Eduard Päll (Pseudonyme Hugo Angervaks und Siim Sepik, * 2. Oktoberjul. / 15. Oktober 1903greg. in Koosa, Landgemeinde Peipsiääre; † 13. Juni 1989 in Tallinn) war ein estnischer Sprach- und Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Parteifunktionär.
Eduard Päll ging bis 1918 in Tartu zur Schule und übersiedelte 1918 nach Petrograd, wo er in die Rote Armee eintrat. Nach dem Estnischen Freiheitskrieg blieb er in Sowjetrussland und studierte am dortigen Pädagogischen Institut. Von 1924 bis 1926 war er Estnischlehrer in der Oblast Omsk. 1929 beendete er sein Studium am Herzen-Institut in Leningrad, wo er von 1931 bis 1938 als Doktorand und später wissenschaftlicher Sekretär angestellt war.
Nach der Sowjetisierung Estlands 1940 ging er nach Tallinn und beteiligte sich seitdem aktiv am Umbau der Gesellschaft, musste sich nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 aber wieder in die Sowjetunion absetzen. Ab 1946 war er Abgeordneter im Obersten Sowjet der UdSSR, ab 1947 ebenfalls im Obersten Sowjet der Estnischen SSR, dessen Vorsitz er bis 1950 innehatte.
Von 1950 bis 1955 war er Leiter des Lehrstuhls für estnische Sprache und Literatur am Pädagogischen Institut in Tallinn. Danach war er bis 1960 Direktor des Instituts für Sprache und Literatur (estn. Keele ja Kirjanduse Instituut) der Estnischen Akademie der Wissenschaften, dem Vorläufer des heutigen Instituts für Estnische Sprache und des Under-und-Tuglas-Literaturzentrums. Danach war er bis 1973 in anderen Funktionen am selben Institut sowie an der Akademie der Wissenschaften tätig. Wie Endel Sõgel war er bekannt für seine strenge ideologische Linie, die einem Mitarbeiter beispielsweise den Eintritt in die Partei verwehrte, weil er „einen Bruder in der Emigration habe, wo sogar ein Gedichtband von ihm erschienen ist“.[1]
Päll war seit 1920 Mitglied der KPdSU und seit 1926 Mitglied der Estnischen proletarischen Schriftstellerassoziation.[2]
Pälls erste schriftstellerische Versuche stammen aus seiner Petrograder Zeit in den 1920er-Jahren[3], als er in dortigen Zeitschriften publizierte. Sein Buchdebüt erfolgte ebenfalls in Leningrad. Während die früheren Werke vornehmlich den Russischen Bürgerkrieg und den revolutionären Kampf behandeln[4], weitet sich seine Thematik in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im pädagogischen Bereich hat Päll vor allem Schulbücher und Lesebücher zusammengestellt. Sein wissenschaftliches Werk ist schmal und gekennzeichnet von einer streng marxistischen Einstellung, wenn er beispielsweise über die in der Sowjetunion publizierte estnische Literatur befindet, sie habe „für keinen Moment das Kampfbanner des estnischen arbeitenden Volkes aus der Hand gegeben“.[5]
Wenn nicht anders vermerkt unter dem Namen Hugo Angervaks.
Unter dem Namen Eduard Päll.
Johannes Vares (1940–1946) | Nigol Andresen (1946–1947) | Eduard Päll (1947–1950) | August Jakobson (1950–1958) | Johan Eichfeld (1958–1961) | Aleksei Müürisepp (1961–1970) | Aleksander Ansberg (1970) | Artur Vader (1970–1978) | Meta Vannas (geschäftsführend, 1978) | Johannes Käbin (1978–1983) | Arnold Rüütel (1983–1990)
Personendaten | |
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NAME | Päll, Eduard |
ALTERNATIVNAMEN | Angervaks, Hugo (Pseudonym); Sepik, Siim (Pseudonym); Пялль, Эдуард Николаевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | estnischer Literaturwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Schriftsteller und Parteifunktionär |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1903 |
GEBURTSORT | Koosa, Landgemeinde Peipsiääre, Gouvernement Livland, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 13. Juni 1989 |
STERBEORT | Tallinn, Estnische Sozialistische Sowjetrepublik, Sowjetunion |