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Sir Richard Francis Burton KCMG (* 19. März 1821 in Torquay, Devonshire, nach anderen Quellen in Barham House, Hertfordshire, England; † 20. Oktober 1890 in Triest, Österreich-Ungarn) war ein britischer Afrikaforscher, Offizier, Konsul, Übersetzer, Orientalist und Mitglied der Royal Geographical Society.

Richard Francis Burton, Porträt von Frederic Leighton, 1875
Richard Francis Burton, Porträt von Frederic Leighton, 1875

Leben



Frühe Jahre und Ausbildung


Burton in arabischer Kleidung
Burton in arabischer Kleidung

Burton wurde in Torquay, Devon, am 19. März 1821 um 21:30 Uhr geboren. In seiner Biografie erwähnt er sein Elternhaus, Barham House, in Elstree, Hertfordshire, als Geburtsstätte.[1][2] Getauft wurde er am 2. September 1821 in der Elstree Church in Borehamwood, Hertfordshire.[3]

Seine Mutter, Martha, stammte aus der vermögenden Familie von Richard Baker, einem Squire aus Hertfordshire. Joseph Netterville Burton, sein Vater, war Generalleutnant im 36. Regiment der British Army. Sein Großvater väterlicherseits, Edward Burton, war irisch-englischer Abstammung und in Westmorland Reverend der Church of Ireland. Burton hatte zwei Geschwister, Maria Katherine Elizabeth und Edward Joseph Netterville, geboren 1823 und 1824.[4]

Während seiner Jugendzeit unternahm die Familie verschiedene Reisen, so 1825 ins französische Tours. Seine frühe Schulbildung erhielt Burton von verschiedenen Hauslehrern, und 1829 trat er in die von Reverend Charles Delafosse geführte Grundschule in Richmond Green, London Borough of Richmond upon Thames ein.[5] Während der nachfolgenden Jahre unternahm die Familie weitere Reisen nach Frankreich und Italien, als Burtons Affinität für Sprachen zutage kam; so lernte er rasch Französisch, Latein und Italienisch, inklusive einiger Dialekte, wie Neapolitanisch. Von einer jungen Romni soll er auch Grundkenntnisse ihrer Sprache gelernt haben, was vielleicht erklären könnte, warum er in späteren Jahren überraschend schnell Hindi und andere indoarische Sprachen lernte.[6]

Im Herbst 1840 wurde er ins Trinity College in Oxford aufgenommen. Seine Vorliebe für Sprachen motivierte ihn zum Studium der arabischen Sprache; seine freien Stunden verbrachte er mit Falknerei und Fechten. 1842 machte er sich eines ‚schweren‘ Verstoßes gegen die Schulregeln schuldig, indem er zusammen mit anderen Studenten Pferderennen besuchte und gegenüber den Schulbehörden kategorisch darauf bestanden haben soll, dass den Studenten die Teilnahme an solchen Veranstaltungen erlaubt sein sollte. Gegen seine weniger provokativen Kommilitonen wurden lediglich disziplinarische Maßnahmen verhängt; Burton jedoch wurde vom Trinity College ausgeschlossen.


Militärzeit und Forschungsreisen


Burton in späteren Jahren
Burton in späteren Jahren

Richard Francis Burton trat im Oktober 1842 als Offizier in das 18. Regiment der Bombay Native Infantry der Britischen Ostindien-Kompanie ein. Burton erlernte in den folgenden sieben Jahren Hindustani, Gujarati, Sindhi, Panjabi, Marathi und Persisch. 1849 ließ er sich beurlauben, kehrte nach Europa zurück und lebte dann längere Zeit in Ägypten. Hier lernte er Arabisch, und es entstand nach einem Treffen mit Johann Ludwig Krapf die Idee, die Quellen des Nils zu suchen. Im April 1853 reiste er als muslimischer Pilger verkleidet nach Medina und Mekka, was für Nichtmuslime damals wie heute verboten war. Er lieferte daraufhin eine detaillierte Beschreibung der Stadt und des Haddsch. 1854 traf er in Aden mit John Hanning Speke zusammen. Gemeinsam reisten sie nach Somalia.

