lingvo.wikisort.org - Forscher

Search / Calendar

Klaus Modick (* 3. Mai 1951 in Oldenburg) ist ein deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer.

Klaus Modick bei einer Lesung am 19. März 2015 im Oldenburger Kulturzentrum
Klaus Modick bei einer Lesung am 19. März 2015 im Oldenburger Kulturzentrum

Leben


Klaus Modick besuchte das Alte Gymnasium in Oldenburg (Oldenburg) und legte dort 1971 sein Abitur ab. Danach studierte er Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Universität Hamburg. 1977 legte er das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Deutsch und Geschichte ab, 1980 promovierte er in Literaturwissenschaft mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger zum Dr. phil. Modick hatte danach verschiedene Jobs und war unter anderem Werbetexter und Lehrbeauftragter.

Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer. Modick lebt seit 2000 wieder in Oldenburg. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Er las in den Wettbewerben um den Ingeborg-Bachmann-Preis 1988 und 1994. Von 1986 bis 1992 schrieb er monatliche Kolumnen (Taschenbücher) für Die Zeit, von 1997 bis 2002 für die tageszeitung. Klaus Modick war am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) am Middlebury College und Dartmouth College Gastprofessor. Von 1996 bis 2002 war er Dozent für Kreatives Schreiben an der Universität Bielefeld, von 2000 bis 2003 Mitglied der Literaturkommission des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Von 2004 bis 2008 organisierte und moderierte er für den Oldenburger Kunstverein Literaturgespräche. 2014 bis 2019 war er beratendes Mitglied im Kulturausschuss der Stadt Oldenburg (Oldb). Modick ist mit einer US-Amerikanerin verheiratet; das Paar hat zwei Töchter.


Werk


Nachdem er zuvor bereits literaturwissenschaftliche und essayistische Texte publiziert hatte, debütierte Modick 1984 literarisch mit der Novelle Moos, die von der Kritik freundlich aufgenommen wurde, aber kein großes Publikum fand. Als frühes Beispiel für so genanntes Nature Writing beziehungsweise Eco Fiction erfuhr der Text jedoch dank Übersetzungen ins Englische (2020) und Französische (2021) eine überraschende Wiederentdeckung.

Der Durchbruch gelang Modick mit seinen Romanen Ins Blaue (1985), der 1990 vom ZDF verfilmt wurde und später mit September Song (2002) eine Fortsetzung erfuhr, sowie Das Grau der Karolinen (1986), der als bedeutendes Beispiel postmodernen Erzählens gilt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Erfolgreich waren auch die Romane Der Flügel (1994), Vierundzwanzig Türen (2000), eine originelle Weihnachtsgeschichte, die drei unterschiedliche Generationserfahrungen spiegelt, und besonders Der kretische Gast (2003), ein penibel recherchiertes, episches Werk über die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta während des Zweiten Weltkriegs.

Ein Schwerpunkt von Modicks Schaffen liegt auf dem Themengebiet Kinder und Familie, zum Beispiel Vierundzwanzig Türen oder auch das autobiografische Vatertagebuch (2005). Der Roman Klack (2013) erzählt eine Familien- und Pubertätsgeschichte, die auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs 1960/1961 zwischen Mauerbau und Kuba-Krise spielt.

Die Romane Weg war weg (1988) und Bestseller (2006), deren Held der Schriftsteller Lukas Domcik (Anagramm von Klaus Modick) ist, sind satirische Auseinandersetzungen mit dem Literaturbetrieb.

Schon in den Romanen Der Flügel (1994) und Der Mann im Mast (1997) hat Modick sich mit deutsch-amerikanischen Themen beschäftigt. Im Roman Die Schatten der Ideen (2008) rückt dieser Themenkomplex in den Mittelpunkt. Erzählt wird die Geschichte eines deutschen Historikers, der 1935 in die USA emigriert, dort unter anderem die Bekanntschaft mit dem im Vermonter Exil lebenden Schriftsteller Carl Zuckmayer macht und schließlich in die Hysterie der McCarthy-Ära gerät. Das Exil-Thema wird dann in Modicks Roman Sunset (2011) fortgeführt am Beispiel der Freundschaft zwischen den nach Los Angeles emigrierten Schriftstellern Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger. Der Roman wurde 2011 sowohl für den Deutschen Buchpreis als auch für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis nominiert.

Mit dem Roman Konzert ohne Dichter (2015) entwirft Modick anhand der Entstehungsgeschichte des Gemäldes Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff von Heinrich Vogeler ein Panorama der Worpsweder Künstlerkolonie um 1900 und erzählt die schwierige Beziehung Vogelers zu Rainer Maria Rilke. Der Roman wurde sofort nach Erscheinen zu einem Bestseller, erzielte bereits im Erscheinungsjahr eine Auflagenhöhe von über 100000 Exemplaren, wurde auch von der Literaturkritik begeistert aufgenommen und erreichte Platz 1 der SWR-Bestenliste.

Nach Sunset und Konzert ohne Dichter veröffentlichte Modick mit Keyserlings Geheimnis (2018) einen weiteren Künstlerroman. In dessen Mittelpunkt steht der baltische Literat Eduard von Keyserling und die Genese des Porträt-Gemäldes, das Lovis Corinth im Sommer 1901 von Keyserling anfertigte.

