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Abū Zaid Hunain ibn Ishāq al-ʿIbādī (arabisch أبو زيد حنين بن إسحاق العبادي, DMG Abū Zaid Ḥunain b. Isḥāq al-ʿIbādī; * 808 in Hira im heutigen Irak; † 873 in Bagdad), kurz Ḥunain ibn Isḥāq (auch Hunayn ibn Ishaq), war ein christlich-arabischer Gelehrter, Übersetzer und Arzt. Sein latinisierter Name lautet Johannitius. Er verfasste das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde.

Darstellung Hunain ibn Ishaqs in einer Ausgabe seiner Isagoge
Darstellung Hunain ibn Ishaqs in einer Ausgabe seiner Isagoge

Leben


Nach seinem Medizinstudium in Bagdad, wo Ḥunain ibn Isḥāq mit 16 Jahren ein wissbegieriger[1] Schüler von Yuhanna ibn Masawaih (ebenfalls ein nestorianischer Christ) war, unternahm er eine Studienreise nach Alexandria in Ägypten, wo er Griechisch lernte. In Basra studierte er die arabische Sprache. Als nestorianischer Christ beherrschte er die syrische Sprache.

Nach seiner Rückkehr nach Bagdad arbeitete er im Haus der Weisheit in Bagdad, einem kulturellen Zentrum mit der wichtigsten damaligen Übersetzerschule, die durch den Kalifen al-Ma'mũn gefördert wurde.[2] Im Auftrag von Yũhannã ibn Mãsawaih reiste ibn Ishãq mit Kollegen nach Syrien, Palästina und Ägypten, um dort antike Manuskripte der griechischen Wissenschaften, insbesondere Texte von Galenos, zu erwerben. Im Haus der Weisheit übersetzten er und seine Studenten die meist syrischen Versionen der klassischen griechischen Texte in die Arabische Sprache. Dadurch wurden diese Werke in der Arabischen Welt bekannt. Seine Übersetzungen zeichnen sich durch ihre hohe Qualität aus. Insbesondere sind seine Übersetzungen von Galens Werken aus dem Griechischen (zum Teil auch aus dem Alt-Aramäischen)[3] ins Arabische hervorzuheben, deren griechische Originalmanuskripte verloren gegangen sind. Später wurde er auf den Posten des Chefarztes am Hofe des Kalifen al-Mutawakkil berufen; eine Position, die er bis zu seinem Lebensende innehatte. Zwischenzeitlich ließ ihn der Kalif ins Gefängnis sperren, da er sich weigerte, ein Gift herzustellen, welches für die Ermordung eines Feindes des Kalifen gedacht war.

Hunain ibn Ishāq war auch Autor von etwa 100 eigenen Büchern, insbesondere zu erwähnen ist sein zehngliedriges Werk über Augenheilkunde, welches in Salerno von Konstantin von Afrika lateinisch bearbeitet und als Liber de oculis (Constantini Africani)[4] zur Grundlage der an abendländischen Hochschulen gelehrten Augenheilkunde wurde.[5] Ebenfalls zu nennen ist ein von ihm stammendes Griechisch-Syrische Wörterbuch. Sein Steinbuch (auch Steinbuch des Aristoteles) gehört zu den ältesten erhaltenen Chemie-Büchern und die älteste arabische Handschrift über Mineralogie und baut auf arabischen und spanischen Gelehrten auf. Es werden rund 70 Mineralien beschrieben und die Gewinnung von Metallen beschrieben (Gold, Silber, Blei, Kupfer, Herstellung von Messing, Quecksilber). Er benennt Quecksilber und Grünspan als Gifte.

Ohne die Übersetzungsarbeiten Hunain ibn Ishaqs, aber auch durch seine eigenen Bücher (z. B. die medizinische Isagogik nach Galen und die Augenheilkunde) wären die Werke der antiken Wissenschaften der Nachwelt nicht erhalten geblieben und das damalige Wissen nicht erweitert worden. Durch die von ihm geprägten Fachtermini wurde die arabische Sprache erst zur Wissenschaftssprache. Seine Übersetzungsmethoden sind bis heute anerkannt.

Sein Sohn Ishāq ibn Hunain und der Sohn Hubayš Ibn al-Hasan al-A‘sam al-Dimašqī († 888) seiner Schwester waren seine engsten Mitarbeiter bei den Übersetzungen, insbesondere der philosophischen Quellen. Laut der Enzyklopädie Kitab al-Fihrist des Ibn al-Nadim († 998) hat Hunain Platons Politeia und Nomoi übersetzt, außerdem sein Sohn den Sophistes. Mit seinen Mitarbeitern soll Hunain auch Werke von Hippokrates und mathematische Werke von Euklid und Archimedes, Werke der Logik von Aristoteles und Platons Timaios übersetzt haben. Einige von Hunains Werken wurden von Moses ibn Tibbon ins Hebräische übersetzt.


Siehe auch



Schriften



Literatur





Einzelnachweise


  1. Friedrun R. Hau: Ḥunain ibn Isḥāq. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 643.
  2. Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin. Springer, Berlin/Heidelberg 1990; zu Hunain ibn Ishāq und al-Ma'mũn S. 80 f. ISBN 3-540-52845-8; 3. Auflage ebenda 1998, S. 102. ISBN 3-540-57678-9.
  3. Friedrun R. Hau: Sergios von Resaina. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1322.
  4. Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle (= Bücherei des Augenarztes. Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 30.
  5. Gundolf Keil: „blutken – bloedekijn“. Anmerkungen zur Ätiologie der Hyposphagma-Genese im ‚Pommersfelder schlesischen Augenbüchlein‘ (1. Drittel des 15. Jahrhunderts). Mit einer Übersicht über die augenheilkundlichen Texte des deutschen Mittelalters. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, S. 7–175, hier: S. 8.
  6. Manfred Ullmann: Die Medizin im Islam (= Handbuch der Orientalistik. Erste Abteilung, Ergänzungsband VI, 1). Leiden/Köln 1970, S. 205 f. (zu ‚The book of the Ten Treatises of the Eye‘).
Personendaten
NAME Hunain ibn Ishāq
ALTERNATIVNAMEN Hunayn ibn Ishaq; Hunayn ibn Ishāq; Johannitius (lateinisch); أبو زيد حنين بن إسحاق العبادي (arabisch)
KURZBESCHREIBUNG christlich-arabischer Gelehrter und Übersetzer
GEBURTSDATUM 808
GEBURTSORT Hira
STERBEDATUM 873
STERBEORT Bagdad



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