Am 16. Juni 1857 startete Burton gemeinsam mit Speke eine Expedition nach Ostafrika, um die großen Seen und die Quellen des Nils zu finden. In der Zeit der Vorbereitung auf die Expedition, auf Sansibar, lernte Burton Swahili und infizierte sich mit der Malaria. Von Sansibar marschierten sie zuerst nach Tabora, wo sie am 7. November eintrafen. Am 13. Februar 1858 erreichten Burton und Speke den Tanganjikasee, den Burton für die Quelle des Nils hielt. Am 9. Juli trennten sich Burton und Speke. Speke erreichte am 3. August den Viktoriasee, den er wiederum als Quellsee des Nils ansah, was zu einer ausgeprägten Rivalität zwischen den beiden führte. Am 4. März 1859 erreichte Burton Sansibar. Als er schließlich in London eintraf, hatte der eher angekommene Speke dort bereits seine Theorien veröffentlicht und war mit einer neuen Expedition beauftragt worden. Burton und Speke verband daraufhin eine bittere Feindschaft.

1861 heiratete Burton Isabel Arundell. Diese stammte aus einem sehr konservativen Haus der oberen Gesellschaft und heiratete ihn gegen den Willen ihrer Eltern.

Im selben Jahr gelang Burton in einer neuen Expedition gemeinsam mit dem deutschen Botaniker Gustav Mann die Erstbesteigung des Kamerunbergs. Er erforschte das Nigerdelta und Dahomey. Nach seiner Rückkehr im August 1864 kritisierte er erneut Spekes Theorien von der Nilquelle. Am 15. September 1864 sollte es deshalb eine Anhörung vor der British Association for the Advancement of Science in Bath geben. Allerdings starb Speke am Tag zuvor bei einem Jagdunfall. Bis heute ist nicht geklärt, ob Speke Selbstmord beging.

Burton besuchte den Mormonen-Propheten Brigham Young im neu gegründeten Salt Lake City (späteres Utah), bereiste die Welt und verfasste eine Reihe von Büchern. Später arbeitete er als britischer Konsul in Fernando Poo (1861–1865), Santos (1865–1869), Damaskus (1869–1871) und Triest (1871–1890).

Burton starb in Triest am frühen Morgen des 20. Oktobers 1890 an den Folgen eines Herzinfarkts. Seine Frau Isabel überredete einen Priester, Burton die Sterbesakramente zu erteilen, obwohl er nicht der katholischen Kirche angehörte, was ihr später einige Freunde Burtons zum Vorwurf machten. Burton liegt unter einem marmornen, arabisch nachempfundenen Beduinenzelt mit Glasfenster an einer Seite auf dem katholischen Friedhof von Mortlake nahe Kew Gardens/Ealing im südwestlichen Teil von London begraben. Seine Frau Isabel (1831–1896) wurde neben ihm beerdigt.[7]

Richard Francis Burton erlernte 29 Sprachen[8], unter anderem beherrschte er eine Vielzahl orientalischer Sprachen, übersetzte viele Werke, darunter die Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht (The Arabian Nights), den Duftenden Garten und das Kama Sutra ins Englische. Als Forscher gründete er 1863 die Anthropological Society of London und beschäftigte sich unter anderem mit Astrokartographie.


Fechter


Burton war zu Lebzeiten als außergewöhnlich talentierter Fechter bekannt. In Oxford forderte er einen Kommilitonen zum Duell, der sich über seinen Schnurrbart lustig gemacht hatte.[9] Auf einer Expedition in das Somaliland geriet Burton mit seiner Reisegruppe in einen Hinterhalt. Bei dem daraufhin entbrannten Kampf durchstieß ihm ein Speer beide Wangen, was eine große Narbe in seinem Gesicht hinterließ, die auf den meisten Porträts deutlich dargestellt ist.[10] Zudem ist Burton Autor mehrerer Fechtbücher zu Schwert, Säbel und Bajonett. Sein Book of the Sword widmet sich zudem waffenhistorischen Themen.