Konzert ohne Dichter und Keyserlings Geheimnis belegen auch Modicks ausgeprägtes Interesse für Bildende Kunst und Bilder überhaupt. Das Grau der Karolinen erzählt die Geschichte eines Gemäldes als Geschichte seiner Rezeption, Vierundzwanzig Türen wird durch die Bilder eines künstlerischen Adventskalenders strukturiert und erzählt die Geschichte eines Kunstraubs – geraubt werden dort Worpsweder Gemälde. Plot und Handlung des Romans Der kretische Gast werden durch alte Fotos in Gang gebracht und gehalten, und Klack ist komponiert wie ein mit Erinnerungen kommentiertes Fotoalbum.

In der KIWI Musikbibliothek erschien 2020 eine Art Kurzroman über Leonard Cohen. Modick erzählt dort, vermutlich autobiografisch gefärbt, vom prägenden Einfluss des kanadischen Sängers und Dichters auf einen jungen Mann in den 1970er Jahren.

Der Roman Fahrtwind [1] (2021) ist ein weiteres Beispiel für Modicks produktive Verarbeitung literarischer Traditionen, handelt es sich dabei doch um eine ironische Hommage an Joseph von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts. Modick überführt einige Motive und Stationen der spätromantischen Novelle als eine Art Roadmovie in die 1970er Jahre. Der Taugenichts ist hier ein Vertreter jener antiautoritären, hedonistischen Generation, deren gesellschaftskritische Verweigerungshaltung weniger von linken Ideologien als vielmehr von Rockmusik, Rauscherfahrungen und Love- and Peace-Utopien geprägt ist.

Für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung und andere Zeitschriften und Zeitungen schrieb Modick zahlreiche Kritiken und Rezensionen. Seine essayistische und literaturkritische Kompetenz ist in den Sammelbänden Das Stellen der Schrift (1988), Milder Rausch (1999) und Ein Bild und tausend Worte (2016) dokumentiert.

Als literarischer Übersetzer hat Modick zahlreiche englische und amerikanische Werke ins Deutsche übertragen.

Für das Album Metamorphosen der Musiker Fröhling & Schicke (Schicke Führs Fröhling) schrieb Modick die Songtexte.


Rezeption


„Klaus Modick hat sich (...) längst als einer der großen Erzähler der Bundesrepublik erwiesen.“ (Denis Scheck, Druckfrisch)

„Klaus Modick ist ein großartiger Erzähler (...), einer der begabtesten Impressionisten und letzten Romantiker des deutschen Sprachraums.“ (Bernd Eilert, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2021)

Modick ist „Spezialist für eine Literatur, in der das alte deutsche Dilemma zwischen Leichtigkeit und Tiefe, Unterhaltung und Bildung, Publikumsnähe und Niveau sich wundersamerweise aufzulösen scheint.“ (Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 29. April 2021)

Klaus Modicks Werke gelten „als das bedeutende Beispiel eines zugleich realitätshaltigen und spielerischen, hintergründigen und unterhaltsamen Erzählens. Seine Romane sind vielschichtig, geprägt von komplexen Motivverarbeitungen und literarischen Anspielungen, aber an der Oberfläche immer süffig und, wie man sagt, gut zu lesen.“ (Hubert Winkels, Deutschlandfunk)

Modick schreibt „mit jener spezifischen Leichtigkeit, die in Deutschland einen schweren Stand hat. Sie ist gut komponiert, sie wird suggestiv erzählt; und sie leistet unangestrengt alles, was angestrengtere Literatur auch von sich verlangt.“ (Jochen Hörisch, Neue Zürcher Zeitung)

Modick „bietet, was dem Vorurteil nach nur angelsächsische Bücher auszeichnet, hervorragende und intelligente Unterhaltung auf hohem Niveau.“ (Helmut Mörchen, Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte)

„Man könnte sagen, dass Klaus Modicks Romane geeignet sind, nachkommenden Generationen zu zeigen, wie Menschen unserer Zeit gelebt und empfunden haben.“ (Thomas Schaefer, Hannoversche Allgemeine Zeitung)

„Seine Romane sind im besten Sinne das, was die Engländer readable nennen: zugänglich, genießbar und leichtfüßig – bei großer Stimmigkeit im genauestens recherchierten Detail.“ (Frank Dietschreit, Der Tagesspiegel)

„Der Flügel“ wurde auch im Literarischen Quartett besprochen. Während die anderen Teilnehmer bei einiger Kritik den Unterhaltungswert herausstellten, verriss Marcel Reich-Ranicki das Buch mit harschen Worten: Ihm fehle Stil, Sprache, es sei eine langweilige Mitteilungsprosa, es sei nicht schlechte, sondern „gar keine Literatur“.[1]


Werke (Auswahl)


Autograph von Modick
Autograph von Modick

Herausgeberschaften



Übersetzungen (Auswahl)



Auszeichnungen



Gastprofessuren und Dozenturen



Literatur




Commons: Klaus Modick – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Mierendorffs Kanal für Reich-Ranicki: Das Literarische Quartett 32 |25.08.1994| Isaak Babel, Botho Strauß, L.Begley, K.Modick, Paul Auster auf YouTube, 23. September 2014, abgerufen am 27. April 2021.
Personendaten
NAME Modick, Klaus
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer
GEBURTSDATUM 3. Mai 1951
GEBURTSORT Oldenburg



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии