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Andrus Saareste (bis 1921 Albert Helmut Gustav Saaberk, auch Saaberg, bis 1935 Albert Saareste, * 6. Junijul. / 18. Juni 1892greg. in Tallinn; † 11. Mai 1964 in Uppsala) war ein estnischer Sprachwissenschaftler und Dialektologe.

Andrus Saareste (vor 1933)
Andrus Saareste (vor 1933)

Leben


Saareste machte 1912 auf dem Alexander-Gymnasium in Tallinn sein Abitur und immatrikulierte sich 1912 an der Universität Tartu. Bereits 1913 wechselte er jedoch an die Universität Helsinki, wo er u. a. Finnisch, Romanistik und allgemeine Literaturwissenschaft studierte (bis 1917). Anschließend arbeitete er kurzzeitig als Lehrer in Tallinn, bevor er 1919 mobilisiert wurde und am Estnischen Freiheitskrieg teilnahm. Ab dem Herbst 1919 war er wieder an der Universität Tartu, die er 1921 mit dem Magistergrad abschloss. 1924 wurde er dort mit einer Arbeit über die estnischen Dialekte – die erste Doktorarbeit zur estnischen Sprache an dieser Universität[1] – zum Dr. phil. promoviert.

Keine Woche nach seiner Promotion verstarb am 6. November 1924 der erste Professor für estnische Sprache an der Universität Tartu, Jaan Jõgever. Noch im selben Monat hielt Saareste daher seine ersten Vorlesungen, zunächst ein Jahr als Dozent, ab 1925 als außerplanmäßiger und ab 1928 als ordentlicher Professor für estnische Sprache an der Universität Tartu. Diesen Posten bekleidete er bis 1941, zwischenzeitlich war er Gastprofessor in Budapest (1935–1936). 1944 verließ er Estland Richtung Deutschland, 1945 übersiedelte er nach Schweden. Dort war er zunächst im Archivdienst tätig, bevor er sich von 1947 an als staatlicher Stipendiat an der Universität Uppsala wieder seinem Fachgebiet widmen konnte.


Forschungstätigkeit


Saareste gilt als der „herausragendste Erforscher des Estnischen und seiner Dialekte“[2] der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Richtungweisend wurde er vor allem auf dem Gebiet der Dialektologie, womit er sich seit 1915 beschäftigte.[3]

In der Frage der Spracherneuerung, die vor allem von Johannes Aavik vorangetrieben wurde, nahm er eine gegensätzliche Haltung zu diesem ein. Seiner Meinung nach sollte man „nicht mit Gewalt versuchen, die Germanismen des Estnischen auszumerzen, denn die gehörten einfach zu den Esten und würde ihre Zugehörigkeit zur mentalité européenne beweisen.“[4]

Saareste war Begründer des Estnischen Spracharchivs, von 1924 bis 1931 Chefredakteur der sprachwissenschaftlichen Zeitschrift Eesti Keel, seit 1925 mehrmals Vorsitzender der Gesellschaft für Muttersprache und stellvertretender Vorsitzender der Estnischen Literaturgesellschaft. Er war seit 1931 Mitglied der Sprachwissenschaftlichen Gesellschaft zu Paris und seit 1933 korrespondierendes Mitglied der Finnisch-Ugrischen Gesellschaft in Helsinki, deren Ehrenmitglied er 1963 wurde.[5]

Außerdem übersetzte Saareste französische Literatur ins Estnische (u. a. Flauberts Salambo und Voltaires Candide).


Bibliografie (Auswahl)



Monografien



Aufsätze



Trivia


Zu Saarestes Haltung in der Spracherneuerung schreibt Johannes Aavik:

Ein Augenzeuge hat mir erzählt, wie nach einer Sitzung der Sprachkommission Saareste und Veski noch allein weitergestritten hätten, ob der Genitiv põrsa des estnischen Wortes põrsas ‚Ferkel‘, mit einem oder mit zwei ‚s‘ geschrieben werden sollte. Der Streit habe zwei ganze Stunden gedauert, bis schliesslich der alte Veski durch die Unnachgiebigkeit Saarestes zum Weinen gebracht worden sei. Der Furor philologicus herrscht in den estnischen Sprachstreitfragen in seiner ganzen Intensität.[6]


Sekundärliteratur



Einzelnachweise


  1. Huno Rätsep: Andrus Saareste Tartu ülikoolis, in: Keel ja Kirjandus 9/1982, S. 468.
  2. Arnold Kask: Andrus Saareste keelelisest tegevusest, in: Emakeele Seltsi aastaraamat 28 (1982), S. 13.
  3. Reet Kasik: Andrus Saareste ja murdeuurimine, in: Dies.: Stahli mantlipärijad. Eesti keele uurimise lugu. Tartu 2011, S. 121.
  4. Zit. nach Cornelius Hasselblatt: Geschichte der estnischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2006, S. 364.
  5. Eesti kirjanike leksikon. Koostanud Oskar Kruus ja Heino Puhvel. Tallinn: Eesti Raamat 2000, S. 497.
  6. Johannes Aavik: Der Entwicklungsweg der estnischen Schriftsprache, in: Språkvetenskapliga Sällskapets i Uppsala förhandlingar 1946-1948 (Uppsala Universitets Årsskrift 13, Bil. F), S. 110–111.
Personendaten
NAME Saareste, Andrus
ALTERNATIVNAMEN Saaberk, Albert Helmut Gustav; Saaberg, Albert Helmut Gustav
KURZBESCHREIBUNG estnischer Sprachwissenschaftler und Finnougrist
GEBURTSDATUM 18. Juni 1892
GEBURTSORT Tallinn
STERBEDATUM 11. Mai 1964
STERBEORT Uppsala, Schweden

На других языках


- [de] Andrus Saareste

[ru] Саарестэ, Андрус

Андрус Кустас Саарестэ (эст. Andrus Saareste, до 1921 г. Сааберк, Сааберг; до 1935 г. Альберт Гельмут Густав; 18 июня 1892 года, Ревель, Российская империя — 11 мая 1964 года, Уппсала, Швеция) — эстонский учёный-лингвист.



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