Kontroverse


Burton wird von Kwame Anthony Appiah einerseits als hervorragendes Beispiel für einen Kosmopoliten bezeichnet, der sich mit großer Hingabe den Sprachen und Völkern der Welt widmete, gleichzeitig jedoch auch als Beispiel eines „Antikosmopoliten“ viktorianischer Prägung, der sich nur selten für die Belange anderer Menschen einsetzte und über andere Ethnien mit Verachtung sprach (u. a. „Die Pwanees (sic!) ähnlich den Afrikanern, schneiden einem schlafenden Gast ohne weiteres die Kehle durch.“)[11]


Auszeichnungen und Ehrungen



Schriften



Übersetzungen



Rezeption



Burton als Romanfigur



Reminiszenzen



Literatur




Commons: Richard Francis Burton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Lovell (1998), S. 1.
  2. Wright (1906), Band 1, S. 37.
  3. William Page: A History of the County of Hertford. Constable, 1908, S. Band 2, S. 349–351 (british-history.ac.uk).
  4. Wright (1906), Band 1, S. 38.
  5. Wright (1906), Band 1, S. 52.
  6. The Kasîdah Of Hâjî Abdû El-Yezdî von Richard F. Burton (1870).
  7. Burton Tomb Restoration Fund (Memento des Originals vom 28. August 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burtonfund.org, (englisch)
  8. Johannes Saltzwedel: Wie sich ein Brite heimlich in Mekka einschlich. In: Spiegel Online. 5. August 2021, abgerufen am 7. August 2021.
  9. Anthony Appiah: Der Kosmopolit. Philosophie des Weltbürgertums. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56327-0, S. 21.
  10. Rob Walters: Rogue Males: Richard Burton, Howard Marks and Sir Richard Burton. Satin, 2006, S. 4748.
  11. Kwame Anthony Appiah: Der Kosmopolit - Philosophie des Weltbürgertums. Beck, München 2007, S. 2129.
  12. Burtons Übersetzung des Ananga Ranga (englisch)
  13. Arthur Conan Doyle: The Lost World. Chapter I.
Personendaten
NAME Burton, Richard Francis
KURZBESCHREIBUNG britischer Forschungsreisender, Übersetzer, Orientalist
GEBURTSDATUM 19. März 1821
GEBURTSORT Barham House, Hertfordshire, England
STERBEDATUM 20. Oktober 1890
STERBEORT Triest

На других языках


- [de] Richard Francis Burton

[en] Richard Francis Burton

Sir Richard Francis Burton KCMG FRGS (/ˈbɜːrtən/; 19 March 1821 – 20 October 1890) was a British explorer, writer, scholar, and soldier. He was famed for his travels and explorations in Asia, Africa, and the Americas, as well as his extraordinary knowledge of languages and cultures. According to one count, he spoke twenty-nine European, Asian, and African languages.[1]

[es] Richard Francis Burton

Richard Francis Burton (Torquay, Inglaterra, 19 de marzo de 1821 – Trieste, Imperio Austrohúngaro, 20 de octubre de 1890) fue un cónsul británico, explorador, traductor y orientalista, aunque él se consideraba a sí mismo fundamentalmente un antropólogo y cultivó ocasionalmente la poesía. Se hizo famoso por sus exploraciones en Asia y África, así como por su extraordinario conocimiento de lenguas y culturas. De acuerdo a un recuento reciente, hablaba veintinueve lenguas europeas, asiáticas y africanas.[1]

[fr] Richard Francis Burton

Richard Francis Burton, né le 19 mars 1821 à Torquay (Angleterre) et mort le 20 octobre 1890 à Trieste, est un érudit et polymathe britannique. Il est tour à tour officier militaire, escrimeur, explorateur, écrivain et poète, traducteur, linguiste, orientaliste, maître soufi, ethnologue, diplomate et expérimentateur passionné de la plupart des perversions humaines.

[ru] Бёртон, Ричард Фрэнсис

Капитан сэр Ри́чард Фрэ́нсис Бёртон, или Бе́ртон[6] (англ. Richard Francis Burton; 19 марта 1821 (1821-03-19), Торки — 20 октября 1890, Триест) — британский путешественник, писатель, поэт, переводчик, этнограф, лингвист, гипнотизёр, фехтовальщик и дипломат. Прославился своими исследованиями Азии и Африки, а также своим исключительным знанием различных языков и культур. По некоторым оценкам, Бёртон владел двадцатью девятью языками, относящимися к различным языковым семьям.



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