mitteldeutschen gerechnet, im Mhd. zum Oberdeutschen.“
  2. Heinz Mettke: Mittelhochdeutsche Grammatik. 8. Aufl., Tübingen, 2000, S. 20: „Zum Oberdeutschen gehören das Bairische, das Alemannische und das Ostfränkische. [...] Das Ostfränkische wird auf Grund der Verschiebung von /p/ > /pf/ im Mhd. zum Oberdeutschen gerechnet, im Ahd. dagegen zum Mitteldeutschen.“
  3. Helmut de Boor, Roswitha Wiesniewski: Mittelhochdeutsche Grammatik. 9. Aufl., Berlin u. New York, 1984, S. 19: „Die wichtigsten Mundarten des Mittelhochdeutschen sind: [...] Westmitteldeutsch
    Mittelfränkisch (Ripuarisch und Moselfränkisch)
    Oberfränkisch (Rheinfränkisch u. Ostfränkisch)1)“, mit der Anmerkung: „1) Das Ostfränkische wird auf Grund des Konsonantenstandes (vgl. §§ [..]) auch häufig zum Oberdeutschen gerechnet.“
  4. Gabriele Graefen, Martina Liedke-Göbel: Germanistische Sprachwissenschaft: Deutsch als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache. 3. Aufl., 2020, S. 31: „Die Gruppe der westoberdeutschen Dialekte umfasst verschiedene Dialekte des Alemannischen, die außer in Deutschland auch in der Schweiz gesprochen werden, u.a. Elsässisch und Schwäbisch, sowie das Süd- und Ostfränkische.“
  5. Markus Steinbach, Ruth Albert, Heiko Girnth, Annette Hohenberger, Bettina Kümmerling-Meibauer, Jörg Meibauer, Monika Rothweiler, Monika Schwarz-Friesel: Schnittstellen der germanistischen Linguistik. Stuttgart/Weimar, 2007, S. 197
  6. Peter von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache. 11. Aufl., überarbeitet von Norbert Richard Wolf, Berlin/Boston, 2020, S. 50
  7. Ingo Reich, Augustin Speyer: Deutsche Sprachwissenschaft: Eine Einführung. Reclam, 2020, Kapitel 13.3 Ausprägungsebenen diatopischer Variation: „Auf der Karte [...] werden grob einige Dialekträume unterschieden: der ostoberdeutsche, der das Bairische und, im Norden, das Ostfränkische beinhaltet, [...].“
  8. SIL International: Mainfränkisch [vmf]
  9. Henneberg-Itzgrund-Franken e. V., Kulturelles (Memento vom 5. Dezember 2015 im Internet Archive)
  10. Hubert Klausmann: Schwäbisch, 2014, S. 63–77.
  11. Fränkisches Wörterbuch, Veröffentlichungen: Die Siedlungsgeschichte aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Die sprachgeographische Perspektive. (Memento vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive)
  12. Magisterarbeit zum Relativsatz im Fränkischen (Memento vom 27. Februar 2009 im Internet Archive)
  13. Alfred Klepsch, Eberhard Wagner: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken. Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Verlag Fränkischer Tag, Bamberg 2007, ISBN 978-3-936897-52-4, S. 609 ff.
  14. Unterfränkisches Dialektinstitut am Institut für deutsche Philologie der Universität Würzburg

На других языках


- [de] Ostfränkische Dialekte

[en] East Franconian German

East Franconian (German: Ostfränkisch) or Mainfränkisch,[2] usually referred to as Franconian (Fränkisch) in German, is a dialect which is spoken in Franconia, the northern part of the federal state of Bavaria and other areas in Germany around Nuremberg, Bamberg, Coburg, Würzburg, Hof, Bayreuth, Meiningen, Bad Mergentheim, and Crailsheim. The major subgroups are Unterostfränkisch (spoken in Lower Franconia and southern Thuringia), Oberostfränkisch (spoken in Upper and Middle Franconia) and Südostfränkisch (spoken in some parts of Middle Franconia and Hohenlohe).

[es] Fráncico oriental

El fráncico o franconio oriental[nota 1] (en alemán Ostfränkisch) es un dialecto del alto fráncico que se habla principalmente en Baviera (Núremberg, Bamberg, Coburg, Würzburg, Hof, Bayreuth) y en partes de Baden-Württemberg (Bad Mergentheim y Crailsheim) y Turingia (Meiningen). Los principales subdialectos son el Unterostfränkisch (o bajo fráncico oriental, hablado en la Baja Franconia y sur de Turingia), el Oberostfränkisch (o alto fráncico oriental, hablado en la Alta y Media Franconia) y el Südostfränkisch (o fráncico oriental meridional, hablado en partes de la Media Franconia y Hohenlohe).

[ru] Восточнофранкские диалекты

Восточнофра́нкские диале́кты (нем. Ostfränkisch) — группа немецких диалектов, принадлежащих к франкским диалектам южнонемецкого языка. Существует несколько точек зрения относительно того, как именно классифицировать восточнофранкские диалекты: как исключительно южнонемецкие или как средненемецкие. Часто восточнофранкские диалекты называют просто франкскими (что абсолютно неверно с точки зрения диалектологии, ведь франкские диалекты распространены в Нидерландах и в области распространения западносредненемецких диалектов.



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