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Unterfränkisch oder, in sprachwissenschaftlicher Terminologie, Unterostfränkisch (unterfränkisch Meefränggisch[1][2], wörtlich Mainfränkisch, vgl. Mainfranken) wird in den meisten Gebieten des bayerischen Regierungsbezirks Unterfranken gesprochen. Alle westlich der „Spessartbarriere“ gelegenen Regionen (um Miltenberg und Aschaffenburg) gehören zum mitteldeutschen Sprachgebiet (hessisch) und nicht etwa zum oberdeutschen Sprachraum. In seiner typischen Form tritt das Unterostfränkische im Großraum rund um Schweinfurt sowie um Würzburg auf. Das unterfränkische Dialektgebiet entspricht im Kern dem historischen Hochstift Würzburg.

Unterfränkisch, Unterostfränkisch

Gesprochen in

Bayern
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanisch
    Germanisch
    Westgermanisch
    Hochdeutsch
    Oberdeutsch
    Ostfränkisch
    Unterfränkisch
Fränkische Subdialekte, nach:Alfred Klepsch, Eberhard Wagner: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken
Fränkische Subdialekte, nach:
Alfred Klepsch, Eberhard Wagner: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken

Unterostfränkisch im weiteren Sinne wird im Fuldaer Übergangsstreifen, im Grabfeld, im Henneberger, Coburger und im weiteren Würzburger Raum gesprochen,[3] Unterostfränkisch im engeren Sinne im Ochsenfurter und engeren Würzburger Raum.[4]


Regionale Gliederungen


Unterostfränkisch ist regional untergliedert. Zu nennen sind beispielsweise die Schweinfurter Staffel unweit westlich der Stadt: Standarddeutsch Wiese (mittelhochdeutsch Nominativ wise, Genitiv/Dativ/Akkusativ wisen) entspricht westlich dieser Staffel Wiesa, östlich davon Wiesn. 23 km östlich von Schweinfurt, bei Augsfeld zwischen Haßfurt und Zeil, liegt die Bamberger Schranke, die Unterostfränkisch (gelbliche Flächenfärbungen) von Bambergisch (rosa Flächenfärbung) trennt und durch der Vertretung von mittelhochdeutsch /ei/ als /eː/ beziehungsweise /aː/ definiert wird: „Main“ und „eins“ heißen westlich dieser Schranke Mee und eens, östlich Maa und aans (im rheinfränkisch sprechenden Aschaffenburg hingegen Mää, ääns).

Auch von Dorf zu Dorf kann der Dialekt in Details sehr unterschiedlich sein; so kann der Satz „Hast du ein Ei“ in zwei benachbarten Ortschaften wie folgt lauten:

Die kürzeste Form von „Hast du ein Ei übrig?“ kommt im Schweinfurter Raum vor: Hast du e Ä ü?


Phonologie



Konsonanten


Wie in allen ostfränkischen Dialekten findet man ein völliges Fehlen der Konsonanten /p/ und /t/ (Binnendeutsche Konsonantenschwächung); diese werden durchgehend als /b/ und /d/ realisiert, etwa Broleddariad „Proletariat“ oder Bobbmaneh „Portemonnaie“. /k/ dagegen wird meist nur vor Konsonanten zu /g/, so wird das hochdeutsche „Knecht“ ostfränkisch zu Gnechd oder Gnachd, aber „Koffer“ bleibt Koffer (oder auch Kuffer). /g/ wird im Auslaut meist zu /ch/ aufgeweicht, Barch „Berg“. Vereinzelt wird das standarddeutsche /g/ als „hartes“ /k/ realisiert, so in Karasch (hochdt./franz. „Garage“). In Vorsilben wird /g/ vor /h/ als /k/ (khört „gehört“) und /b/ vor /h/ als /p/ (phaldn „behalten“) realisiert. Ähnlich wie im Mittelfränkischen wird im Ostfränkischen das Vorderzungen-/r/ gesprochen.


Vokale


Mittelhochdeutsches /aː/ und /a/ wurden zu einem offenen /ɔː/, /ɔ/, etwa schlåff „schlafen“, foahrn „fahren“, Doch „Tag“. Typisch Unterostfränkisch ist, dass standarddeutschem langem /eː/ oder /ɛː/ ein langes /aː/ entspricht: Kaas „Käse“, Baasn „Besen“. Bezeichnend ist auch, dass einem standarddeutschen /ai/, soweit es von mittelhochdeutsch /ei/ abstammt, ein /ɛː/ oder /eː/ entspricht: Flääsch „Fleisch“, eens „eins“, Mee „Main“. Die mittelhochdeutschen Diphthonge /uo/, /ie/, /üe/ sind erhalten geblieben und nicht wie im Standarddeutschen monophthongiert worden: Bruoder „Bruder“, liäb „lieb“, müäd „müde“.


