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Jaan Kross (* 19. Februar 1920 in Tallinn; † 27. Dezember 2007 ebenda) war ein estnischer Schriftsteller.

Jaan Kross 2004
Jaan Kross 2004

Leben


Jaan Kross (1938)
Jaan Kross (1938)

Kross machte 1938 in Tallinn sein Abitur und besuchte anschließend die Universität Tartu, die er 1944 als Jurist abschloss. Danach lehrte er dort als Dozent für weitere zwei Jahre (und wieder als Professor der Artes Liberales 1998). Im Frühjahr 1944 wurde er von den deutschen Besatzern und 1946 von den Sowjets verhaftet, die ihn nach Sibirien deportierten, wo er acht Jahre als politischer Gefangener (1947–1951) im Gulag in der Komi ASSR und später als Verbannter (1951–1954) im Krasnojarsker Gebiet verbringen musste.

Nach seiner Rückkehr nach Tallinn 1954 folgten im nächsten Jahr erste Veröffentlichungen von Gedichten in verschiedenen Zeitschriften. Seitdem war er als freier Schriftsteller tätig. Seine reimlosen Gedichte der 1950er und 60er Jahre modernisierten die estnische Lyrik. Er war seit 1958 Mitglied des Schriftstellerverbandes der Estnischen SSR, dessen Präsidium er ab 1971 angehörte, 1981 war er dessen stellvertretender Präsident. In den 1970/80ern verfasste er vor allem historische Romane. Im folgenden Jahrzehnt wandte er sich der jüngeren estnischen Vergangenheit zu, wobei seine Romane immer deutlicher autobiographische Züge annahmen.

Zwischen 1992 und 1993 war er Mitglied des estnischen Parlaments. An der Universität Tartu nahm er 1998 die Professur der freien Künste wahr.


Familie


Jaan Kross war seit 1958 bis zu seinem Tod am 27. Dezember 2007 in dritter Ehe mit der estnischen Schriftstellerin Ellen Niit (bürgerlich Ellen Kross) verheiratet. Zuvor war er von 1940 bis 1949 mit Helga Pedusaar (Helga Viira) und von 1954 bis 1958 mit Helga Roos (Helga Kross) verheiratet. Jaan Kross ist Vater von vier Kindern: Toomas Niit (* 1953), Maarja Undusk (* 1959), Eerik-Niiles Kross (* 1967) und Märten Kross (* 1970).


Auszeichnungen



Werke


Zu den Werken Jaan Kross’ gehören elf Romane, sechs Erzählungen, 25 Novellen, seine zweiteilige Autobiographie, sechs Lyrikbände und sechs Essaysammlungen sowie einige Theaterstücke, Bücher für Kinder, Übersetzungen und Opernlibretti.


Thematische Gestaltung


Seine Romane (und Kurzgeschichten) sind fast alle historisch; Kross wird häufig als der Wiederbeleber des historischen Romans bezeichnet. Fast alle seine Werke spielen in Estland und kreisen um das Thema der Beziehungen von Esten, Deutsch-Balten und Russen. Seine häufige Thematisierung des Estnischen Freiheitskampfes gegen die Deutschbalten ist jedoch weitgehend eine Metapher für den zeitgenössischen Kampf gegen die Russen. Kross’ Bedeutung auch nach dem erfolgreichen Ende des Kampfes 1991 zeigt aber, dass seine Romane auch von Themen, die über diese Art Politik hinausgehen, handeln, so z. B. Identität, Loyalität und Bildung.


Die Tragweite der Werke


In der allgemeinen Meinung gilt Der Verrückte des Zaren über den deutschbaltischen Adligen Timotheus Eberhard von Bock als Kross’ bester Roman. Bekannt ist auch der Roman Professor Martens’ Abreise über den russischen Diplomaten Friedrich Fromhold Martens, der wegen seiner Themen (Wissenschaft, Expertentum, nationale Loyalität) besonders bei Akademikern beliebt ist. Von vielen Experten werden hingegen die Ausgrabungen als Kross’ bestes Werk angesehen. Das Leben im Reval des 16. Jahrhunderts beschreibt sein Roman Das Leben des Balthasar Rüssow. In dem Roman Die Frauen von Wesenberg oder der Aufstand der Bürger beschreibt Kross die Bemühungen der Stadt Wesenberg, sich von der unrechtmäßigen Herrschaft der Adelsfamilie Tiesenhausen zu befreien. Alle diese Romane liegen in deutschen Übersetzungen vor. Kross war der bei weitem meist übersetzte und national wie auch international bekannteste estnische Schriftsteller, sicherlich der bedeutendste seit Anton Hansen Tammsaare.