Grammatik



Verben


Endungsloser Infinitiv ist diesem Dialekt eigen, etwa: ich will schlaff „ich will schlafen“. In vielen Fällen wird auch das Präfix g- bzw. ge- vorangestellt: ich koä jeädn Doch Schnidsl gegass „ich würde am liebsten jeden Tag Schnitzel essen“ oder doä kosst gschlåff „da kannst du schlafen“. Der Infinitiv wird typischerweise mit vorgestelltem ge- gebildet: geseh „sehen“, gehör „hören“, gegeh „gehen“, geglab glauben, gelas „lesen“ usw.

Wie im Standarddeutschen werden Vokale teilweise umgelautet. So konjugiert man im Unterostfränkischen wie folgt:

Umlaut ist auch erhalten, wo er sie in der hochdeutschen Entsprechung nicht mehr vorkommt, z. B.:


Pluralbildung der Substantive


Ostfränkisch kennt Apokope, weshalb die standarddeutsche Pluralendung -e fehlt: die Hünd „die Hunde“. Als oberdeutsche Mundart kennt es auch die aus dem Niederdeutschen stammende Pluralendung -s nicht: die Audo „die Autos“.

Mit dem Verkleinerungssuffix -le versehene Wörter wie Mädle „Mädchen“ erhalten im Plural -lich oder -li: a boar Mädlich oder a boar Mädli „ein paar Mädchen“.


Verwendung von Modalpartikeln


Wie die gesprochene Sprache überhaupt kennt auch das Unterostfränkische Modalpartikeln („Würzworte“), die einzig die Bedeutung haben, eine Aussage zu bestätigen oder zu bekräftigen. Fei und gell/gall werden benutzt, um Überzeugung und Kraft in einen Satz zu bringen. So ist ein des kannsd mir gläb „das kannst du mir glauben“ bei weitem nicht so wirkungsgeladen wie ein des kannsd mir fei gläb, gell!

Ein beliebter Scherz ist es, sich gegenseitig vorzuhalten, dass diese Würzworte eigentlich keine Bedeutung haben: Fei is fei kä Wordd!Fei ist aber kein Wort!“


Wortschatz


Der Wortschatz des Unterostfränkischen wird im Fränkischen Wörterbuch dokumentiert.


Einige typische Wörter und Wendungen



Vom Aussterben bedrohte Wörter



Siehe auch





Einzelnachweise


  1. Asterix speaks Mundart - Unterfränkisch (Meefränggisch) - Germany. Asterix around the World, abgerufen am 3. Oktober 2021: „Unterfränkisch (Meefränggisch)“
  2. Katja Bolza-Schünemann: Auszeichnung an der FHWS für Masterarbeit „Asterix uff Meefränggisch – Übersetzung oder Transkreation?“ Informationsdienst Wissenschaft (idw), 14. Mai 2021, abgerufen am 3. Oktober 2021.
  3. Fränkisches Wörterbuch (WBF): Untersuchungsgebiet. Bayerische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 3. Oktober 2021 (siehe Abschnitt Dialekte in Franken).
  4. Unterfränkisches Dialektinstitut: Karten. Julius-Maximilians-Universität Würzburg - Institut für deutsche Philologie - Unterfränkisches Dialektinstitut (UDI), abgerufen am 3. Oktober 2021 (siehe Karte Modell der Sprachräume in Unterfranken (in Farbe oder Graustufen)).
  5. Martin Zips: "Das war fei höchste Zeit": Ein ganzer Kosmos steckt in dem Wörtchen "fei". Was den Bayern die drei Buchstaben alles bedeuten. Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010, abgerufen am 3. Oktober 2021.

На других языках


- [de] Unterfränkisch

[ru] Нижнефранконский диалект

Нижнефранконский диалект (нем. Unterfränkisch, Unterostfränkisch) — майнфранкский (южнонемецкий) диалект немецкого языка, распространённый прежде всего в баварском административном округе Нижняя Франкония. Диалекты восточнее Шпессартского барьера (около Мильтенберга и Ашаффенбурга) принадлежат уже к средненемецким диалектам. Диалект сосуществует рядом с хоэнлоэнским и хеннебергским. Эталонным нижнефранконским считается диалект Вюрцбурга.



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