Deutsche Übersetzungen


Im deutschsprachigen Raum gehört Jaan Kross zu den am meisten übersetzten estnischen Schriftstellern, mit dem sich in dieser Hinsicht nur der Klassiker der Zwischenkriegszeit, Anton Hansen Tammsaare, messen kann. Insgesamt sind von Kross zehn Bücher auf Deutsch erschienen, unter Berücksichtigung aller Neuauflagen und Taschenbuchausgaben über 20.[3] Dabei erfolgte sein deutsches Debüt bereits 1974 in der DDR[4], und der Durchbruch im Westen beziehungsweise baldigen Gesamtdeutschland wurde eingeleitet durch eine Konferenz in Loccum, zu der im November 1989 über 100 Teilnehmer aus dem In- und Ausland angereist waren.[5] Danach nahm sich ein großer deutscher Verlag des Autors an, so dass Kross in den 1990er-Jahren relativ bekannt war.[6] Ein Beispiel hierfür ist auch seine Lesereise, die er 1994 in Deutschland durchführte mit insgesamt zehn Auftritten in Frankfurt/Main, Karlsruhe, Stuttgart, Göttingen, Oldenburg, Bonn, Aachen, Berlin, Erlangen und Nürnberg.[7] Abgesehen von den unten genannten Büchern sind zahlreiche Beiträge zu und von Kross auch in Zeitschriften und Tageszeitungen erschienen.


Werkeverzeichnis


Das Werk von Jaan Kross ist in mehreren Bibliographien gut erschlossen (siehe unten unter „Sekundärliteratur“).


Romane



Erzählungen



Novellen



Dramen



Kinderliteratur



Gedichte



Memoiren



Essays



Sekundärliteratur



Bibliographien



Monographien, Sammelbände



Artikel, Rezensionen (Auswahl)




Commons: Jaan Kross – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Bundespräsidialamt
  2. Cornelius Hasselblatt: Jaan Kross. In: Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur. 51. Nachlieferung. edition text + kritik, München 2000.
  3. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Sprache 1784-2003. Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur. Bremen: Hempen Verlag 2004, S. 66–80.
  4. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Übersetzung. Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2011, S. 187–193.
  5. Der Verrückte des Zaren. Jaan Kross in Loccum. Hrsg. von Olaf Schwencke. Loccum: Evangelische Akademie 1990. (Loccumer Protokolle 58/’89).
  6. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Übersetzung. Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2011, S. 314–341
  7. Cornelius Hasselblatt: Estnische Literatur in deutscher Übersetzung. Eine Rezeptionsgeschichte vom 19. bis zum 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz 2011, S. 323.
  8. Jaan Kross: Gegenwindschiff Bernhard Schmidts Roman. Erste Auflage. Hamburg 2021, ISBN 978-3-95510-254-8.
  9. Osburg Verlag - Gegenwindschiff. Abgerufen am 31. Oktober 2021.
Personendaten
NAME Kross, Jaan
KURZBESCHREIBUNG estnischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 19. Februar 1920
GEBURTSORT Tallinn
STERBEDATUM 27. Dezember 2007
STERBEORT Tallinn

На других языках


- [de] Jaan Kross

[en] Jaan Kross

Jaan Kross (19 February 1920 – 27 December 2007)[1] was an Estonian writer. He was reportedly nominated several times for the Nobel Prize in Literature during the early 1990s.[citation needed] He won the 1995 International Nonino Prize in Italy.

[ru] Кросс, Яан

Я́ан Кросс (эст. Jaan Kross; 19 февраля 1920 (1920-02-19), Таллин, Эстония — 27 декабря 2007, Таллин, Эстония) — эстонский и советский писатель. Заслуженный писатель Эстонской ССР (1971). Народный писатель Эстонской ССР (1985).



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